nach einem Gefechte von etlichen Stunden, daß sie die Belagerten zwangen, den äußern Wall zu verlassen. Nachdem dieser Vortheil erhalten war: so wurden die Stückbette gegen den Hauptwall gerichtet.
135.
Nachdem der größte Theil des Hauptwalles ebenfalls eingeschossenDer Weßir zie- het mit seinen Völkern dahin; bemühet sich aber vergebens, der Stadt zu Hülfe zu kom- men. war: so langte der Weßir Ajnadschi Sülejman Pascha mit seinen Truppen an. Weil er es aber nicht für thunlich befande, das kaiserliche Lager anzugrei- fen: so entschloß er sich, wo möglich, die Besatzung zu verstärken, und den Feind durch allerhand Verzögerungen hinzuhalten, bis er eine Gelegenheit fände, den- selben, wann er durch die langwierige Belagerung abgemattet wäre, unverse- hens anzugreifen. In dieser Absicht schicket er, am zwey und zwanzigsten des Monats Remäßan*, vier Paschen mit acht tausend Reitern und zwey tausend Jeng-itscheri gegen das feindliche Lager, mit Befehl, zu versuchen, ob sie zwi- schen den Posten der Kaiserlichen und Baiern durchdringen, und wenigstens einen Theil der Jeng-itscheri den Belagerten zu Hülfe in die Stadt werfen könnten. Allein, der Herzog von Lothringen merket die Absicht der Türken, und sendet eine Anzahl Reiter denselben entgegen, ehe sie noch das Lager errei- chen; die die feindliche Reiterey mit solcher Herzhaftigkeit angreifen, daß sie nach einem kurzen Widerstande die Flucht nehmen, und die Jeng-itscheri im Stiche und den Kaiserlichen zum Raube überlassen.
136.
Am letzten Tage des Monats Remäßan2* thut der Weßir nochmalsEr versuchet sein Glück noch einmal, sich durchzuschlagen; kann aber seine Absicht eben so wenig erreichen. einen Versuch, und schicket wieder zwey tausend Jeng-itscheri mit einigen Trup- pen von der Reiterey ab, sein voriges Vorhaben ins Werk zu richten. Diese nähern sich mit mehrerer Vorsichtigkeit, überrumpeln die kaiserlichen Vorwach- ten, und fallen das brandenburgische Lager mit solcher Wut an, daß sie wie die wilden Thiere, nicht wie Menschen, durch Feuer und Schwert hindurch brechen, und die gegen sie aufgeworfene Linie auf einmal übersteigen. Indem die bran- denburgischen Völker sich in diesem gefährlichen Stande befinden: so werden dieselben von Caprara und Heusler noch zu rechter Zeit gerettet; die die Tür- ken, als sie eben im Begriffe sind, in die Stadt zu ziehen, umringen, und eine solche Niederlage unter ihnen anrichten, daß ihrer kaum drey hundert, und diese noch dazu meistentheils verwundet, in die Stadt entrannen.
137.
Zweene Tage hernach3* bestürmeten die Kaiserlichen, um den Be-Die Türken be- mühen sich aber- mals, der Stadt Hülfe beyzubrin- gen; werden aber zurück geschla- gen. lagerten zu zeigen, wie wenig sie sich vor dem Weßire fürchteten, die Festung auf der stärksten Seite, und machten sich nach einem scharfen Gefechte von die-
sem
* am dritten August.
2* am neunten August.
3* am eilften August.
3 U
19. Muhaͤmmed der IIII
nach einem Gefechte von etlichen Stunden, daß ſie die Belagerten zwangen, den aͤußern Wall zu verlaſſen. Nachdem dieſer Vortheil erhalten war: ſo wurden die Stuͤckbette gegen den Hauptwall gerichtet.
135.
Nachdem der groͤßte Theil des Hauptwalles ebenfalls eingeſchoſſenDer Weßir zie- het mit ſeinen Voͤlkern dahin; bemuͤhet ſich aber vergebens, der Stadt zu Huͤlfe zu kom- men. war: ſo langte der Weßir Ajnadſchi Suͤlejman Paſcha mit ſeinen Truppen an. Weil er es aber nicht fuͤr thunlich befande, das kaiſerliche Lager anzugrei- fen: ſo entſchloß er ſich, wo moͤglich, die Beſatzung zu verſtaͤrken, und den Feind durch allerhand Verzoͤgerungen hinzuhalten, bis er eine Gelegenheit faͤnde, den- ſelben, wann er durch die langwierige Belagerung abgemattet waͤre, unverſe- hens anzugreifen. In dieſer Abſicht ſchicket er, am zwey und zwanzigſten des Monats Remaͤßan*, vier Paſchen mit acht tauſend Reitern und zwey tauſend Jeng-itſcheri gegen das feindliche Lager, mit Befehl, zu verſuchen, ob ſie zwi- ſchen den Poſten der Kaiſerlichen und Baiern durchdringen, und wenigſtens einen Theil der Jeng-itſcheri den Belagerten zu Huͤlfe in die Stadt werfen koͤnnten. Allein, der Herzog von Lothringen merket die Abſicht der Tuͤrken, und ſendet eine Anzahl Reiter denſelben entgegen, ehe ſie noch das Lager errei- chen; die die feindliche Reiterey mit ſolcher Herzhaftigkeit angreifen, daß ſie nach einem kurzen Widerſtande die Flucht nehmen, und die Jeng-itſcheri im Stiche und den Kaiſerlichen zum Raube uͤberlaſſen.
136.
Am letzten Tage des Monats Remaͤßan2* thut der Weßir nochmalsEr verſuchet ſein Gluͤck noch einmal, ſich durchzuſchlagen; kann aber ſeine Abſicht eben ſo wenig erreichen. einen Verſuch, und ſchicket wieder zwey tauſend Jeng-itſcheri mit einigen Trup- pen von der Reiterey ab, ſein voriges Vorhaben ins Werk zu richten. Dieſe naͤhern ſich mit mehrerer Vorſichtigkeit, uͤberrumpeln die kaiſerlichen Vorwach- ten, und fallen das brandenburgiſche Lager mit ſolcher Wut an, daß ſie wie die wilden Thiere, nicht wie Menſchen, durch Feuer und Schwert hindurch brechen, und die gegen ſie aufgeworfene Linie auf einmal uͤberſteigen. Indem die bran- denburgiſchen Voͤlker ſich in dieſem gefaͤhrlichen Stande befinden: ſo werden dieſelben von Caprara und Heusler noch zu rechter Zeit gerettet; die die Tuͤr- ken, als ſie eben im Begriffe ſind, in die Stadt zu ziehen, umringen, und eine ſolche Niederlage unter ihnen anrichten, daß ihrer kaum drey hundert, und dieſe noch dazu meiſtentheils verwundet, in die Stadt entrannen.
137.
Zweene Tage hernach3* beſtuͤrmeten die Kaiſerlichen, um den Be-Die Tuͤrken be- muͤhen ſich aber- mals, der Stadt Huͤlfe beyzubrin- gen; werden aber zuruͤck geſchla- gen. lagerten zu zeigen, wie wenig ſie ſich vor dem Weßire fuͤrchteten, die Feſtung auf der ſtaͤrkſten Seite, und machten ſich nach einem ſcharfen Gefechte von die-
ſem
* am dritten Auguſt.
2* am neunten Auguſt.
3* am eilften Auguſt.
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19. Muhaͤmmed der IIII
nach einem Gefechte von etlichen Stunden, daß ſie die Belagerten zwangen, den
aͤußern Wall zu verlaſſen. Nachdem dieſer Vortheil erhalten war: ſo wurden
die Stuͤckbette gegen den Hauptwall gerichtet.
135. Nachdem der groͤßte Theil des Hauptwalles ebenfalls eingeſchoſſen
war: ſo langte der Weßir Ajnadſchi Suͤlejman Paſcha mit ſeinen Truppen
an. Weil er es aber nicht fuͤr thunlich befande, das kaiſerliche Lager anzugrei-
fen: ſo entſchloß er ſich, wo moͤglich, die Beſatzung zu verſtaͤrken, und den Feind
durch allerhand Verzoͤgerungen hinzuhalten, bis er eine Gelegenheit faͤnde, den-
ſelben, wann er durch die langwierige Belagerung abgemattet waͤre, unverſe-
hens anzugreifen. In dieſer Abſicht ſchicket er, am zwey und zwanzigſten des
Monats Remaͤßan *, vier Paſchen mit acht tauſend Reitern und zwey tauſend
Jeng-itſcheri gegen das feindliche Lager, mit Befehl, zu verſuchen, ob ſie zwi-
ſchen den Poſten der Kaiſerlichen und Baiern durchdringen, und wenigſtens
einen Theil der Jeng-itſcheri den Belagerten zu Huͤlfe in die Stadt werfen
koͤnnten. Allein, der Herzog von Lothringen merket die Abſicht der Tuͤrken,
und ſendet eine Anzahl Reiter denſelben entgegen, ehe ſie noch das Lager errei-
chen; die die feindliche Reiterey mit ſolcher Herzhaftigkeit angreifen, daß ſie
nach einem kurzen Widerſtande die Flucht nehmen, und die Jeng-itſcheri im
Stiche und den Kaiſerlichen zum Raube uͤberlaſſen.
Der Weßir zie-
het mit ſeinen
Voͤlkern dahin;
bemuͤhet ſich
aber vergebens,
der Stadt zu
Huͤlfe zu kom-
men.
136. Am letzten Tage des Monats Remaͤßan 2* thut der Weßir nochmals
einen Verſuch, und ſchicket wieder zwey tauſend Jeng-itſcheri mit einigen Trup-
pen von der Reiterey ab, ſein voriges Vorhaben ins Werk zu richten. Dieſe
naͤhern ſich mit mehrerer Vorſichtigkeit, uͤberrumpeln die kaiſerlichen Vorwach-
ten, und fallen das brandenburgiſche Lager mit ſolcher Wut an, daß ſie wie die
wilden Thiere, nicht wie Menſchen, durch Feuer und Schwert hindurch brechen,
und die gegen ſie aufgeworfene Linie auf einmal uͤberſteigen. Indem die bran-
denburgiſchen Voͤlker ſich in dieſem gefaͤhrlichen Stande befinden: ſo werden
dieſelben von Caprara und Heusler noch zu rechter Zeit gerettet; die die Tuͤr-
ken, als ſie eben im Begriffe ſind, in die Stadt zu ziehen, umringen, und eine
ſolche Niederlage unter ihnen anrichten, daß ihrer kaum drey hundert, und dieſe
noch dazu meiſtentheils verwundet, in die Stadt entrannen.
Er verſuchet
ſein Gluͤck noch
einmal, ſich
durchzuſchlagen;
kann aber ſeine
Abſicht eben ſo
wenig erreichen.
137. Zweene Tage hernach 3* beſtuͤrmeten die Kaiſerlichen, um den Be-
lagerten zu zeigen, wie wenig ſie ſich vor dem Weßire fuͤrchteten, die Feſtung
auf der ſtaͤrkſten Seite, und machten ſich nach einem ſcharfen Gefechte von die-
ſem
Die Tuͤrken be-
muͤhen ſich aber-
mals, der Stadt
Huͤlfe beyzubrin-
gen; werden aber
zuruͤck geſchla-
gen.
* am dritten Auguſt.
2* am neunten Auguſt.
3* am eilften Auguſt.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/629>, abgerufen am 22.11.2024.
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