den Juni und Juli fallen *). Vielleicht wird selbst durch atmosphärische Einflüsse die Erzeugung von Knaben oder Mädchen mit bestimmt, und auch meine Tabellen bestätigen die schon von Osiander**) gemachte Bemerkung, daß im Durchschnitt (keinesweges durchgängig) mehr Knaben beim Neu- und zunehmenden Monde, mehr Mädchen bei vollem und abnehmendem Monde erzeugt werden. Eben so ist zu bemerken, daß die erste Conception gewöhnlich ein Mädchen ist; dahingegen die Annahmen von Henke, Millot und Andern, daß auf die Bestimmung des Ge- schlechts entweder ein Testikel oder ein Ovarium wirke, hin- länglich widerlegt sind.
§. 649.
Als Kennzeichen der Statt gehabten Empfäng- niß hat man zwar mehrere Zufälle angeführt, allein genau genommen, ist keines derselben, welches vollkommen gültig genannt werden könnte. -- Es gehören dahin erhöhte Em- pfindung beym Coitus, Gefühl von Schauer, innern Krampf, oder auch wohl Ueblichkeit einige Zeit nach demselben, gänz- liches oder ziemlich vollkommnes Zurückbleiben und Eingeso- genwerden der Samenfeuchtigkeit in der Scheide und Ge- bärmutter, gelindes Anschwellen des Halses (welches von den Alten schon für das Zeichen verlorner Jungfräulichkeit gehalten wurde), ein Trieb die Schenkel kreuzweis über- einander zu schlagen, vorübergehendes Aufgetriebenseyn des Unterleibes u. s. w. -- Von alle diesen Zeichen kann man nur sagen, daß sie zuweilen vorhanden seyen, daß es durch dieselben einigen Frauen, welche schon mehrmals ge- boren haben, möglich werden könne, den Zeitpunkt wo sie empfangen haben, genau zu bemerken, allen daß alle diese
*) S. z. B. Friedlinder's (über die körperliche Erziehung d. Men- schen, übers. Leipzig 1819. S. 16.) Tabellen über die Geburten in Paris.
**) Annalen der Entbindungs-Lehranstalt, 2r Bd.
den Juni und Juli fallen *). Vielleicht wird ſelbſt durch atmosphaͤriſche Einfluͤſſe die Erzeugung von Knaben oder Maͤdchen mit beſtimmt, und auch meine Tabellen beſtaͤtigen die ſchon von Oſiander**) gemachte Bemerkung, daß im Durchſchnitt (keinesweges durchgaͤngig) mehr Knaben beim Neu- und zunehmenden Monde, mehr Maͤdchen bei vollem und abnehmendem Monde erzeugt werden. Eben ſo iſt zu bemerken, daß die erſte Conception gewoͤhnlich ein Maͤdchen iſt; dahingegen die Annahmen von Henke, Millot und Andern, daß auf die Beſtimmung des Ge- ſchlechts entweder ein Teſtikel oder ein Ovarium wirke, hin- laͤnglich widerlegt ſind.
§. 649.
Als Kennzeichen der Statt gehabten Empfaͤng- niß hat man zwar mehrere Zufaͤlle angefuͤhrt, allein genau genommen, iſt keines derſelben, welches vollkommen guͤltig genannt werden koͤnnte. — Es gehoͤren dahin erhoͤhte Em- pfindung beym Coitus, Gefuͤhl von Schauer, innern Krampf, oder auch wohl Ueblichkeit einige Zeit nach demſelben, gaͤnz- liches oder ziemlich vollkommnes Zuruͤckbleiben und Eingeſo- genwerden der Samenfeuchtigkeit in der Scheide und Ge- baͤrmutter, gelindes Anſchwellen des Halſes (welches von den Alten ſchon fuͤr das Zeichen verlorner Jungfraͤulichkeit gehalten wurde), ein Trieb die Schenkel kreuzweis uͤber- einander zu ſchlagen, voruͤbergehendes Aufgetriebenſeyn des Unterleibes u. ſ. w. — Von alle dieſen Zeichen kann man nur ſagen, daß ſie zuweilen vorhanden ſeyen, daß es durch dieſelben einigen Frauen, welche ſchon mehrmals ge- boren haben, moͤglich werden koͤnne, den Zeitpunkt wo ſie empfangen haben, genau zu bemerken, allen daß alle dieſe
*) S. z. B. Friedlinder’s (uͤber die koͤrperliche Erziehung d. Men- ſchen, uͤberſ. Leipzig 1819. S. 16.) Tabellen uͤber die Geburten in Paris.
**) Annalen der Entbindungs-Lehranſtalt, 2r Bd.
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den Juni und Juli fallen *). Vielleicht wird ſelbſt durch
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die ſchon von Oſiander **) gemachte Bemerkung, daß
im Durchſchnitt (keinesweges durchgaͤngig) mehr Knaben
beim Neu- und zunehmenden Monde, mehr Maͤdchen bei
vollem und abnehmendem Monde erzeugt werden. Eben ſo
iſt zu bemerken, daß die erſte Conception gewoͤhnlich
ein Maͤdchen iſt; dahingegen die Annahmen von Henke,
Millot und Andern, daß auf die Beſtimmung des Ge-
ſchlechts entweder ein Teſtikel oder ein Ovarium wirke, hin-
laͤnglich widerlegt ſind.
§. 649.
Als Kennzeichen der Statt gehabten Empfaͤng-
niß hat man zwar mehrere Zufaͤlle angefuͤhrt, allein genau
genommen, iſt keines derſelben, welches vollkommen guͤltig
genannt werden koͤnnte. — Es gehoͤren dahin erhoͤhte Em-
pfindung beym Coitus, Gefuͤhl von Schauer, innern Krampf,
oder auch wohl Ueblichkeit einige Zeit nach demſelben, gaͤnz-
liches oder ziemlich vollkommnes Zuruͤckbleiben und Eingeſo-
genwerden der Samenfeuchtigkeit in der Scheide und Ge-
baͤrmutter, gelindes Anſchwellen des Halſes (welches von
den Alten ſchon fuͤr das Zeichen verlorner Jungfraͤulichkeit
gehalten wurde), ein Trieb die Schenkel kreuzweis uͤber-
einander zu ſchlagen, voruͤbergehendes Aufgetriebenſeyn des
Unterleibes u. ſ. w. — Von alle dieſen Zeichen kann man
nur ſagen, daß ſie zuweilen vorhanden ſeyen, daß es
durch dieſelben einigen Frauen, welche ſchon mehrmals ge-
boren haben, moͤglich werden koͤnne, den Zeitpunkt wo ſie
empfangen haben, genau zu bemerken, allen daß alle dieſe
*) S. z. B. Friedlinder’s (uͤber die koͤrperliche Erziehung d. Men-
ſchen, uͤberſ. Leipzig 1819. S. 16.) Tabellen uͤber die Geburten in
Paris.
**) Annalen der Entbindungs-Lehranſtalt, 2r Bd.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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