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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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gestattenden Mißbildungen, z. B. den Atresien, die Prognose
günstig gestellt werden könne, liegt am Tage.

§. 220.

Nach dem verschiedenen Gange, welchen die Krankheit
genommen, ist auch, wenn sie durch herbeygeführte anderwei-
tige Leiden mit dem Tode endigt, der Sektionsbefund
verschieden. Die häufigsten Erscheinungen sind: die allge-
meine Schlaffheit, welche oft, insbesondre an der Substanz
des Herzens, bemerkbar ist, die Wasseranhäufungen, die ver-
ringerte, wässerige, mehr venöse Blutmasse, die Verhärtungen
und Auftreibungen der Drüsen des Lymphsystems und die
regelwidrigen Bildungen der Geschlechtstheile, als Verwach-
sungen des Muttermundes, besondere Kleinheit des Uterus *),
Vergrößerungen der Eyerstöcke u. s. w.

§. 221.

Behandlung. Um die rechte Art und Weise ärztli-
cher Behandlung in den verschiedenen abnormen Zuständen
des Lebens aufzufinden, ist es ohne Zweifel eines der wich-
tigsten und, wie mir scheint, der bisher eben nicht vorzüglich
beachteten Mittel, daß man die Natur genau beobachte in
dem Gange, welchen sie nimmt, indem sie ohne ärztliche
Hülfe die Rückkehr des Normalzustandes bewerkstelligt, indem
doch die Heilung der Krankheit stets nur das Werk der Na-
tur allein seyn kann, und alle ärztlichen Mittel blos dazu
dienen sollen, die Hindernisse, welche sich ihr hierbey entge-
genstellen, zu beseitigen, was indeß blos möglich wird durch
die genauere Kenntniß dieses Ganges. -- Beachten wir nun
die Art, nach welcher vorzüglich der bleichsüchtige Zustand
von der Natur beseitigt zu werden pflegt, so bemerken wir,
daß eines Theils schon der endliche Stillstand des allgemeinen

*) Ich bewahre in meiner Sammlung die innern Genitalien eines
17jährigen nicht menstruirten Mädchens, welches unter chlorotischen
Symptomen an scrofulösen Geschwüren verstorben war, wo der
Uterus nur etwas über einen Zoll lang, seine Höhle zwar geräumig,
aber die Wände nur einige Linien stark sind.

geſtattenden Mißbildungen, z. B. den Atreſien, die Prognoſe
guͤnſtig geſtellt werden koͤnne, liegt am Tage.

§. 220.

Nach dem verſchiedenen Gange, welchen die Krankheit
genommen, iſt auch, wenn ſie durch herbeygefuͤhrte anderwei-
tige Leiden mit dem Tode endigt, der Sektionsbefund
verſchieden. Die haͤufigſten Erſcheinungen ſind: die allge-
meine Schlaffheit, welche oft, insbeſondre an der Subſtanz
des Herzens, bemerkbar iſt, die Waſſeranhaͤufungen, die ver-
ringerte, waͤſſerige, mehr venoͤſe Blutmaſſe, die Verhaͤrtungen
und Auftreibungen der Druͤſen des Lymphſyſtems und die
regelwidrigen Bildungen der Geſchlechtstheile, als Verwach-
ſungen des Muttermundes, beſondere Kleinheit des Uterus *),
Vergroͤßerungen der Eyerſtoͤcke u. ſ. w.

§. 221.

Behandlung. Um die rechte Art und Weiſe aͤrztli-
cher Behandlung in den verſchiedenen abnormen Zuſtaͤnden
des Lebens aufzufinden, iſt es ohne Zweifel eines der wich-
tigſten und, wie mir ſcheint, der bisher eben nicht vorzuͤglich
beachteten Mittel, daß man die Natur genau beobachte in
dem Gange, welchen ſie nimmt, indem ſie ohne aͤrztliche
Huͤlfe die Ruͤckkehr des Normalzuſtandes bewerkſtelligt, indem
doch die Heilung der Krankheit ſtets nur das Werk der Na-
tur allein ſeyn kann, und alle aͤrztlichen Mittel blos dazu
dienen ſollen, die Hinderniſſe, welche ſich ihr hierbey entge-
genſtellen, zu beſeitigen, was indeß blos moͤglich wird durch
die genauere Kenntniß dieſes Ganges. — Beachten wir nun
die Art, nach welcher vorzuͤglich der bleichſuͤchtige Zuſtand
von der Natur beſeitigt zu werden pflegt, ſo bemerken wir,
daß eines Theils ſchon der endliche Stillſtand des allgemeinen

*) Ich bewahre in meiner Sammlung die innern Genitalien eines
17jaͤhrigen nicht menſtruirten Maͤdchens, welches unter chlorotiſchen
Symptomen an ſcrofuloͤſen Geſchwuͤren verſtorben war, wo der
Uterus nur etwas uͤber einen Zoll lang, ſeine Hoͤhle zwar geraͤumig,
aber die Waͤnde nur einige Linien ſtark ſind.
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[165/0185] geſtattenden Mißbildungen, z. B. den Atreſien, die Prognoſe guͤnſtig geſtellt werden koͤnne, liegt am Tage. §. 220. Nach dem verſchiedenen Gange, welchen die Krankheit genommen, iſt auch, wenn ſie durch herbeygefuͤhrte anderwei- tige Leiden mit dem Tode endigt, der Sektionsbefund verſchieden. Die haͤufigſten Erſcheinungen ſind: die allge- meine Schlaffheit, welche oft, insbeſondre an der Subſtanz des Herzens, bemerkbar iſt, die Waſſeranhaͤufungen, die ver- ringerte, waͤſſerige, mehr venoͤſe Blutmaſſe, die Verhaͤrtungen und Auftreibungen der Druͤſen des Lymphſyſtems und die regelwidrigen Bildungen der Geſchlechtstheile, als Verwach- ſungen des Muttermundes, beſondere Kleinheit des Uterus *), Vergroͤßerungen der Eyerſtoͤcke u. ſ. w. §. 221. Behandlung. Um die rechte Art und Weiſe aͤrztli- cher Behandlung in den verſchiedenen abnormen Zuſtaͤnden des Lebens aufzufinden, iſt es ohne Zweifel eines der wich- tigſten und, wie mir ſcheint, der bisher eben nicht vorzuͤglich beachteten Mittel, daß man die Natur genau beobachte in dem Gange, welchen ſie nimmt, indem ſie ohne aͤrztliche Huͤlfe die Ruͤckkehr des Normalzuſtandes bewerkſtelligt, indem doch die Heilung der Krankheit ſtets nur das Werk der Na- tur allein ſeyn kann, und alle aͤrztlichen Mittel blos dazu dienen ſollen, die Hinderniſſe, welche ſich ihr hierbey entge- genſtellen, zu beſeitigen, was indeß blos moͤglich wird durch die genauere Kenntniß dieſes Ganges. — Beachten wir nun die Art, nach welcher vorzuͤglich der bleichſuͤchtige Zuſtand von der Natur beſeitigt zu werden pflegt, ſo bemerken wir, daß eines Theils ſchon der endliche Stillſtand des allgemeinen *) Ich bewahre in meiner Sammlung die innern Genitalien eines 17jaͤhrigen nicht menſtruirten Maͤdchens, welches unter chlorotiſchen Symptomen an ſcrofuloͤſen Geſchwuͤren verſtorben war, wo der Uterus nur etwas uͤber einen Zoll lang, ſeine Hoͤhle zwar geraͤumig, aber die Waͤnde nur einige Linien ſtark ſind.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/185>, abgerufen am 25.11.2024.