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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Leben des Fürsten

Nach dem Vermälungsfeste, das drey Tage währete, und dabey ihre Ma-
jestät, mit der Kaiserinn, den Prinzessinnen vom Geblüte und dem gesammten Adel
zu Petersburg gegenwärtig waren, wurde derselbe zum geheimen Rathe erkläret.

1719

Seine Kinder waren ihm nunmehr nach Petersburg gefolget; ausgenom-
men seine Tochter Smaragda, mit der es sich täglich verschlimmerte, so daß sie
am 4 (15) Julius im siebenzehenten Jahre ihres Alters starbe. Jedoch, dieser
Verlust wurde wieder ersetzet, durch eine Tochter, die ihm seine zweyte Gema-
linn am 8 (19) November eben desselben Jahres gebar; dabey der Zar und die
Zarinn zu Gevattern stunden, und ihr ebenfals den Namen Smaragda beylegten.

1720

Im folgenden Jahre erhielt derselbe Befehl, dem Zare nach Persien zu fol-
gen, nebst dem Grafen Tolstoi und dem Admirale Apraxin. In diesem Feld-
zuge führete Apraxin die Befehlhabung über das Kriegesheer, und Tolstoi nebst
Demetrie hatten die Verwaltung in bürgerlichen Sachen; und diese drey mach-
ten den geheimen Rath ihrer Majestät aus.

Er begleitete den Zar bis nach Kolomma, einer Stadt neunzig Werßte 5 von Moskow gelegen, an dem Ausflusse der Moßkwa, da dieselbe sich in die Okka
ergießet. Hier traf derselbe die Seinigen an, die ihm zu Wasser gefolget waren;
1721ging zu Schiffe, und setzte seine Reise nach Astrachan fort, da er am 4 (15) Ju-
lius anlangte.

Kaum war er von Kolomma abgereiset: so empfand er Schmerzen in den
Nieren, nebst einem gelinden Fieber; dabey sich dann und wann solche Schwach-
heit einfande, daß er genöthiget war, drey bis vier Tage im Bette zuzubringen.
Dieses hinderte ihn aber dennoch nicht an dem Geschäffte, eine türkische Buch-
druckerey einzurichten, um die Kriegeserklärung des Zars damit zu drucken, die
derselbe in dieser Sprache öffentlich in Persien kund machen wollte. Das platte
Fahrzeug, darinnen er fuhr, war zu diesem Vorhaben sehr bequem; so daß bis
auf die Zeit, da der Zar zu Astrachan eintraf, alles fertig war, die Kriegserklärung
zu drucken. Im August begab sich Demetrie zu Astrachan in eine Fregate von
zwanzig Stücken, um dem Zare nach Persien zu folgen. Das ganze Kriegesheer
ging mit ihrer Majestät über die See, und langte in wenigen Tagen an dem Orte
an, da seit dem die Festung zum heiligen Kreuze ist erbauet worden.

[Spaltenumbruch]
5 Eine Werßta machet 4086.969 rheinlän-
dische Fuße, oder 12.2609 Minuten einer deut-
schen Meile; und 90 Werßte sind 18 deutsche
[Spaltenumbruch]
Meilen, 24 Min. Man sehe die Verhand-
lungen der petersburgischen Akademie, ersten
Band, 428 S.
Weil
Leben des Fuͤrſten

Nach dem Vermaͤlungsfeſte, das drey Tage waͤhrete, und dabey ihre Ma-
jeſtaͤt, mit der Kaiſerinn, den Prinzeſſinnen vom Gebluͤte und dem geſammten Adel
zu Petersburg gegenwaͤrtig waren, wurde derſelbe zum geheimen Rathe erklaͤret.

1719

Seine Kinder waren ihm nunmehr nach Petersburg gefolget; ausgenom-
men ſeine Tochter Smaragda, mit der es ſich taͤglich verſchlimmerte, ſo daß ſie
am 4 (15) Julius im ſiebenzehenten Jahre ihres Alters ſtarbe. Jedoch, dieſer
Verluſt wurde wieder erſetzet, durch eine Tochter, die ihm ſeine zweyte Gema-
linn am 8 (19) November eben deſſelben Jahres gebar; dabey der Zar und die
Zarinn zu Gevattern ſtunden, und ihr ebenfals den Namen Smaragda beylegten.

1720

Im folgenden Jahre erhielt derſelbe Befehl, dem Zare nach Perſien zu fol-
gen, nebſt dem Grafen Tolſtoi und dem Admirale Apraxin. In dieſem Feld-
zuge fuͤhrete Apraxin die Befehlhabung uͤber das Kriegesheer, und Tolſtoi nebſt
Demetrie hatten die Verwaltung in buͤrgerlichen Sachen; und dieſe drey mach-
ten den geheimen Rath ihrer Majeſtaͤt aus.

Er begleitete den Zar bis nach Kolomma, einer Stadt neunzig Werßte 5 von Moskow gelegen, an dem Ausfluſſe der Moßkwa, da dieſelbe ſich in die Okka
ergießet. Hier traf derſelbe die Seinigen an, die ihm zu Waſſer gefolget waren;
1721ging zu Schiffe, und ſetzte ſeine Reiſe nach Aſtrachan fort, da er am 4 (15) Ju-
lius anlangte.

Kaum war er von Kolomma abgereiſet: ſo empfand er Schmerzen in den
Nieren, nebſt einem gelinden Fieber; dabey ſich dann und wann ſolche Schwach-
heit einfande, daß er genoͤthiget war, drey bis vier Tage im Bette zuzubringen.
Dieſes hinderte ihn aber dennoch nicht an dem Geſchaͤffte, eine tuͤrkiſche Buch-
druckerey einzurichten, um die Kriegeserklaͤrung des Zars damit zu drucken, die
derſelbe in dieſer Sprache oͤffentlich in Perſien kund machen wollte. Das platte
Fahrzeug, darinnen er fuhr, war zu dieſem Vorhaben ſehr bequem; ſo daß bis
auf die Zeit, da der Zar zu Aſtrachan eintraf, alles fertig war, die Kriegserklaͤrung
zu drucken. Im Auguſt begab ſich Demetrie zu Aſtrachan in eine Fregate von
zwanzig Stuͤcken, um dem Zare nach Perſien zu folgen. Das ganze Kriegesheer
ging mit ihrer Majeſtaͤt uͤber die See, und langte in wenigen Tagen an dem Orte
an, da ſeit dem die Feſtung zum heiligen Kreuze iſt erbauet worden.

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5 Eine Werßta machet 4086.969 rheinlaͤn-
diſche Fuße, oder 12.2609 Minuten einer deut-
ſchen Meile; und 90 Werßte ſind 18 deutſche
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[848/0966] Leben des Fuͤrſten Nach dem Vermaͤlungsfeſte, das drey Tage waͤhrete, und dabey ihre Ma- jeſtaͤt, mit der Kaiſerinn, den Prinzeſſinnen vom Gebluͤte und dem geſammten Adel zu Petersburg gegenwaͤrtig waren, wurde derſelbe zum geheimen Rathe erklaͤret. Seine Kinder waren ihm nunmehr nach Petersburg gefolget; ausgenom- men ſeine Tochter Smaragda, mit der es ſich taͤglich verſchlimmerte, ſo daß ſie am 4 (15) Julius im ſiebenzehenten Jahre ihres Alters ſtarbe. Jedoch, dieſer Verluſt wurde wieder erſetzet, durch eine Tochter, die ihm ſeine zweyte Gema- linn am 8 (19) November eben deſſelben Jahres gebar; dabey der Zar und die Zarinn zu Gevattern ſtunden, und ihr ebenfals den Namen Smaragda beylegten. Im folgenden Jahre erhielt derſelbe Befehl, dem Zare nach Perſien zu fol- gen, nebſt dem Grafen Tolſtoi und dem Admirale Apraxin. In dieſem Feld- zuge fuͤhrete Apraxin die Befehlhabung uͤber das Kriegesheer, und Tolſtoi nebſt Demetrie hatten die Verwaltung in buͤrgerlichen Sachen; und dieſe drey mach- ten den geheimen Rath ihrer Majeſtaͤt aus. Er begleitete den Zar bis nach Kolomma, einer Stadt neunzig Werßte ⁵ von Moskow gelegen, an dem Ausfluſſe der Moßkwa, da dieſelbe ſich in die Okka ergießet. Hier traf derſelbe die Seinigen an, die ihm zu Waſſer gefolget waren; ging zu Schiffe, und ſetzte ſeine Reiſe nach Aſtrachan fort, da er am 4 (15) Ju- lius anlangte. 1721 Kaum war er von Kolomma abgereiſet: ſo empfand er Schmerzen in den Nieren, nebſt einem gelinden Fieber; dabey ſich dann und wann ſolche Schwach- heit einfande, daß er genoͤthiget war, drey bis vier Tage im Bette zuzubringen. Dieſes hinderte ihn aber dennoch nicht an dem Geſchaͤffte, eine tuͤrkiſche Buch- druckerey einzurichten, um die Kriegeserklaͤrung des Zars damit zu drucken, die derſelbe in dieſer Sprache oͤffentlich in Perſien kund machen wollte. Das platte Fahrzeug, darinnen er fuhr, war zu dieſem Vorhaben ſehr bequem; ſo daß bis auf die Zeit, da der Zar zu Aſtrachan eintraf, alles fertig war, die Kriegserklaͤrung zu drucken. Im Auguſt begab ſich Demetrie zu Aſtrachan in eine Fregate von zwanzig Stuͤcken, um dem Zare nach Perſien zu folgen. Das ganze Kriegesheer ging mit ihrer Majeſtaͤt uͤber die See, und langte in wenigen Tagen an dem Orte an, da ſeit dem die Feſtung zum heiligen Kreuze iſt erbauet worden. Weil ⁵ Eine Werßta machet 4086.969 rheinlaͤn- diſche Fuße, oder 12.2609 Minuten einer deut- ſchen Meile; und 90 Werßte ſind 18 deutſche Meilen, 24 Min. Man ſehe die Verhand- lungen der petersburgiſchen Akademie, erſten Band, 428 S.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 848. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/966>, abgerufen am 25.11.2024.