Wasserergießungen u. s. w. Rücksicht genommen werden müssen, um den wahrscheinlichen fernern Gang der Krankheit, so wie die Heilbarkeit zu beurtheilen.
§. 340.
Die Behandlung der Metritis muß gleichfalls nach Ursachen, Grad und Charakter der Krankheit verschie- den seyn. Zuvörderst aber gedenken wir des alten bewähr- ten Ausspruchs: principiis obsta! und betrachten daher das Verfahren, welches sogleich im Beginn der Krankheit ange- wendet zu werden verdient, um den Keim derselben vor sei- ner weitern Verbreitung zu ersticken. -- Entsteht aber nach Unterdrückung der Menstruation, nach Erkältung zur Zeit der herannahenden Menstruation oder ähnlichen Einwirkungen, und zwar vorzüglich bey sehr reizbaren Naturen, Schmerz im Uterus, Abspannung, vermehrter Durst und erhöhte Tem- peratur, so ordne man sogleich vollkommenste Ruhe an, sehe auf Entleerung der Harnblase und des Darmkanals, in wel- cher letztern Hinsicht einige erweichende Lavements sehr zweck- mäßig sind, lasse ein laues Bad nehmen, warme Fomentatio- nen über die regio hypogastrica und die Geburtstheile le- gen, oder auch ein Dampfbad bereiten; Injektionen in die Vagina sind bey jungfräulichen Individuen unpassend, machen Schmerz und heben durch ihren mechanischen Reiz den Nuz- zen auf, den sie in dynamischer Hinsicht gewähren könnten; bey Frauen, welche geboren haben, können sie hingegen unter diesen Verhältnissen ebenfalls mit Nutzen gebraucht werden, und werden dann aus dem Aufgusse der Hb. Hyoscyami, Cicutae, Flor. Chamomill., aus warmer Milch mit einigen Tropfen Laudanum liq. S. und ähnlichen Mitteln bereitet. Innerlich läßt man, außer streng antiphlogistischer Diät, eine Mohnsamen-Emulsion, einen Tamarindenaufguß mit etwas Nitrum und ähnliche, den Eretismus des Gefäßsy- stems herabstimmende Mittel nehmen, sucht, namentlich wo Erkältungen vorausgegangen sind, die Hautthätigkeit zu be- fördern durch Anwendung des Fliederaufgusses, des Liq. Mindereri, des Liq. C.C., und trachtet endlich durch Be-
Waſſerergießungen u. ſ. w. Ruͤckſicht genommen werden muͤſſen, um den wahrſcheinlichen fernern Gang der Krankheit, ſo wie die Heilbarkeit zu beurtheilen.
§. 340.
Die Behandlung der Metritis muß gleichfalls nach Urſachen, Grad und Charakter der Krankheit verſchie- den ſeyn. Zuvoͤrderſt aber gedenken wir des alten bewaͤhr- ten Ausſpruchs: principiis obsta! und betrachten daher das Verfahren, welches ſogleich im Beginn der Krankheit ange- wendet zu werden verdient, um den Keim derſelben vor ſei- ner weitern Verbreitung zu erſticken. — Entſteht aber nach Unterdruͤckung der Menſtruation, nach Erkaͤltung zur Zeit der herannahenden Menſtruation oder aͤhnlichen Einwirkungen, und zwar vorzuͤglich bey ſehr reizbaren Naturen, Schmerz im Uterus, Abſpannung, vermehrter Durſt und erhoͤhte Tem- peratur, ſo ordne man ſogleich vollkommenſte Ruhe an, ſehe auf Entleerung der Harnblaſe und des Darmkanals, in wel- cher letztern Hinſicht einige erweichende Lavements ſehr zweck- maͤßig ſind, laſſe ein laues Bad nehmen, warme Fomentatio- nen uͤber die regio hypogastrica und die Geburtstheile le- gen, oder auch ein Dampfbad bereiten; Injektionen in die Vagina ſind bey jungfraͤulichen Individuen unpaſſend, machen Schmerz und heben durch ihren mechaniſchen Reiz den Nuz- zen auf, den ſie in dynamiſcher Hinſicht gewaͤhren koͤnnten; bey Frauen, welche geboren haben, koͤnnen ſie hingegen unter dieſen Verhaͤltniſſen ebenfalls mit Nutzen gebraucht werden, und werden dann aus dem Aufguſſe der Hb. Hyoscyami, Cicutae, Flor. Chamomill., aus warmer Milch mit einigen Tropfen Laudanum liq. S. und aͤhnlichen Mitteln bereitet. Innerlich laͤßt man, außer ſtreng antiphlogiſtiſcher Diaͤt, eine Mohnſamen-Emulſion, einen Tamarindenaufguß mit etwas Nitrum und aͤhnliche, den Eretismus des Gefaͤßſy- ſtems herabſtimmende Mittel nehmen, ſucht, namentlich wo Erkaͤltungen vorausgegangen ſind, die Hautthaͤtigkeit zu be- foͤrdern durch Anwendung des Fliederaufguſſes, des Liq. Mindereri, des Liq. C.C., und trachtet endlich durch Be-
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Waſſerergießungen u. ſ. w. Ruͤckſicht genommen werden muͤſſen,
um den wahrſcheinlichen fernern Gang der Krankheit, ſo wie
die Heilbarkeit zu beurtheilen.
§. 340.
Die Behandlung der Metritis muß gleichfalls
nach Urſachen, Grad und Charakter der Krankheit verſchie-
den ſeyn. Zuvoͤrderſt aber gedenken wir des alten bewaͤhr-
ten Ausſpruchs: principiis obsta! und betrachten daher das
Verfahren, welches ſogleich im Beginn der Krankheit ange-
wendet zu werden verdient, um den Keim derſelben vor ſei-
ner weitern Verbreitung zu erſticken. — Entſteht aber nach
Unterdruͤckung der Menſtruation, nach Erkaͤltung zur Zeit der
herannahenden Menſtruation oder aͤhnlichen Einwirkungen,
und zwar vorzuͤglich bey ſehr reizbaren Naturen, Schmerz
im Uterus, Abſpannung, vermehrter Durſt und erhoͤhte Tem-
peratur, ſo ordne man ſogleich vollkommenſte Ruhe an, ſehe
auf Entleerung der Harnblaſe und des Darmkanals, in wel-
cher letztern Hinſicht einige erweichende Lavements ſehr zweck-
maͤßig ſind, laſſe ein laues Bad nehmen, warme Fomentatio-
nen uͤber die regio hypogastrica und die Geburtstheile le-
gen, oder auch ein Dampfbad bereiten; Injektionen in die
Vagina ſind bey jungfraͤulichen Individuen unpaſſend, machen
Schmerz und heben durch ihren mechaniſchen Reiz den Nuz-
zen auf, den ſie in dynamiſcher Hinſicht gewaͤhren koͤnnten;
bey Frauen, welche geboren haben, koͤnnen ſie hingegen unter
dieſen Verhaͤltniſſen ebenfalls mit Nutzen gebraucht werden,
und werden dann aus dem Aufguſſe der Hb. Hyoscyami,
Cicutae, Flor. Chamomill., aus warmer Milch mit einigen
Tropfen Laudanum liq. S. und aͤhnlichen Mitteln bereitet.
Innerlich laͤßt man, außer ſtreng antiphlogiſtiſcher Diaͤt,
eine Mohnſamen-Emulſion, einen Tamarindenaufguß mit
etwas Nitrum und aͤhnliche, den Eretismus des Gefaͤßſy-
ſtems herabſtimmende Mittel nehmen, ſucht, namentlich wo
Erkaͤltungen vorausgegangen ſind, die Hautthaͤtigkeit zu be-
foͤrdern durch Anwendung des Fliederaufguſſes, des Liq.
Mindereri, des Liq. C.C., und trachtet endlich durch Be-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/285>, abgerufen am 03.12.2024.
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