Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Osmanische Geschichte
Kodscha Dschäfer Pascha; Misirli Ogli, der sich durch die Eroberung von Chios
berühmt gemacht hatte; Kjöse Halil, Pascha von Dijarbekjir; Faßil Pascha 24 von Schehresul: sieben und zwanzig Paschen von dem Range mit zweenen
[Spaltenumbruch]
sind es auch in der That: denn sie rennen
mit nicht geringerem Muthe auf die Feinde
hinein, als die Jeng-itscheri; aber mit mehre-
rer Vorsichtigkeit, als diese. Ungeachtet sie
auch unter keiner ordentlichen Verfassung
stehen: so haben sie doch unter sich selbst eine
gewisse Ordnung beliebet, dadurch sie zusam-
men gehalten werden, damit sie sich nicht zer-
streuen oder unter andere Haufen vermengen;
ausgenommen, wann das ganze Heer aus
einander gejaget wird. Sie sind sonderlich
berühmt wegen ihrer Geschicklichkeit nach dem
Ziele zu schießen; darinnen dieselben es zu ei-
ner solchen Fertigkeit gebracht haben, daß sie
sich nichts daraus machen, ihrer Mutter oder
Frau ein Ey oder einen Apfel, in einer Weite
von zwey hundert Schritten, mit einer Kugel
von dem Kopfe herunter zu schießen.
24 Faßil Pascha] Ein Mann, der
wegen seiner Gelehrtheit und anderer vortreff-
lichen Eigenschaften unter den Türken vielen
Ruhm erlanget, und daher auch den Beyna-
men Faßil oder der Gelehrte bekommen hat.
Er wurde wegen seiner zierlichen Schreibart
von Elmas Mehemmed Pascha, gleich in dem
ersten Jahre seines Weßiramtes, zu der Würde
des Kjihaja erhoben, und nachgehends mit
dreyen Tug in die Paschaschaft von Schehre-
sul gesendet. Er ließ einen sehr guten Na-
men hinter sich.
25 rechnen kann] Es ist nicht gehöret
worden, daß die Türken iemals so standhaft
und verzweifelt gefochten haben, als in dieser
Schlacht; denn kein einziger von ihnen ist
lebendig gefangen worden. Daraus lässet sich
[Spaltenumbruch]
die Tapferkeit des siegenden Heeres beurthei-
len. Indessen würde doch der Sieg sehr zwei-
felhaft gewesen seyn: wenn nicht die Jeng-
itscheri selbst ihre Befehlhaber, Männer, die
wegen ihrer Tapferkeit berühmt waren, eben
vor dem Treffen ums Leben gebracht hätten.
Wenn sie von diesen wären angeführet wor-
den: so glaubet man durchgehends, daß sie
unter dem Beystande derselben die Deutschen,
die der Anzahl nach weit geringer waren,
entweder geschlagen, oder doch wenigstens
zurück getrieben hätten. In der That hat
man auch manchmal in der Erfahrung befun-
den, wann die Türken eingeschlossen sind und
keinen Weg zu entrinnen sehen, daß sie alsdann
weit hitziger für ihr Leben und für den Sieg
fechten. Wenn sie nun bey einer solchen Ge-
legenheit kluge Anführer haben: so fechten
sie nicht allein über Verhoffen; sondern thun
gar solche Thaten, welche menschliche Kräfte
zu übersteigen scheinen. Hiebey glaube ich
eine nützliche Arbeit zu thun, wenn ich einige
Anleitung von der Art und Weise mit den
Türken zu fechten beyfüge, die aus solchen
Bemerkungen gezogen ist, welche ich in denen
Feldzügen, darinnen ich gegenwärtig gewesen
bin, selbst gemacht habe: ungeachtet ich wohl
weis, daß Büsbeque einen weitläuftigen Un-
terricht davon gegeben, und noch andere
ganze große Bücher von dieser Sache geschrie-
ben haben. Ein Feldherr muß also wohl
überlegen, ob seine Truppen der Türken ihren
gleichkommen, wo nicht der Anzahl nach
(denn dahin können es die Christen mit ihren
Heeren selten bringen), doch wenigstens
dem Muthe nach; imgleichen, ob er guten
Kriegsvorrath und die nöthigen Lebensmittel

und

Osmaniſche Geſchichte
Kodſcha Dſchaͤfer Paſcha; Miſirli Ogli, der ſich durch die Eroberung von Chios
beruͤhmt gemacht hatte; Kjoͤſe Halil, Paſcha von Dijarbekjir; Faßil Paſcha 24 von Schehreſul: ſieben und zwanzig Paſchen von dem Range mit zweenen
[Spaltenumbruch]
ſind es auch in der That: denn ſie rennen
mit nicht geringerem Muthe auf die Feinde
hinein, als die Jeng-itſcheri; aber mit mehre-
rer Vorſichtigkeit, als dieſe. Ungeachtet ſie
auch unter keiner ordentlichen Verfaſſung
ſtehen: ſo haben ſie doch unter ſich ſelbſt eine
gewiſſe Ordnung beliebet, dadurch ſie zuſam-
men gehalten werden, damit ſie ſich nicht zer-
ſtreuen oder unter andere Haufen vermengen;
ausgenommen, wann das ganze Heer aus
einander gejaget wird. Sie ſind ſonderlich
beruͤhmt wegen ihrer Geſchicklichkeit nach dem
Ziele zu ſchießen; darinnen dieſelben es zu ei-
ner ſolchen Fertigkeit gebracht haben, daß ſie
ſich nichts daraus machen, ihrer Mutter oder
Frau ein Ey oder einen Apfel, in einer Weite
von zwey hundert Schritten, mit einer Kugel
von dem Kopfe herunter zu ſchießen.
24 Faßil Paſcha] Ein Mann, der
wegen ſeiner Gelehrtheit und anderer vortreff-
lichen Eigenſchaften unter den Tuͤrken vielen
Ruhm erlanget, und daher auch den Beyna-
men Faßil oder der Gelehrte bekommen hat.
Er wurde wegen ſeiner zierlichen Schreibart
von Elmas Mehemmed Paſcha, gleich in dem
erſten Jahre ſeines Weßiramtes, zu der Wuͤrde
des Kjihaja erhoben, und nachgehends mit
dreyen Tug in die Paſchaſchaft von Schehre-
ſul geſendet. Er ließ einen ſehr guten Na-
men hinter ſich.
25 rechnen kann] Es iſt nicht gehoͤret
worden, daß die Tuͤrken iemals ſo ſtandhaft
und verzweifelt gefochten haben, als in dieſer
Schlacht; denn kein einziger von ihnen iſt
lebendig gefangen worden. Daraus laͤſſet ſich
[Spaltenumbruch]
die Tapferkeit des ſiegenden Heeres beurthei-
len. Indeſſen wuͤrde doch der Sieg ſehr zwei-
felhaft geweſen ſeyn: wenn nicht die Jeng-
itſcheri ſelbſt ihre Befehlhaber, Maͤnner, die
wegen ihrer Tapferkeit beruͤhmt waren, eben
vor dem Treffen ums Leben gebracht haͤtten.
Wenn ſie von dieſen waͤren angefuͤhret wor-
den: ſo glaubet man durchgehends, daß ſie
unter dem Beyſtande derſelben die Deutſchen,
die der Anzahl nach weit geringer waren,
entweder geſchlagen, oder doch wenigſtens
zuruͤck getrieben haͤtten. In der That hat
man auch manchmal in der Erfahrung befun-
den, wann die Tuͤrken eingeſchloſſen ſind und
keinen Weg zu entrinnen ſehen, daß ſie alsdann
weit hitziger fuͤr ihr Leben und fuͤr den Sieg
fechten. Wenn ſie nun bey einer ſolchen Ge-
legenheit kluge Anfuͤhrer haben: ſo fechten
ſie nicht allein uͤber Verhoffen; ſondern thun
gar ſolche Thaten, welche menſchliche Kraͤfte
zu uͤberſteigen ſcheinen. Hiebey glaube ich
eine nuͤtzliche Arbeit zu thun, wenn ich einige
Anleitung von der Art und Weiſe mit den
Tuͤrken zu fechten beyfuͤge, die aus ſolchen
Bemerkungen gezogen iſt, welche ich in denen
Feldzuͤgen, darinnen ich gegenwaͤrtig geweſen
bin, ſelbſt gemacht habe: ungeachtet ich wohl
weis, daß Buͤsbeque einen weitlaͤuftigen Un-
terricht davon gegeben, und noch andere
ganze große Buͤcher von dieſer Sache geſchrie-
ben haben. Ein Feldherr muß alſo wohl
uͤberlegen, ob ſeine Truppen der Tuͤrken ihren
gleichkommen, wo nicht der Anzahl nach
(denn dahin koͤnnen es die Chriſten mit ihren
Heeren ſelten bringen), doch wenigſtens
dem Muthe nach; imgleichen, ob er guten
Kriegsvorrath und die noͤthigen Lebensmittel

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0800" n="686"/><fw place="top" type="header">Osmani&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</fw><lb/>
Kod&#x017F;cha D&#x017F;cha&#x0364;fer Pa&#x017F;cha; Mi&#x017F;irli Ogli, der &#x017F;ich durch die Eroberung von Chios<lb/>
beru&#x0364;hmt gemacht hatte; Kjo&#x0364;&#x017F;e Halil, Pa&#x017F;cha von Dijarbekjir; Faßil Pa&#x017F;cha <note place="end" n="24"/><lb/>
von Schehre&#x017F;ul: &#x017F;ieben und zwanzig Pa&#x017F;chen von dem Range mit zweenen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/><cb n="1"/><lb/><note xml:id="H800" prev="#H799" place="end">&#x017F;ind es auch in der That: denn &#x017F;ie rennen<lb/>
mit nicht geringerem Muthe auf die Feinde<lb/>
hinein, als die Jeng-it&#x017F;cheri; aber mit mehre-<lb/>
rer Vor&#x017F;ichtigkeit, als die&#x017F;e. Ungeachtet &#x017F;ie<lb/>
auch unter keiner ordentlichen Verfa&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
&#x017F;tehen: &#x017F;o haben &#x017F;ie doch unter &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Ordnung beliebet, dadurch &#x017F;ie zu&#x017F;am-<lb/>
men gehalten werden, damit &#x017F;ie &#x017F;ich nicht zer-<lb/>
&#x017F;treuen oder unter andere Haufen vermengen;<lb/>
ausgenommen, wann das ganze Heer aus<lb/>
einander gejaget wird. Sie &#x017F;ind &#x017F;onderlich<lb/>
beru&#x0364;hmt wegen ihrer Ge&#x017F;chicklichkeit nach dem<lb/>
Ziele zu &#x017F;chießen; darinnen die&#x017F;elben es zu ei-<lb/>
ner &#x017F;olchen Fertigkeit gebracht haben, daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich nichts daraus machen, ihrer Mutter oder<lb/>
Frau ein Ey oder einen Apfel, in einer Weite<lb/>
von zwey hundert Schritten, mit einer Kugel<lb/>
von dem Kopfe herunter zu &#x017F;chießen.</note><lb/><note place="end" n="24">Faßil Pa&#x017F;cha] Ein Mann, der<lb/>
wegen &#x017F;einer Gelehrtheit und anderer vortreff-<lb/>
lichen Eigen&#x017F;chaften unter den Tu&#x0364;rken vielen<lb/>
Ruhm erlanget, und daher auch den Beyna-<lb/>
men Faßil oder der Gelehrte bekommen hat.<lb/>
Er wurde wegen &#x017F;einer zierlichen Schreibart<lb/>
von Elmas Mehemmed Pa&#x017F;cha, gleich in dem<lb/>
er&#x017F;ten Jahre &#x017F;eines Weßiramtes, zu der Wu&#x0364;rde<lb/>
des Kjihaja erhoben, und nachgehends mit<lb/>
dreyen Tug in die Pa&#x017F;cha&#x017F;chaft von Schehre-<lb/>
&#x017F;ul ge&#x017F;endet. Er ließ einen &#x017F;ehr guten Na-<lb/>
men hinter &#x017F;ich.</note><lb/><note xml:id="I800" next="#I801" place="end" n="25">rechnen kann] Es i&#x017F;t nicht geho&#x0364;ret<lb/>
worden, daß die Tu&#x0364;rken iemals &#x017F;o &#x017F;tandhaft<lb/>
und verzweifelt gefochten haben, als in die&#x017F;er<lb/>
Schlacht; denn kein einziger von ihnen i&#x017F;t<lb/>
lebendig gefangen worden. Daraus la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich<lb/><cb n="2"/><lb/>
die Tapferkeit des &#x017F;iegenden Heeres beurthei-<lb/>
len. Inde&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde doch der Sieg &#x017F;ehr zwei-<lb/>
felhaft gewe&#x017F;en &#x017F;eyn: wenn nicht die Jeng-<lb/>
it&#x017F;cheri &#x017F;elb&#x017F;t ihre Befehlhaber, Ma&#x0364;nner, die<lb/>
wegen ihrer Tapferkeit beru&#x0364;hmt waren, eben<lb/>
vor dem Treffen ums Leben gebracht ha&#x0364;tten.<lb/>
Wenn &#x017F;ie von die&#x017F;en wa&#x0364;ren angefu&#x0364;hret wor-<lb/>
den: &#x017F;o glaubet man durchgehends, daß &#x017F;ie<lb/>
unter dem Bey&#x017F;tande der&#x017F;elben die Deut&#x017F;chen,<lb/>
die der Anzahl nach weit geringer waren,<lb/>
entweder ge&#x017F;chlagen, oder doch wenig&#x017F;tens<lb/>
zuru&#x0364;ck getrieben ha&#x0364;tten. In der That hat<lb/>
man auch manchmal in der Erfahrung befun-<lb/>
den, wann die Tu&#x0364;rken einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind und<lb/>
keinen Weg zu entrinnen &#x017F;ehen, daß &#x017F;ie alsdann<lb/>
weit hitziger fu&#x0364;r ihr Leben und fu&#x0364;r den Sieg<lb/>
fechten. Wenn &#x017F;ie nun bey einer &#x017F;olchen Ge-<lb/>
legenheit kluge Anfu&#x0364;hrer haben: &#x017F;o fechten<lb/>
&#x017F;ie nicht allein u&#x0364;ber Verhoffen; &#x017F;ondern thun<lb/>
gar &#x017F;olche Thaten, welche men&#x017F;chliche Kra&#x0364;fte<lb/>
zu u&#x0364;ber&#x017F;teigen &#x017F;cheinen. Hiebey glaube ich<lb/>
eine nu&#x0364;tzliche Arbeit zu thun, wenn ich einige<lb/>
Anleitung von der Art und Wei&#x017F;e mit den<lb/>
Tu&#x0364;rken zu fechten beyfu&#x0364;ge, die aus &#x017F;olchen<lb/>
Bemerkungen gezogen i&#x017F;t, welche ich in denen<lb/>
Feldzu&#x0364;gen, darinnen ich gegenwa&#x0364;rtig gewe&#x017F;en<lb/>
bin, &#x017F;elb&#x017F;t gemacht habe: ungeachtet ich wohl<lb/>
weis, daß Bu&#x0364;sbeque einen weitla&#x0364;uftigen Un-<lb/>
terricht davon gegeben, und noch andere<lb/>
ganze große Bu&#x0364;cher von die&#x017F;er Sache ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben haben. Ein Feldherr muß al&#x017F;o wohl<lb/>
u&#x0364;berlegen, ob &#x017F;eine Truppen der Tu&#x0364;rken ihren<lb/>
gleichkommen, wo nicht der Anzahl nach<lb/>
(denn dahin ko&#x0364;nnen es die Chri&#x017F;ten mit ihren<lb/>
Heeren &#x017F;elten bringen), doch wenig&#x017F;tens<lb/>
dem Muthe nach; imgleichen, ob er guten<lb/>
Kriegsvorrath und die no&#x0364;thigen Lebensmittel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bey</fw></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[686/0800] Osmaniſche Geſchichte Kodſcha Dſchaͤfer Paſcha; Miſirli Ogli, der ſich durch die Eroberung von Chios beruͤhmt gemacht hatte; Kjoͤſe Halil, Paſcha von Dijarbekjir; Faßil Paſcha ²⁴ von Schehreſul: ſieben und zwanzig Paſchen von dem Range mit zweenen und ſind es auch in der That: denn ſie rennen mit nicht geringerem Muthe auf die Feinde hinein, als die Jeng-itſcheri; aber mit mehre- rer Vorſichtigkeit, als dieſe. Ungeachtet ſie auch unter keiner ordentlichen Verfaſſung ſtehen: ſo haben ſie doch unter ſich ſelbſt eine gewiſſe Ordnung beliebet, dadurch ſie zuſam- men gehalten werden, damit ſie ſich nicht zer- ſtreuen oder unter andere Haufen vermengen; ausgenommen, wann das ganze Heer aus einander gejaget wird. Sie ſind ſonderlich beruͤhmt wegen ihrer Geſchicklichkeit nach dem Ziele zu ſchießen; darinnen dieſelben es zu ei- ner ſolchen Fertigkeit gebracht haben, daß ſie ſich nichts daraus machen, ihrer Mutter oder Frau ein Ey oder einen Apfel, in einer Weite von zwey hundert Schritten, mit einer Kugel von dem Kopfe herunter zu ſchießen. ²⁴ Faßil Paſcha] Ein Mann, der wegen ſeiner Gelehrtheit und anderer vortreff- lichen Eigenſchaften unter den Tuͤrken vielen Ruhm erlanget, und daher auch den Beyna- men Faßil oder der Gelehrte bekommen hat. Er wurde wegen ſeiner zierlichen Schreibart von Elmas Mehemmed Paſcha, gleich in dem erſten Jahre ſeines Weßiramtes, zu der Wuͤrde des Kjihaja erhoben, und nachgehends mit dreyen Tug in die Paſchaſchaft von Schehre- ſul geſendet. Er ließ einen ſehr guten Na- men hinter ſich. ²⁵ rechnen kann] Es iſt nicht gehoͤret worden, daß die Tuͤrken iemals ſo ſtandhaft und verzweifelt gefochten haben, als in dieſer Schlacht; denn kein einziger von ihnen iſt lebendig gefangen worden. Daraus laͤſſet ſich die Tapferkeit des ſiegenden Heeres beurthei- len. Indeſſen wuͤrde doch der Sieg ſehr zwei- felhaft geweſen ſeyn: wenn nicht die Jeng- itſcheri ſelbſt ihre Befehlhaber, Maͤnner, die wegen ihrer Tapferkeit beruͤhmt waren, eben vor dem Treffen ums Leben gebracht haͤtten. Wenn ſie von dieſen waͤren angefuͤhret wor- den: ſo glaubet man durchgehends, daß ſie unter dem Beyſtande derſelben die Deutſchen, die der Anzahl nach weit geringer waren, entweder geſchlagen, oder doch wenigſtens zuruͤck getrieben haͤtten. In der That hat man auch manchmal in der Erfahrung befun- den, wann die Tuͤrken eingeſchloſſen ſind und keinen Weg zu entrinnen ſehen, daß ſie alsdann weit hitziger fuͤr ihr Leben und fuͤr den Sieg fechten. Wenn ſie nun bey einer ſolchen Ge- legenheit kluge Anfuͤhrer haben: ſo fechten ſie nicht allein uͤber Verhoffen; ſondern thun gar ſolche Thaten, welche menſchliche Kraͤfte zu uͤberſteigen ſcheinen. Hiebey glaube ich eine nuͤtzliche Arbeit zu thun, wenn ich einige Anleitung von der Art und Weiſe mit den Tuͤrken zu fechten beyfuͤge, die aus ſolchen Bemerkungen gezogen iſt, welche ich in denen Feldzuͤgen, darinnen ich gegenwaͤrtig geweſen bin, ſelbſt gemacht habe: ungeachtet ich wohl weis, daß Buͤsbeque einen weitlaͤuftigen Un- terricht davon gegeben, und noch andere ganze große Buͤcher von dieſer Sache geſchrie- ben haben. Ein Feldherr muß alſo wohl uͤberlegen, ob ſeine Truppen der Tuͤrken ihren gleichkommen, wo nicht der Anzahl nach (denn dahin koͤnnen es die Chriſten mit ihren Heeren ſelten bringen), doch wenigſtens dem Muthe nach; imgleichen, ob er guten Kriegsvorrath und die noͤthigen Lebensmittel bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/800
Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/800>, abgerufen am 25.11.2024.