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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Vorrede
nats Säfer, drittem Tage sich die Stadt ergeben habe. Diesen Beweisen
kann ich noch ein berühmtes Zeugniß beyfügen, aus dem offenen Briefe des
Sultan Murads des III an den Kaiser Rudolph den II, darinnen sowol des
Jahres unsers Heilandes, als des Jahres der Hidschret, ausdrücklich in fol-
genden Worten erwähnet wird. "Am ersten Tage des Jenners, im Jahre
"des Herrn Jesu (über dem die Gnade und Hülfe Gottes sey!) 1584, wel-
"ches seyn wird der sieben und zwanzigste Tag des Monats Ssülhidschdsche
"im 991 Jahre des Abzuges unsers großen Propheten." Nun hebet, nach
Ricciolis Tafel, sich das Jahr der Hidschret 991 an am Dienstage den funfze-
henten Jenner 1583, und endiget sich am Freytage den dritten Jenner 1584;
so daß am vierten Jenner das 992 Jahr der Hidschret anfänget. Da nun
der Monat Ssülhidschdsche der letzte Monat im Jahre der Hidschret ist, und
aus neun und zwanzig Tagen bestehet: so ist klar, daß der sieben und zwan-
zigste Tag des Monats Ssülhidschdsche der erste Jenner des Jahres 1584 ist.
Nach diesen Beyspielen wird es für einen begierigen Leser leicht seyn, beyde
Zeitrechnungen mit einander zu vergleichen; welches durch Hülfe einer gleich-
laufenden astronomischen Tafel geschehen kann, die ich zu Ende dieser Vorrede
beyfügen will 6.

Ehe ich zu dem zweyten Stücke fortschreite, will ich mich um der Begie-
rigen willen bemühen, eine Schwierigkeit in das Licht zu setzen, daran einige
berühmte Geschichtschreiber angestoßen haben.

Das erste Regierungsjahr des türkischen Kaisers, Osmans des I, wird
von einigen, als Leunklau, in das Jahr Christi 1300 gesetzet; von andern
hingegen, als Calvisius aus Ssachuth, in das Jahr 1303. Um nun diese
Sache aufzuklären, ist zu merken, daß, nach dem einstimmigen Zeugnisse
[Spaltenumbruch]

6 Diese Tafel, die sich weder in der Hand-
schrift des Verfassers, noch in der englischen
[Spaltenumbruch]
Uebersetzung findet, haben wir am Ende dieser
Vorrede hinzu gethan.

aller

Vorrede
nats Saͤfer, drittem Tage ſich die Stadt ergeben habe. Dieſen Beweiſen
kann ich noch ein beruͤhmtes Zeugniß beyfuͤgen, aus dem offenen Briefe des
Sultan Murads des III an den Kaiſer Rudolph den II, darinnen ſowol des
Jahres unſers Heilandes, als des Jahres der Hidſchret, ausdruͤcklich in fol-
genden Worten erwaͤhnet wird. “Am erſten Tage des Jenners, im Jahre
“des Herrn Jeſu (uͤber dem die Gnade und Huͤlfe Gottes ſey!) 1584, wel-
“ches ſeyn wird der ſieben und zwanzigſte Tag des Monats Sſuͤlhidſchdſche
“im 991 Jahre des Abzuges unſers großen Propheten.„ Nun hebet, nach
Ricciolis Tafel, ſich das Jahr der Hidſchret 991 an am Dienſtage den funfze-
henten Jenner 1583, und endiget ſich am Freytage den dritten Jenner 1584;
ſo daß am vierten Jenner das 992 Jahr der Hidſchret anfaͤnget. Da nun
der Monat Sſuͤlhidſchdſche der letzte Monat im Jahre der Hidſchret iſt, und
aus neun und zwanzig Tagen beſtehet: ſo iſt klar, daß der ſieben und zwan-
zigſte Tag des Monats Sſuͤlhidſchdſche der erſte Jenner des Jahres 1584 iſt.
Nach dieſen Beyſpielen wird es fuͤr einen begierigen Leſer leicht ſeyn, beyde
Zeitrechnungen mit einander zu vergleichen; welches durch Huͤlfe einer gleich-
laufenden aſtronomiſchen Tafel geſchehen kann, die ich zu Ende dieſer Vorrede
beyfuͤgen will 6.

Ehe ich zu dem zweyten Stuͤcke fortſchreite, will ich mich um der Begie-
rigen willen bemuͤhen, eine Schwierigkeit in das Licht zu ſetzen, daran einige
beruͤhmte Geſchichtſchreiber angeſtoßen haben.

Das erſte Regierungsjahr des tuͤrkiſchen Kaiſers, Osmans des I, wird
von einigen, als Leunklau, in das Jahr Chriſti 1300 geſetzet; von andern
hingegen, als Calviſius aus Sſachuth, in das Jahr 1303. Um nun dieſe
Sache aufzuklaͤren, iſt zu merken, daß, nach dem einſtimmigen Zeugniſſe
[Spaltenumbruch]

6 Dieſe Tafel, die ſich weder in der Hand-
ſchrift des Verfaſſers, noch in der engliſchen
[Spaltenumbruch]
Ueberſetzung findet, haben wir am Ende dieſer
Vorrede hinzu gethan.

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[34/0040] Vorrede nats Saͤfer, drittem Tage ſich die Stadt ergeben habe. Dieſen Beweiſen kann ich noch ein beruͤhmtes Zeugniß beyfuͤgen, aus dem offenen Briefe des Sultan Murads des III an den Kaiſer Rudolph den II, darinnen ſowol des Jahres unſers Heilandes, als des Jahres der Hidſchret, ausdruͤcklich in fol- genden Worten erwaͤhnet wird. “Am erſten Tage des Jenners, im Jahre “des Herrn Jeſu (uͤber dem die Gnade und Huͤlfe Gottes ſey!) 1584, wel- “ches ſeyn wird der ſieben und zwanzigſte Tag des Monats Sſuͤlhidſchdſche “im 991 Jahre des Abzuges unſers großen Propheten.„ Nun hebet, nach Ricciolis Tafel, ſich das Jahr der Hidſchret 991 an am Dienſtage den funfze- henten Jenner 1583, und endiget ſich am Freytage den dritten Jenner 1584; ſo daß am vierten Jenner das 992 Jahr der Hidſchret anfaͤnget. Da nun der Monat Sſuͤlhidſchdſche der letzte Monat im Jahre der Hidſchret iſt, und aus neun und zwanzig Tagen beſtehet: ſo iſt klar, daß der ſieben und zwan- zigſte Tag des Monats Sſuͤlhidſchdſche der erſte Jenner des Jahres 1584 iſt. Nach dieſen Beyſpielen wird es fuͤr einen begierigen Leſer leicht ſeyn, beyde Zeitrechnungen mit einander zu vergleichen; welches durch Huͤlfe einer gleich- laufenden aſtronomiſchen Tafel geſchehen kann, die ich zu Ende dieſer Vorrede beyfuͤgen will ⁶ . Ehe ich zu dem zweyten Stuͤcke fortſchreite, will ich mich um der Begie- rigen willen bemuͤhen, eine Schwierigkeit in das Licht zu ſetzen, daran einige beruͤhmte Geſchichtſchreiber angeſtoßen haben. Das erſte Regierungsjahr des tuͤrkiſchen Kaiſers, Osmans des I, wird von einigen, als Leunklau, in das Jahr Chriſti 1300 geſetzet; von andern hingegen, als Calviſius aus Sſachuth, in das Jahr 1303. Um nun dieſe Sache aufzuklaͤren, iſt zu merken, daß, nach dem einſtimmigen Zeugniſſe aller ⁶ Dieſe Tafel, die ſich weder in der Hand- ſchrift des Verfaſſers, noch in der engliſchen Ueberſetzung findet, haben wir am Ende dieſer Vorrede hinzu gethan.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/40>, abgerufen am 28.04.2024.