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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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21. Aehmed der II
14.

Als derselbe in dieser Absicht mit seinem Heere zu Belgrad angelan-Der Weßir hält
einen allgemei-
nen Kriegsrath,
und beschließet
darinnen, über
die Save zu ge-
hen und gegen
den Feind anzu-
rücken.

get war: so vernahm er, daß die Kaiserlichen sich unter Befehlhabung des
Markgrafen Ludwigs von Baden schon im Felde befinden und bereits bis nach
Peterwaradin gerücket seyen. Auf diese Nachricht berief er so gleich seine Feld-
hauptleute zu einem Kriegesrathe zusammen, und begehrete ihre allerseitigen
Meinungen von ihnen: fassete auch mit Einstimmung der übrigen den Ent-
schluß, auf die Deutschen loszugehen und sie anzugreifen, wo man sie antreffen
werde; und, im Falle, daß sie nicht Stand halten und sich einlassen wollten,
sie bis nach Ofen zu verfolgen. Hierauf gab derselbe ohne Verzug seinen Sol-
daten Befehl, aus dem Lager aufzubrechen, ging über die Save, und rückte
gegen Peterwaradin an. So bald der Feldherr des kaiserlichen Heeres von der
Annäherung des Weßirs Nachricht erhielte: so setzte er sich mit seinem Lager
bey Islankamen an das Gestade der Donau, und ließ dasselbe stark befestigen.

15.

Kurz hierauf kam der Weßir herangezogen, und legte sich mit seinenKommt nach
Islankamen in
das Gesicht des
Feindes, und
schneidet einen
Haufen der deut-
schen Völker ab.

Völkern an die rechte Seite des kaiserlichen Lagers, um demselben den Rückweg
abzuschneiden. Zu gleicher Zeit geschahe es, daß fünf tausend Mann Kaiser-
lichen, die der Markgraf von Baden zu seiner Verstärkung entboten hatte, in
voller Eile gegen sein Lager herankamen; sie wurden aber von dem Weßire
abgeschnitten, in die Mitte bekommen und durch die Menge seiner Truppen über-
wältiget. Ungeachtet sie sich nun tapfer wehreten: so wurden sie doch im An-
gesichte des kaiserlichen Heeres zum theil niedergehauen, und die übrigen gefan-
gen, so daß nicht ein einziger von dem ganzen Haufen davon kam.

16.

Dieser Verlust gab dem übrigen Heere der Deutschen eine traurigeDie Deutschen
werden dadurch
bestürzt gemacht,
und lassen sich
mit den Türken
in ein Treffen
ein.

Vorbedeutung von ihrer bevorstehenden Gefahr, und benahm ihm seinen vori-
gen Muth, den Feind anzugreifen. Der Feldherr selbst merkte seinen Fehler
zu spät, daß er sich in einem so engen Raume hatte einschließen lassen, da er weder
seine Völker ausbreiten noch sich gegen das feindliche Geschoß schützen konnte.
Weil nun kein anderes Mittel übrig war, sich aus diesem gefährlichen Stande
heraus zu helfen: so fassete er den Entschluß, sich mit dem Degen in der Faust
einen Weg zu öffnen. Indem er aber mit diesen Gedanken umgehet: so ren-
nen die Türken, die durch ihren letztern Sieg muthig geworden waren, mehr
mit einer Wut, als mit einer gemäßigten Hitze, auf das Lager der Deutschen
hinein, nicht anders, als wenn sie das ganze Heer in einem einzigen Angriffe
zu Grunde richten wollten. Das Treffen blieb sechs Stunden lang zweilfelhaft,
und wurde auf beyden Seiten mit gleicher Tapferkeit, aber mit ungleichen Kräf-
ten, geführet.

17. Die
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21. Aehmed der II
14.

Als derſelbe in dieſer Abſicht mit ſeinem Heere zu Belgrad angelan-Der Weßir haͤlt
einen allgemei-
nen Kriegsrath,
und beſchließet
darinnen, uͤber
die Save zu ge-
hen und gegen
den Feind anzu-
ruͤcken.

get war: ſo vernahm er, daß die Kaiſerlichen ſich unter Befehlhabung des
Markgrafen Ludwigs von Baden ſchon im Felde befinden und bereits bis nach
Peterwaradin geruͤcket ſeyen. Auf dieſe Nachricht berief er ſo gleich ſeine Feld-
hauptleute zu einem Kriegesrathe zuſammen, und begehrete ihre allerſeitigen
Meinungen von ihnen: faſſete auch mit Einſtimmung der uͤbrigen den Ent-
ſchluß, auf die Deutſchen loszugehen und ſie anzugreifen, wo man ſie antreffen
werde; und, im Falle, daß ſie nicht Stand halten und ſich einlaſſen wollten,
ſie bis nach Ofen zu verfolgen. Hierauf gab derſelbe ohne Verzug ſeinen Sol-
daten Befehl, aus dem Lager aufzubrechen, ging uͤber die Save, und ruͤckte
gegen Peterwaradin an. So bald der Feldherr des kaiſerlichen Heeres von der
Annaͤherung des Weßirs Nachricht erhielte: ſo ſetzte er ſich mit ſeinem Lager
bey Islankamen an das Geſtade der Donau, und ließ daſſelbe ſtark befeſtigen.

15.

Kurz hierauf kam der Weßir herangezogen, und legte ſich mit ſeinenKommt nach
Islankamen in
das Geſicht des
Feindes, und
ſchneidet einen
Haufen der deut-
ſchen Voͤlker ab.

Voͤlkern an die rechte Seite des kaiſerlichen Lagers, um demſelben den Ruͤckweg
abzuſchneiden. Zu gleicher Zeit geſchahe es, daß fuͤnf tauſend Mann Kaiſer-
lichen, die der Markgraf von Baden zu ſeiner Verſtaͤrkung entboten hatte, in
voller Eile gegen ſein Lager herankamen; ſie wurden aber von dem Weßire
abgeſchnitten, in die Mitte bekommen und durch die Menge ſeiner Truppen uͤber-
waͤltiget. Ungeachtet ſie ſich nun tapfer wehreten: ſo wurden ſie doch im An-
geſichte des kaiſerlichen Heeres zum theil niedergehauen, und die uͤbrigen gefan-
gen, ſo daß nicht ein einziger von dem ganzen Haufen davon kam.

16.

Dieſer Verluſt gab dem uͤbrigen Heere der Deutſchen eine traurigeDie Deutſchen
werden dadurch
beſtuͤrzt gemacht,
und laſſen ſich
mit den Tuͤrken
in ein Treffen
ein.

Vorbedeutung von ihrer bevorſtehenden Gefahr, und benahm ihm ſeinen vori-
gen Muth, den Feind anzugreifen. Der Feldherr ſelbſt merkte ſeinen Fehler
zu ſpaͤt, daß er ſich in einem ſo engen Raume hatte einſchließen laſſen, da er weder
ſeine Voͤlker ausbreiten noch ſich gegen das feindliche Geſchoß ſchuͤtzen konnte.
Weil nun kein anderes Mittel uͤbrig war, ſich aus dieſem gefaͤhrlichen Stande
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einen Weg zu oͤffnen. Indem er aber mit dieſen Gedanken umgehet: ſo ren-
nen die Tuͤrken, die durch ihren letztern Sieg muthig geworden waren, mehr
mit einer Wut, als mit einer gemaͤßigten Hitze, auf das Lager der Deutſchen
hinein, nicht anders, als wenn ſie das ganze Heer in einem einzigen Angriffe
zu Grunde richten wollten. Das Treffen blieb ſechs Stunden lang zweilfelhaft,
und wurde auf beyden Seiten mit gleicher Tapferkeit, aber mit ungleichen Kraͤf-
ten, gefuͤhret.

17. Die
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[627/0739] 21. Aehmed der II 14. Als derſelbe in dieſer Abſicht mit ſeinem Heere zu Belgrad angelan- get war: ſo vernahm er, daß die Kaiſerlichen ſich unter Befehlhabung des Markgrafen Ludwigs von Baden ſchon im Felde befinden und bereits bis nach Peterwaradin geruͤcket ſeyen. Auf dieſe Nachricht berief er ſo gleich ſeine Feld- hauptleute zu einem Kriegesrathe zuſammen, und begehrete ihre allerſeitigen Meinungen von ihnen: faſſete auch mit Einſtimmung der uͤbrigen den Ent- ſchluß, auf die Deutſchen loszugehen und ſie anzugreifen, wo man ſie antreffen werde; und, im Falle, daß ſie nicht Stand halten und ſich einlaſſen wollten, ſie bis nach Ofen zu verfolgen. Hierauf gab derſelbe ohne Verzug ſeinen Sol- daten Befehl, aus dem Lager aufzubrechen, ging uͤber die Save, und ruͤckte gegen Peterwaradin an. So bald der Feldherr des kaiſerlichen Heeres von der Annaͤherung des Weßirs Nachricht erhielte: ſo ſetzte er ſich mit ſeinem Lager bey Islankamen an das Geſtade der Donau, und ließ daſſelbe ſtark befeſtigen. Der Weßir haͤlt einen allgemei- nen Kriegsrath, und beſchließet darinnen, uͤber die Save zu ge- hen und gegen den Feind anzu- ruͤcken. 15. Kurz hierauf kam der Weßir herangezogen, und legte ſich mit ſeinen Voͤlkern an die rechte Seite des kaiſerlichen Lagers, um demſelben den Ruͤckweg abzuſchneiden. Zu gleicher Zeit geſchahe es, daß fuͤnf tauſend Mann Kaiſer- lichen, die der Markgraf von Baden zu ſeiner Verſtaͤrkung entboten hatte, in voller Eile gegen ſein Lager herankamen; ſie wurden aber von dem Weßire abgeſchnitten, in die Mitte bekommen und durch die Menge ſeiner Truppen uͤber- waͤltiget. Ungeachtet ſie ſich nun tapfer wehreten: ſo wurden ſie doch im An- geſichte des kaiſerlichen Heeres zum theil niedergehauen, und die uͤbrigen gefan- gen, ſo daß nicht ein einziger von dem ganzen Haufen davon kam. Kommt nach Islankamen in das Geſicht des Feindes, und ſchneidet einen Haufen der deut- ſchen Voͤlker ab. 16. Dieſer Verluſt gab dem uͤbrigen Heere der Deutſchen eine traurige Vorbedeutung von ihrer bevorſtehenden Gefahr, und benahm ihm ſeinen vori- gen Muth, den Feind anzugreifen. Der Feldherr ſelbſt merkte ſeinen Fehler zu ſpaͤt, daß er ſich in einem ſo engen Raume hatte einſchließen laſſen, da er weder ſeine Voͤlker ausbreiten noch ſich gegen das feindliche Geſchoß ſchuͤtzen konnte. Weil nun kein anderes Mittel uͤbrig war, ſich aus dieſem gefaͤhrlichen Stande heraus zu helfen: ſo faſſete er den Entſchluß, ſich mit dem Degen in der Fauſt einen Weg zu oͤffnen. Indem er aber mit dieſen Gedanken umgehet: ſo ren- nen die Tuͤrken, die durch ihren letztern Sieg muthig geworden waren, mehr mit einer Wut, als mit einer gemaͤßigten Hitze, auf das Lager der Deutſchen hinein, nicht anders, als wenn ſie das ganze Heer in einem einzigen Angriffe zu Grunde richten wollten. Das Treffen blieb ſechs Stunden lang zweilfelhaft, und wurde auf beyden Seiten mit gleicher Tapferkeit, aber mit ungleichen Kraͤf- ten, gefuͤhret. Die Deutſchen werden dadurch beſtuͤrzt gemacht, und laſſen ſich mit den Tuͤrken in ein Treffen ein. 17. Die 4 K 2

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/739>, abgerufen am 22.11.2024.