Verhütung krampfiger Anfälle mit Nutzen anwendbar *). Kälte und Finsterniß hingegen werden zu Beseitigung mancher exal- tirten Zustände, zu Zwangsmitteln bey eingebildeten oder vor- gegebenen Nervenkrankheiten manches wirksame Mittel an die Hand geben, nicht zu gedenken, daß die plötzliche örtliche Anwendung der Kälte so wie der Wärme zu einem der wirk- samsten Reitzmittel wird, und daher bey Paralysen, Kräm- pfen u. s. w. viel zur Heilung beytragen kann.
§. 269.
Ferner den tellurischen oder metallischen Mag- netismus betreffend, so ist dieses schon seit einigen Jahr- hunderten von Mehrern empfohlene und angewendete Mittel besonders gegen Lähmungen, Schmerzen und Krämpfe von Nutzen befunden worden, und verdient gewiß auch in den genannten Entwicklungskrankheiten häufigern Gebrauch, als neuerlich davon gemacht zu werden pflegt. Die Form seiner Anwendung muß übrigens der Natur dieser Krankheit ange- messen seyn, und schwerlich wird daher jemand den Magnet als Pulver und in Pflasterform, wie er von den alten Aerz- ten häufig gebraucht würde, noch jetzt anwenden. Am schick- lichsten sind Stäbe, eyförmige oder herzförmige Platten, oder Garnituren von Magnettäfelchen, wo immer Nord- und Süd- Pol sich berühren müssen, welche in Seide eingeschlagen auf den leidenden Theilen getragen werden. Bey Anwendung von Magnetstäben muß übrigens namentlich die Richtung derselben beachtet werden, da bekannt ist, daß die Richtung eines Ei- senstabes in den magnetischen Meridian allein schon denselben magnetisch machen kann, und sonach erwartet werden muß, daß auch bey dem bereits magnetisch gewesenen Stabe die Heilkraft verstärkt oder geschwächt werde, je nachdem die
*) So beobachtete H. Nasse einen Fall, wo epileptische Anfälle, nur wenn der Kranke im Dunkeln gelassen wurde, wiederkehrten. Auch sehe man hierüber von H. Osiander (Neue Denkwürdigkeiten I. Thl. 1s Hft. S. 120 u. f.) die schon von den Alten für höchst wichtig gehaltene Einwirkung von Licht oder Finsterniß bey kram- pfigen Krankheiten erörtert.
Verhuͤtung krampfiger Anfaͤlle mit Nutzen anwendbar *). Kaͤlte und Finſterniß hingegen werden zu Beſeitigung mancher exal- tirten Zuſtaͤnde, zu Zwangsmitteln bey eingebildeten oder vor- gegebenen Nervenkrankheiten manches wirkſame Mittel an die Hand geben, nicht zu gedenken, daß die ploͤtzliche oͤrtliche Anwendung der Kaͤlte ſo wie der Waͤrme zu einem der wirk- ſamſten Reitzmittel wird, und daher bey Paralyſen, Kraͤm- pfen u. ſ. w. viel zur Heilung beytragen kann.
§. 269.
Ferner den telluriſchen oder metalliſchen Mag- netismus betreffend, ſo iſt dieſes ſchon ſeit einigen Jahr- hunderten von Mehrern empfohlene und angewendete Mittel beſonders gegen Laͤhmungen, Schmerzen und Kraͤmpfe von Nutzen befunden worden, und verdient gewiß auch in den genannten Entwicklungskrankheiten haͤufigern Gebrauch, als neuerlich davon gemacht zu werden pflegt. Die Form ſeiner Anwendung muß uͤbrigens der Natur dieſer Krankheit ange- meſſen ſeyn, und ſchwerlich wird daher jemand den Magnet als Pulver und in Pflaſterform, wie er von den alten Aerz- ten haͤufig gebraucht wuͤrde, noch jetzt anwenden. Am ſchick- lichſten ſind Staͤbe, eyfoͤrmige oder herzfoͤrmige Platten, oder Garnituren von Magnettaͤfelchen, wo immer Nord- und Suͤd- Pol ſich beruͤhren muͤſſen, welche in Seide eingeſchlagen auf den leidenden Theilen getragen werden. Bey Anwendung von Magnetſtaͤben muß uͤbrigens namentlich die Richtung derſelben beachtet werden, da bekannt iſt, daß die Richtung eines Ei- ſenſtabes in den magnetiſchen Meridian allein ſchon denſelben magnetiſch machen kann, und ſonach erwartet werden muß, daß auch bey dem bereits magnetiſch geweſenen Stabe die Heilkraft verſtaͤrkt oder geſchwaͤcht werde, je nachdem die
*) So beobachtete H. Naſſe einen Fall, wo epileptiſche Anfaͤlle, nur wenn der Kranke im Dunkeln gelaſſen wurde, wiederkehrten. Auch ſehe man hieruͤber von H. Oſiander (Neue Denkwuͤrdigkeiten I. Thl. 1s Hft. S. 120 u. f.) die ſchon von den Alten fuͤr hoͤchſt wichtig gehaltene Einwirkung von Licht oder Finſterniß bey kram- pfigen Krankheiten eroͤrtert.
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[208/0228]
Verhuͤtung krampfiger Anfaͤlle mit Nutzen anwendbar *). Kaͤlte
und Finſterniß hingegen werden zu Beſeitigung mancher exal-
tirten Zuſtaͤnde, zu Zwangsmitteln bey eingebildeten oder vor-
gegebenen Nervenkrankheiten manches wirkſame Mittel an die
Hand geben, nicht zu gedenken, daß die ploͤtzliche oͤrtliche
Anwendung der Kaͤlte ſo wie der Waͤrme zu einem der wirk-
ſamſten Reitzmittel wird, und daher bey Paralyſen, Kraͤm-
pfen u. ſ. w. viel zur Heilung beytragen kann.
§. 269.
Ferner den telluriſchen oder metalliſchen Mag-
netismus betreffend, ſo iſt dieſes ſchon ſeit einigen Jahr-
hunderten von Mehrern empfohlene und angewendete Mittel
beſonders gegen Laͤhmungen, Schmerzen und Kraͤmpfe von
Nutzen befunden worden, und verdient gewiß auch in den
genannten Entwicklungskrankheiten haͤufigern Gebrauch, als
neuerlich davon gemacht zu werden pflegt. Die Form ſeiner
Anwendung muß uͤbrigens der Natur dieſer Krankheit ange-
meſſen ſeyn, und ſchwerlich wird daher jemand den Magnet
als Pulver und in Pflaſterform, wie er von den alten Aerz-
ten haͤufig gebraucht wuͤrde, noch jetzt anwenden. Am ſchick-
lichſten ſind Staͤbe, eyfoͤrmige oder herzfoͤrmige Platten, oder
Garnituren von Magnettaͤfelchen, wo immer Nord- und Suͤd-
Pol ſich beruͤhren muͤſſen, welche in Seide eingeſchlagen auf
den leidenden Theilen getragen werden. Bey Anwendung von
Magnetſtaͤben muß uͤbrigens namentlich die Richtung derſelben
beachtet werden, da bekannt iſt, daß die Richtung eines Ei-
ſenſtabes in den magnetiſchen Meridian allein ſchon denſelben
magnetiſch machen kann, und ſonach erwartet werden muß,
daß auch bey dem bereits magnetiſch geweſenen Stabe die
Heilkraft verſtaͤrkt oder geſchwaͤcht werde, je nachdem die
*) So beobachtete H. Naſſe einen Fall, wo epileptiſche Anfaͤlle, nur
wenn der Kranke im Dunkeln gelaſſen wurde, wiederkehrten. Auch
ſehe man hieruͤber von H. Oſiander (Neue Denkwuͤrdigkeiten
I. Thl. 1s Hft. S. 120 u. f.) die ſchon von den Alten fuͤr hoͤchſt
wichtig gehaltene Einwirkung von Licht oder Finſterniß bey kram-
pfigen Krankheiten eroͤrtert.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/228>, abgerufen am 18.07.2024.
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