Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite
3.
Weißer Fluß, Schleimfluß der weiblichen Ge-
burtstheile
(Fluor albus, Leucorrhoea).
§. 377.

Wir reihen an die Betrachtung der Metrorrhagie sogleich
die der Leukorrhöe, als einer sehr häufigen Folgekrankheit, an,
obwohl sie keineswegs allein auf den Uterus eingeschräukt ist.
Es ist nämlich unter der Benennung des weißen Flusses be-
griffen eine jede abnorm vermehrte Schleimabson-
derung der die Vagina, den Uterus, die Harn-
röhre, ja selbst die äußern Genitalien ausklei-
denden
und überziehenden Häute. Quantität und
Qualität dieses Abflusses, Entstehung und Verlauf dieser
Krankheit sind hierbey sehr großen Verschiedenheiten unterwor-
fen, welches zu mehrfachen Eintheilungen derselben Veranlas-
sung gegeben hat. Zuvörderst die Quantität betreffend,
so ist sie zuweilen nur gering, und beschränkt sich auf seltnen,
tropfenweisen Abgang, zuweilen aber auch so stark, daß der
Schleim fast anhaltend ausfließt; überhaupt aber ist sie in
verschiedenen Perioden ebenfalls verschieden, bey herannahen-
der Menstruation, beginnender Schwangerschaft gewöhnlich be-
trächtlicher, ja selbst nach verschiedenen Tages- und Jahres-
zeiten bald stärker, bald schwächer.

§. 378.

Ferner der Qualität nach, ist der weiße Fluß zu un-
terscheiden in den wäßrigen, milchartigen, grünlichen oder
mißfarbigen, geruchlosen oder riechenden, milden oder schar-
fen, die Geburtstheile und die innere Schenkelfläche wund-
machenden Abgang: Unterschiede, welche jedoch wenig we-
sentlich sind und zum Theil nur von Unreinlichkeit, fremden
Körpern in den Geburtstheilen, z. B. Pessarien oder Poly-
pen, abhängen. -- Rücksichtlich des Ganges ist die Krank-
heit entweder plötzlich nach Ansteckung und Entzündung, oder

3.
Weißer Fluß, Schleimfluß der weiblichen Ge-
burtstheile
(Fluor albus, Leucorrhoea).
§. 377.

Wir reihen an die Betrachtung der Metrorrhagie ſogleich
die der Leukorrhoͤe, als einer ſehr haͤufigen Folgekrankheit, an,
obwohl ſie keineswegs allein auf den Uterus eingeſchraͤukt iſt.
Es iſt naͤmlich unter der Benennung des weißen Fluſſes be-
griffen eine jede abnorm vermehrte Schleimabſon-
derung der die Vagina, den Uterus, die Harn-
roͤhre, ja ſelbſt die aͤußern Genitalien ausklei-
denden
und uͤberziehenden Haͤute. Quantitaͤt und
Qualitaͤt dieſes Abfluſſes, Entſtehung und Verlauf dieſer
Krankheit ſind hierbey ſehr großen Verſchiedenheiten unterwor-
fen, welches zu mehrfachen Eintheilungen derſelben Veranlaſ-
ſung gegeben hat. Zuvoͤrderſt die Quantitaͤt betreffend,
ſo iſt ſie zuweilen nur gering, und beſchraͤnkt ſich auf ſeltnen,
tropfenweiſen Abgang, zuweilen aber auch ſo ſtark, daß der
Schleim faſt anhaltend ausfließt; uͤberhaupt aber iſt ſie in
verſchiedenen Perioden ebenfalls verſchieden, bey herannahen-
der Menſtruation, beginnender Schwangerſchaft gewoͤhnlich be-
traͤchtlicher, ja ſelbſt nach verſchiedenen Tages- und Jahres-
zeiten bald ſtaͤrker, bald ſchwaͤcher.

§. 378.

Ferner der Qualitaͤt nach, iſt der weiße Fluß zu un-
terſcheiden in den waͤßrigen, milchartigen, gruͤnlichen oder
mißfarbigen, geruchloſen oder riechenden, milden oder ſchar-
fen, die Geburtstheile und die innere Schenkelflaͤche wund-
machenden Abgang: Unterſchiede, welche jedoch wenig we-
ſentlich ſind und zum Theil nur von Unreinlichkeit, fremden
Koͤrpern in den Geburtstheilen, z. B. Peſſarien oder Poly-
pen, abhaͤngen. — Ruͤckſichtlich des Ganges iſt die Krank-
heit entweder ploͤtzlich nach Anſteckung und Entzuͤndung, oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <pb facs="#f0314" n="294"/>
                      <div n="9">
                        <head>3.<lb/><hi rendition="#g">Weißer Fluß, Schleimfluß der weiblichen Ge-<lb/>
burtstheile</hi> (<hi rendition="#aq">Fluor albus, Leucorrhoea</hi>).</head><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 377.</head><lb/>
                          <p>Wir reihen an die Betrachtung der Metrorrhagie &#x017F;ogleich<lb/>
die der Leukorrho&#x0364;e, als einer &#x017F;ehr ha&#x0364;ufigen Folgekrankheit, an,<lb/>
obwohl &#x017F;ie keineswegs allein auf den Uterus einge&#x017F;chra&#x0364;ukt i&#x017F;t.<lb/>
Es i&#x017F;t na&#x0364;mlich unter der Benennung des weißen Flu&#x017F;&#x017F;es be-<lb/>
griffen eine <hi rendition="#g">jede abnorm vermehrte Schleimab&#x017F;on-<lb/>
derung der die Vagina, den Uterus, die Harn-<lb/>
ro&#x0364;hre, ja &#x017F;elb&#x017F;t die a&#x0364;ußern Genitalien ausklei-<lb/>
denden</hi> und <hi rendition="#g">u&#x0364;berziehenden Ha&#x0364;ute</hi>. Quantita&#x0364;t und<lb/>
Qualita&#x0364;t die&#x017F;es Abflu&#x017F;&#x017F;es, Ent&#x017F;tehung und Verlauf die&#x017F;er<lb/>
Krankheit &#x017F;ind hierbey &#x017F;ehr großen Ver&#x017F;chiedenheiten unterwor-<lb/>
fen, welches zu mehrfachen Eintheilungen der&#x017F;elben Veranla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung gegeben hat. <choice><sic>Znvo&#x0364;rder&#x017F;t</sic><corr>Zuvo&#x0364;rder&#x017F;t</corr></choice> die <hi rendition="#g">Quantita&#x0364;t</hi> betreffend,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie zuweilen nur gering, und be&#x017F;chra&#x0364;nkt &#x017F;ich auf &#x017F;eltnen,<lb/>
tropfenwei&#x017F;en Abgang, zuweilen aber auch &#x017F;o &#x017F;tark, daß der<lb/>
Schleim fa&#x017F;t anhaltend ausfließt; u&#x0364;berhaupt aber i&#x017F;t &#x017F;ie in<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Perioden ebenfalls ver&#x017F;chieden, bey herannahen-<lb/>
der Men&#x017F;truation, beginnender Schwanger&#x017F;chaft gewo&#x0364;hnlich be-<lb/>
tra&#x0364;chtlicher, ja &#x017F;elb&#x017F;t nach ver&#x017F;chiedenen Tages- und Jahres-<lb/>
zeiten bald &#x017F;ta&#x0364;rker, bald &#x017F;chwa&#x0364;cher.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 378.</head><lb/>
                          <p>Ferner der <hi rendition="#g">Qualita&#x0364;t</hi> nach, i&#x017F;t der weiße Fluß zu un-<lb/>
ter&#x017F;cheiden in den wa&#x0364;ßrigen, milchartigen, gru&#x0364;nlichen oder<lb/>
mißfarbigen, geruchlo&#x017F;en oder riechenden, milden oder &#x017F;char-<lb/>
fen, die Geburtstheile und die innere Schenkelfla&#x0364;che wund-<lb/>
machenden Abgang: Unter&#x017F;chiede, welche jedoch wenig we-<lb/>
&#x017F;entlich &#x017F;ind und zum Theil nur von Unreinlichkeit, fremden<lb/>
Ko&#x0364;rpern in den Geburtstheilen, z. B. Pe&#x017F;&#x017F;arien oder Poly-<lb/>
pen, abha&#x0364;ngen. &#x2014; Ru&#x0364;ck&#x017F;ichtlich des <hi rendition="#g">Ganges</hi> i&#x017F;t die Krank-<lb/>
heit entweder plo&#x0364;tzlich nach An&#x017F;teckung und Entzu&#x0364;ndung, oder<lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0314] 3. Weißer Fluß, Schleimfluß der weiblichen Ge- burtstheile (Fluor albus, Leucorrhoea). §. 377. Wir reihen an die Betrachtung der Metrorrhagie ſogleich die der Leukorrhoͤe, als einer ſehr haͤufigen Folgekrankheit, an, obwohl ſie keineswegs allein auf den Uterus eingeſchraͤukt iſt. Es iſt naͤmlich unter der Benennung des weißen Fluſſes be- griffen eine jede abnorm vermehrte Schleimabſon- derung der die Vagina, den Uterus, die Harn- roͤhre, ja ſelbſt die aͤußern Genitalien ausklei- denden und uͤberziehenden Haͤute. Quantitaͤt und Qualitaͤt dieſes Abfluſſes, Entſtehung und Verlauf dieſer Krankheit ſind hierbey ſehr großen Verſchiedenheiten unterwor- fen, welches zu mehrfachen Eintheilungen derſelben Veranlaſ- ſung gegeben hat. Zuvoͤrderſt die Quantitaͤt betreffend, ſo iſt ſie zuweilen nur gering, und beſchraͤnkt ſich auf ſeltnen, tropfenweiſen Abgang, zuweilen aber auch ſo ſtark, daß der Schleim faſt anhaltend ausfließt; uͤberhaupt aber iſt ſie in verſchiedenen Perioden ebenfalls verſchieden, bey herannahen- der Menſtruation, beginnender Schwangerſchaft gewoͤhnlich be- traͤchtlicher, ja ſelbſt nach verſchiedenen Tages- und Jahres- zeiten bald ſtaͤrker, bald ſchwaͤcher. §. 378. Ferner der Qualitaͤt nach, iſt der weiße Fluß zu un- terſcheiden in den waͤßrigen, milchartigen, gruͤnlichen oder mißfarbigen, geruchloſen oder riechenden, milden oder ſchar- fen, die Geburtstheile und die innere Schenkelflaͤche wund- machenden Abgang: Unterſchiede, welche jedoch wenig we- ſentlich ſind und zum Theil nur von Unreinlichkeit, fremden Koͤrpern in den Geburtstheilen, z. B. Peſſarien oder Poly- pen, abhaͤngen. — Ruͤckſichtlich des Ganges iſt die Krank- heit entweder ploͤtzlich nach Anſteckung und Entzuͤndung, oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/314
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/314>, abgerufen am 31.10.2024.