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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
bringen. Denn, damit es nicht das Ansehen haben möchte, als wenn er ein
so prächtiges Gefolge vergebens mitgenommen hätte: so hielte er bey dem
Weßire, nachdem der Friede bestätiget war, und er auch bereits die Briefe von
Seiten des Kaisers empfangen hatte, um Erlaubniß an, seinen öffentlichen Ein-
zug zu halten; der ihm auch dieses verstattete.

desselben Pra-
lerey, und des
Weßirs Redendarüber.
23.

Bey diesem Einzuge ließ derselbe, außer andern Zeichen des Prachts,
seine Pferde mit Silber beschlagen, und das Beschläge am Hufe nur mit zwee-
nen Nägeln befestigen; damit es auf den Straßen, die gepflastert waren,
desto eher abfallen, und die Türken über die Reichthümer von Polen erstaunen
machen möchte. Allein, was derselbe zu seiner Ehre veranstaltet hatte, das
gereichte ihm zur Schande. Denn als dem Weßire eines von diesen Huf-
beschlägen* gebracht wurde: so soll derselbe gesaget haben; der Unglaubige
habe zwar silberne Schuhe, aber einen küpfernen Kopf: denn es sey nicht
zu glauben, daß ein Mensch, der seine Vernunft besitze, eine solche lächerliche
Ausschweifung begehen könne, daß er seine Pferde mit Silber beschlagen ließe.
Eben dieser Weßir, wie erzählet wird, soll dem Seräskjer, als dieser ihm mel-
den lassen, der polnische Abgesandte komme mit einem Gefolge von sieben hun-
dert Personen an, und begehre für eine so große Anzahl Leute Unterhalt; zur
Antwort haben wissen lassen: er sollte dem Abgesandten sagen; wenn es mit
einer so zahlreichen Bande die Meinung habe, Constantinopel einzunehmen:
so seyen seiner Leute viel zu wenig; wenn er aber die Absicht habe, die erha-
bene Schwelle des hohen Hofes zu grüßen: so habe er allzuvieles Gefolge
mitgenommen; und es sey zu besorgen, dieselbe möchte durch die Küsse der Po-
len besudelt werden. Indessen sey es für den Sultan keine schwerere Sache,
sieben hundert Polen als Gäste zu unterhalten, als sieben tausend Bauern
eben dieses Volkes zu ernähren, die zu den kaiserlichen Galeen verdammet seyen.
Allein, wir müssen von dieser Ausschweifung zurück kehren.

[Spaltenumbruch]
werde; und machen hiermit der ganzen Welt
kund, daß Wir diesen Friedensvergleich fest
und unverbrüchlich, nach seinem wahren In-
halte, erfüllet wissen wollen. Es müssen also
alle Einwohner und Unterthanen von Polen
unter dem Schatten Unsers Schutzes des stil-
lesten Friedens genießen! Zu Dawud Pa-
[Spaltenumbruch]
scha, am 16 des Monats Säfer, im 1089
Jahre.
21 lipkischen Tatarn] Lipka ist der tür-
kische Name, für Litwa (Lithauen); daher
die Tatarn, die in Lithauen wohnhaft sind,
von ihnen lipkische Tatarn genennet werden.
24. Als
* im Englischen Shoes, Schuhe.

Osmaniſche Geſchichte
bringen. Denn, damit es nicht das Anſehen haben moͤchte, als wenn er ein
ſo praͤchtiges Gefolge vergebens mitgenommen haͤtte: ſo hielte er bey dem
Weßire, nachdem der Friede beſtaͤtiget war, und er auch bereits die Briefe von
Seiten des Kaiſers empfangen hatte, um Erlaubniß an, ſeinen oͤffentlichen Ein-
zug zu halten; der ihm auch dieſes verſtattete.

deſſelben Pra-
lerey, und des
Weßirs Redendaruͤber.
23.

Bey dieſem Einzuge ließ derſelbe, außer andern Zeichen des Prachts,
ſeine Pferde mit Silber beſchlagen, und das Beſchlaͤge am Hufe nur mit zwee-
nen Naͤgeln befeſtigen; damit es auf den Straßen, die gepflaſtert waren,
deſto eher abfallen, und die Tuͤrken uͤber die Reichthuͤmer von Polen erſtaunen
machen moͤchte. Allein, was derſelbe zu ſeiner Ehre veranſtaltet hatte, das
gereichte ihm zur Schande. Denn als dem Weßire eines von dieſen Huf-
beſchlaͤgen* gebracht wurde: ſo ſoll derſelbe geſaget haben; der Unglaubige
habe zwar ſilberne Schuhe, aber einen kuͤpfernen Kopf: denn es ſey nicht
zu glauben, daß ein Menſch, der ſeine Vernunft beſitze, eine ſolche laͤcherliche
Ausſchweifung begehen koͤnne, daß er ſeine Pferde mit Silber beſchlagen ließe.
Eben dieſer Weßir, wie erzaͤhlet wird, ſoll dem Seraͤskjer, als dieſer ihm mel-
den laſſen, der polniſche Abgeſandte komme mit einem Gefolge von ſieben hun-
dert Perſonen an, und begehre fuͤr eine ſo große Anzahl Leute Unterhalt; zur
Antwort haben wiſſen laſſen: er ſollte dem Abgeſandten ſagen; wenn es mit
einer ſo zahlreichen Bande die Meinung habe, Conſtantinopel einzunehmen:
ſo ſeyen ſeiner Leute viel zu wenig; wenn er aber die Abſicht habe, die erha-
bene Schwelle des hohen Hofes zu gruͤßen: ſo habe er allzuvieles Gefolge
mitgenommen; und es ſey zu beſorgen, dieſelbe moͤchte durch die Kuͤſſe der Po-
len beſudelt werden. Indeſſen ſey es fuͤr den Sultan keine ſchwerere Sache,
ſieben hundert Polen als Gaͤſte zu unterhalten, als ſieben tauſend Bauern
eben dieſes Volkes zu ernaͤhren, die zu den kaiſerlichen Galeen verdammet ſeyen.
Allein, wir muͤſſen von dieſer Ausſchweifung zuruͤck kehren.

[Spaltenumbruch]
werde; und machen hiermit der ganzen Welt
kund, daß Wir dieſen Friedensvergleich feſt
und unverbruͤchlich, nach ſeinem wahren In-
halte, erfuͤllet wiſſen wollen. Es muͤſſen alſo
alle Einwohner und Unterthanen von Polen
unter dem Schatten Unſers Schutzes des ſtil-
leſten Friedens genießen! Zu Dawud Pa-
[Spaltenumbruch]
ſcha, am 16 des Monats Saͤfer, im 1089
Jahre.
21 lipkiſchen Tatarn] Lipka iſt der tuͤr-
kiſche Name, fuͤr Litwa (Lithauen); daher
die Tatarn, die in Lithauen wohnhaft ſind,
von ihnen lipkiſche Tatarn genennet werden.
24. Als
* im Engliſchen Shoes‚ Schuhe.
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[434/0542] Osmaniſche Geſchichte bringen. Denn, damit es nicht das Anſehen haben moͤchte, als wenn er ein ſo praͤchtiges Gefolge vergebens mitgenommen haͤtte: ſo hielte er bey dem Weßire, nachdem der Friede beſtaͤtiget war, und er auch bereits die Briefe von Seiten des Kaiſers empfangen hatte, um Erlaubniß an, ſeinen oͤffentlichen Ein- zug zu halten; der ihm auch dieſes verſtattete. 23.Bey dieſem Einzuge ließ derſelbe, außer andern Zeichen des Prachts, ſeine Pferde mit Silber beſchlagen, und das Beſchlaͤge am Hufe nur mit zwee- nen Naͤgeln befeſtigen; damit es auf den Straßen, die gepflaſtert waren, deſto eher abfallen, und die Tuͤrken uͤber die Reichthuͤmer von Polen erſtaunen machen moͤchte. Allein, was derſelbe zu ſeiner Ehre veranſtaltet hatte, das gereichte ihm zur Schande. Denn als dem Weßire eines von dieſen Huf- beſchlaͤgen * gebracht wurde: ſo ſoll derſelbe geſaget haben; der Unglaubige habe zwar ſilberne Schuhe, aber einen kuͤpfernen Kopf: denn es ſey nicht zu glauben, daß ein Menſch, der ſeine Vernunft beſitze, eine ſolche laͤcherliche Ausſchweifung begehen koͤnne, daß er ſeine Pferde mit Silber beſchlagen ließe. Eben dieſer Weßir, wie erzaͤhlet wird, ſoll dem Seraͤskjer, als dieſer ihm mel- den laſſen, der polniſche Abgeſandte komme mit einem Gefolge von ſieben hun- dert Perſonen an, und begehre fuͤr eine ſo große Anzahl Leute Unterhalt; zur Antwort haben wiſſen laſſen: er ſollte dem Abgeſandten ſagen; wenn es mit einer ſo zahlreichen Bande die Meinung habe, Conſtantinopel einzunehmen: ſo ſeyen ſeiner Leute viel zu wenig; wenn er aber die Abſicht habe, die erha- bene Schwelle des hohen Hofes zu gruͤßen: ſo habe er allzuvieles Gefolge mitgenommen; und es ſey zu beſorgen, dieſelbe moͤchte durch die Kuͤſſe der Po- len beſudelt werden. Indeſſen ſey es fuͤr den Sultan keine ſchwerere Sache, ſieben hundert Polen als Gaͤſte zu unterhalten, als ſieben tauſend Bauern eben dieſes Volkes zu ernaͤhren, die zu den kaiſerlichen Galeen verdammet ſeyen. Allein, wir muͤſſen von dieſer Ausſchweifung zuruͤck kehren. 24. Als werde; und machen hiermit der ganzen Welt kund, daß Wir dieſen Friedensvergleich feſt und unverbruͤchlich, nach ſeinem wahren In- halte, erfuͤllet wiſſen wollen. Es muͤſſen alſo alle Einwohner und Unterthanen von Polen unter dem Schatten Unſers Schutzes des ſtil- leſten Friedens genießen! Zu Dawud Pa- ſcha, am 16 des Monats Saͤfer, im 1089 Jahre. ²¹ lipkiſchen Tatarn] Lipka iſt der tuͤr- kiſche Name, fuͤr Litwa (Lithauen); daher die Tatarn, die in Lithauen wohnhaft ſind, von ihnen lipkiſche Tatarn genennet werden. Sie * im Engliſchen Shoes‚ Schuhe.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/542>, abgerufen am 22.11.2024.