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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
selben Jahre. Sein Leichnam wurde nachher aus dem Wasser gezogen und
von seinen Söhnen an den Mauren der Stadt Dschaber 12, nicht weit von
Aleppo, begraben 13. Ein ungenannter Dichter der damaligen Zeit machte
ihm seine Grabschrift mit folgenden zweenen Versen.

[Spaltenumbruch]
12 Dschaber] oder Baber, war vor die-
sem eine Stadt nicht weit von Aleppo: itzo
ist es ein Tekje oder Kloster für türkische
Mönche, Schejch Ebu Bekjr genennet, das
in den neuesten Karten vielleicht verfälscht
Bir und Elbir geschrieben wird*. Dieser
Ort seiner Begräbniß wird von den Türken
mit großer Andacht besuchet, und ist außer
seinem Alterthume durch ein Grabmal oder
Türbe, das der Sultan Selim, der Eroberer
Aegyptens, daselbst aufgerichtet hat, noch
ehrwürdiger geworden. Man saget, es sey
dasselbe zum Andenken sowol Sülejmans als
Ebubekjrs, eines der vier Ausleger des Ku-
rons und unmittelbaren Nachfolgers Mu-
hämmeds2*, erbauet worden, als der, wie
man glaubet, hier begraben liegen soll. [D'Her-
belot nennet diesen Ort Khaibar, und saget,
das Grab Sülejman Schahs werde, nach
dem Bericht des berühmten türkischen Ge-
schichtschreibers Sädis, bis auf den heuti-
gen Tag Meßari Türkj, des Türken Grab, ge-
nennet.]
13 Unsere Leser werden vielleicht gedenken,
wir wären in Anführung der Thaten Sülej-
[Spaltenumbruch]
mans viel zu kurz verfahren, und hätten da-
bey weniger geleistet, als die Wichtigkeit der
Sache und das Andenken des Stifters eines
so großen Geschlechts zu erfordern schienen.
Allein, da wir die Wahrheit unser einziges
Augenmerk seyn lassen: so haben wir lieber
wenige wohlbestätigte Begebenheiten mitthei-
len, als den Leser mit einer langen Erzäh-
lung voll Fabeln, ungeschickter Wörter und
unrichtiger Zeitrechnung betriegen wollen.
Mit dergleichen Dingen, als itzt gesaget wor-
den, haben wir öfters die Werke christlicher
Geschichtschreiber belästiget gefunden, wann
sie in denselben von türkischen Sachen Nach-
richt geben wollen: und wir haben uns wun-
dern müssen, wie sonst gelehrte Männer, die
in andern Dingen große Einsicht blicken lie-
ßen, immer dazu haben kommen können, daß
sie den rohen und abgeschmackten Erzählun-
gen Ebulfaradsches3* Glauben zustelleten;
einem Manne, der bey den Türken kaum den
Namen eines Geschichtschreibers verdienet.
Es ist wahr, es giebt unter den Türken selbst
fabelhafte Bücher, als Oliosman Tewarichi
(osmanische Geschichte) und andere, die uns
eine prächtige Liste von Osmans Vorfahrern
Sewmeß
* [Bir oder Elbir ist ein ganz anderer Ort, als Dschaber, und lieget höher hinauf an dem Euphrat.]
2* [Ebubekjr, Muhämmeds Nachfolger, lieget zu Medina begraben. Der Ebubekjr, der hier begraben
lieget, war der Stifter des Tekje oder Klosters, und nur bloß ein Schejch oder Abt.]
3* [Er
war ein Sohn eines christlichen Arztes, von Melitene in Kleinasien gebürtig, und schrieb eine allge-
meine Geschichte, unter dem Titel: Muchtäsir Eldüwel (kurze Geschichte der Reiche). Er lebte in
dem dreyzehenten Jahrhunderte. Pocock hat den arabischen Text mit einer lateinischen Uebersetzung
heraus gegeben.] Er war an verschiedenen Orten Bischof, und endlich Mafrian (syrisch Mafrjono)
oder Primas der Jacobiten, und starb im Jahre 1286. Man sehe sein Leben in Assemans morgenlän-
dischem Büchersale, 2 Band, 244 S. u. f. und insbesondere von dieser seiner Geschichte, daselbst,
309 S.

Osmaniſche Geſchichte
ſelben Jahre. Sein Leichnam wurde nachher aus dem Waſſer gezogen und
von ſeinen Soͤhnen an den Mauren der Stadt Dſchaber 12, nicht weit von
Aleppo, begraben 13. Ein ungenannter Dichter der damaligen Zeit machte
ihm ſeine Grabſchrift mit folgenden zweenen Verſen.

[Spaltenumbruch]
12 Dſchaber] oder Baber, war vor die-
ſem eine Stadt nicht weit von Aleppo: itzo
iſt es ein Tekje oder Kloſter fuͤr tuͤrkiſche
Moͤnche, Schejch Ebu Bekjr genennet, das
in den neueſten Karten vielleicht verfaͤlſcht
Bir und Elbir geſchrieben wird*. Dieſer
Ort ſeiner Begraͤbniß wird von den Tuͤrken
mit großer Andacht beſuchet, und iſt außer
ſeinem Alterthume durch ein Grabmal oder
Tuͤrbe, das der Sultan Selim, der Eroberer
Aegyptens, daſelbſt aufgerichtet hat, noch
ehrwuͤrdiger geworden. Man ſaget, es ſey
daſſelbe zum Andenken ſowol Suͤlejmans als
Ebubekjrs, eines der vier Ausleger des Ku-
rons und unmittelbaren Nachfolgers Mu-
haͤmmeds2*, erbauet worden, als der, wie
man glaubet, hier begraben liegen ſoll. [D'Her-
belot nennet dieſen Ort Khaibar, und ſaget,
das Grab Suͤlejman Schahs werde, nach
dem Bericht des beruͤhmten tuͤrkiſchen Ge-
ſchichtſchreibers Saͤdis, bis auf den heuti-
gen Tag Meßari Tuͤrkj, des Tuͤrken Grab, ge-
nennet.]
13 Unſere Leſer werden vielleicht gedenken,
wir waͤren in Anfuͤhrung der Thaten Suͤlej-
[Spaltenumbruch]
mans viel zu kurz verfahren, und haͤtten da-
bey weniger geleiſtet, als die Wichtigkeit der
Sache und das Andenken des Stifters eines
ſo großen Geſchlechts zu erfordern ſchienen.
Allein, da wir die Wahrheit unſer einziges
Augenmerk ſeyn laſſen: ſo haben wir lieber
wenige wohlbeſtaͤtigte Begebenheiten mitthei-
len, als den Leſer mit einer langen Erzaͤh-
lung voll Fabeln, ungeſchickter Woͤrter und
unrichtiger Zeitrechnung betriegen wollen.
Mit dergleichen Dingen, als itzt geſaget wor-
den, haben wir oͤfters die Werke chriſtlicher
Geſchichtſchreiber belaͤſtiget gefunden, wann
ſie in denſelben von tuͤrkiſchen Sachen Nach-
richt geben wollen: und wir haben uns wun-
dern muͤſſen, wie ſonſt gelehrte Maͤnner, die
in andern Dingen große Einſicht blicken lie-
ßen, immer dazu haben kommen koͤnnen, daß
ſie den rohen und abgeſchmackten Erzaͤhlun-
gen Ebulfaradſches3* Glauben zuſtelleten;
einem Manne, der bey den Tuͤrken kaum den
Namen eines Geſchichtſchreibers verdienet.
Es iſt wahr, es giebt unter den Tuͤrken ſelbſt
fabelhafte Buͤcher, als Oliosman Tewarichi
(osmaniſche Geſchichte) und andere, die uns
eine praͤchtige Liſte von Osmans Vorfahrern
Sewmeß
* [Bir oder Elbir iſt ein ganz anderer Ort, als Dſchaber, und lieget hoͤher hinauf an dem Euphrat.]
2* [Ebubekjr, Muhaͤmmeds Nachfolger, lieget zu Medina begraben. Der Ebubekjr, der hier begraben
lieget, war der Stifter des Tekje oder Kloſters, und nur bloß ein Schejch oder Abt.]
3* [Er
war ein Sohn eines chriſtlichen Arztes, von Melitene in Kleinaſien gebuͤrtig, und ſchrieb eine allge-
meine Geſchichte, unter dem Titel: Muchtaͤſir Elduͤwel (kurze Geſchichte der Reiche). Er lebte in
dem dreyzehenten Jahrhunderte. Pocock hat den arabiſchen Text mit einer lateiniſchen Ueberſetzung
heraus gegeben.] Er war an verſchiedenen Orten Biſchof, und endlich Mafrian (ſyriſch Mafrjono)
oder Primas der Jacobiten, und ſtarb im Jahre 1286. Man ſehe ſein Leben in Aſſemans morgenlaͤn-
diſchem Buͤcherſale, 2 Band, 244 S. u. f. und insbeſondere von dieſer ſeiner Geſchichte, daſelbſt,
309 S.
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[10/0080] Osmaniſche Geſchichte ſelben Jahre. Sein Leichnam wurde nachher aus dem Waſſer gezogen und von ſeinen Soͤhnen an den Mauren der Stadt Dſchaber ¹² , nicht weit von Aleppo, begraben ¹³ . Ein ungenannter Dichter der damaligen Zeit machte ihm ſeine Grabſchrift mit folgenden zweenen Verſen. Sewmeß ¹² Dſchaber] oder Baber, war vor die- ſem eine Stadt nicht weit von Aleppo: itzo iſt es ein Tekje oder Kloſter fuͤr tuͤrkiſche Moͤnche, Schejch Ebu Bekjr genennet, das in den neueſten Karten vielleicht verfaͤlſcht Bir und Elbir geſchrieben wird *. Dieſer Ort ſeiner Begraͤbniß wird von den Tuͤrken mit großer Andacht beſuchet, und iſt außer ſeinem Alterthume durch ein Grabmal oder Tuͤrbe, das der Sultan Selim, der Eroberer Aegyptens, daſelbſt aufgerichtet hat, noch ehrwuͤrdiger geworden. Man ſaget, es ſey daſſelbe zum Andenken ſowol Suͤlejmans als Ebubekjrs, eines der vier Ausleger des Ku- rons und unmittelbaren Nachfolgers Mu- haͤmmeds 2*, erbauet worden, als der, wie man glaubet, hier begraben liegen ſoll. [D'Her- belot nennet dieſen Ort Khaibar, und ſaget, das Grab Suͤlejman Schahs werde, nach dem Bericht des beruͤhmten tuͤrkiſchen Ge- ſchichtſchreibers Saͤdis, bis auf den heuti- gen Tag Meßari Tuͤrkj, des Tuͤrken Grab, ge- nennet.] ¹³ Unſere Leſer werden vielleicht gedenken, wir waͤren in Anfuͤhrung der Thaten Suͤlej- mans viel zu kurz verfahren, und haͤtten da- bey weniger geleiſtet, als die Wichtigkeit der Sache und das Andenken des Stifters eines ſo großen Geſchlechts zu erfordern ſchienen. Allein, da wir die Wahrheit unſer einziges Augenmerk ſeyn laſſen: ſo haben wir lieber wenige wohlbeſtaͤtigte Begebenheiten mitthei- len, als den Leſer mit einer langen Erzaͤh- lung voll Fabeln, ungeſchickter Woͤrter und unrichtiger Zeitrechnung betriegen wollen. Mit dergleichen Dingen, als itzt geſaget wor- den, haben wir oͤfters die Werke chriſtlicher Geſchichtſchreiber belaͤſtiget gefunden, wann ſie in denſelben von tuͤrkiſchen Sachen Nach- richt geben wollen: und wir haben uns wun- dern muͤſſen, wie ſonſt gelehrte Maͤnner, die in andern Dingen große Einſicht blicken lie- ßen, immer dazu haben kommen koͤnnen, daß ſie den rohen und abgeſchmackten Erzaͤhlun- gen Ebulfaradſches 3* Glauben zuſtelleten; einem Manne, der bey den Tuͤrken kaum den Namen eines Geſchichtſchreibers verdienet. Es iſt wahr, es giebt unter den Tuͤrken ſelbſt fabelhafte Buͤcher, als Oliosman Tewarichi (osmaniſche Geſchichte) und andere, die uns eine praͤchtige Liſte von Osmans Vorfahrern geben: * [Bir oder Elbir iſt ein ganz anderer Ort, als Dſchaber, und lieget hoͤher hinauf an dem Euphrat.] 2* [Ebubekjr, Muhaͤmmeds Nachfolger, lieget zu Medina begraben. Der Ebubekjr, der hier begraben lieget, war der Stifter des Tekje oder Kloſters, und nur bloß ein Schejch oder Abt.] 3* [Er war ein Sohn eines chriſtlichen Arztes, von Melitene in Kleinaſien gebuͤrtig, und ſchrieb eine allge- meine Geſchichte, unter dem Titel: Muchtaͤſir Elduͤwel (kurze Geſchichte der Reiche). Er lebte in dem dreyzehenten Jahrhunderte. Pocock hat den arabiſchen Text mit einer lateiniſchen Ueberſetzung heraus gegeben.] Er war an verſchiedenen Orten Biſchof, und endlich Mafrian (ſyriſch Mafrjono) oder Primas der Jacobiten, und ſtarb im Jahre 1286. Man ſehe ſein Leben in Aſſemans morgenlaͤn- diſchem Buͤcherſale, 2 Band, 244 S. u. f. und insbeſondere von dieſer ſeiner Geſchichte, daſelbſt, 309 S.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/80>, abgerufen am 10.05.2024.