Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Die Zoologie des Mittelalters. Magnus67), Hieronymus, selbst Isidorus als Autoren angeführt,während man noch Andre stillschweigend für die Verfasser ansehen zu dürfen glaubte68). Es ist immerhin möglich, daß alle die genannten Männer den Physiologus nicht bloß benutzt und erwähnt, sondern auch vielleicht erweitert oder sonst in einer ihnen eigenthümlichen Weise ge- faßt haben. Verfasser im eigentlichen Sinne waren sie aber nicht. Daß die handschriftlichen Zeugnisse für solche Autorschaft in jeder Weise unzureichend sind, braucht kaum erwähnt zu werden. Aus gleichen Gründen kann man auch der Ansicht Cahier's ein Inhaltsverzeichniß dieser aus dem 14. Jahrhundert stammenden Handschrift. Wie schon die Ueberschrift erkennen läßt (Excerptio de Hexaemeron Ambrosii, lib. 5. de natura bestiarum et piscium) und der Inhalt bestätigt, gehört sie entschie- den nicht in die Reihe der Physiologi. 67) s. oben S. 112, Anm. 12. 68) s. Pitra, a. a. O. T. III. p. LXIII, flgde. Der sogenannte Physiologus des Florinus der Leipziger Bibliothek, den Freytag erwähnt (Analecta p. 967) und dessen Inhaltsverzeichniß bereits Thierfelder a. a. O. mitgetheilt hat, ist völlig verschieden. Er enthält 119 Thiere in fortlaufenden Distichen und trägt die Unterschrift: Magister Florinus composuit. Explicit Physiologus. anno do- mini 1493. Er beginnt mit Homo. Bos. Ovis. Aries. Agnus. Hedus. Hircus. Capra u. s. f. Ebensowenig gehört zu den Physiologen die Schrift eines Unge- nannten aus dem 11. Jahrhundert: peri zoon tinon idiotetos, welche Matthaei in den Poikila Ellenika. Moskau, 1811 herausgegeben hat. Es werden 53 Thiere geschildert; drei fernere Beschreibungen sind nicht erhalten. Sie ist der bereits erwähnten Schrift des Manuel Phile verwandt (s. S. 112. Anm. 12). 69) Oratio ad Graecos. ed. Otto. Jenae 1851. p. 68. cap. 15 (n. 24. ed.
57. ed. Worth) kai peri men toutou en to peri zoon akribesteron emin suntetaktai. und p. 82: tinos de kharin ou to dunatotero proserkhe des- pote, therapeueis de mallon auton osper o men kuon dia poas, o de ela- phos di ekhidnes, o de sus dia ton en potamois karkinon, o de leon dia ton pitekon. Aehnliches kommt sehr vielfach vor; so die Selbstheilung der Hunde und Löwen ganz wie hier bei Cyrillus Alexandrinus, peri zoon idiotetos. (Gre- gorii Nazianzeni Carmina selecta. Romae 1590. p. 95. v. 14-17.)) Die Zoologie des Mittelalters. Magnus67), Hieronymus, ſelbſt Iſidorus als Autoren angeführt,während man noch Andre ſtillſchweigend für die Verfaſſer anſehen zu dürfen glaubte68). Es iſt immerhin möglich, daß alle die genannten Männer den Phyſiologus nicht bloß benutzt und erwähnt, ſondern auch vielleicht erweitert oder ſonſt in einer ihnen eigenthümlichen Weiſe ge- faßt haben. Verfaſſer im eigentlichen Sinne waren ſie aber nicht. Daß die handſchriftlichen Zeugniſſe für ſolche Autorſchaft in jeder Weiſe unzureichend ſind, braucht kaum erwähnt zu werden. Aus gleichen Gründen kann man auch der Anſicht Cahier's ein Inhaltsverzeichniß dieſer aus dem 14. Jahrhundert ſtammenden Handſchrift. Wie ſchon die Ueberſchrift erkennen läßt (Excerptio de Hexaemeron Ambrosii, lib. 5. de natura bestiarum et piscium) und der Inhalt beſtätigt, gehört ſie entſchie- den nicht in die Reihe der Phyſiologi. 67) ſ. oben S. 112, Anm. 12. 68) ſ. Pitra, a. a. O. T. III. p. LXIII, flgde. Der ſogenannte Phyſiologus des Florinus der Leipziger Bibliothek, den Freytag erwähnt (Analecta p. 967) und deſſen Inhaltsverzeichniß bereits Thierfelder a. a. O. mitgetheilt hat, iſt völlig verſchieden. Er enthält 119 Thiere in fortlaufenden Diſtichen und trägt die Unterſchrift: Magister Florinus composuit. Explicit Physiologus. anno do- mini 1493. Er beginnt mit Homo. Bos. Ovis. Aries. Agnus. Hedus. Hircus. Capra u. ſ. f. Ebenſowenig gehört zu den Phyſiologen die Schrift eines Unge- nannten aus dem 11. Jahrhundert: περὶ ζῴων τινῶν ἰδιότητος, welche Matthaei in den Ποικιλα Ἑλληνικα. Moskau, 1811 herausgegeben hat. Es werden 53 Thiere geſchildert; drei fernere Beſchreibungen ſind nicht erhalten. Sie iſt der bereits erwähnten Schrift des Manuel Phile verwandt (ſ. S. 112. Anm. 12). 69) Oratio ad Graecos. ed. Otto. Jenae 1851. p. 68. cap. 15 (n. 24. ed.
57. ed. Worth) καὶ περὶ μὲν τούτου ἐν τῲ περὶ ζῴων ἀκριβέστερον ἡμῖν συντέτακται. und p. 82: τίνος δὲ χάριν οὐ τῷ δυνατωτέρῳ προσέρχῃ δεσ- πότῃ, θεραπεύεις δὲ μᾶλλον αὐτὸν ὥσπερ ὁ μὲν κύων διὰ πόας, ὁ δὲ ἔλα- φος δἰ ἐχίδνης, ὁ δὲ σῦς διὰ τῶν ἐν ποτάμοις καρκίνων, ὁ δὲ λέων διὰ τῶν πιτήκων. Aehnliches kommt ſehr vielfach vor; ſo die Selbſtheilung der Hunde und Löwen ganz wie hier bei Cyrillus Alexandrinus, περὶ ζῴων ἰδιότητος. (Gre- gorii Nazianzeni Carmina selecta. Romae 1590. p. 95. v. 14-17.)) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0151" n="140"/><fw place="top" type="header">Die Zoologie des Mittelalters.</fw><lb/> Magnus<note place="foot" n="67)">ſ. oben S. 112, Anm. 12.</note>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118550853">Hieronymus</persName>, ſelbſt <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118555995">Iſidorus</persName> als Autoren angeführt,<lb/> während man noch Andre ſtillſchweigend für die Verfaſſer anſehen zu<lb/> dürfen glaubte<note place="foot" n="68)">ſ. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118964577">Pitra</persName></hi>, a. a. O. <hi rendition="#aq">T. III. p. LXIII,</hi> flgde. Der ſogenannte Phyſiologus<lb/> des Florinus der Leipziger Bibliothek, den <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/100126707">Freytag</persName></hi> erwähnt (<hi rendition="#aq">Analecta p. 967</hi>)<lb/> und deſſen Inhaltsverzeichniß bereits <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/102811318">Thierfelder</persName></hi> a. a. O. mitgetheilt hat, iſt<lb/> völlig verſchieden. Er enthält 119 Thiere in fortlaufenden Diſtichen und trägt die<lb/> Unterſchrift: <hi rendition="#aq">Magister Florinus composuit. Explicit Physiologus. anno do-<lb/> mini 1493</hi>. Er beginnt mit <hi rendition="#aq">Homo. Bos. Ovis. Aries. Agnus. Hedus. Hircus.<lb/> Capra</hi> u. ſ. f. Ebenſowenig gehört zu den Phyſiologen die Schrift eines Unge-<lb/> nannten aus dem 11. Jahrhundert: περὶ ζῴων τινῶν ἰδιότητος, welche<lb/><hi rendition="#g">Matthaei</hi> in den Ποικιλα Ἑλληνικα. Moskau, 1811 herausgegeben hat. Es<lb/> werden 53 Thiere geſchildert; drei fernere Beſchreibungen ſind nicht erhalten. Sie<lb/> iſt der bereits erwähnten Schrift des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119045052">Manuel Phile</persName> verwandt (ſ. S. 112. Anm. 12).</note>. Es iſt immerhin möglich, daß alle die genannten<lb/> Männer den Phyſiologus nicht bloß benutzt und erwähnt, ſondern auch<lb/> vielleicht erweitert oder ſonſt in einer ihnen eigenthümlichen Weiſe ge-<lb/> faßt haben. Verfaſſer im eigentlichen Sinne waren ſie aber nicht.<lb/> Daß die handſchriftlichen Zeugniſſe für ſolche Autorſchaft in jeder Weiſe<lb/> unzureichend ſind, braucht kaum erwähnt zu werden.</p><lb/> <p>Aus gleichen Gründen kann man auch der Anſicht <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/138701709">Cahier</persName></hi>'s<lb/> nicht beitreten, daß <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11864310X">Tatian</persName></hi> (zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts)<lb/> der Verfaſſer ſei. Es hat dies ſchon <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118964577">Pitra</persName></hi> zurückgewieſen. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11864310X">Tatian</persName><lb/> ſpricht zwar von einer von ihm verfaßten Schrift über die Thiere und<lb/> führt einige Beiſpiele von Inſtinkt an<note place="foot" n="69)"><hi rendition="#aq">Oratio ad Graecos. ed. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/103143645">Otto</persName>. Jenae 1851. p. 68. cap. 15 (n. 24. ed.<lb/> 57. ed. <persName ref="nognd http://viaf.org/viaf/54578206">Worth</persName>)</hi> καὶ περὶ μὲν τούτου ἐν τῲ περὶ ζῴων ἀκριβέστερον ἡμῖν<lb/> συντέτακται. und <hi rendition="#aq">p. 82</hi>: τίνος δὲ χάριν οὐ τῷ δυνατωτέρῳ προσέρχῃ δεσ-<lb/> πότῃ, θεραπεύεις δὲ μᾶλλον αὐτὸν ὥσπερ ὁ μὲν κύων διὰ πόας, ὁ δὲ ἔλα-<lb/> φος δἰ ἐχίδνης, ὁ δὲ σῦς διὰ τῶν ἐν ποτάμοις καρκίνων, ὁ δὲ λέων διὰ τῶν<lb/> πιτήκων. Aehnliches kommt ſehr vielfach vor; ſo die Selbſtheilung der Hunde und<lb/> Löwen ganz wie hier bei <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118523139"><hi rendition="#g">Cyrillus</hi> Alexandrinus</persName>,</hi> περὶ ζῴων ἰδιότητος. (<hi rendition="#aq">Gre-<lb/> gorii Nazianzeni Carmina selecta. Romae 1590. p. 95. v. 14-17.)</hi>)</note>. Aber abgeſehen davon, daß<lb/> er die angezogene Schrift wahrſcheinlich noch als Heide verfaßt hat und<lb/> daß ſie ſich dem ganzen Zuſammenhang der ihre Erwähnung enthal-<lb/><note xml:id="seg2pn_11_2" prev="#seg2pn_11_1" place="foot" n="66)">ein Inhaltsverzeichniß dieſer aus dem 14. Jahrhundert ſtammenden Handſchrift.<lb/> Wie ſchon die Ueberſchrift erkennen läßt (<hi rendition="#aq">Excerptio de Hexaemeron <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11850245X">Ambrosi</persName>i, lib.<lb/> 5. de natura bestiarum et piscium</hi>) und der Inhalt beſtätigt, gehört ſie entſchie-<lb/> den nicht in die Reihe der Phyſiologi.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0151]
Die Zoologie des Mittelalters.
Magnus 67), Hieronymus, ſelbſt Iſidorus als Autoren angeführt,
während man noch Andre ſtillſchweigend für die Verfaſſer anſehen zu
dürfen glaubte 68). Es iſt immerhin möglich, daß alle die genannten
Männer den Phyſiologus nicht bloß benutzt und erwähnt, ſondern auch
vielleicht erweitert oder ſonſt in einer ihnen eigenthümlichen Weiſe ge-
faßt haben. Verfaſſer im eigentlichen Sinne waren ſie aber nicht.
Daß die handſchriftlichen Zeugniſſe für ſolche Autorſchaft in jeder Weiſe
unzureichend ſind, braucht kaum erwähnt zu werden.
Aus gleichen Gründen kann man auch der Anſicht Cahier's
nicht beitreten, daß Tatian (zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts)
der Verfaſſer ſei. Es hat dies ſchon Pitra zurückgewieſen. Tatian
ſpricht zwar von einer von ihm verfaßten Schrift über die Thiere und
führt einige Beiſpiele von Inſtinkt an 69). Aber abgeſehen davon, daß
er die angezogene Schrift wahrſcheinlich noch als Heide verfaßt hat und
daß ſie ſich dem ganzen Zuſammenhang der ihre Erwähnung enthal-
66)
67) ſ. oben S. 112, Anm. 12.
68) ſ. Pitra, a. a. O. T. III. p. LXIII, flgde. Der ſogenannte Phyſiologus
des Florinus der Leipziger Bibliothek, den Freytag erwähnt (Analecta p. 967)
und deſſen Inhaltsverzeichniß bereits Thierfelder a. a. O. mitgetheilt hat, iſt
völlig verſchieden. Er enthält 119 Thiere in fortlaufenden Diſtichen und trägt die
Unterſchrift: Magister Florinus composuit. Explicit Physiologus. anno do-
mini 1493. Er beginnt mit Homo. Bos. Ovis. Aries. Agnus. Hedus. Hircus.
Capra u. ſ. f. Ebenſowenig gehört zu den Phyſiologen die Schrift eines Unge-
nannten aus dem 11. Jahrhundert: περὶ ζῴων τινῶν ἰδιότητος, welche
Matthaei in den Ποικιλα Ἑλληνικα. Moskau, 1811 herausgegeben hat. Es
werden 53 Thiere geſchildert; drei fernere Beſchreibungen ſind nicht erhalten. Sie
iſt der bereits erwähnten Schrift des Manuel Phile verwandt (ſ. S. 112. Anm. 12).
69) Oratio ad Graecos. ed. Otto. Jenae 1851. p. 68. cap. 15 (n. 24. ed.
57. ed. Worth) καὶ περὶ μὲν τούτου ἐν τῲ περὶ ζῴων ἀκριβέστερον ἡμῖν
συντέτακται. und p. 82: τίνος δὲ χάριν οὐ τῷ δυνατωτέρῳ προσέρχῃ δεσ-
πότῃ, θεραπεύεις δὲ μᾶλλον αὐτὸν ὥσπερ ὁ μὲν κύων διὰ πόας, ὁ δὲ ἔλα-
φος δἰ ἐχίδνης, ὁ δὲ σῦς διὰ τῶν ἐν ποτάμοις καρκίνων, ὁ δὲ λέων διὰ τῶν
πιτήκων. Aehnliches kommt ſehr vielfach vor; ſo die Selbſtheilung der Hunde und
Löwen ganz wie hier bei Cyrillus Alexandrinus, περὶ ζῴων ἰδιότητος. (Gre-
gorii Nazianzeni Carmina selecta. Romae 1590. p. 95. v. 14-17.))
66) ein Inhaltsverzeichniß dieſer aus dem 14. Jahrhundert ſtammenden Handſchrift.
Wie ſchon die Ueberſchrift erkennen läßt (Excerptio de Hexaemeron Ambrosii, lib.
5. de natura bestiarum et piscium) und der Inhalt beſtätigt, gehört ſie entſchie-
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