nien, und Mustäfa, Statthalter von Amasien, entgegen; und nachdem sie ihrem Vater die Hand geküsset hatten, schicket Sülejman dieselben wieder in ihre Statthalterschaften zurück 85.
nimmt Wan wiederum ein, und schläget diePerser:
42.
Hierauf ging derselbe über die Grenzen und rückte in Oßerbedschan ein, um den Krieg in den persischen Landen zu eröffnen. Indem er sich hier einige wenige Tage aufhielte: so kam Sultan Bürhan 86, der noch von den alten Sultanen zu Schirwan abstammete, zu ihm in das Lager, und ergab sich samt seinen Ländern dem Kaiser. Gleich hernach vertrauete er die Bewahrung von Tibris Elkasib Mirßa, dem Angeber dieses Feldzugs, an. Weil aber die- ser sich weder vor den Anfällen der Perser sicher, noch auch im Stande sahe, etwas zum Vortheile der Osmanen zu unternehmen: so begnügte er sich, die Paläste des Schahs niederzureißen, und begab sich mit seinen Truppen wieder in das kaiserliche Lager, das itzo vor Wan stunde. Nach Erhaltung dieser Verstärkung that Sülejman einen heftigen Sturm auf die Stadt, und erregte dadurch bey den Belagerten ein solches Schrecken, daß sie sich zur Uebergabe erboten, wenn man ihnen nur das Leben lassen wollte. Der Kaiser ging auch dieses ein, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, und wurde solchergestalt am 19 des Monats Redscheb wieder von dieser festen und vortrefflichen Stadt Meister. Nachdem er von derselben Besitz genommen hatte: so ging er mit seinen Truppen weiter nach Aemße. Hier überraschte er einen Theil des persi- schen Heeres und schlug denselben in die Flucht, darauf er seine siegreichen Trup- pen um Aleppo herum das Winterlager beziehen ließ.
bemächtiget sich der Schätze des Schahs, und bringet die Geor- gier unter denFuß:
43.
Mittlerweile bekommt er durch seine Kundschafter Nachricht, daß die unbeschreiblichen Schätze des Schahs in den Städten Isfähan, Kieschan und Kamid 87 lägen, und nur eine schwache Wache zu ihrer Bewahrung hätten. In Hoffnung nun, diese fette Beute davon zu tragen, sendet er Elkasib Mirßa [Spaltenumbruch]
85 schicket .. dieselben wieder .. zurück] Einige der türkischen Zeitbeschreiber sagen: Sülejman habe unter der Hand Nach- richt bekommen, daß seine Söhne mit dem Vorsatze gekommen seyen, ihn vom Throne zu stoßen. Weil er nun, um sich keinen bö- sen Namen zu machen, nicht gerne seine Hän- de mit seinem eigenen Blute habe besudeln wollen: so habe er ihnen befohlen, wieder [Spaltenumbruch] nach Hause zu gehen. Nach der Zeit aber, als die Sache besser entdecket worden, habe er Mustäfa ums Leben bringen lassen, wie dieses weiter unten wird erzählet werden.
86 Sultan Bürhan] Bürhan ist eben dasjenige, was bey den Griechen [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt], und bey den Lateinern demonstratiuum (bey den Deutschen aber ein Beweis) hei-
mit
Osmaniſche Geſchichte
nien, und Muſtaͤfa, Statthalter von Amaſien, entgegen; und nachdem ſie ihrem Vater die Hand gekuͤſſet hatten, ſchicket Suͤlejman dieſelben wieder in ihre Statthalterſchaften zuruͤck 85.
nimmt Wan wiederum ein, und ſchlaͤget diePerſer:
42.
Hierauf ging derſelbe uͤber die Grenzen und ruͤckte in Oßerbedſchan ein, um den Krieg in den perſiſchen Landen zu eroͤffnen. Indem er ſich hier einige wenige Tage aufhielte: ſo kam Sultan Buͤrhan 86, der noch von den alten Sultanen zu Schirwan abſtammete, zu ihm in das Lager, und ergab ſich ſamt ſeinen Laͤndern dem Kaiſer. Gleich hernach vertrauete er die Bewahrung von Tibris Elkaſib Mirßa, dem Angeber dieſes Feldzugs, an. Weil aber die- ſer ſich weder vor den Anfaͤllen der Perſer ſicher, noch auch im Stande ſahe, etwas zum Vortheile der Osmanen zu unternehmen: ſo begnuͤgte er ſich, die Palaͤſte des Schahs niederzureißen, und begab ſich mit ſeinen Truppen wieder in das kaiſerliche Lager, das itzo vor Wan ſtunde. Nach Erhaltung dieſer Verſtaͤrkung that Suͤlejman einen heftigen Sturm auf die Stadt, und erregte dadurch bey den Belagerten ein ſolches Schrecken, daß ſie ſich zur Uebergabe erboten, wenn man ihnen nur das Leben laſſen wollte. Der Kaiſer ging auch dieſes ein, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, und wurde ſolchergeſtalt am 19 des Monats Redſcheb wieder von dieſer feſten und vortrefflichen Stadt Meiſter. Nachdem er von derſelben Beſitz genommen hatte: ſo ging er mit ſeinen Truppen weiter nach Aemße. Hier uͤberraſchte er einen Theil des perſi- ſchen Heeres und ſchlug denſelben in die Flucht, darauf er ſeine ſiegreichen Trup- pen um Aleppo herum das Winterlager beziehen ließ.
bemaͤchtiget ſich der Schaͤtze des Schahs, und bringet die Geor- gier unter denFuß:
43.
Mittlerweile bekommt er durch ſeine Kundſchafter Nachricht, daß die unbeſchreiblichen Schaͤtze des Schahs in den Staͤdten Isfaͤhan, Kieſchan und Kamid 87 laͤgen, und nur eine ſchwache Wache zu ihrer Bewahrung haͤtten. In Hoffnung nun, dieſe fette Beute davon zu tragen, ſendet er Elkaſib Mirßa [Spaltenumbruch]
85 ſchicket .. dieſelben wieder .. zuruͤck] Einige der tuͤrkiſchen Zeitbeſchreiber ſagen: Suͤlejman habe unter der Hand Nach- richt bekommen, daß ſeine Soͤhne mit dem Vorſatze gekommen ſeyen, ihn vom Throne zu ſtoßen. Weil er nun, um ſich keinen boͤ- ſen Namen zu machen, nicht gerne ſeine Haͤn- de mit ſeinem eigenen Blute habe beſudeln wollen: ſo habe er ihnen befohlen, wieder [Spaltenumbruch] nach Hauſe zu gehen. Nach der Zeit aber, als die Sache beſſer entdecket worden, habe er Muſtaͤfa ums Leben bringen laſſen, wie dieſes weiter unten wird erzaͤhlet werden.
86 Sultan Buͤrhan] Buͤrhan iſt eben dasjenige, was bey den Griechen [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt], und bey den Lateinern demonſtratiuum (bey den Deutſchen aber ein Beweis) hei-
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[312/0402]
Osmaniſche Geſchichte
nien, und Muſtaͤfa, Statthalter von Amaſien, entgegen; und nachdem ſie
ihrem Vater die Hand gekuͤſſet hatten, ſchicket Suͤlejman dieſelben wieder in
ihre Statthalterſchaften zuruͤck
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42. Hierauf ging derſelbe uͤber die Grenzen und ruͤckte in Oßerbedſchan
ein, um den Krieg in den perſiſchen Landen zu eroͤffnen. Indem er ſich hier
einige wenige Tage aufhielte: ſo kam Sultan Buͤrhan
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, der noch von den
alten Sultanen zu Schirwan abſtammete, zu ihm in das Lager, und ergab ſich
ſamt ſeinen Laͤndern dem Kaiſer. Gleich hernach vertrauete er die Bewahrung
von Tibris Elkaſib Mirßa, dem Angeber dieſes Feldzugs, an. Weil aber die-
ſer ſich weder vor den Anfaͤllen der Perſer ſicher, noch auch im Stande ſahe,
etwas zum Vortheile der Osmanen zu unternehmen: ſo begnuͤgte er ſich, die
Palaͤſte des Schahs niederzureißen, und begab ſich mit ſeinen Truppen wieder
in das kaiſerliche Lager, das itzo vor Wan ſtunde. Nach Erhaltung dieſer
Verſtaͤrkung that Suͤlejman einen heftigen Sturm auf die Stadt, und erregte
dadurch bey den Belagerten ein ſolches Schrecken, daß ſie ſich zur Uebergabe
erboten, wenn man ihnen nur das Leben laſſen wollte. Der Kaiſer ging auch
dieſes ein, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, und wurde ſolchergeſtalt
am 19 des Monats Redſcheb wieder von dieſer feſten und vortrefflichen Stadt
Meiſter. Nachdem er von derſelben Beſitz genommen hatte: ſo ging er mit
ſeinen Truppen weiter nach Aemße. Hier uͤberraſchte er einen Theil des perſi-
ſchen Heeres und ſchlug denſelben in die Flucht, darauf er ſeine ſiegreichen Trup-
pen um Aleppo herum das Winterlager beziehen ließ.
43. Mittlerweile bekommt er durch ſeine Kundſchafter Nachricht, daß
die unbeſchreiblichen Schaͤtze des Schahs in den Staͤdten Isfaͤhan, Kieſchan
und Kamid
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laͤgen, und nur eine ſchwache Wache zu ihrer Bewahrung haͤtten.
In Hoffnung nun, dieſe fette Beute davon zu tragen, ſendet er Elkaſib Mirßa
mit
⁸⁵ ſchicket .. dieſelben wieder ..
zuruͤck] Einige der tuͤrkiſchen Zeitbeſchreiber
ſagen: Suͤlejman habe unter der Hand Nach-
richt bekommen, daß ſeine Soͤhne mit dem
Vorſatze gekommen ſeyen, ihn vom Throne
zu ſtoßen. Weil er nun, um ſich keinen boͤ-
ſen Namen zu machen, nicht gerne ſeine Haͤn-
de mit ſeinem eigenen Blute habe beſudeln
wollen: ſo habe er ihnen befohlen, wieder
nach Hauſe zu gehen. Nach der Zeit aber,
als die Sache beſſer entdecket worden, habe
er Muſtaͤfa ums Leben bringen laſſen, wie
dieſes weiter unten wird erzaͤhlet werden.
⁸⁶ Sultan Buͤrhan] Buͤrhan iſt eben
dasjenige, was bey den Griechen _
_ , und bey den Lateinern demonſtratiuum
(bey den Deutſchen aber ein Beweis) hei-
ßet.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/402>, abgerufen am 22.11.2024.
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