"bittest. Wenn du dich aber weigern wirst, dieses zu thun, und nur die min- "desten Gedanken hegest, deine Ungerechtigkeit durch die Waffen zu verthei- "digen: so sollst du hiermit wissen, daß unser Gesetz gegen dich den Tod, "gegen dein Reich die Verwüstung, und gegen dein Volk die Bande erkläret; "da dann die ganze Welt die Ursache von diesem Elende einzig und allein dei- "nem verkehrten und verstockten Gemüthe beymessen wird."
12.
Allein, der König in Polen, der sich auf seine eigenen Kräfte undund hierauf von ihm feindlich an- gegriffen. auf die betriegerischen Versprechen der Deutschen verließe, stund von seinem Un- ternehmen nicht ab; sondern erkühnete sich, die Osmanen noch weiter gegen sich zu reizen. Der Sultan merkte wohl, daß eine gelinde Züchtigung bey einem hartnäckigen Manne von keiner Wirkung seyn werde; und fassete daher den Entschluß, mit Feuer und Schwert Rache zu fordern. Er erklärete also gegen die verrätherischen Polen öffentlich den Krieg, versammelte seine Truppen, und machte alle nöthigen Zurüstungen; gab auch Befehl an die Tatarn, ihm in die- sem Feldzuge zu folgen.
13.
Am achten des Monats Säfer, im Jahre 1083, bricht der KaiserMuhämmed ziehet gegen die Polen zu Felde. selbst von Adrianopel mit einem großen Kriegesheere gegen die Polen auf, schläget bey Saktsche 12 eine Brücke über die Donau, lässet seine Truppen hinü-H. 1083. J. C. 1672. ber gehen; und nachdem er mit starken Tagereisen die Moldau zurück geleget hatte: so schläget er sein Lager an dem Ufer des Dnjesters, nicht weit von Cho- tin, auf. Hierauf lässet er eine starke Partey in Böten über den Fluß setzen, die gleich in dem ersten Angriffe Swanjetsch erobert. Kurz hierauf, nachdem die Tatarn zu ihm gestoßen waren, die ihren Chan Selim Gjiraj 13 zum Anfüh- rer hatten, befiehlet derselbe, eine breite Brücke über den Dnjester zu bauen.
14.
Weil der Fürst von Moldau, Duka 14, sich bey diesem Werke nach-Der Fürst von Moldau wird abgesetzet. lässig bezeigte, und es einige Zeit dadurch aufhielte, daß er kein Zimmerholz [Spaltenumbruch]
14 Duka] Er war seiner Herkunft nach ein Grieche, aus der Landschaft Rumili. Anfangs war er eines Kaufmanns Diener zu Jassij: nachher machte ihn der Fürst Ba- silius zu seinem Kämmerlinge: hierauf wurde er von dessen Sohne Stephan zum Barone erhoben, und mit der Tochter Eustathius, des Fürsten von Dabisa, vermälet: endlich [Spaltenumbruch] gelangte er durch Geld und gute Freunde zu dem Fürstenthume. Er war zwar ein Unge- lehrter; bewies aber in Führung öffentlicher Geschäffte große Klugheit, und wurde unter die vortrefflichsten Männer seiner Zeit gerech- net. Er war dreymal Fürst in der Moldau, und einmal in der Walachey. Zuletzt gegen das Ende seines Lebens, da er sich mehr zur
wollte
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19. Muhaͤmmed der IIII
“bitteſt. Wenn du dich aber weigern wirſt, dieſes zu thun, und nur die min- “deſten Gedanken hegeſt, deine Ungerechtigkeit durch die Waffen zu verthei- “digen: ſo ſollſt du hiermit wiſſen, daß unſer Geſetz gegen dich den Tod, “gegen dein Reich die Verwuͤſtung, und gegen dein Volk die Bande erklaͤret; “da dann die ganze Welt die Urſache von dieſem Elende einzig und allein dei- “nem verkehrten und verſtockten Gemuͤthe beymeſſen wird.„
12.
Allein, der Koͤnig in Polen, der ſich auf ſeine eigenen Kraͤfte undund hierauf von ihm feindlich an- gegriffen. auf die betriegeriſchen Verſprechen der Deutſchen verließe, ſtund von ſeinem Un- ternehmen nicht ab; ſondern erkuͤhnete ſich, die Osmanen noch weiter gegen ſich zu reizen. Der Sultan merkte wohl, daß eine gelinde Zuͤchtigung bey einem hartnaͤckigen Manne von keiner Wirkung ſeyn werde; und faſſete daher den Entſchluß, mit Feuer und Schwert Rache zu fordern. Er erklaͤrete alſo gegen die verraͤtheriſchen Polen oͤffentlich den Krieg, verſammelte ſeine Truppen, und machte alle noͤthigen Zuruͤſtungen; gab auch Befehl an die Tatarn, ihm in die- ſem Feldzuge zu folgen.
13.
Am achten des Monats Saͤfer, im Jahre 1083, bricht der KaiſerMuhaͤmmed ziehet gegen die Polen zu Felde. ſelbſt von Adrianopel mit einem großen Kriegesheere gegen die Polen auf, ſchlaͤget bey Saktſche 12 eine Bruͤcke uͤber die Donau, laͤſſet ſeine Truppen hinuͤ-H. 1083. J. C. 1672. ber gehen; und nachdem er mit ſtarken Tagereiſen die Moldau zuruͤck geleget hatte: ſo ſchlaͤget er ſein Lager an dem Ufer des Dnjeſters, nicht weit von Cho- tin, auf. Hierauf laͤſſet er eine ſtarke Partey in Boͤten uͤber den Fluß ſetzen, die gleich in dem erſten Angriffe Swanjetſch erobert. Kurz hierauf, nachdem die Tatarn zu ihm geſtoßen waren, die ihren Chan Selim Gjiraj 13 zum Anfuͤh- rer hatten, befiehlet derſelbe, eine breite Bruͤcke uͤber den Dnjeſter zu bauen.
14.
Weil der Fuͤrſt von Moldau, Duka 14, ſich bey dieſem Werke nach-Der Fuͤrſt von Moldau wird abgeſetzet. laͤſſig bezeigte, und es einige Zeit dadurch aufhielte, daß er kein Zimmerholz [Spaltenumbruch]
14 Duka] Er war ſeiner Herkunft nach ein Grieche, aus der Landſchaft Rumili. Anfangs war er eines Kaufmanns Diener zu Jaſſij: nachher machte ihn der Fuͤrſt Ba- ſilius zu ſeinem Kaͤmmerlinge: hierauf wurde er von deſſen Sohne Stephan zum Barone erhoben, und mit der Tochter Euſtathius, des Fuͤrſten von Dabiſa, vermaͤlet: endlich [Spaltenumbruch] gelangte er durch Geld und gute Freunde zu dem Fuͤrſtenthume. Er war zwar ein Unge- lehrter; bewies aber in Fuͤhrung oͤffentlicher Geſchaͤffte große Klugheit, und wurde unter die vortrefflichſten Maͤnner ſeiner Zeit gerech- net. Er war dreymal Fuͤrſt in der Moldau, und einmal in der Walachey. Zuletzt gegen das Ende ſeines Lebens, da er ſich mehr zur
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19. Muhaͤmmed der IIII
“bitteſt. Wenn du dich aber weigern wirſt, dieſes zu thun, und nur die min-
“deſten Gedanken hegeſt, deine Ungerechtigkeit durch die Waffen zu verthei-
“digen: ſo ſollſt du hiermit wiſſen, daß unſer Geſetz gegen dich den Tod,
“gegen dein Reich die Verwuͤſtung, und gegen dein Volk die Bande erklaͤret;
“da dann die ganze Welt die Urſache von dieſem Elende einzig und allein dei-
“nem verkehrten und verſtockten Gemuͤthe beymeſſen wird.„
12. Allein, der Koͤnig in Polen, der ſich auf ſeine eigenen Kraͤfte und
auf die betriegeriſchen Verſprechen der Deutſchen verließe, ſtund von ſeinem Un-
ternehmen nicht ab; ſondern erkuͤhnete ſich, die Osmanen noch weiter gegen ſich
zu reizen. Der Sultan merkte wohl, daß eine gelinde Zuͤchtigung bey einem
hartnaͤckigen Manne von keiner Wirkung ſeyn werde; und faſſete daher den
Entſchluß, mit Feuer und Schwert Rache zu fordern. Er erklaͤrete alſo gegen
die verraͤtheriſchen Polen oͤffentlich den Krieg, verſammelte ſeine Truppen, und
machte alle noͤthigen Zuruͤſtungen; gab auch Befehl an die Tatarn, ihm in die-
ſem Feldzuge zu folgen.
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ihm feindlich an-
gegriffen.
13. Am achten des Monats Saͤfer, im Jahre 1083, bricht der Kaiſer
ſelbſt von Adrianopel mit einem großen Kriegesheere gegen die Polen auf,
ſchlaͤget bey Saktſche
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eine Bruͤcke uͤber die Donau, laͤſſet ſeine Truppen hinuͤ-
ber gehen; und nachdem er mit ſtarken Tagereiſen die Moldau zuruͤck geleget
hatte: ſo ſchlaͤget er ſein Lager an dem Ufer des Dnjeſters, nicht weit von Cho-
tin, auf. Hierauf laͤſſet er eine ſtarke Partey in Boͤten uͤber den Fluß ſetzen,
die gleich in dem erſten Angriffe Swanjetſch erobert. Kurz hierauf, nachdem
die Tatarn zu ihm geſtoßen waren, die ihren Chan Selim Gjiraj
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zum Anfuͤh-
rer hatten, befiehlet derſelbe, eine breite Bruͤcke uͤber den Dnjeſter zu bauen.
Muhaͤmmed
ziehet gegen die
Polen zu Felde.
H. 1083.
J. C. 1672.
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, ſich bey dieſem Werke nach-
laͤſſig bezeigte, und es einige Zeit dadurch aufhielte, daß er kein Zimmerholz
wollte
¹⁴ Duka] Er war ſeiner Herkunft nach
ein Grieche, aus der Landſchaft Rumili.
Anfangs war er eines Kaufmanns Diener
zu Jaſſij: nachher machte ihn der Fuͤrſt Ba-
ſilius zu ſeinem Kaͤmmerlinge: hierauf wurde
er von deſſen Sohne Stephan zum Barone
erhoben, und mit der Tochter Euſtathius,
des Fuͤrſten von Dabiſa, vermaͤlet: endlich
gelangte er durch Geld und gute Freunde zu
dem Fuͤrſtenthume. Er war zwar ein Unge-
lehrter; bewies aber in Fuͤhrung oͤffentlicher
Geſchaͤffte große Klugheit, und wurde unter
die vortrefflichſten Maͤnner ſeiner Zeit gerech-
net. Er war dreymal Fuͤrſt in der Moldau,
und einmal in der Walachey. Zuletzt gegen
das Ende ſeines Lebens, da er ſich mehr zur
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Der Fuͤrſt von
Moldau wird
abgeſetzet.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/513>, abgerufen am 22.11.2024.
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