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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
vernahm, daß die polnischen Völker sich noch nicht im Felde sehen ließen: so hielte
er es für rathsamer, indessen die Sachen in Moldau und Walachey auf einen
guten Fuß zu setzen, als weiter fortzurücken; denn die gegenwärtige Beschaffen-
heit der Dinge erheischete vielmehr, die Grenzen des Reiches zu vertheidigen,
als dieselben zu erweitern. Diese zwo Landschaften wurden damals von zwee-
nen Herren aus dem kantakuzenischen Hause regieret; nämlich Moldau von De-
metrie, und Walachey von Serban 68. Der erstere war ein einfältiger Mann,
und in Kriegssachen ganz unerfahren. Weil er nun auch kein hinlängliches An-
sehen hatte, sein Volk bey entstehenden Unordnungen im Zaume zu halten: so
wurde er für untüchtig erachtet, sein Fürstenthum zu verwalten. Und gegen
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verkaufet. Sie werden zu diesem Gebrauche
besser, als alle die andern, gehalten, so daß
ein geschickter Bogenschütz keine andere gegen
sie achtet. Wenn iemand mehrere Pfeile in
seinem Köcher hat, die mit andern Federn
versehen sind; und nur einer darunter mit
einem Kiele von diesen Adlern befiedert ist;
und man lässet diesen einen bey den andern
stecken: so frisset er alle die übrigen bis auf
das Holz ab. Dieser besondern Kraft wegen
scheinet es, daß man dieser Gattung Adler
den tatarischen Namen Gjüdschigjin* beyge-
leget habe.
68 Serban] Ein edelmüthiger Fürst
aus dem kaiserlichen Geschlechte der Kanta-
kuzener, der voll vom Eifer für die christliche
Religion war. Nachdem derselbe, bey Ver-
setzung Dukas aus Rumilien nach Moldau,
das Fürstenthum Walachey erhielte: so ließ
er alle seine Sorgfalt und Bemühungen da-
hin gerichtet seyn, die türkische Tiranney, die
durch die Deutschen bereits sehr geschwächet
war, völlig aus Europa zu vertreiben. In
dieser Absicht hatte er nicht allein seinen eige-
nen Bruder, Georg Kantakuzenus, als Abge-
sandten an den Kaiser Leopold von Deutsch-
[Spaltenumbruch]
land, nach Wien geschickt; sondern auch mit
den Zaren in Rußland, Johann und Peter,
ein genaues Bündniß errichtet, durch Unter-
handlung des bosnischen Archimandriten
und Oheims von dem Weßire Sülejman
Pascha. Von diesen hatte er das Versprechen
erhalten, daß er, nachdem Constantinopel
würde erobert seyn, als ein Abkömmling von
dem kaiserlichen Hause, zum Kaiser der Grie-
chen erkläret werden sollte. Er hatte auch
sehr große Zurüstungen gemacht, acht und
dreyßig Stücke gießen lassen, und ein Krieges-
heer von vier und zwanzig tausend Serviern,
Slawoniern und Chirwaten angeworben, die
er in den Wäldern und Gebirgen versteckt
hatte. Die Türken wußten dieses mehr als
zu wohl; weil sie aber von den deutschen Hee-
ren so stark abgemattet wurden: so ließen sie
ihren Unmuth darüber nicht merken, und hat-
ten nicht das Herz, einen so mächtigen Mann
eher anzugreifen, als bis er sich öffentlich
gegen sie erkläret hätte. Allein, dieser christ-
liche Eifer, den selbst die Furcht vor dem Fein-
de nicht dämpfen konnte, half seinem Urheber
zu nichts, sondern gereichte demselben zum
Untergange. Denn als Constantin Stolnik,
Serbans Bruder, und seiner Schwester Sohn,

den
* Gjüdsch heißet im Türkischen, Macht, Gewalt; und gjin machet im Persischen die Bedeutung eines
Besitzers.

Osmaniſche Geſchichte
vernahm, daß die polniſchen Voͤlker ſich noch nicht im Felde ſehen ließen: ſo hielte
er es fuͤr rathſamer, indeſſen die Sachen in Moldau und Walachey auf einen
guten Fuß zu ſetzen, als weiter fortzuruͤcken; denn die gegenwaͤrtige Beſchaffen-
heit der Dinge erheiſchete vielmehr, die Grenzen des Reiches zu vertheidigen,
als dieſelben zu erweitern. Dieſe zwo Landſchaften wurden damals von zwee-
nen Herren aus dem kantakuzeniſchen Hauſe regieret; naͤmlich Moldau von De-
metrie, und Walachey von Serban 68. Der erſtere war ein einfaͤltiger Mann,
und in Kriegsſachen ganz unerfahren. Weil er nun auch kein hinlaͤngliches An-
ſehen hatte, ſein Volk bey entſtehenden Unordnungen im Zaume zu halten: ſo
wurde er fuͤr untuͤchtig erachtet, ſein Fuͤrſtenthum zu verwalten. Und gegen
[Spaltenumbruch]
verkaufet. Sie werden zu dieſem Gebrauche
beſſer, als alle die andern, gehalten, ſo daß
ein geſchickter Bogenſchuͤtz keine andere gegen
ſie achtet. Wenn iemand mehrere Pfeile in
ſeinem Koͤcher hat, die mit andern Federn
verſehen ſind; und nur einer darunter mit
einem Kiele von dieſen Adlern befiedert iſt;
und man laͤſſet dieſen einen bey den andern
ſtecken: ſo friſſet er alle die uͤbrigen bis auf
das Holz ab. Dieſer beſondern Kraft wegen
ſcheinet es, daß man dieſer Gattung Adler
den tatariſchen Namen Gjuͤdſchigjin* beyge-
leget habe.
68 Serban] Ein edelmuͤthiger Fuͤrſt
aus dem kaiſerlichen Geſchlechte der Kanta-
kuzener, der voll vom Eifer fuͤr die chriſtliche
Religion war. Nachdem derſelbe, bey Ver-
ſetzung Dukas aus Rumilien nach Moldau,
das Fuͤrſtenthum Walachey erhielte: ſo ließ
er alle ſeine Sorgfalt und Bemuͤhungen da-
hin gerichtet ſeyn, die tuͤrkiſche Tiranney, die
durch die Deutſchen bereits ſehr geſchwaͤchet
war, voͤllig aus Europa zu vertreiben. In
dieſer Abſicht hatte er nicht allein ſeinen eige-
nen Bruder, Georg Kantakuzenus, als Abge-
ſandten an den Kaiſer Leopold von Deutſch-
[Spaltenumbruch]
land, nach Wien geſchickt; ſondern auch mit
den Zaren in Rußland, Johann und Peter,
ein genaues Buͤndniß errichtet, durch Unter-
handlung des bosniſchen Archimandriten
und Oheims von dem Weßire Suͤlejman
Paſcha. Von dieſen hatte er das Verſprechen
erhalten, daß er, nachdem Conſtantinopel
wuͤrde erobert ſeyn, als ein Abkoͤmmling von
dem kaiſerlichen Hauſe, zum Kaiſer der Grie-
chen erklaͤret werden ſollte. Er hatte auch
ſehr große Zuruͤſtungen gemacht, acht und
dreyßig Stuͤcke gießen laſſen, und ein Krieges-
heer von vier und zwanzig tauſend Serviern,
Slawoniern und Chirwaten angeworben, die
er in den Waͤldern und Gebirgen verſteckt
hatte. Die Tuͤrken wußten dieſes mehr als
zu wohl; weil ſie aber von den deutſchen Hee-
ren ſo ſtark abgemattet wurden: ſo ließen ſie
ihren Unmuth daruͤber nicht merken, und hat-
ten nicht das Herz, einen ſo maͤchtigen Mann
eher anzugreifen, als bis er ſich oͤffentlich
gegen ſie erklaͤret haͤtte. Allein, dieſer chriſt-
liche Eifer, den ſelbſt die Furcht vor dem Fein-
de nicht daͤmpfen konnte, half ſeinem Urheber
zu nichts, ſondern gereichte demſelben zum
Untergange. Denn als Conſtantin Stolnik,
Serbans Bruder, und ſeiner Schweſter Sohn,

den
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[500/0608] Osmaniſche Geſchichte vernahm, daß die polniſchen Voͤlker ſich noch nicht im Felde ſehen ließen: ſo hielte er es fuͤr rathſamer, indeſſen die Sachen in Moldau und Walachey auf einen guten Fuß zu ſetzen, als weiter fortzuruͤcken; denn die gegenwaͤrtige Beſchaffen- heit der Dinge erheiſchete vielmehr, die Grenzen des Reiches zu vertheidigen, als dieſelben zu erweitern. Dieſe zwo Landſchaften wurden damals von zwee- nen Herren aus dem kantakuzeniſchen Hauſe regieret; naͤmlich Moldau von De- metrie, und Walachey von Serban ⁶⁸ . Der erſtere war ein einfaͤltiger Mann, und in Kriegsſachen ganz unerfahren. Weil er nun auch kein hinlaͤngliches An- ſehen hatte, ſein Volk bey entſtehenden Unordnungen im Zaume zu halten: ſo wurde er fuͤr untuͤchtig erachtet, ſein Fuͤrſtenthum zu verwalten. Und gegen den verkaufet. Sie werden zu dieſem Gebrauche beſſer, als alle die andern, gehalten, ſo daß ein geſchickter Bogenſchuͤtz keine andere gegen ſie achtet. Wenn iemand mehrere Pfeile in ſeinem Koͤcher hat, die mit andern Federn verſehen ſind; und nur einer darunter mit einem Kiele von dieſen Adlern befiedert iſt; und man laͤſſet dieſen einen bey den andern ſtecken: ſo friſſet er alle die uͤbrigen bis auf das Holz ab. Dieſer beſondern Kraft wegen ſcheinet es, daß man dieſer Gattung Adler den tatariſchen Namen Gjuͤdſchigjin * beyge- leget habe. ⁶⁸ Serban] Ein edelmuͤthiger Fuͤrſt aus dem kaiſerlichen Geſchlechte der Kanta- kuzener, der voll vom Eifer fuͤr die chriſtliche Religion war. Nachdem derſelbe, bey Ver- ſetzung Dukas aus Rumilien nach Moldau, das Fuͤrſtenthum Walachey erhielte: ſo ließ er alle ſeine Sorgfalt und Bemuͤhungen da- hin gerichtet ſeyn, die tuͤrkiſche Tiranney, die durch die Deutſchen bereits ſehr geſchwaͤchet war, voͤllig aus Europa zu vertreiben. In dieſer Abſicht hatte er nicht allein ſeinen eige- nen Bruder, Georg Kantakuzenus, als Abge- ſandten an den Kaiſer Leopold von Deutſch- land, nach Wien geſchickt; ſondern auch mit den Zaren in Rußland, Johann und Peter, ein genaues Buͤndniß errichtet, durch Unter- handlung des bosniſchen Archimandriten und Oheims von dem Weßire Suͤlejman Paſcha. Von dieſen hatte er das Verſprechen erhalten, daß er, nachdem Conſtantinopel wuͤrde erobert ſeyn, als ein Abkoͤmmling von dem kaiſerlichen Hauſe, zum Kaiſer der Grie- chen erklaͤret werden ſollte. Er hatte auch ſehr große Zuruͤſtungen gemacht, acht und dreyßig Stuͤcke gießen laſſen, und ein Krieges- heer von vier und zwanzig tauſend Serviern, Slawoniern und Chirwaten angeworben, die er in den Waͤldern und Gebirgen verſteckt hatte. Die Tuͤrken wußten dieſes mehr als zu wohl; weil ſie aber von den deutſchen Hee- ren ſo ſtark abgemattet wurden: ſo ließen ſie ihren Unmuth daruͤber nicht merken, und hat- ten nicht das Herz, einen ſo maͤchtigen Mann eher anzugreifen, als bis er ſich oͤffentlich gegen ſie erklaͤret haͤtte. Allein, dieſer chriſt- liche Eifer, den ſelbſt die Furcht vor dem Fein- de nicht daͤmpfen konnte, half ſeinem Urheber zu nichts, ſondern gereichte demſelben zum Untergange. Denn als Conſtantin Stolnik, Serbans Bruder, und ſeiner Schweſter Sohn, Bran- * Gjuͤdſch heißet im Tuͤrkiſchen, Macht, Gewalt; und gjin machet im Perſiſchen die Bedeutung eines Beſitzers.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/608>, abgerufen am 13.06.2024.