Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Die Zoologie des Mittelalters. über das Vorkommen einzelner Thiere. Doch erschwert auch hier derMangel einer wissenschaftlichen Namengebung das Wiedererkennen der Thiere. Eines der ältesten bekannt gewordenen geographischen Werke ist "das Buch der Länder" des Scheich Abu Ishak el-Farsi el-Ißtachri, geschrieben um 95096). Zoologische Angaben finden sich nur wenige. In Jemen sind viele Affen, welche einem Anführer folgen, wie die Bienen der Königin. Auch ist dort ein Thier, welches den Menschen verwundet und seinen Leib mit Würmern füllt. Mordtmann glaubt hierbei, die Filaria medinensis, den Guineawurm, vermuthen zu kön- nen97). Bei Sirin (in Portugal) zeigt sich zuweilen ein Seethier, aus dessen abgeriebenen sehr weichen goldgelben Haaren kostbare Zeuge ge- webt werden. Die Nilkrokodile sind nur unter den Vorder- und Hin- terfüßen und bei den Achseln zu verwunden; es gibt am Nil Stellen, wo das Krokodil niemals Schaden thut. Auch im Flusse Mihram im Gebiete von Multan (Indien) gibt es so große Krokodile wie im Nil. In dem Süßwassersee am untern Nilende finden sich Fische von der Gestalt einer Schildkröte, welche Delphine heißen." (Delphine an dersel- ben Oertlichkeit, bei Tennis und Damiette erwähnt auch Abdallatif). "In Said gibt es Esel, welche man Seklabie (Slavonische) nennt; man glaubt, daß sie von einem wilden und einem gezähmten Thiere abstam- men" (S. 33). Bei Nißibin in Dschesira finden sich Schlangen, welche von allen Schlangen am schnellsten tödten, auch viele tödtliche Skor- pione. "In Askar Mokrem gibt es eine Art kleiner Skorpione von der Größe eines Laserpitiumblattes, welche Kerure heißen und von deren Bisse Niemand geheilt werden kann, da derselbe tödtlicher ist als einiger Schlangenarten" (S. 59). "Man fertigt dort Kermes (in De- bil). Ich habe gehört, daß es ein Wurm ist, der sich einspinnt wie der Seidenwurm". 96) Das Buch der Länder von Schech Ebu Ishak el Farsi el Ißtachri. Aus dem Arabischen übersetzt von A. D. Mordtmann. Hamburg 1845 (Schriften der Akademie von Ham, 1. Bd. 2. Abth.). 97) Es folgt hier (S. 14) folgende naive Stelle: "Von einigen Hyänen wird
aber etwas erzählt, was nicht erlaubt ist, wieder zu erzählen; denn derjenige, der etwas läugnet und nicht berichtet, ist eher zu entschuldigen als derjenige, der etwas als wahr erzählt was er nicht weiß. Die Zoologie des Mittelalters. über das Vorkommen einzelner Thiere. Doch erſchwert auch hier derMangel einer wiſſenſchaftlichen Namengebung das Wiedererkennen der Thiere. Eines der älteſten bekannt gewordenen geographiſchen Werke iſt „das Buch der Länder“ des Scheich Abu Iſhak el-Farſi el-Ißtachri, geſchrieben um 95096). Zoologiſche Angaben finden ſich nur wenige. In Jemen ſind viele Affen, welche einem Anführer folgen, wie die Bienen der Königin. Auch iſt dort ein Thier, welches den Menſchen verwundet und ſeinen Leib mit Würmern füllt. Mordtmann glaubt hierbei, die Filaria medinensis, den Guineawurm, vermuthen zu kön- nen97). Bei Sirin (in Portugal) zeigt ſich zuweilen ein Seethier, aus deſſen abgeriebenen ſehr weichen goldgelben Haaren koſtbare Zeuge ge- webt werden. Die Nilkrokodile ſind nur unter den Vorder- und Hin- terfüßen und bei den Achſeln zu verwunden; es gibt am Nil Stellen, wo das Krokodil niemals Schaden thut. Auch im Fluſſe Mihram im Gebiete von Multan (Indien) gibt es ſo große Krokodile wie im Nil. In dem Süßwaſſerſee am untern Nilende finden ſich Fiſche von der Geſtalt einer Schildkröte, welche Delphine heißen.“ (Delphine an derſel- ben Oertlichkeit, bei Tennis und Damiette erwähnt auch Abdallatif). „In Said gibt es Eſel, welche man Seklabie (Slavoniſche) nennt; man glaubt, daß ſie von einem wilden und einem gezähmten Thiere abſtam- men“ (S. 33). Bei Nißibin in Dſcheſira finden ſich Schlangen, welche von allen Schlangen am ſchnellſten tödten, auch viele tödtliche Skor- pione. „In Askar Mokrem gibt es eine Art kleiner Skorpione von der Größe eines Laſerpitiumblattes, welche Kerure heißen und von deren Biſſe Niemand geheilt werden kann, da derſelbe tödtlicher iſt als einiger Schlangenarten“ (S. 59). „Man fertigt dort Kermes (in De- bil). Ich habe gehört, daß es ein Wurm iſt, der ſich einſpinnt wie der Seidenwurm“. 96) Das Buch der Länder von Schech Ebu Iſhak el Farſi el Ißtachri. Aus dem Arabiſchen überſetzt von A. D. Mordtmann. Hamburg 1845 (Schriften der Akademie von Ham, 1. Bd. 2. Abth.). 97) Es folgt hier (S. 14) folgende naive Stelle: „Von einigen Hyänen wird
aber etwas erzählt, was nicht erlaubt iſt, wieder zu erzählen; denn derjenige, der etwas läugnet und nicht berichtet, iſt eher zu entſchuldigen als derjenige, der etwas als wahr erzählt was er nicht weiß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0175" n="164"/><fw place="top" type="header">Die Zoologie des Mittelalters.</fw><lb/> über das Vorkommen einzelner Thiere. Doch erſchwert auch hier der<lb/> Mangel einer wiſſenſchaftlichen Namengebung das Wiedererkennen der<lb/> Thiere. Eines der älteſten bekannt gewordenen geographiſchen Werke<lb/> iſt „das Buch der Länder“ des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/102509379">Scheich Abu Iſhak el-Farſi <hi rendition="#g">el-Ißtachri</hi></persName>,<lb/> geſchrieben um 950<note place="foot" n="96)">Das Buch der Länder von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/102509379">Schech Ebu Iſhak el<lb/> Farſi el Ißtachri</persName>. Aus<lb/> dem Arabiſchen überſetzt von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117142913">A. D. <hi rendition="#g">Mordtmann</hi></persName>. Hamburg 1845 (Schriften<lb/> der Akademie von Ham, 1. Bd. 2. Abth.).</note>. Zoologiſche Angaben finden ſich nur<lb/> wenige.<lb/> In Jemen ſind viele Affen, welche einem Anführer folgen, wie die<lb/> Bienen der Königin. Auch iſt dort ein Thier, welches den Menſchen<lb/> verwundet und ſeinen Leib mit Würmern füllt. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117142913">Mordtmann</persName></hi> glaubt<lb/> hierbei, die <hi rendition="#aq">Filaria medinensis,</hi> den Guineawurm, vermuthen zu kön-<lb/> nen<note place="foot" n="97)">Es folgt hier (S. 14) folgende naive Stelle: „Von einigen Hyänen wird<lb/> aber etwas erzählt, was nicht erlaubt iſt, wieder zu erzählen; denn derjenige, der<lb/> etwas läugnet und nicht berichtet, iſt eher zu entſchuldigen als derjenige, der<lb/> etwas<lb/> als wahr erzählt was er nicht weiß.</note>. Bei Sirin (in Portugal) zeigt ſich zuweilen ein Seethier, aus<lb/> deſſen abgeriebenen ſehr weichen goldgelben Haaren koſtbare Zeuge ge-<lb/> webt werden. Die Nilkrokodile ſind nur unter den Vorder- und Hin-<lb/> terfüßen und bei den Achſeln zu verwunden; es gibt am Nil Stellen,<lb/> wo das Krokodil niemals Schaden thut. Auch im Fluſſe Mihram im<lb/> Gebiete von Multan (Indien) gibt es ſo große Krokodile wie im Nil.<lb/> In dem Süßwaſſerſee am untern Nilende finden ſich Fiſche von der<lb/> Geſtalt einer Schildkröte, welche Delphine heißen.“ (Delphine an derſel-<lb/> ben Oertlichkeit, bei Tennis und Damiette erwähnt auch <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118500090">Abdallatif</persName>).<lb/> „In Said gibt es Eſel, welche man Seklabie (Slavoniſche) nennt; man<lb/> glaubt, daß ſie von einem wilden und einem gezähmten Thiere abſtam-<lb/> men“ (S. 33). Bei Nißibin in Dſcheſira finden ſich Schlangen, welche<lb/> von allen Schlangen am ſchnellſten tödten, auch viele tödtliche Skor-<lb/> pione. „In Askar Mokrem gibt es eine Art kleiner Skorpione von der<lb/> Größe eines Laſerpitiumblattes, welche Kerure heißen und von deren<lb/> Biſſe Niemand geheilt werden kann, da derſelbe tödtlicher iſt als<lb/> einiger Schlangenarten“ (S. 59). „Man fertigt dort Kermes (in De-<lb/> bil). Ich habe gehört, daß es ein Wurm iſt, der ſich einſpinnt wie der<lb/> Seidenwurm“.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0175]
Die Zoologie des Mittelalters.
über das Vorkommen einzelner Thiere. Doch erſchwert auch hier der
Mangel einer wiſſenſchaftlichen Namengebung das Wiedererkennen der
Thiere. Eines der älteſten bekannt gewordenen geographiſchen Werke
iſt „das Buch der Länder“ des Scheich Abu Iſhak el-Farſi el-Ißtachri,
geſchrieben um 950 96). Zoologiſche Angaben finden ſich nur
wenige.
In Jemen ſind viele Affen, welche einem Anführer folgen, wie die
Bienen der Königin. Auch iſt dort ein Thier, welches den Menſchen
verwundet und ſeinen Leib mit Würmern füllt. Mordtmann glaubt
hierbei, die Filaria medinensis, den Guineawurm, vermuthen zu kön-
nen 97). Bei Sirin (in Portugal) zeigt ſich zuweilen ein Seethier, aus
deſſen abgeriebenen ſehr weichen goldgelben Haaren koſtbare Zeuge ge-
webt werden. Die Nilkrokodile ſind nur unter den Vorder- und Hin-
terfüßen und bei den Achſeln zu verwunden; es gibt am Nil Stellen,
wo das Krokodil niemals Schaden thut. Auch im Fluſſe Mihram im
Gebiete von Multan (Indien) gibt es ſo große Krokodile wie im Nil.
In dem Süßwaſſerſee am untern Nilende finden ſich Fiſche von der
Geſtalt einer Schildkröte, welche Delphine heißen.“ (Delphine an derſel-
ben Oertlichkeit, bei Tennis und Damiette erwähnt auch Abdallatif).
„In Said gibt es Eſel, welche man Seklabie (Slavoniſche) nennt; man
glaubt, daß ſie von einem wilden und einem gezähmten Thiere abſtam-
men“ (S. 33). Bei Nißibin in Dſcheſira finden ſich Schlangen, welche
von allen Schlangen am ſchnellſten tödten, auch viele tödtliche Skor-
pione. „In Askar Mokrem gibt es eine Art kleiner Skorpione von der
Größe eines Laſerpitiumblattes, welche Kerure heißen und von deren
Biſſe Niemand geheilt werden kann, da derſelbe tödtlicher iſt als
einiger Schlangenarten“ (S. 59). „Man fertigt dort Kermes (in De-
bil). Ich habe gehört, daß es ein Wurm iſt, der ſich einſpinnt wie der
Seidenwurm“.
96) Das Buch der Länder von Schech Ebu Iſhak el
Farſi el Ißtachri. Aus
dem Arabiſchen überſetzt von A. D. Mordtmann. Hamburg 1845 (Schriften
der Akademie von Ham, 1. Bd. 2. Abth.).
97) Es folgt hier (S. 14) folgende naive Stelle: „Von einigen Hyänen wird
aber etwas erzählt, was nicht erlaubt iſt, wieder zu erzählen; denn derjenige, der
etwas läugnet und nicht berichtet, iſt eher zu entſchuldigen als derjenige, der
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