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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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19. Muhämmed der IIII
deutschen Kaisers ungeachtet, die Friedensbedingungen genehm hielten, und den
Wojewoden von Kulm als außerordentlichen Abgesandten nach Constantinopel
schickten. Wie schädlich aber ein unzeitiger Hochmuth bey Führung öffentlicher
Geschäffte sey: das bezeiget das folgende Beyspiel.

22.

Ehe der Abgesandte in die Stadt kam: so begehrete er durch einUngereimtes
Begehren des
polnischen Abge-
sandten:

Schreiben eine Sache, die vorher niemals gebräuchlich gewesen war; nämlich,
daß der Weßir ihn am Thore von Constantinopel empfangen sollte. Als ihm
nun dieses abgeschlagen wurde: so wollte er nicht in die Stadt 18 ziehen; sondern
kehrete westwärts nach Dawud Pascha 19, einem Dorfe, ungefähr eine italieni-
sche Meile* von Constantinopel gelegen. Durch diese und dergleichen Verwei-
lungen wurden die Unterhandlungen verzögert, vom 26 des Monats Redscheb
an, 1088, bis auf den 16 des Monats Säfer im folgenden Jahre, da derH. 1088.



J. C. 1677.
Friede endlich zu Dawud Pascha bestätiget wurde. Am 1 Tage des Monats
Rebiül ewwel wurde die Urkunde davon in öffentlicher Rathsversammlung dem
Abgesandten überliefert, und diese war so eingerichtet, wie es der Weßir für
gut befand 20. In diesen Friedensbedingungen begaben sich die Polen nicht
[Spaltenumbruch]
20 für gut befand] Weil es eine Sache
von großer Wichtigkeit ist, daß man den eigent-
lichen Inhalt dieses Friedensvergleichs wisse:
so wird es nicht undienlich seyn, wenn wir
denselben hier beyfügen, wie derselbe in der
Geschichte des Krieges zwischen den Polen
und Türken des Herrn de la Croix enthalten
ist. Er lautet von Wort zu Wort also.
Nachdem von dem polnischen Abgesandten
verlanget worden, daß denen geheiligten Ver-
trägen, die Wir mit diesem Reiche haben, ei-
nige Artikel beygefüget werden sollten: so
haben Wir dieses genehm gehalten, und wol-
len, daß der Inhalt derselben genau beobach-
tet und öffentlich bekannt gemacht werden solle.
1. Wenn die lipkischen Tatarn, die in Po-
len wohnen, geneigt sind, sich in diejenigen
Länder zu begeben, die unter Unserer Herr-
[Spaltenumbruch]
schaft stehen: so soll ihnen ein völliges Jahr
vergönnet seyn, dieses ins Werk zu richten;
und die Polen sollen dieselben auf keine Weise
verhindern, mit ihren Kindern und Gütern
zu ziehen, wohin es ihnen beliebet.
2. Da ganz Podolien, nach den alten
Grenzen dieses Landes zu rechnen, in der Ge-
walt Unserer kaiserlichen Majestät ist: so wol-
len Wir, daß die polnischen Besatzungen, die
sich in Buar und Medschibos befinden, diese
Plätze räumen sollen, mit Hinterlassung alles
Geschützes, das bey Eroberung derselben da-
selbst gefunden worden. Sollte aber nach
der Zeit einiges aus Polen dahin gebracht
worden seyn: so können sie dasselbe mit sich
wegführen. Die Einwohner dieser Plätze
können entweder daselbst bleiben, oder an-
derswohin ziehen, ohne daß sie dießfals beein-
trächtiget werden sollen.

allein
3. Die
* eine halbe Stunde Weges.
3 H 3

19. Muhaͤmmed der IIII
deutſchen Kaiſers ungeachtet, die Friedensbedingungen genehm hielten, und den
Wojewoden von Kulm als außerordentlichen Abgeſandten nach Conſtantinopel
ſchickten. Wie ſchaͤdlich aber ein unzeitiger Hochmuth bey Fuͤhrung oͤffentlicher
Geſchaͤffte ſey: das bezeiget das folgende Beyſpiel.

22.

Ehe der Abgeſandte in die Stadt kam: ſo begehrete er durch einUngereimtes
Begehren des
polniſchen Abge-
ſandten:

Schreiben eine Sache, die vorher niemals gebraͤuchlich geweſen war; naͤmlich,
daß der Weßir ihn am Thore von Conſtantinopel empfangen ſollte. Als ihm
nun dieſes abgeſchlagen wurde: ſo wollte er nicht in die Stadt 18 ziehen; ſondern
kehrete weſtwaͤrts nach Dawud Paſcha 19, einem Dorfe, ungefaͤhr eine italieni-
ſche Meile* von Conſtantinopel gelegen. Durch dieſe und dergleichen Verwei-
lungen wurden die Unterhandlungen verzoͤgert, vom 26 des Monats Redſcheb
an, 1088, bis auf den 16 des Monats Saͤfer im folgenden Jahre, da derH. 1088.



J. C. 1677.
Friede endlich zu Dawud Paſcha beſtaͤtiget wurde. Am 1 Tage des Monats
Rebiuͤl ewwel wurde die Urkunde davon in oͤffentlicher Rathsverſammlung dem
Abgeſandten uͤberliefert, und dieſe war ſo eingerichtet, wie es der Weßir fuͤr
gut befand 20. In dieſen Friedensbedingungen begaben ſich die Polen nicht
[Spaltenumbruch]
20 fuͤr gut befand] Weil es eine Sache
von großer Wichtigkeit iſt, daß man den eigent-
lichen Inhalt dieſes Friedensvergleichs wiſſe:
ſo wird es nicht undienlich ſeyn, wenn wir
denſelben hier beyfuͤgen, wie derſelbe in der
Geſchichte des Krieges zwiſchen den Polen
und Tuͤrken des Herrn de la Croix enthalten
iſt. Er lautet von Wort zu Wort alſo.
Nachdem von dem polniſchen Abgeſandten
verlanget worden, daß denen geheiligten Ver-
traͤgen, die Wir mit dieſem Reiche haben, ei-
nige Artikel beygefuͤget werden ſollten: ſo
haben Wir dieſes genehm gehalten, und wol-
len, daß der Inhalt derſelben genau beobach-
tet und oͤffentlich bekannt gemacht werden ſolle.
1. Wenn die lipkiſchen Tatarn, die in Po-
len wohnen, geneigt ſind, ſich in diejenigen
Laͤnder zu begeben, die unter Unſerer Herr-
[Spaltenumbruch]
ſchaft ſtehen: ſo ſoll ihnen ein voͤlliges Jahr
vergoͤnnet ſeyn, dieſes ins Werk zu richten;
und die Polen ſollen dieſelben auf keine Weiſe
verhindern, mit ihren Kindern und Guͤtern
zu ziehen, wohin es ihnen beliebet.
2. Da ganz Podolien, nach den alten
Grenzen dieſes Landes zu rechnen, in der Ge-
walt Unſerer kaiſerlichen Majeſtaͤt iſt: ſo wol-
len Wir, daß die polniſchen Beſatzungen, die
ſich in Buar und Medſchibos befinden, dieſe
Plaͤtze raͤumen ſollen, mit Hinterlaſſung alles
Geſchuͤtzes, das bey Eroberung derſelben da-
ſelbſt gefunden worden. Sollte aber nach
der Zeit einiges aus Polen dahin gebracht
worden ſeyn: ſo koͤnnen ſie daſſelbe mit ſich
wegfuͤhren. Die Einwohner dieſer Plaͤtze
koͤnnen entweder daſelbſt bleiben, oder an-
derswohin ziehen, ohne daß ſie dießfals beein-
traͤchtiget werden ſollen.

allein
3. Die
* eine halbe Stunde Weges.
3 H 3
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[429/0537] 19. Muhaͤmmed der IIII deutſchen Kaiſers ungeachtet, die Friedensbedingungen genehm hielten, und den Wojewoden von Kulm als außerordentlichen Abgeſandten nach Conſtantinopel ſchickten. Wie ſchaͤdlich aber ein unzeitiger Hochmuth bey Fuͤhrung oͤffentlicher Geſchaͤffte ſey: das bezeiget das folgende Beyſpiel. 22. Ehe der Abgeſandte in die Stadt kam: ſo begehrete er durch ein Schreiben eine Sache, die vorher niemals gebraͤuchlich geweſen war; naͤmlich, daß der Weßir ihn am Thore von Conſtantinopel empfangen ſollte. Als ihm nun dieſes abgeſchlagen wurde: ſo wollte er nicht in die Stadt ¹⁸ ziehen; ſondern kehrete weſtwaͤrts nach Dawud Paſcha ¹⁹ , einem Dorfe, ungefaͤhr eine italieni- ſche Meile * von Conſtantinopel gelegen. Durch dieſe und dergleichen Verwei- lungen wurden die Unterhandlungen verzoͤgert, vom 26 des Monats Redſcheb an, 1088, bis auf den 16 des Monats Saͤfer im folgenden Jahre, da der Friede endlich zu Dawud Paſcha beſtaͤtiget wurde. Am 1 Tage des Monats Rebiuͤl ewwel wurde die Urkunde davon in oͤffentlicher Rathsverſammlung dem Abgeſandten uͤberliefert, und dieſe war ſo eingerichtet, wie es der Weßir fuͤr gut befand ²⁰ . In dieſen Friedensbedingungen begaben ſich die Polen nicht allein ²⁰ fuͤr gut befand] Weil es eine Sache von großer Wichtigkeit iſt, daß man den eigent- lichen Inhalt dieſes Friedensvergleichs wiſſe: ſo wird es nicht undienlich ſeyn, wenn wir denſelben hier beyfuͤgen, wie derſelbe in der Geſchichte des Krieges zwiſchen den Polen und Tuͤrken des Herrn de la Croix enthalten iſt. Er lautet von Wort zu Wort alſo. Nachdem von dem polniſchen Abgeſandten verlanget worden, daß denen geheiligten Ver- traͤgen, die Wir mit dieſem Reiche haben, ei- nige Artikel beygefuͤget werden ſollten: ſo haben Wir dieſes genehm gehalten, und wol- len, daß der Inhalt derſelben genau beobach- tet und oͤffentlich bekannt gemacht werden ſolle. 1. Wenn die lipkiſchen Tatarn, die in Po- len wohnen, geneigt ſind, ſich in diejenigen Laͤnder zu begeben, die unter Unſerer Herr- ſchaft ſtehen: ſo ſoll ihnen ein voͤlliges Jahr vergoͤnnet ſeyn, dieſes ins Werk zu richten; und die Polen ſollen dieſelben auf keine Weiſe verhindern, mit ihren Kindern und Guͤtern zu ziehen, wohin es ihnen beliebet. 2. Da ganz Podolien, nach den alten Grenzen dieſes Landes zu rechnen, in der Ge- walt Unſerer kaiſerlichen Majeſtaͤt iſt: ſo wol- len Wir, daß die polniſchen Beſatzungen, die ſich in Buar und Medſchibos befinden, dieſe Plaͤtze raͤumen ſollen, mit Hinterlaſſung alles Geſchuͤtzes, das bey Eroberung derſelben da- ſelbſt gefunden worden. Sollte aber nach der Zeit einiges aus Polen dahin gebracht worden ſeyn: ſo koͤnnen ſie daſſelbe mit ſich wegfuͤhren. Die Einwohner dieſer Plaͤtze koͤnnen entweder daſelbſt bleiben, oder an- derswohin ziehen, ohne daß ſie dießfals beein- traͤchtiget werden ſollen. 3. Die Ungereimtes Begehren des polniſchen Abge- ſandten: H. 1088. J. C. 1677. * eine halbe Stunde Weges. 3 H 3

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/537>, abgerufen am 22.11.2024.