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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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22. Mustäfa der II
3.

Mustäfa that, als wenn er von des Weßirs Vornehmen gegen sichDer Sultan
ahndet die Un-
ternehmungen
des Weßirs
nicht; sondern
bestätiget densel-
ben in seinem
Amte.

nichts wüßte, und verschob seine Rache bis auf eine andere Zeit. Er bestätigte
denselben in seinem Amte, schenkte ihm einen Rock mit Zobelpelz gefüttert, und
ermahnete ihn, die Kriegs- und Statsgeschäfften fleißig zu besorgen.

4.

Am dritten Tage nach seiner Gelangung auf den Thron machte derErkläret, daß er
das Heer selbst
anführen wolle,
und verwaltet
die Geschäffte des
Stats allein.

Sultan seinen Vorsatz bekannt, das Kriegesheer gegen die Deutschen selbst an-
zuführen. Er begnügte sich nicht allein mit dem Titel des Kaisers; son-
dern gab sich auch die Mühe, alle Pflichten eines rechtschaffenen Feldherrn zu er-
füllen. Er untersuchte, befahl und ordnete alles selbst an; gab Befehl, neue und
schwere Stücke zu gießen; schaffte Kriegsvorrath und den Sold für die Soldaten
herbey, und theilete es unter sie aus; ließ seines Vaters Bedienten und Befehlha-
ber, die in entfernten Ländern zerstreuet waren, zu sich kommen, und belohnte die-
selben mit neuen Aemtern, damit sie sich darinnen mit mehrerm Vortheile
für den Stat hervorthun könnten; schickte nach Elmas Muhämmed Pascha 4,
[Spaltenumbruch]

ches Namens, der im Anfange der Regierung
Aehmeds des III von den Aufrührern zum
Jeng-itscheriler Agasi gemacht wurde; von
dem weiter unten nachzusehen ist.
3 Tscherkjes Muhämmed Aga] Er
wurde in seiner Jugend aus Tscherkassien
unter andern Gefangenen nach Constantino-
pel gebracht, und daselbst in dem Palaste auf-
erzogen. Als Tschalik Aehmed Aga seines
Amtes entlassen war: so wurde er an seine
Stelle zum Büjükj Mirochor befördert; und
von diesem Amte mit dreyen Tug anfangs
in die Statthalterschaft Aleppo, ferner in die
von Jerusalem, und hernach noch in einige
andere, geschickt. Nach der Wiedereroberung
von Morea durch die Türken wurde er zum
Seräskjer dieses Reichs bestellet; da derselbe
noch itzo stehet, und wegen seiner Liebe zur
Gerechtigkeit und seines beherzten Muthes
bey dem osmanischen Hofe in großem Anse-
hen ist.
4 Elmas Muhämmed Pascha] ein
[Spaltenumbruch]
Asiat, oder, wie andere sagen, ein Bosniak
von Geburt. Er wurde in seiner Jugend
von Sultan Muhämmed dem IIII wegen sei-
ner Schönheit in den Palast aufgenommen,
und von ihm mit dem Beynamen Elmas
oder der Demant benennet. Es ging eine
Sage, daß er dem Sultane eine geraume Zeit
in seinen abscheulichen Lüsten gedienet hätte;
viele aber sowol unter den Türken als Christen
glauben, man habe keinen andern Beweis,
daß Muhämmed diesem Laster ergeben gewesen
sey, als weil er den schönsten von seinen Käm-
merlingen besondere Namen gegeben habe.
Nach dem Tode des Sultan Muhämmeds
bedienete er verschiedene Aemter bey Hofe,
und wurde endlich von Sultan Aehmed dem II
mit dreyen Tug in die Paschaschaft nach Bos-
nien geschickt. Nachdem er von Sultan Mu-
stäfa dem II zu der Würde des Weßirs erho-
ben worden war: so schiene er in zweyen Tref-
fen über das deutsche Heer die Oberhand
behalten zu haben: erstlich, als er Veterani
nöthigte, sich zurück zu ziehen; hernach, als
er den Anschlag des Churfürsten von Sach-

seines
22. Muſtaͤfa der II
3.

Muſtaͤfa that, als wenn er von des Weßirs Vornehmen gegen ſichDer Sultan
ahndet die Un-
ternehmungen
des Weßirs
nicht; ſondern
beſtaͤtiget denſel-
ben in ſeinem
Amte.

nichts wuͤßte, und verſchob ſeine Rache bis auf eine andere Zeit. Er beſtaͤtigte
denſelben in ſeinem Amte, ſchenkte ihm einen Rock mit Zobelpelz gefuͤttert, und
ermahnete ihn, die Kriegs- und Statsgeſchaͤfften fleißig zu beſorgen.

4.

Am dritten Tage nach ſeiner Gelangung auf den Thron machte derErklaͤret, daß er
das Heer ſelbſt
anfuͤhren wolle,
und verwaltet
die Geſchaͤffte des
Stats allein.

Sultan ſeinen Vorſatz bekannt, das Kriegesheer gegen die Deutſchen ſelbſt an-
zufuͤhren. Er begnuͤgte ſich nicht allein mit dem Titel des Kaiſers; ſon-
dern gab ſich auch die Muͤhe, alle Pflichten eines rechtſchaffenen Feldherrn zu er-
fuͤllen. Er unterſuchte, befahl und ordnete alles ſelbſt an; gab Befehl, neue und
ſchwere Stuͤcke zu gießen; ſchaffte Kriegsvorrath und den Sold fuͤr die Soldaten
herbey, und theilete es unter ſie aus; ließ ſeines Vaters Bedienten und Befehlha-
ber, die in entfernten Laͤndern zerſtreuet waren, zu ſich kommen, und belohnte die-
ſelben mit neuen Aemtern, damit ſie ſich darinnen mit mehrerm Vortheile
fuͤr den Stat hervorthun koͤnnten; ſchickte nach Elmas Muhaͤmmed Paſcha 4,
[Spaltenumbruch]

ches Namens, der im Anfange der Regierung
Aehmeds des III von den Aufruͤhrern zum
Jeng-itſcheriler Agaſi gemacht wurde; von
dem weiter unten nachzuſehen iſt.
3 Tſcherkjes Muhaͤmmed Aga] Er
wurde in ſeiner Jugend aus Tſcherkaſſien
unter andern Gefangenen nach Conſtantino-
pel gebracht, und daſelbſt in dem Palaſte auf-
erzogen. Als Tſchalik Aehmed Aga ſeines
Amtes entlaſſen war: ſo wurde er an ſeine
Stelle zum Buͤjuͤkj Mirochor befoͤrdert; und
von dieſem Amte mit dreyen Tug anfangs
in die Statthalterſchaft Aleppo, ferner in die
von Jeruſalem, und hernach noch in einige
andere, geſchickt. Nach der Wiedereroberung
von Morea durch die Tuͤrken wurde er zum
Seraͤskjer dieſes Reichs beſtellet; da derſelbe
noch itzo ſtehet, und wegen ſeiner Liebe zur
Gerechtigkeit und ſeines beherzten Muthes
bey dem osmaniſchen Hofe in großem Anſe-
hen iſt.
4 Elmas Muhaͤmmed Paſcha] ein
[Spaltenumbruch]
Aſiat, oder, wie andere ſagen, ein Bosniak
von Geburt. Er wurde in ſeiner Jugend
von Sultan Muhaͤmmed dem IIII wegen ſei-
ner Schoͤnheit in den Palaſt aufgenommen,
und von ihm mit dem Beynamen Elmas
oder der Demant benennet. Es ging eine
Sage, daß er dem Sultane eine geraume Zeit
in ſeinen abſcheulichen Luͤſten gedienet haͤtte;
viele aber ſowol unter den Tuͤrken als Chriſten
glauben, man habe keinen andern Beweis,
daß Muhaͤmmed dieſem Laſter ergeben geweſen
ſey, als weil er den ſchoͤnſten von ſeinen Kaͤm-
merlingen beſondere Namen gegeben habe.
Nach dem Tode des Sultan Muhaͤmmeds
bedienete er verſchiedene Aemter bey Hofe,
und wurde endlich von Sultan Aehmed dem II
mit dreyen Tug in die Paſchaſchaft nach Bos-
nien geſchickt. Nachdem er von Sultan Mu-
ſtaͤfa dem II zu der Wuͤrde des Weßirs erho-
ben worden war: ſo ſchiene er in zweyen Tref-
fen uͤber das deutſche Heer die Oberhand
behalten zu haben: erſtlich, als er Veterani
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[655/0769] 22. Muſtaͤfa der II 3. Muſtaͤfa that, als wenn er von des Weßirs Vornehmen gegen ſich nichts wuͤßte, und verſchob ſeine Rache bis auf eine andere Zeit. Er beſtaͤtigte denſelben in ſeinem Amte, ſchenkte ihm einen Rock mit Zobelpelz gefuͤttert, und ermahnete ihn, die Kriegs- und Statsgeſchaͤfften fleißig zu beſorgen. Der Sultan ahndet die Un- ternehmungen des Weßirs nicht; ſondern beſtaͤtiget denſel- ben in ſeinem Amte. 4. Am dritten Tage nach ſeiner Gelangung auf den Thron machte der Sultan ſeinen Vorſatz bekannt, das Kriegesheer gegen die Deutſchen ſelbſt an- zufuͤhren. Er begnuͤgte ſich nicht allein mit dem Titel des Kaiſers; ſon- dern gab ſich auch die Muͤhe, alle Pflichten eines rechtſchaffenen Feldherrn zu er- fuͤllen. Er unterſuchte, befahl und ordnete alles ſelbſt an; gab Befehl, neue und ſchwere Stuͤcke zu gießen; ſchaffte Kriegsvorrath und den Sold fuͤr die Soldaten herbey, und theilete es unter ſie aus; ließ ſeines Vaters Bedienten und Befehlha- ber, die in entfernten Laͤndern zerſtreuet waren, zu ſich kommen, und belohnte die- ſelben mit neuen Aemtern, damit ſie ſich darinnen mit mehrerm Vortheile fuͤr den Stat hervorthun koͤnnten; ſchickte nach Elmas Muhaͤmmed Paſcha ⁴ , ſeines ches Namens, der im Anfange der Regierung Aehmeds des III von den Aufruͤhrern zum Jeng-itſcheriler Agaſi gemacht wurde; von dem weiter unten nachzuſehen iſt. ³ Tſcherkjes Muhaͤmmed Aga] Er wurde in ſeiner Jugend aus Tſcherkaſſien unter andern Gefangenen nach Conſtantino- pel gebracht, und daſelbſt in dem Palaſte auf- erzogen. Als Tſchalik Aehmed Aga ſeines Amtes entlaſſen war: ſo wurde er an ſeine Stelle zum Buͤjuͤkj Mirochor befoͤrdert; und von dieſem Amte mit dreyen Tug anfangs in die Statthalterſchaft Aleppo, ferner in die von Jeruſalem, und hernach noch in einige andere, geſchickt. Nach der Wiedereroberung von Morea durch die Tuͤrken wurde er zum Seraͤskjer dieſes Reichs beſtellet; da derſelbe noch itzo ſtehet, und wegen ſeiner Liebe zur Gerechtigkeit und ſeines beherzten Muthes bey dem osmaniſchen Hofe in großem Anſe- hen iſt. ⁴ Elmas Muhaͤmmed Paſcha] ein Aſiat, oder, wie andere ſagen, ein Bosniak von Geburt. Er wurde in ſeiner Jugend von Sultan Muhaͤmmed dem IIII wegen ſei- ner Schoͤnheit in den Palaſt aufgenommen, und von ihm mit dem Beynamen Elmas oder der Demant benennet. Es ging eine Sage, daß er dem Sultane eine geraume Zeit in ſeinen abſcheulichen Luͤſten gedienet haͤtte; viele aber ſowol unter den Tuͤrken als Chriſten glauben, man habe keinen andern Beweis, daß Muhaͤmmed dieſem Laſter ergeben geweſen ſey, als weil er den ſchoͤnſten von ſeinen Kaͤm- merlingen beſondere Namen gegeben habe. Nach dem Tode des Sultan Muhaͤmmeds bedienete er verſchiedene Aemter bey Hofe, und wurde endlich von Sultan Aehmed dem II mit dreyen Tug in die Paſchaſchaft nach Bos- nien geſchickt. Nachdem er von Sultan Mu- ſtaͤfa dem II zu der Wuͤrde des Weßirs erho- ben worden war: ſo ſchiene er in zweyen Tref- fen uͤber das deutſche Heer die Oberhand behalten zu haben: erſtlich, als er Veterani noͤthigte, ſich zuruͤck zu ziehen; hernach, als er den Anſchlag des Churfuͤrſten von Sach- ſen, Erklaͤret, daß er das Heer ſelbſt anfuͤhren wolle, und verwaltet die Geſchaͤffte des Stats allein.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/769>, abgerufen am 20.05.2024.