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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Physiologus.
als Erklärung beigefügte Name März eintritt. Die einzige Stelle der
Bibel, wo mit dem Onager eine Hinweisung auf eine Zeit vorkommt,
ist Jeremias 2, 24. Wo der Monatsname (an der erwähnten Stelle
heißt es nur "Monat") und gar der koptische herkommt, ist vorläufig
unerklärt54).

Der Affe wird im Physiologus zweimal angeführt, einmal nur
als Allegorie (der Schilderung des Onager meist angeschlossen) und
zwar die ungeschwänzte Form des Pithekus (so in den meisten älteren
Bearbeitungen und der isländischen); dann in den späteren Recensio-
nen, um seine Jungenliebe zu erwähnen, in einer Weise, wie es ähnlich
schon Plinius und Solinus (27, 57) thun.

Mit dem Wiesel ist eine eigenthümliche Verwechselung vorge-
gangen. Es wird 3. Mose, 11, 29 und an andern Stellen erwähnt55).
Aristoteles weist (de gener. anim. 3, 6, 66) ausdrücklich die Annahme
zurück, daß das Wiesel seine Jungen durch das Maul zur Welt bringe.
Es wird aber von den griechischen, syrischen, lateinischen und altfran-
zösischen Physiologis gerade umgekehrt angegeben (wie auch von den
arabischen Schriftstellern späterer Zeit), daß das Wiesel sich mit dem
Mund begatte und durch das Ohr gebäre. Eine pariser Handschrift
eines lateinischen Physiologus bezeichnet dies allerdings als falsch;
doch wird sonst kein Zweifel ausgedrückt. Da das Wiesel meist mit der
Schlange Aspis zusammen genannt wird, so hat vielleicht die von der
Viper erzählte Geschichte auf die Darstellung des Vorgangs beim Wiesel
unwillkürlich Einfluß gehabt. Doch ist auch eine alte Verwechselung
zwischen dem Wiesel (gale) und einem Hai (galeos) möglich.


54) Der griechische Physiologus (bei Pitra) leitet zwar diese Erzählung mit
den Worten ein: estin e alle phusis tou onagrou, oti en tois basileiois eu-
risketai. Doch ist weder in den Büchern der Könige, noch in denen Samuelis
noch in der Chronika eine hierauf anwendbare Stelle zu finden. Den koptischen Mo-
natsnamen führt übrigens auch Abdallatif (Relation de l'egypte. par S. de Sacy.
p. 140
) an, der ihn durch Adar erklärt, wie der griechische Physiologus beim Phö-
nix; ebenso übersetzen ihn mehrere der späteren mit März.
55) Nach Bochart ist das hier genannte Thier der Maulwurf; alle Ueber-
setzer geben es aber als Wiesel.
V. Carus, Gesch. d. Zool. 9

Phyſiologus.
als Erklärung beigefügte Name März eintritt. Die einzige Stelle der
Bibel, wo mit dem Onager eine Hinweiſung auf eine Zeit vorkommt,
iſt Jeremias 2, 24. Wo der Monatsname (an der erwähnten Stelle
heißt es nur „Monat“) und gar der koptiſche herkommt, iſt vorläufig
unerklärt54).

Der Affe wird im Phyſiologus zweimal angeführt, einmal nur
als Allegorie (der Schilderung des Onager meiſt angeſchloſſen) und
zwar die ungeſchwänzte Form des Pithekus (ſo in den meiſten älteren
Bearbeitungen und der isländiſchen); dann in den ſpäteren Recenſio-
nen, um ſeine Jungenliebe zu erwähnen, in einer Weiſe, wie es ähnlich
ſchon Plinius und Solinus (27, 57) thun.

Mit dem Wieſel iſt eine eigenthümliche Verwechſelung vorge-
gangen. Es wird 3. Moſe, 11, 29 und an andern Stellen erwähnt55).
Ariſtoteles weiſt (de gener. anim. 3, 6, 66) ausdrücklich die Annahme
zurück, daß das Wieſel ſeine Jungen durch das Maul zur Welt bringe.
Es wird aber von den griechiſchen, ſyriſchen, lateiniſchen und altfran-
zöſiſchen Phyſiologis gerade umgekehrt angegeben (wie auch von den
arabiſchen Schriftſtellern ſpäterer Zeit), daß das Wieſel ſich mit dem
Mund begatte und durch das Ohr gebäre. Eine pariſer Handſchrift
eines lateiniſchen Phyſiologus bezeichnet dies allerdings als falſch;
doch wird ſonſt kein Zweifel ausgedrückt. Da das Wieſel meiſt mit der
Schlange Aspis zuſammen genannt wird, ſo hat vielleicht die von der
Viper erzählte Geſchichte auf die Darſtellung des Vorgangs beim Wieſel
unwillkürlich Einfluß gehabt. Doch iſt auch eine alte Verwechſelung
zwiſchen dem Wieſel (γαλὴ) und einem Hai (γαλέος) möglich.


54) Der griechiſche Phyſiologus (bei Pitra) leitet zwar dieſe Erzählung mit
den Worten ein: ἔστιν ἡ ἄλλη φύσις τοῦ ὀνάγρου, ὅτι ἐν τοῖς βασιλείοις εὑ-
ρίσκεται. Doch iſt weder in den Büchern der Könige, noch in denen Samuelis
noch in der Chronika eine hierauf anwendbare Stelle zu finden. Den koptiſchen Mo-
natsnamen führt übrigens auch Abdallatif (Relation de l’égypte. par S. de Sacy.
p. 140
) an, der ihn durch Adar erklärt, wie der griechiſche Phyſiologus beim Phö-
nix; ebenſo überſetzen ihn mehrere der ſpäteren mit März.
55) Nach Bochart iſt das hier genannte Thier der Maulwurf; alle Ueber-
ſetzer geben es aber als Wieſel.
V. Carus, Geſch. d. Zool. 9
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[129/0140] Phyſiologus. als Erklärung beigefügte Name März eintritt. Die einzige Stelle der Bibel, wo mit dem Onager eine Hinweiſung auf eine Zeit vorkommt, iſt Jeremias 2, 24. Wo der Monatsname (an der erwähnten Stelle heißt es nur „Monat“) und gar der koptiſche herkommt, iſt vorläufig unerklärt 54). Der Affe wird im Phyſiologus zweimal angeführt, einmal nur als Allegorie (der Schilderung des Onager meiſt angeſchloſſen) und zwar die ungeſchwänzte Form des Pithekus (ſo in den meiſten älteren Bearbeitungen und der isländiſchen); dann in den ſpäteren Recenſio- nen, um ſeine Jungenliebe zu erwähnen, in einer Weiſe, wie es ähnlich ſchon Plinius und Solinus (27, 57) thun. Mit dem Wieſel iſt eine eigenthümliche Verwechſelung vorge- gangen. Es wird 3. Moſe, 11, 29 und an andern Stellen erwähnt 55). Ariſtoteles weiſt (de gener. anim. 3, 6, 66) ausdrücklich die Annahme zurück, daß das Wieſel ſeine Jungen durch das Maul zur Welt bringe. Es wird aber von den griechiſchen, ſyriſchen, lateiniſchen und altfran- zöſiſchen Phyſiologis gerade umgekehrt angegeben (wie auch von den arabiſchen Schriftſtellern ſpäterer Zeit), daß das Wieſel ſich mit dem Mund begatte und durch das Ohr gebäre. Eine pariſer Handſchrift eines lateiniſchen Phyſiologus bezeichnet dies allerdings als falſch; doch wird ſonſt kein Zweifel ausgedrückt. Da das Wieſel meiſt mit der Schlange Aspis zuſammen genannt wird, ſo hat vielleicht die von der Viper erzählte Geſchichte auf die Darſtellung des Vorgangs beim Wieſel unwillkürlich Einfluß gehabt. Doch iſt auch eine alte Verwechſelung zwiſchen dem Wieſel (γαλὴ) und einem Hai (γαλέος) möglich. 54) Der griechiſche Phyſiologus (bei Pitra) leitet zwar dieſe Erzählung mit den Worten ein: ἔστιν ἡ ἄλλη φύσις τοῦ ὀνάγρου, ὅτι ἐν τοῖς βασιλείοις εὑ- ρίσκεται. Doch iſt weder in den Büchern der Könige, noch in denen Samuelis noch in der Chronika eine hierauf anwendbare Stelle zu finden. Den koptiſchen Mo- natsnamen führt übrigens auch Abdallatif (Relation de l’égypte. par S. de Sacy. p. 140) an, der ihn durch Adar erklärt, wie der griechiſche Phyſiologus beim Phö- nix; ebenſo überſetzen ihn mehrere der ſpäteren mit März. 55) Nach Bochart iſt das hier genannte Thier der Maulwurf; alle Ueber- ſetzer geben es aber als Wieſel. V. Carus, Geſch. d. Zool. 9

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/140>, abgerufen am 23.11.2024.