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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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1. Osman der I
Diesen ließ er schinden, und hernach begraben: alsdann gab er dem gesamten
Heere Befehl, auf sein Grab zu seichen; daher das dasige Feld, das vorher
Tomalidsch hieße, bis auf den heutigen Tag den Namen It Ischim oder Hun-
desseiche führet. Es ging aber dieses Treffen auch auf Seiten Osmans nicht
ohne Blutvergießen ab: denn außer dem, daß viele von seinen Leuten dabey
blieben, büßete auch sein Bruder Gjünduß, als er eben am tapfersten fochte,
das Leben ein. Der Leichnam desselben wurde auf Osmans Befehle in dem
Grabe seines Vaters Erdogruls, nicht weit von Sugjutschik, beygesetzet.
Gleich nach diesem Siege eroberte Osman auch die Stadt Karahisar, und ver-
knüpfte dieselbe mit dem seldschukischen Gebiete.

8.

Als Aeladdin der II von Osmans Siegen Nachricht erhielte: soWird von Ae-
laddin noch zu
weiteren Ehren-
stellen erhoben.

machte er denselben zum Statthalter von Eskjischehri oder Altstadt. Im Jahre
darauf, 688, trieb Osman die mogulischen Tatarn aus dem Lande, hielte auf
allen Seiten die Einfälle der Feinde zurück, und that sich durch viele SiegeH. 688.



J. C. 1289.
hervor. Endlich nahm er seinen Wohnplatz zu Karahisar, nachdem er von
allen Orten her mehrere Einwohner dahin kommen lassen, und dasselbe erweitert,
auch mit neuen Gebäuden und Mauren versehen, und solchergestalt zu einem
prächtigen Sitze eingerichtet hatte.

In der itztgedachten Zeitrechnung trifft man bey den seldschukischen Ge-
[Spaltenumbruch]

standen: als Kaplan Gjiraj Sultan, u. s. w.
[Ricaut saget: wann der Sultan an den
Chan schreibe; so geschehe es in folgenden
Ausdrücken. An die Regierung, darinnen
die Masse und der Ursprung desjenigen Regi-
ments blühet, auf dem das Glück beruhet
und durch das man die Glückseligkeit erlan-
gen muß. Dem Besitzer einer vortrefflichen
Gewalt und eines bestätigten Ruhmes, aus-
erwählet durch die Gewogenheit desjenigen
Königes, von dem man Hülfsvölker begeh-
ren muß. Dem Könige der Krim, Gjan,
Begj, Gjiraj, Chaw, dessen Hoheit auf be-
ständig aufrecht müsse erhalten werden. Nach-
dem ihr gegen diesen Segen, der mit Ambra
beladen*, und gegen diesen Gruß, der mit
[Spaltenumbruch]
Narcissen durchräuchert ist und von der kai-
serlichen Gnade herrühret, die gebührende
Ehrerbietung bezeiget habt: so sey euch hie-
mit kund und zu wissen gethan, u. s. w.]
12 Bey Aeladdins Lebzeiten] Der
kluge Osman weigerte sich, den ihm angetra-
genen Titel eines Sultans anzunehmen, so
lange Aeladdin lebte, weil er wohl merkte,
daß er ihm nach dem Tode desselben nicht ent-
stehen könne. Er wollte lieber Seräskjer
oder Feldherr des Kriegesheeres heißen, da-
mit man nicht den Verdacht auf ihn werfen
möchte, daß er nach dem Throne strebte. Aber
nach Aeladdins Tode legte er den Fuchspelz
ab, und zog die Löwenhaut an.

schicht-
* das ist, gesiegelt.
C 2

1. Osman der I
Dieſen ließ er ſchinden, und hernach begraben: alsdann gab er dem geſamten
Heere Befehl, auf ſein Grab zu ſeichen; daher das daſige Feld, das vorher
Tomalidſch hieße, bis auf den heutigen Tag den Namen It Iſchim oder Hun-
desſeiche fuͤhret. Es ging aber dieſes Treffen auch auf Seiten Osmans nicht
ohne Blutvergießen ab: denn außer dem, daß viele von ſeinen Leuten dabey
blieben, buͤßete auch ſein Bruder Gjuͤnduß, als er eben am tapferſten fochte,
das Leben ein. Der Leichnam deſſelben wurde auf Osmans Befehle in dem
Grabe ſeines Vaters Erdogruls, nicht weit von Sugjutſchik, beygeſetzet.
Gleich nach dieſem Siege eroberte Osman auch die Stadt Karahiſar, und ver-
knuͤpfte dieſelbe mit dem ſeldſchukiſchen Gebiete.

8.

Als Aeladdin der II von Osmans Siegen Nachricht erhielte: ſoWird von Ae-
laddin noch zu
weiteren Ehren-
ſtellen erhoben.

machte er denſelben zum Statthalter von Eskjiſchehri oder Altſtadt. Im Jahre
darauf, 688, trieb Osman die moguliſchen Tatarn aus dem Lande, hielte auf
allen Seiten die Einfaͤlle der Feinde zuruͤck, und that ſich durch viele SiegeH. 688.



J. C. 1289.
hervor. Endlich nahm er ſeinen Wohnplatz zu Karahiſar, nachdem er von
allen Orten her mehrere Einwohner dahin kommen laſſen, und daſſelbe erweitert,
auch mit neuen Gebaͤuden und Mauren verſehen, und ſolchergeſtalt zu einem
praͤchtigen Sitze eingerichtet hatte.

In der itztgedachten Zeitrechnung trifft man bey den ſeldſchukiſchen Ge-
[Spaltenumbruch]

ſtanden: als Kaplan Gjiraj Sultan, u. ſ. w.
[Ricaut ſaget: wann der Sultan an den
Chan ſchreibe; ſo geſchehe es in folgenden
Ausdruͤcken. An die Regierung, darinnen
die Maſſe und der Urſprung desjenigen Regi-
ments bluͤhet, auf dem das Gluͤck beruhet
und durch das man die Gluͤckſeligkeit erlan-
gen muß. Dem Beſitzer einer vortrefflichen
Gewalt und eines beſtaͤtigten Ruhmes, aus-
erwaͤhlet durch die Gewogenheit desjenigen
Koͤniges, von dem man Huͤlfsvoͤlker begeh-
ren muß. Dem Koͤnige der Krim, Gjan,
Begj, Gjiraj, Chaw, deſſen Hoheit auf be-
ſtaͤndig aufrecht muͤſſe erhalten werden. Nach-
dem ihr gegen dieſen Segen, der mit Ambra
beladen*, und gegen dieſen Gruß, der mit
[Spaltenumbruch]
Narciſſen durchraͤuchert iſt und von der kai-
ſerlichen Gnade herruͤhret, die gebuͤhrende
Ehrerbietung bezeiget habt: ſo ſey euch hie-
mit kund und zu wiſſen gethan, u. ſ. w.]
12 Bey Aeladdins Lebzeiten] Der
kluge Osman weigerte ſich, den ihm angetra-
genen Titel eines Sultans anzunehmen, ſo
lange Aeladdin lebte, weil er wohl merkte,
daß er ihm nach dem Tode deſſelben nicht ent-
ſtehen koͤnne. Er wollte lieber Seraͤskjer
oder Feldherr des Kriegesheeres heißen, da-
mit man nicht den Verdacht auf ihn werfen
moͤchte, daß er nach dem Throne ſtrebte. Aber
nach Aeladdins Tode legte er den Fuchspelz
ab, und zog die Loͤwenhaut an.

ſchicht-
* das iſt, geſiegelt.
C 2
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[19/0091] 1. Osman der I Dieſen ließ er ſchinden, und hernach begraben: alsdann gab er dem geſamten Heere Befehl, auf ſein Grab zu ſeichen; daher das daſige Feld, das vorher Tomalidſch hieße, bis auf den heutigen Tag den Namen It Iſchim oder Hun- desſeiche fuͤhret. Es ging aber dieſes Treffen auch auf Seiten Osmans nicht ohne Blutvergießen ab: denn außer dem, daß viele von ſeinen Leuten dabey blieben, buͤßete auch ſein Bruder Gjuͤnduß, als er eben am tapferſten fochte, das Leben ein. Der Leichnam deſſelben wurde auf Osmans Befehle in dem Grabe ſeines Vaters Erdogruls, nicht weit von Sugjutſchik, beygeſetzet. Gleich nach dieſem Siege eroberte Osman auch die Stadt Karahiſar, und ver- knuͤpfte dieſelbe mit dem ſeldſchukiſchen Gebiete. 8. Als Aeladdin der II von Osmans Siegen Nachricht erhielte: ſo machte er denſelben zum Statthalter von Eskjiſchehri oder Altſtadt. Im Jahre darauf, 688, trieb Osman die moguliſchen Tatarn aus dem Lande, hielte auf allen Seiten die Einfaͤlle der Feinde zuruͤck, und that ſich durch viele Siege hervor. Endlich nahm er ſeinen Wohnplatz zu Karahiſar, nachdem er von allen Orten her mehrere Einwohner dahin kommen laſſen, und daſſelbe erweitert, auch mit neuen Gebaͤuden und Mauren verſehen, und ſolchergeſtalt zu einem praͤchtigen Sitze eingerichtet hatte. Wird von Ae- laddin noch zu weiteren Ehren- ſtellen erhoben. H. 688. J. C. 1289. In der itztgedachten Zeitrechnung trifft man bey den ſeldſchukiſchen Ge- ſchicht- ſtanden: als Kaplan Gjiraj Sultan, u. ſ. w. [Ricaut ſaget: wann der Sultan an den Chan ſchreibe; ſo geſchehe es in folgenden Ausdruͤcken. An die Regierung, darinnen die Maſſe und der Urſprung desjenigen Regi- ments bluͤhet, auf dem das Gluͤck beruhet und durch das man die Gluͤckſeligkeit erlan- gen muß. Dem Beſitzer einer vortrefflichen Gewalt und eines beſtaͤtigten Ruhmes, aus- erwaͤhlet durch die Gewogenheit desjenigen Koͤniges, von dem man Huͤlfsvoͤlker begeh- ren muß. Dem Koͤnige der Krim, Gjan, Begj, Gjiraj, Chaw, deſſen Hoheit auf be- ſtaͤndig aufrecht muͤſſe erhalten werden. Nach- dem ihr gegen dieſen Segen, der mit Ambra beladen *, und gegen dieſen Gruß, der mit Narciſſen durchraͤuchert iſt und von der kai- ſerlichen Gnade herruͤhret, die gebuͤhrende Ehrerbietung bezeiget habt: ſo ſey euch hie- mit kund und zu wiſſen gethan, u. ſ. w.] ¹² Bey Aeladdins Lebzeiten] Der kluge Osman weigerte ſich, den ihm angetra- genen Titel eines Sultans anzunehmen, ſo lange Aeladdin lebte, weil er wohl merkte, daß er ihm nach dem Tode deſſelben nicht ent- ſtehen koͤnne. Er wollte lieber Seraͤskjer oder Feldherr des Kriegesheeres heißen, da- mit man nicht den Verdacht auf ihn werfen moͤchte, daß er nach dem Throne ſtrebte. Aber nach Aeladdins Tode legte er den Fuchspelz ab, und zog die Loͤwenhaut an. * das iſt, geſiegelt. C 2

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/91>, abgerufen am 23.11.2024.