Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Ausgang des Mittelalters. telalterlichen deutschen Schriftstellernatur dar. Der hauptsächlichste In-halt ist zwar nicht Eigenthum Conrad's. Die Art und Weise aber, wie er sein Original wiedergibt, hier und da dessen Ordnung etwa ändert oder kleinere Zusätze macht, charakterisiren ihn als einen um das strenge Urtheil seiner Mitgeistlichen sich eben nicht sehr kümmernden, derb auf die Fehler seines Standes losziehenden Mann. Er war wie Thomas Cantipratanus ein Dominikaner; um das Jahr 1309 geboren, und zwar im nördlichen Baiern in der Nähe des Mains (ungewiß ob in einem Orte Namens Megenberg oder als Sohn eines Vogtes von Megenberg) wurde er zunächst in Erfurt erzogen, besuchte dann die Universität Pa- ris, wo er acht Jahre blieb und Magister der Theologie wurde, und kehrte 1337 nach Deutschland zurück. Wahrscheinlich nach Wien ge- sandt leitete er dort die Schule bei St. Stephan bis zum Jahre 1341, gieng 1342 nach Regensburg und starb, nachdem er sich wie es scheint in die dortigen Kreise hatte einkämpfen müssen, als Domherr daselbst im Jahre 1374. Wurde er aber auch anfangs nur ungern in Regens- burg aufgenommen, so wußte er sich doch theils durch seine Rednergabe theils durch seine Klugheit eine einflußreiche Stellung in jener Stadt zu gründen, deren Rath ihn bei Gelegenheit eines zwischen der Abtei St. Emeran und der Curie ausgebrochenen Streites im Jahre 1357 nach Avignon sandte, um dort beim Pabste direct einen Vergleich zu erwir- ken241). Er war ein thätiger und fruchtbarer Schriftsteller; er verfaßte mehrere theologische Werke und betheiligte sich durch verschiedene Ver- öffentlichungen an den kirchlich politischen Streitigkeiten seiner Zeit. Von diesen Sachen ist nichts gedruckt worden außer Bruchstücken. Die Uebersetzung der Schrift des Thomas von Cantimpre hat er im Jahre 1349 und 1350 gemacht, wie aus den in derselben angeführten histo- rischen Thatsachen hervorgeht. Welche große Verbreitung diese erste nochmals entdecken mußte, daß Thomas sein Original war. Auch ist zu bedauern,
daß er die Thiernamen nicht durch die wenig älteren lateinischen Thiergeschichten verfolgt hat. Ausgang des Mittelalters. telalterlichen deutſchen Schriftſtellernatur dar. Der hauptſächlichſte In-halt iſt zwar nicht Eigenthum Conrad's. Die Art und Weiſe aber, wie er ſein Original wiedergibt, hier und da deſſen Ordnung etwa ändert oder kleinere Zuſätze macht, charakteriſiren ihn als einen um das ſtrenge Urtheil ſeiner Mitgeiſtlichen ſich eben nicht ſehr kümmernden, derb auf die Fehler ſeines Standes losziehenden Mann. Er war wie Thomas Cantipratanus ein Dominikaner; um das Jahr 1309 geboren, und zwar im nördlichen Baiern in der Nähe des Mains (ungewiß ob in einem Orte Namens Megenberg oder als Sohn eines Vogtes von Megenberg) wurde er zunächſt in Erfurt erzogen, beſuchte dann die Univerſität Pa- ris, wo er acht Jahre blieb und Magiſter der Theologie wurde, und kehrte 1337 nach Deutſchland zurück. Wahrſcheinlich nach Wien ge- ſandt leitete er dort die Schule bei St. Stephan bis zum Jahre 1341, gieng 1342 nach Regensburg und ſtarb, nachdem er ſich wie es ſcheint in die dortigen Kreiſe hatte einkämpfen müſſen, als Domherr daſelbſt im Jahre 1374. Wurde er aber auch anfangs nur ungern in Regens- burg aufgenommen, ſo wußte er ſich doch theils durch ſeine Rednergabe theils durch ſeine Klugheit eine einflußreiche Stellung in jener Stadt zu gründen, deren Rath ihn bei Gelegenheit eines zwiſchen der Abtei St. Emeran und der Curie ausgebrochenen Streites im Jahre 1357 nach Avignon ſandte, um dort beim Pabſte direct einen Vergleich zu erwir- ken241). Er war ein thätiger und fruchtbarer Schriftſteller; er verfaßte mehrere theologiſche Werke und betheiligte ſich durch verſchiedene Ver- öffentlichungen an den kirchlich politiſchen Streitigkeiten ſeiner Zeit. Von dieſen Sachen iſt nichts gedruckt worden außer Bruchſtücken. Die Ueberſetzung der Schrift des Thomas von Cantimpré hat er im Jahre 1349 und 1350 gemacht, wie aus den in derſelben angeführten hiſto- riſchen Thatſachen hervorgeht. Welche große Verbreitung dieſe erſte nochmals entdecken mußte, daß Thomas ſein Original war. Auch iſt zu bedauern,
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Ausgang des Mittelalters.
telalterlichen deutſchen Schriftſtellernatur dar. Der hauptſächlichſte In-
halt iſt zwar nicht Eigenthum Conrad's. Die Art und Weiſe aber, wie
er ſein Original wiedergibt, hier und da deſſen Ordnung etwa ändert
oder kleinere Zuſätze macht, charakteriſiren ihn als einen um das ſtrenge
Urtheil ſeiner Mitgeiſtlichen ſich eben nicht ſehr kümmernden, derb auf
die Fehler ſeines Standes losziehenden Mann. Er war wie Thomas
Cantipratanus ein Dominikaner; um das Jahr 1309 geboren, und zwar
im nördlichen Baiern in der Nähe des Mains (ungewiß ob in einem Orte
Namens Megenberg oder als Sohn eines Vogtes von Megenberg)
wurde er zunächſt in Erfurt erzogen, beſuchte dann die Univerſität Pa-
ris, wo er acht Jahre blieb und Magiſter der Theologie wurde, und
kehrte 1337 nach Deutſchland zurück. Wahrſcheinlich nach Wien ge-
ſandt leitete er dort die Schule bei St. Stephan bis zum Jahre 1341,
gieng 1342 nach Regensburg und ſtarb, nachdem er ſich wie es ſcheint
in die dortigen Kreiſe hatte einkämpfen müſſen, als Domherr daſelbſt
im Jahre 1374. Wurde er aber auch anfangs nur ungern in Regens-
burg aufgenommen, ſo wußte er ſich doch theils durch ſeine Rednergabe
theils durch ſeine Klugheit eine einflußreiche Stellung in jener Stadt zu
gründen, deren Rath ihn bei Gelegenheit eines zwiſchen der Abtei St.
Emeran und der Curie ausgebrochenen Streites im Jahre 1357 nach
Avignon ſandte, um dort beim Pabſte direct einen Vergleich zu erwir-
ken 241). Er war ein thätiger und fruchtbarer Schriftſteller; er verfaßte
mehrere theologiſche Werke und betheiligte ſich durch verſchiedene Ver-
öffentlichungen an den kirchlich politiſchen Streitigkeiten ſeiner Zeit.
Von dieſen Sachen iſt nichts gedruckt worden außer Bruchſtücken. Die
Ueberſetzung der Schrift des Thomas von Cantimpré hat er im Jahre
1349 und 1350 gemacht, wie aus den in derſelben angeführten hiſto-
riſchen Thatſachen hervorgeht. Welche große Verbreitung dieſe erſte
240)
241) Dieſe biographiſchen Notizen vorzüglich nach Pfeiffer in der Einlei-
tung zur Ausgabe. Derſelbe gibt auch eine Ueberſicht über Conrad's litterariſche
Thätigkeit.
240) nochmals entdecken mußte, daß Thomas ſein Original war. Auch iſt zu bedauern,
daß er die Thiernamen nicht durch die wenig älteren lateiniſchen Thiergeſchichten
verfolgt hat.
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