Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

tung des vorliegenden Kindestheils, oder durch die Wendung.
Zu den letztern hingegen sind folgende Operationen zu
rechnen: --

I. Künstliche Entwickelung des Kindes und
zwar A) auf dem natürlichen Geburtswege, a)
ohne Verletzung und Verkleinerung des Kindes:
hierher gehören 1) Extraktion des Kindes an den
Füßen
, 2) Extraktion des Kindeskopfs mit der
Geburtszange
; b) Entwickelung des Kindes nach
bewerkstelligter Verkleinerung desselben
1) durch
Entleerung des Gehirns: Excerebration oder Perfora-
tion
2) durch Zerstückung des Kindes. -- B) Entwicke-
lung des Kindes auf einem ganz neueröffneten,
oder auf dem gewöhnlichen, aber künstlich ver-
größerten Geburtswege
. Hierher gehört 1) die Er-
öffnung der Unterleibs- und Gebärmutterhöhle

(der Kaiserschnitt), 2) die Eröffnung der Bauchhöhle
allein (die Gastrotomie), 3) die Erweiterung des Bel-
kenkanals durch Trennung der Schamfuge
(die
Synchondrotomie).

II. Künstliche Entwickelung der Nachgeburt,
wohin zu rechnen ist 1) künstliche Lösung des Mutterkuchens,
2) künstliches Wegnehmen der gesammten Nachgeburt.

III. Gewaltsame Bewerkstelligung des ge-
sammten Geburtsgeschäfts
, durch Eröffnung des Mut-
termundes, Sprengen der Eihäute, Extraktion des Kindes, Lö-
sung und Extraktion der Nachgeburt (Accouchement force).

§. 1137.

Ehe wir jedoch diese Operationen im Einzelnen der Reihe
nach zu betrachten anfangen, wird es zweckmäßig seyn, so-
wohl einige allgemeine Bemerkungen über das künstliche Be-
schleunigen des Geburtsgeschäfts überhaupt vorauszuschicken,
als die Beobachtung gewißer allgemeiner Regeln für dieope-
rative Kunsthülfe zu empfehlen.


tung des vorliegenden Kindestheils, oder durch die Wendung.
Zu den letztern hingegen ſind folgende Operationen zu
rechnen: —

I. Kuͤnſtliche Entwickelung des Kindes und
zwar A) auf dem natuͤrlichen Geburtswege, a)
ohne Verletzung und Verkleinerung des Kindes:
hierher gehoͤren 1) Extraktion des Kindes an den
Fuͤßen
, 2) Extraktion des Kindeskopfs mit der
Geburtszange
; b) Entwickelung des Kindes nach
bewerkſtelligter Verkleinerung deſſelben
1) durch
Entleerung des Gehirns: Excerebration oder Perfora-
tion
2) durch Zerſtuͤckung des Kindes. — B) Entwicke-
lung des Kindes auf einem ganz neueroͤffneten,
oder auf dem gewoͤhnlichen, aber kuͤnſtlich ver-
groͤßerten Geburtswege
. Hierher gehoͤrt 1) die Er-
oͤffnung der Unterleibs- und Gebaͤrmutterhoͤhle

(der Kaiſerſchnitt), 2) die Eroͤffnung der Bauchhoͤhle
allein (die Gaſtrotomie), 3) die Erweiterung des Bel-
kenkanals durch Trennung der Schamfuge
(die
Synchondrotomie).

II. Kuͤnſtliche Entwickelung der Nachgeburt,
wohin zu rechnen iſt 1) kuͤnſtliche Loͤſung des Mutterkuchens,
2) kuͤnſtliches Wegnehmen der geſammten Nachgeburt.

III. Gewaltſame Bewerkſtelligung des ge-
ſammten Geburtsgeſchaͤfts
, durch Eroͤffnung des Mut-
termundes, Sprengen der Eihaͤute, Extraktion des Kindes, Loͤ-
ſung und Extraktion der Nachgeburt (Accouchement forcé).

§. 1137.

Ehe wir jedoch dieſe Operationen im Einzelnen der Reihe
nach zu betrachten anfangen, wird es zweckmaͤßig ſeyn, ſo-
wohl einige allgemeine Bemerkungen uͤber das kuͤnſtliche Be-
ſchleunigen des Geburtsgeſchaͤfts uͤberhaupt vorauszuſchicken,
als die Beobachtung gewißer allgemeiner Regeln fuͤr dieope-
rative Kunſthuͤlfe zu empfehlen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0314" n="290"/><hi rendition="#g">tung</hi> des vorliegenden Kindestheils, oder durch die <hi rendition="#g">Wendung</hi>.<lb/>
Zu den <hi rendition="#g">letztern</hi> hingegen &#x017F;ind folgende Operationen zu<lb/>
rechnen: &#x2014;</p><lb/>
                <p><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Ku&#x0364;n&#x017F;tliche Entwickelung des Kindes</hi> und<lb/>
zwar <hi rendition="#aq">A)</hi> <hi rendition="#g">auf dem natu&#x0364;rlichen Geburtswege</hi>, <hi rendition="#aq">a)</hi><lb/><hi rendition="#g">ohne Verletzung und Verkleinerung</hi> des Kindes:<lb/>
hierher geho&#x0364;ren 1) <hi rendition="#g">Extraktion des Kindes an den<lb/>
Fu&#x0364;ßen</hi>, 2) <hi rendition="#g">Extraktion des Kindeskopfs mit der<lb/>
Geburtszange</hi>; <hi rendition="#aq">b)</hi> <hi rendition="#g">Entwickelung des Kindes nach<lb/>
bewerk&#x017F;telligter Verkleinerung de&#x017F;&#x017F;elben</hi> 1) durch<lb/>
Entleerung des Gehirns: <hi rendition="#g">Excerebration</hi> oder <hi rendition="#g">Perfora-<lb/>
tion</hi> 2) durch <hi rendition="#g">Zer&#x017F;tu&#x0364;ckung des Kindes</hi>. &#x2014; <hi rendition="#aq">B)</hi> <hi rendition="#g">Entwicke-<lb/>
lung des Kindes auf einem ganz neuero&#x0364;ffneten,<lb/>
oder auf dem gewo&#x0364;hnlichen, aber ku&#x0364;n&#x017F;tlich ver-<lb/>
gro&#x0364;ßerten Geburtswege</hi>. Hierher geho&#x0364;rt 1) <hi rendition="#g">die Er-<lb/>
o&#x0364;ffnung der Unterleibs- und Geba&#x0364;rmutterho&#x0364;hle</hi><lb/>
(der Kai&#x017F;er&#x017F;chnitt), 2) <hi rendition="#g">die Ero&#x0364;ffnung der Bauchho&#x0364;hle</hi><lb/>
allein (die Ga&#x017F;trotomie), 3) <hi rendition="#g">die Erweiterung des Bel-<lb/>
kenkanals durch Trennung der Schamfuge</hi> (die<lb/>
Synchondrotomie).</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ku&#x0364;n&#x017F;tliche Entwickelung der Nachgeburt</hi>,<lb/>
wohin zu rechnen i&#x017F;t 1) ku&#x0364;n&#x017F;tliche Lo&#x0364;&#x017F;ung des Mutterkuchens,<lb/>
2) ku&#x0364;n&#x017F;tliches Wegnehmen der ge&#x017F;ammten Nachgeburt.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">III.</hi> Gewalt&#x017F;ame Bewerk&#x017F;telligung des ge-<lb/>
&#x017F;ammten Geburtsge&#x017F;cha&#x0364;fts</hi>, durch Ero&#x0364;ffnung des Mut-<lb/>
termundes, Sprengen der Eiha&#x0364;ute, Extraktion des Kindes, Lo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ung und Extraktion der Nachgeburt <hi rendition="#aq">(Accouchement forcé)</hi>.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1137.</head><lb/>
                <p>Ehe wir jedoch die&#x017F;e Operationen im Einzelnen der Reihe<lb/>
nach zu betrachten anfangen, wird es zweckma&#x0364;ßig &#x017F;eyn, &#x017F;o-<lb/>
wohl einige allgemeine Bemerkungen u&#x0364;ber das ku&#x0364;n&#x017F;tliche Be-<lb/>
&#x017F;chleunigen des Geburtsge&#x017F;cha&#x0364;fts u&#x0364;berhaupt vorauszu&#x017F;chicken,<lb/>
als die Beobachtung gewißer allgemeiner Regeln fu&#x0364;r dieope-<lb/>
rative Kun&#x017F;thu&#x0364;lfe zu empfehlen.</p>
              </div><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0314] tung des vorliegenden Kindestheils, oder durch die Wendung. Zu den letztern hingegen ſind folgende Operationen zu rechnen: — I. Kuͤnſtliche Entwickelung des Kindes und zwar A) auf dem natuͤrlichen Geburtswege, a) ohne Verletzung und Verkleinerung des Kindes: hierher gehoͤren 1) Extraktion des Kindes an den Fuͤßen, 2) Extraktion des Kindeskopfs mit der Geburtszange; b) Entwickelung des Kindes nach bewerkſtelligter Verkleinerung deſſelben 1) durch Entleerung des Gehirns: Excerebration oder Perfora- tion 2) durch Zerſtuͤckung des Kindes. — B) Entwicke- lung des Kindes auf einem ganz neueroͤffneten, oder auf dem gewoͤhnlichen, aber kuͤnſtlich ver- groͤßerten Geburtswege. Hierher gehoͤrt 1) die Er- oͤffnung der Unterleibs- und Gebaͤrmutterhoͤhle (der Kaiſerſchnitt), 2) die Eroͤffnung der Bauchhoͤhle allein (die Gaſtrotomie), 3) die Erweiterung des Bel- kenkanals durch Trennung der Schamfuge (die Synchondrotomie). II. Kuͤnſtliche Entwickelung der Nachgeburt, wohin zu rechnen iſt 1) kuͤnſtliche Loͤſung des Mutterkuchens, 2) kuͤnſtliches Wegnehmen der geſammten Nachgeburt. III. Gewaltſame Bewerkſtelligung des ge- ſammten Geburtsgeſchaͤfts, durch Eroͤffnung des Mut- termundes, Sprengen der Eihaͤute, Extraktion des Kindes, Loͤ- ſung und Extraktion der Nachgeburt (Accouchement forcé). §. 1137. Ehe wir jedoch dieſe Operationen im Einzelnen der Reihe nach zu betrachten anfangen, wird es zweckmaͤßig ſeyn, ſo- wohl einige allgemeine Bemerkungen uͤber das kuͤnſtliche Be- ſchleunigen des Geburtsgeſchaͤfts uͤberhaupt vorauszuſchicken, als die Beobachtung gewißer allgemeiner Regeln fuͤr dieope- rative Kunſthuͤlfe zu empfehlen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/314
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/314>, abgerufen am 23.11.2024.