Geschichte der Regierung Osmans des I, Stifters des oliosmanischen Reiches. Des ersten Buches zweytes Hauptstück.
1.
Als Sülejman Schah solchergestalt der Welt entrissen war:Sülejman Schahs vier Söhne theilen desselben Vermö- gen unter sich. so theilten seine vier Söhne, Erdogrul oder Dogrul 1, Sonkur Dogan 2, Gjündogdi 3 und Dindar oder Düm- dar 4, ihres Vaters hinterlassene Schätze und Vermögen unter sich. Sonkur und Gjündogdi kehreten wieder nach ihren alten Wohnungen zurück, und wir müssen sie also daselbst ihrem unbekannten Schicksale überlassen. Erdogrul hingegen und [Spaltenumbruch]
1 Dogrul oder Erdogrul] Diese Na- men heißen auf Deutsch, ein geborner oder ein gerechter Mann. Erdogrul war Sülej- mans Sohn und Osmans des I Vater.
2 Sonkur Dogan] Sonkur bedeutet seinem Ursprunge nach eine Gattung weißer Falken, welches die größten Raubthiere unter allem Federviehe sind. Man findet sie sonst nirgends, als in dem Lande der jüßbegjischen Tatarn, die dieselben durch ihre Abgesandten dem türkischen Kaiser zum Geschenke über- schicken. Sie werden nur selten gefangen, und von den Türken sehr hoch geschätzet*.
3 Gjündogdi] Ist nach der Bedeutung [Spaltenumbruch] des Wortes so viel, als: Die Sonne ist auf- gegangen; der Tag ist angebrochen. Denn Gjün heißet bey den Türken, der Tag oder die Sonne: und dogdi ist die erste völlig vergangene Zeit (praeteritum perfectum primum) von dogmak, geboren werden oder an das Licht kommen.
4 Dümdar] Dieser Name heißet nach dem Ursprunge des Wortes, schallend, oder mit dem Vermögen zu schallen begabet. Denn Düm ist der Schall der Pauke, Kjus genen- net, und dar bedeutet in der persischen Spra- che, haltend oder mit etwas begabet. Da- her kommen die Wörter: Wefadar, Glau- ben haltend; Namdar, mit einem guten Na-
Dümdar
* Dogan heißet einen Falken überhaupt: und Sonkur die besondere Gattung.
B 3
Geſchichte der Regierung Osmans des I‚ Stifters des oliosmaniſchen Reiches. Des erſten Buches zweytes Hauptſtuͤck.
1.
Als Suͤlejman Schah ſolchergeſtalt der Welt entriſſen war:Suͤlejman Schahs vier Soͤhne theilen deſſelben Vermoͤ- gen unter ſich. ſo theilten ſeine vier Soͤhne, Erdogrul oder Dogrul 1, Sonkur Dogan 2, Gjuͤndogdi 3 und Dindar oder Duͤm- dar 4, ihres Vaters hinterlaſſene Schaͤtze und Vermoͤgen unter ſich. Sonkur und Gjuͤndogdi kehreten wieder nach ihren alten Wohnungen zuruͤck, und wir muͤſſen ſie alſo daſelbſt ihrem unbekannten Schickſale uͤberlaſſen. Erdogrul hingegen und [Spaltenumbruch]
1 Dogrul oder Erdogrul] Dieſe Na- men heißen auf Deutſch, ein geborner oder ein gerechter Mann. Erdogrul war Suͤlej- mans Sohn und Osmans des I Vater.
2 Sonkur Dogan] Sonkur bedeutet ſeinem Urſprunge nach eine Gattung weißer Falken, welches die groͤßten Raubthiere unter allem Federviehe ſind. Man findet ſie ſonſt nirgends, als in dem Lande der juͤßbegjiſchen Tatarn, die dieſelben durch ihre Abgeſandten dem tuͤrkiſchen Kaiſer zum Geſchenke uͤber- ſchicken. Sie werden nur ſelten gefangen, und von den Tuͤrken ſehr hoch geſchaͤtzet*.
3 Gjuͤndogdi] Iſt nach der Bedeutung [Spaltenumbruch] des Wortes ſo viel, als: Die Sonne iſt auf- gegangen; der Tag iſt angebrochen. Denn Gjuͤn heißet bey den Tuͤrken, der Tag oder die Sonne: und dogdi iſt die erſte voͤllig vergangene Zeit (praeteritum perfectum primum) von dogmak, geboren werden oder an das Licht kommen.
4 Duͤmdar] Dieſer Name heißet nach dem Urſprunge des Wortes, ſchallend, oder mit dem Vermoͤgen zu ſchallen begabet. Denn Duͤm iſt der Schall der Pauke, Kjus genen- net, und dar bedeutet in der perſiſchen Spra- che, haltend oder mit etwas begabet. Da- her kommen die Woͤrter: Wefadar, Glau- ben haltend; Namdar, mit einem guten Na-
Duͤmdar
* Dogan heißet einen Falken uͤberhaupt: und Sonkur die beſondere Gattung.
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Geſchichte
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alſo daſelbſt ihrem unbekannten Schickſale uͤberlaſſen. Erdogrul hingegen und
Duͤmdar
¹ Dogrul oder Erdogrul] Dieſe Na-
men heißen auf Deutſch, ein geborner oder
ein gerechter Mann. Erdogrul war Suͤlej-
mans Sohn und Osmans des I Vater.
² Sonkur Dogan] Sonkur bedeutet
ſeinem Urſprunge nach eine Gattung weißer
Falken, welches die groͤßten Raubthiere unter
allem Federviehe ſind. Man findet ſie ſonſt
nirgends, als in dem Lande der juͤßbegjiſchen
Tatarn, die dieſelben durch ihre Abgeſandten
dem tuͤrkiſchen Kaiſer zum Geſchenke uͤber-
ſchicken. Sie werden nur ſelten gefangen,
und von den Tuͤrken ſehr hoch geſchaͤtzet *.
³ Gjuͤndogdi] Iſt nach der Bedeutung
des Wortes ſo viel, als: Die Sonne iſt auf-
gegangen; der Tag iſt angebrochen. Denn
Gjuͤn heißet bey den Tuͤrken, der Tag oder
die Sonne: und dogdi iſt die erſte voͤllig
vergangene Zeit (praeteritum perfectum
primum) von dogmak, geboren werden
oder an das Licht kommen.
⁴ Duͤmdar] Dieſer Name heißet nach
dem Urſprunge des Wortes, ſchallend, oder mit
dem Vermoͤgen zu ſchallen begabet. Denn
Duͤm iſt der Schall der Pauke, Kjus genen-
net, und dar bedeutet in der perſiſchen Spra-
che, haltend oder mit etwas begabet. Da-
her kommen die Woͤrter: Wefadar, Glau-
ben haltend; Namdar, mit einem guten Na-
men
Suͤlejman
Schahs vier
Soͤhne theilen
deſſelben Vermoͤ-
gen unter ſich.
* Dogan heißet einen Falken uͤberhaupt: und Sonkur die beſondere Gattung.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/85>, abgerufen am 22.11.2024.
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