armenien) ging, sahe, daß die Wut und Grausamkeit der dschingjißchanischen Tatarn nicht zu ertragen war: so wurde er gezwungen, seine erworbenen Länder zu verlassen und mit seinem Volke sich weiter zu begeben, um neue Wohnplätze gegen Rum (also wurde ein Theil von Anatolien oder Kleinasien bey den alten türkischen Schriftstellern genennet) aufzusuchen. So weit gehet Sädi Efendis Nachricht von Sülejmans Auszuge aus seinem Vaterlande; darauf derselbe die Feldzüge Sülejmans und seines Sohnes erzählet, die der Leser an ihrem gehörigen Orte finden wird.
12.
Heschri, ein noch weit älterer Geschichtschreiber, als Sädi, saget: die Ogußier (die, nach Chalkokondylas Berichte, Sülejmans Vater zu ihrem Fürsten erwähleten) haben die Landschaft Ahlad 170 Jahre vor Sülejman im Besitze gehabt, und im Jahre der Hidschret 611 unter Sülejman ihren ersten Feldzug nach den Gegenden von Kleinasien vorgenommen. Weil aber die dschingjißchanischen Tatarn nichts unverwüstet gelassen: so habe Sülejman mit seinen Anhängern Kleinasien verlassen, und sey weiter nach Oßerbedschan gezogen, da derselbe eine Zeitlang ein Landleben oder ein Leben ohne feste Wohnungen geführet habe. Endlich sey er im Jahre der Hidschret 616 durch den Mangel nothwendiger Dinge in diesen wüsten Gegenden genöthiget worden, zum andernmale mit funfzig tausend Mann auserlesener Leute gegen Rum aufzubrechen, um sein voriges Eigenthum wieder einzunehmen. Als derselbe mit gutem Erfolge seiner Unternehmungen bis an den Euphrat gekommen: so habe er versucht, mit dem Pferde über den Strom zu schwimmen, und sey darinnen ertrunken.
13.
Sülejman hinterließ vier Söhne: Sonkurdogan, Gjündogdi, Er- dogrul Gaßi, und Dindar oder Dümdar. Von diesen kehreten die zween erstern wieder nach ihrem alten Sitze zurück, und werden von den türkischen Schrift- stellern gänzlich mit Stillschweigen übergangen. Erdogrul und Dümdar mit dem Antheile ihrer Truppen schlugen anfangs ihre Zelte auf an einem Orte,
Sirma-
des Verfaſſers
armenien) ging, ſahe, daß die Wut und Grauſamkeit der dſchingjißchaniſchen Tatarn nicht zu ertragen war: ſo wurde er gezwungen, ſeine erworbenen Laͤnder zu verlaſſen und mit ſeinem Volke ſich weiter zu begeben, um neue Wohnplaͤtze gegen Rum (alſo wurde ein Theil von Anatolien oder Kleinaſien bey den alten tuͤrkiſchen Schriftſtellern genennet) aufzuſuchen. So weit gehet Saͤdi Efendis Nachricht von Suͤlejmans Auszuge aus ſeinem Vaterlande; darauf derſelbe die Feldzuͤge Suͤlejmans und ſeines Sohnes erzaͤhlet, die der Leſer an ihrem gehoͤrigen Orte finden wird.
12.
Heſchri, ein noch weit aͤlterer Geſchichtſchreiber, als Saͤdi, ſaget: die Ogußier (die, nach Chalkokondylas Berichte, Suͤlejmans Vater zu ihrem Fuͤrſten erwaͤhleten) haben die Landſchaft Ahlad 170 Jahre vor Suͤlejman im Beſitze gehabt, und im Jahre der Hidſchret 611 unter Suͤlejman ihren erſten Feldzug nach den Gegenden von Kleinaſien vorgenommen. Weil aber die dſchingjißchaniſchen Tatarn nichts unverwuͤſtet gelaſſen: ſo habe Suͤlejman mit ſeinen Anhaͤngern Kleinaſien verlaſſen, und ſey weiter nach Oßerbedſchan gezogen, da derſelbe eine Zeitlang ein Landleben oder ein Leben ohne feſte Wohnungen gefuͤhret habe. Endlich ſey er im Jahre der Hidſchret 616 durch den Mangel nothwendiger Dinge in dieſen wuͤſten Gegenden genoͤthiget worden, zum andernmale mit funfzig tauſend Mann auserleſener Leute gegen Rum aufzubrechen, um ſein voriges Eigenthum wieder einzunehmen. Als derſelbe mit gutem Erfolge ſeiner Unternehmungen bis an den Euphrat gekommen: ſo habe er verſucht, mit dem Pferde uͤber den Strom zu ſchwimmen, und ſey darinnen ertrunken.
13.
Suͤlejman hinterließ vier Soͤhne: Sonkurdogan, Gjuͤndogdi, Er- dogrul Gaßi, und Dindar oder Duͤmdar. Von dieſen kehreten die zween erſtern wieder nach ihrem alten Sitze zuruͤck, und werden von den tuͤrkiſchen Schrift- ſtellern gaͤnzlich mit Stillſchweigen uͤbergangen. Erdogrul und Duͤmdar mit dem Antheile ihrer Truppen ſchlugen anfangs ihre Zelte auf an einem Orte,
Sirma-
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[55/0061]
des Verfaſſers
armenien) ging, ſahe, daß die Wut und Grauſamkeit der dſchingjißchaniſchen
Tatarn nicht zu ertragen war: ſo wurde er gezwungen, ſeine erworbenen
Laͤnder zu verlaſſen und mit ſeinem Volke ſich weiter zu begeben, um neue
Wohnplaͤtze gegen Rum (alſo wurde ein Theil von Anatolien oder Kleinaſien
bey den alten tuͤrkiſchen Schriftſtellern genennet) aufzuſuchen. So weit gehet
Saͤdi Efendis Nachricht von Suͤlejmans Auszuge aus ſeinem Vaterlande;
darauf derſelbe die Feldzuͤge Suͤlejmans und ſeines Sohnes erzaͤhlet, die der
Leſer an ihrem gehoͤrigen Orte finden wird.
12. Heſchri, ein noch weit aͤlterer Geſchichtſchreiber, als Saͤdi, ſaget:
die Ogußier (die, nach Chalkokondylas Berichte, Suͤlejmans Vater zu ihrem
Fuͤrſten erwaͤhleten) haben die Landſchaft Ahlad 170 Jahre vor Suͤlejman
im Beſitze gehabt, und im Jahre der Hidſchret 611 unter Suͤlejman ihren
erſten Feldzug nach den Gegenden von Kleinaſien vorgenommen. Weil aber
die dſchingjißchaniſchen Tatarn nichts unverwuͤſtet gelaſſen: ſo habe Suͤlejman
mit ſeinen Anhaͤngern Kleinaſien verlaſſen, und ſey weiter nach Oßerbedſchan
gezogen, da derſelbe eine Zeitlang ein Landleben oder ein Leben ohne feſte
Wohnungen gefuͤhret habe. Endlich ſey er im Jahre der Hidſchret 616 durch
den Mangel nothwendiger Dinge in dieſen wuͤſten Gegenden genoͤthiget worden,
zum andernmale mit funfzig tauſend Mann auserleſener Leute gegen Rum
aufzubrechen, um ſein voriges Eigenthum wieder einzunehmen. Als derſelbe
mit gutem Erfolge ſeiner Unternehmungen bis an den Euphrat gekommen:
ſo habe er verſucht, mit dem Pferde uͤber den Strom zu ſchwimmen, und ſey
darinnen ertrunken.
13. Suͤlejman hinterließ vier Soͤhne: Sonkurdogan, Gjuͤndogdi, Er-
dogrul Gaßi, und Dindar oder Duͤmdar. Von dieſen kehreten die zween erſtern
wieder nach ihrem alten Sitze zuruͤck, und werden von den tuͤrkiſchen Schrift-
ſtellern gaͤnzlich mit Stillſchweigen uͤbergangen. Erdogrul und Duͤmdar mit
dem Antheile ihrer Truppen ſchlugen anfangs ihre Zelte auf an einem Orte,
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/61>, abgerufen am 27.11.2024.
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