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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
geben, daß sie, nebst der Erhaltung ihres Lebens, mit ihren Waffen abziehen
dürften. Weil ihnen aber dieses von den Deutschen abgeschlagen wird: so sind
sie genöthiget, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben, und ihr Leben mit dem
Verluste ihrer Freyheit zu erkaufen. Es werden also am dritten des Monats
Ssülhidschdsche* die Thore der Festung geöffnet, und der Pascha selbst, nebst
sieben Begjn und der gesammten Besatzung, zu Kriegsgefangenen gemacht,
und nach Steiermark gesendet. Nachdem der Prinz von Baden diese Stadt
erobert hatte: so schicket er einen Theil seines Heeres unter Scherfenbergs Be-
fehlhabung gegen Siklosch, und ziehet mit den übrigen Truppen auf Darda zu.
Scherfenberg langet am siebenten des Monats Ssülhidschdsche2* zu Siklosch
an, erobert die Stadt gleich in dem ersten Sturme, und bietet den Türken
rühmliche Bedingungen an, wenn sie die Festung, darein sie sich gezogen hatten,
übergeben würden. Auf erhaltene abschlägige Antwort aber lässet er den Wall
beschießen, und setzet ihnen mit solcher Tapferkeit zu, daß sie am zwölften dessel-
ben Monats die weiße Fahne ausstecken, und, weil ihnen kein anderer Weg
den Tod zu vermeiden übrig ist, sich zu Kriegsgefangenen ergeben.

Die Türken flie-
hen auf erhalte-
ne Zeitung von
Annäherung der
Deutschen. Der
Prinz von Baden
verfolget seinenSieg.
140.

Von hier wird Scherfenberg von dem Prinzen von Baden nach
Darda berufen. Dieser hatte nämlich vernommen, daß noch einige türkische
Truppen sich um die Drave herum aufhielten; und daher beschlossen, dieselben
anzugreifen und zu Grunde zu richten. Die Türken aber nehmen schon auf die
bloße Zeitung von ihrer Annäherung die Flucht, mit solcher Eilfertigkeit, daß sie
nicht allein Essek für die Deutschen offen lassen; sondern auch einen großen Theil
der dasigen Brücke abbrennen, um zu verhindern, daß der Feind sie nicht ver-
folgen könnte. Als der Prinz von Baden befindet, daß sie ihm entwischet sind:
so lässet er den übrigen Theil der Brücke3*, imgleichen die andern Brücken,
die die Türken über die Drave gebauet hatten, ebenfals abbrennen. Auf dem
Rückwege bestürmet er Kaposwiwar, das er das vorigemal vergebens ange-
griffen hatte, mit größerm Ernste, und setzet dem Kriegsbefehlhaber desselben,
der durch das Schicksal der umliegenden Besatzungen bereits in Schrecken gesetzet
war, dergestalt zu, daß er die Festung, ehe noch dieselbe auf das Aeußerste ge-
bracht war, am zwey und zwanzigsten des Monats Ssülhidschdsche4* auf rühm-
liche Bedingungen an die Deutschen übergab.

141. Mitt-
* am zehenten October.
2* am vierzehenten October.
3* [Diese Brücke, wie
Dr. Brown berichtet, ist fünf (englische) Meilen (oder 1 2/5 deutsche) lang, siebenzehen Schritte breit,
und gehet von der Drave bis nach Darda. An einem Thore derselben ist noch itzo der Name des Kai-
sers Aelians in einer lateinischen Inschrift zu lesen. So alt ist dieser Ort.]
4* am neun
und zwanzigsten October.

Osmaniſche Geſchichte
geben, daß ſie, nebſt der Erhaltung ihres Lebens, mit ihren Waffen abziehen
duͤrften. Weil ihnen aber dieſes von den Deutſchen abgeſchlagen wird: ſo ſind
ſie genoͤthiget, ſich auf Gnade und Ungnade zu ergeben, und ihr Leben mit dem
Verluſte ihrer Freyheit zu erkaufen. Es werden alſo am dritten des Monats
Sſuͤlhidſchdſche* die Thore der Feſtung geoͤffnet, und der Paſcha ſelbſt, nebſt
ſieben Begjn und der geſammten Beſatzung, zu Kriegsgefangenen gemacht,
und nach Steiermark geſendet. Nachdem der Prinz von Baden dieſe Stadt
erobert hatte: ſo ſchicket er einen Theil ſeines Heeres unter Scherfenbergs Be-
fehlhabung gegen Sikloſch, und ziehet mit den uͤbrigen Truppen auf Darda zu.
Scherfenberg langet am ſiebenten des Monats Sſuͤlhidſchdſche2* zu Sikloſch
an, erobert die Stadt gleich in dem erſten Sturme, und bietet den Tuͤrken
ruͤhmliche Bedingungen an, wenn ſie die Feſtung, darein ſie ſich gezogen hatten,
uͤbergeben wuͤrden. Auf erhaltene abſchlaͤgige Antwort aber laͤſſet er den Wall
beſchießen, und ſetzet ihnen mit ſolcher Tapferkeit zu, daß ſie am zwoͤlften deſſel-
ben Monats die weiße Fahne ausſtecken, und, weil ihnen kein anderer Weg
den Tod zu vermeiden uͤbrig iſt, ſich zu Kriegsgefangenen ergeben.

Die Tuͤrken flie-
hen auf erhalte-
ne Zeitung von
Annaͤherung der
Deutſchen. Der
Prinz von Baden
verfolget ſeinenSieg.
140.

Von hier wird Scherfenberg von dem Prinzen von Baden nach
Darda berufen. Dieſer hatte naͤmlich vernommen, daß noch einige tuͤrkiſche
Truppen ſich um die Drave herum aufhielten; und daher beſchloſſen, dieſelben
anzugreifen und zu Grunde zu richten. Die Tuͤrken aber nehmen ſchon auf die
bloße Zeitung von ihrer Annaͤherung die Flucht, mit ſolcher Eilfertigkeit, daß ſie
nicht allein Eſſek fuͤr die Deutſchen offen laſſen; ſondern auch einen großen Theil
der daſigen Bruͤcke abbrennen, um zu verhindern, daß der Feind ſie nicht ver-
folgen koͤnnte. Als der Prinz von Baden befindet, daß ſie ihm entwiſchet ſind:
ſo laͤſſet er den uͤbrigen Theil der Bruͤcke3*, imgleichen die andern Bruͤcken,
die die Tuͤrken uͤber die Drave gebauet hatten, ebenfals abbrennen. Auf dem
Ruͤckwege beſtuͤrmet er Kaposwiwar, das er das vorigemal vergebens ange-
griffen hatte, mit groͤßerm Ernſte, und ſetzet dem Kriegsbefehlhaber deſſelben,
der durch das Schickſal der umliegenden Beſatzungen bereits in Schrecken geſetzet
war, dergeſtalt zu, daß er die Feſtung, ehe noch dieſelbe auf das Aeußerſte ge-
bracht war, am zwey und zwanzigſten des Monats Sſuͤlhidſchdſche4* auf ruͤhm-
liche Bedingungen an die Deutſchen uͤbergab.

141. Mitt-
* am zehenten October.
2* am vierzehenten October.
3* [Dieſe Bruͤcke, wie
Dr. Brown berichtet, iſt fuͤnf (engliſche) Meilen (oder 1⅖ deutſche) lang, ſiebenzehen Schritte breit,
und gehet von der Drave bis nach Darda. An einem Thore derſelben iſt noch itzo der Name des Kai-
ſers Aelians in einer lateiniſchen Inſchrift zu leſen. So alt iſt dieſer Ort.]
4* am neun
und zwanzigſten October.
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[524/0632] Osmaniſche Geſchichte geben, daß ſie, nebſt der Erhaltung ihres Lebens, mit ihren Waffen abziehen duͤrften. Weil ihnen aber dieſes von den Deutſchen abgeſchlagen wird: ſo ſind ſie genoͤthiget, ſich auf Gnade und Ungnade zu ergeben, und ihr Leben mit dem Verluſte ihrer Freyheit zu erkaufen. Es werden alſo am dritten des Monats Sſuͤlhidſchdſche * die Thore der Feſtung geoͤffnet, und der Paſcha ſelbſt, nebſt ſieben Begjn und der geſammten Beſatzung, zu Kriegsgefangenen gemacht, und nach Steiermark geſendet. Nachdem der Prinz von Baden dieſe Stadt erobert hatte: ſo ſchicket er einen Theil ſeines Heeres unter Scherfenbergs Be- fehlhabung gegen Sikloſch, und ziehet mit den uͤbrigen Truppen auf Darda zu. Scherfenberg langet am ſiebenten des Monats Sſuͤlhidſchdſche 2* zu Sikloſch an, erobert die Stadt gleich in dem erſten Sturme, und bietet den Tuͤrken ruͤhmliche Bedingungen an, wenn ſie die Feſtung, darein ſie ſich gezogen hatten, uͤbergeben wuͤrden. Auf erhaltene abſchlaͤgige Antwort aber laͤſſet er den Wall beſchießen, und ſetzet ihnen mit ſolcher Tapferkeit zu, daß ſie am zwoͤlften deſſel- ben Monats die weiße Fahne ausſtecken, und, weil ihnen kein anderer Weg den Tod zu vermeiden uͤbrig iſt, ſich zu Kriegsgefangenen ergeben. 140. Von hier wird Scherfenberg von dem Prinzen von Baden nach Darda berufen. Dieſer hatte naͤmlich vernommen, daß noch einige tuͤrkiſche Truppen ſich um die Drave herum aufhielten; und daher beſchloſſen, dieſelben anzugreifen und zu Grunde zu richten. Die Tuͤrken aber nehmen ſchon auf die bloße Zeitung von ihrer Annaͤherung die Flucht, mit ſolcher Eilfertigkeit, daß ſie nicht allein Eſſek fuͤr die Deutſchen offen laſſen; ſondern auch einen großen Theil der daſigen Bruͤcke abbrennen, um zu verhindern, daß der Feind ſie nicht ver- folgen koͤnnte. Als der Prinz von Baden befindet, daß ſie ihm entwiſchet ſind: ſo laͤſſet er den uͤbrigen Theil der Bruͤcke 3*, imgleichen die andern Bruͤcken, die die Tuͤrken uͤber die Drave gebauet hatten, ebenfals abbrennen. Auf dem Ruͤckwege beſtuͤrmet er Kaposwiwar, das er das vorigemal vergebens ange- griffen hatte, mit groͤßerm Ernſte, und ſetzet dem Kriegsbefehlhaber deſſelben, der durch das Schickſal der umliegenden Beſatzungen bereits in Schrecken geſetzet war, dergeſtalt zu, daß er die Feſtung, ehe noch dieſelbe auf das Aeußerſte ge- bracht war, am zwey und zwanzigſten des Monats Sſuͤlhidſchdſche 4* auf ruͤhm- liche Bedingungen an die Deutſchen uͤbergab. 141. Mitt- * am zehenten October. 2* am vierzehenten October. 3* [Dieſe Bruͤcke, wie Dr. Brown berichtet, iſt fuͤnf (engliſche) Meilen (oder 1⅖ deutſche) lang, ſiebenzehen Schritte breit, und gehet von der Drave bis nach Darda. An einem Thore derſelben iſt noch itzo der Name des Kai- ſers Aelians in einer lateiniſchen Inſchrift zu leſen. So alt iſt dieſer Ort.] 4* am neun und zwanzigſten October.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/632>, abgerufen am 22.11.2024.