Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

rend des Coitus selbst (z. B. nach Schmidtmüller *)
bey Schieflagen des Uterus nach rückwärts, wegen des nach
dem Schambogen gedräugten Muttermundes durch den Coi-
tus a posteriori
) der Zweck der Empfängniß eher erreicht
werden kann. Zuweilen kann wohl auch eine beträchtliche
Weite und Schlaffheit die Ursache seyn, welche die zur Er-
zeugung nöthige Erregung, sowohl der männlichen als weib-
lichen Genitalien hindert; es sind dann die Bedingungen der
Schlaffheit aufzusuchen, bey beträchtlichen Einrißen des Mit-
telfleisches wird daher eine neue Skarifikation der Wundrän-
der, Anlegung der blutigen Nath und ruhige Lage nothwen-
dig, um die Wiedervereinigung zu bewerkstelligen; außerdem
hingegen bey bloßer Schlaffheit ist Anwendung adstringirender
Mittel, des Waschens mit rothem Wein, der Einspritzungen
der Dekokte von Eichen-, Weiden-, Ulmenrinde, der Tormen-
tillwurzel, der Galläpfel, oder schwacher Eisenvitriolauflösun-
gen zu empfehlen.

§. 294.

Wo ferner anderweitige allgemeine Krankheiten, Unre-
gelmäßigkeiten der Menstruation, Bleichsucht, Syphilis, Skir-
rhus, Krebs, Wassersuchten u. s. w. die Conception hindern,
muß theils nach oben entwickelten Grundsätzen, theils nach
den Regeln, welche die specielle Therapie hierüber ertheilt,
die Heilung derselben bezweckt, und nachbleibende allgemeine
Atonie nach den §. 292. angegebenen Rücksichten behandelt
werden. -- Besonders häufig ist die örtliche Schwäche der
Genitalien Ursache der Unfruchtbarkeit, und der Arzt muß
daher trachten, erstens die Ursachen derselben, als Hämor-
rhagien, zu häufige oder zu starke Menstruation, Schleim-
flüße u. s. w. zu entfernen, theils den Schwächezustand selbst
seiner Natur angemessen zu behandeln. Stellt sich daher die
Schwäche, verbunden mit sehr erhöhter Sensibilität dar, so
entstehen vorzüglich leicht krampfhafte Zusammenziehungen

*) S. dessen Handbuch der medicinischen Geburtshülfe. Thl. I. S. 46.
wo überhaupt die Lehre von der Unfruchtbarkeit sehr vollständig ab-
gehandelt ist.

rend des Coitus ſelbſt (z. B. nach Schmidtmuͤller *)
bey Schieflagen des Uterus nach ruͤckwaͤrts, wegen des nach
dem Schambogen gedraͤugten Muttermundes durch den Coi-
tus a posteriori
) der Zweck der Empfaͤngniß eher erreicht
werden kann. Zuweilen kann wohl auch eine betraͤchtliche
Weite und Schlaffheit die Urſache ſeyn, welche die zur Er-
zeugung noͤthige Erregung, ſowohl der maͤnnlichen als weib-
lichen Genitalien hindert; es ſind dann die Bedingungen der
Schlaffheit aufzuſuchen, bey betraͤchtlichen Einrißen des Mit-
telfleiſches wird daher eine neue Skarifikation der Wundraͤn-
der, Anlegung der blutigen Nath und ruhige Lage nothwen-
dig, um die Wiedervereinigung zu bewerkſtelligen; außerdem
hingegen bey bloßer Schlaffheit iſt Anwendung adſtringirender
Mittel, des Waſchens mit rothem Wein, der Einſpritzungen
der Dekokte von Eichen-, Weiden-, Ulmenrinde, der Tormen-
tillwurzel, der Gallaͤpfel, oder ſchwacher Eiſenvitriolaufloͤſun-
gen zu empfehlen.

§. 294.

Wo ferner anderweitige allgemeine Krankheiten, Unre-
gelmaͤßigkeiten der Menſtruation, Bleichſucht, Syphilis, Skir-
rhus, Krebs, Waſſerſuchten u. ſ. w. die Conception hindern,
muß theils nach oben entwickelten Grundſaͤtzen, theils nach
den Regeln, welche die ſpecielle Therapie hieruͤber ertheilt,
die Heilung derſelben bezweckt, und nachbleibende allgemeine
Atonie nach den §. 292. angegebenen Ruͤckſichten behandelt
werden. — Beſonders haͤufig iſt die oͤrtliche Schwaͤche der
Genitalien Urſache der Unfruchtbarkeit, und der Arzt muß
daher trachten, erſtens die Urſachen derſelben, als Haͤmor-
rhagien, zu haͤufige oder zu ſtarke Menſtruation, Schleim-
fluͤße u. ſ. w. zu entfernen, theils den Schwaͤchezuſtand ſelbſt
ſeiner Natur angemeſſen zu behandeln. Stellt ſich daher die
Schwaͤche, verbunden mit ſehr erhoͤhter Senſibilitaͤt dar, ſo
entſtehen vorzuͤglich leicht krampfhafte Zuſammenziehungen

*) S. deſſen Handbuch der mediciniſchen Geburtshuͤlfe. Thl. I. S. 46.
wo uͤberhaupt die Lehre von der Unfruchtbarkeit ſehr vollſtaͤndig ab-
gehandelt iſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0249" n="229"/>
rend des <hi rendition="#aq">Coitus</hi> &#x017F;elb&#x017F;t (z. B. nach <hi rendition="#g">Schmidtmu&#x0364;ller</hi> <note place="foot" n="*)">S. de&#x017F;&#x017F;en Handbuch der medicini&#x017F;chen Geburtshu&#x0364;lfe. Thl. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 46.<lb/>
wo u&#x0364;berhaupt die Lehre von der Unfruchtbarkeit &#x017F;ehr voll&#x017F;ta&#x0364;ndig ab-<lb/>
gehandelt i&#x017F;t.</note><lb/>
bey Schieflagen des Uterus nach ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts, wegen des nach<lb/>
dem Schambogen gedra&#x0364;ugten Muttermundes durch den <hi rendition="#aq">Coi-<lb/>
tus a posteriori</hi>) der Zweck der Empfa&#x0364;ngniß eher erreicht<lb/>
werden kann. Zuweilen kann wohl auch eine betra&#x0364;chtliche<lb/>
Weite und Schlaffheit die Ur&#x017F;ache &#x017F;eyn, welche die zur Er-<lb/>
zeugung no&#x0364;thige Erregung, &#x017F;owohl der ma&#x0364;nnlichen als weib-<lb/>
lichen Genitalien hindert; es &#x017F;ind dann die Bedingungen der<lb/>
Schlaffheit aufzu&#x017F;uchen, bey betra&#x0364;chtlichen Einrißen des Mit-<lb/>
telflei&#x017F;ches wird daher eine neue Skarifikation der Wundra&#x0364;n-<lb/>
der, Anlegung der blutigen Nath und ruhige Lage nothwen-<lb/>
dig, um die Wiedervereinigung zu bewerk&#x017F;telligen; außerdem<lb/>
hingegen bey bloßer Schlaffheit i&#x017F;t Anwendung ad&#x017F;tringirender<lb/>
Mittel, des Wa&#x017F;chens mit rothem Wein, der Ein&#x017F;pritzungen<lb/>
der Dekokte von Eichen-, Weiden-, Ulmenrinde, der Tormen-<lb/>
tillwurzel, der Galla&#x0364;pfel, oder &#x017F;chwacher Ei&#x017F;envitriolauflo&#x0364;&#x017F;un-<lb/>
gen zu empfehlen.</p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 294.</head><lb/>
                      <p>Wo ferner anderweitige allgemeine Krankheiten, Unre-<lb/>
gelma&#x0364;ßigkeiten der Men&#x017F;truation, Bleich&#x017F;ucht, Syphilis, Skir-<lb/>
rhus, Krebs, Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;uchten u. &#x017F;. w. die Conception hindern,<lb/>
muß theils nach oben entwickelten Grund&#x017F;a&#x0364;tzen, theils nach<lb/>
den Regeln, welche die &#x017F;pecielle Therapie hieru&#x0364;ber ertheilt,<lb/>
die Heilung der&#x017F;elben bezweckt, und nachbleibende allgemeine<lb/>
Atonie nach den §. 292. angegebenen Ru&#x0364;ck&#x017F;ichten behandelt<lb/>
werden. &#x2014; Be&#x017F;onders ha&#x0364;ufig i&#x017F;t die o&#x0364;rtliche Schwa&#x0364;che der<lb/>
Genitalien Ur&#x017F;ache der Unfruchtbarkeit, und der Arzt muß<lb/>
daher trachten, er&#x017F;tens die Ur&#x017F;achen der&#x017F;elben, als Ha&#x0364;mor-<lb/>
rhagien, zu ha&#x0364;ufige oder zu &#x017F;tarke Men&#x017F;truation, Schleim-<lb/>
flu&#x0364;ße u. &#x017F;. w. zu entfernen, theils den Schwa&#x0364;chezu&#x017F;tand &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;einer Natur angeme&#x017F;&#x017F;en zu behandeln. Stellt &#x017F;ich daher die<lb/>
Schwa&#x0364;che, verbunden mit &#x017F;ehr erho&#x0364;hter Sen&#x017F;ibilita&#x0364;t dar, &#x017F;o<lb/>
ent&#x017F;tehen vorzu&#x0364;glich leicht krampfhafte Zu&#x017F;ammenziehungen<lb/></p>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0249] rend des Coitus ſelbſt (z. B. nach Schmidtmuͤller *) bey Schieflagen des Uterus nach ruͤckwaͤrts, wegen des nach dem Schambogen gedraͤugten Muttermundes durch den Coi- tus a posteriori) der Zweck der Empfaͤngniß eher erreicht werden kann. Zuweilen kann wohl auch eine betraͤchtliche Weite und Schlaffheit die Urſache ſeyn, welche die zur Er- zeugung noͤthige Erregung, ſowohl der maͤnnlichen als weib- lichen Genitalien hindert; es ſind dann die Bedingungen der Schlaffheit aufzuſuchen, bey betraͤchtlichen Einrißen des Mit- telfleiſches wird daher eine neue Skarifikation der Wundraͤn- der, Anlegung der blutigen Nath und ruhige Lage nothwen- dig, um die Wiedervereinigung zu bewerkſtelligen; außerdem hingegen bey bloßer Schlaffheit iſt Anwendung adſtringirender Mittel, des Waſchens mit rothem Wein, der Einſpritzungen der Dekokte von Eichen-, Weiden-, Ulmenrinde, der Tormen- tillwurzel, der Gallaͤpfel, oder ſchwacher Eiſenvitriolaufloͤſun- gen zu empfehlen. §. 294. Wo ferner anderweitige allgemeine Krankheiten, Unre- gelmaͤßigkeiten der Menſtruation, Bleichſucht, Syphilis, Skir- rhus, Krebs, Waſſerſuchten u. ſ. w. die Conception hindern, muß theils nach oben entwickelten Grundſaͤtzen, theils nach den Regeln, welche die ſpecielle Therapie hieruͤber ertheilt, die Heilung derſelben bezweckt, und nachbleibende allgemeine Atonie nach den §. 292. angegebenen Ruͤckſichten behandelt werden. — Beſonders haͤufig iſt die oͤrtliche Schwaͤche der Genitalien Urſache der Unfruchtbarkeit, und der Arzt muß daher trachten, erſtens die Urſachen derſelben, als Haͤmor- rhagien, zu haͤufige oder zu ſtarke Menſtruation, Schleim- fluͤße u. ſ. w. zu entfernen, theils den Schwaͤchezuſtand ſelbſt ſeiner Natur angemeſſen zu behandeln. Stellt ſich daher die Schwaͤche, verbunden mit ſehr erhoͤhter Senſibilitaͤt dar, ſo entſtehen vorzuͤglich leicht krampfhafte Zuſammenziehungen *) S. deſſen Handbuch der mediciniſchen Geburtshuͤlfe. Thl. I. S. 46. wo uͤberhaupt die Lehre von der Unfruchtbarkeit ſehr vollſtaͤndig ab- gehandelt iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/249
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/249>, abgerufen am 03.12.2024.