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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
er alle die kleinern Städte abbrennen, und belagerte die Hauptstadt mit aller Macht.
Endlich nach vielen Scharmützeln und beyderseitigen Niederlagen wurde die Stadt
durch den herannahenden Winter entsetzet, und der Sultan genöthiget, weil die See
itzo ungestüm wurde, abzuziehen und nach Constantinopel zurück zu segeln.

Mehemmed
Begj schläget dieChristen.
34.

Im Jahre 944 drang ein Kriegesheer von zwanzig tausend Mann
verschiedener Völker, unter Anführung eines mit Namen Kohpan 61, durch
H. 944.



J. C. 1537.Serem 62 in die osmanischen Grenzen ein, mit dem Vorhaben, Semendria zu be-
lagern. Ehe sie aber noch dahin gelangten: so kam ihnen der Befehlhaber der
Stadt, Mehemmed Begj, entgegen, griff dieselben plötzlich an, und zerstreuete
das ganze Heer. Nachdem er solchergestalt seinen Bezirk von den Feinden ge-
[Spaltenumbruch]
61 Kohpan] Wer dieses gewesen sey,
das lässet sich schwerlich errathen. Daß die
Deutschen von den Türken Spanier genennet
worden: dazu hat, meines Erachtens, Kai-
ser Carl der V die Veranlassung gegeben, weil
er zugleich König in Spanien gewesen ist.
62 Serem] Diesen Namen geben die
Türken einem großen flachen Lande, das jen-
seits des Sawaflusses, zwischen Belgrad und
Peterwaradin, gelegen ist, und dessen Ein-
wohner insgemein bey ihnen Serin Ogli
genennet werden.
63 Sandschakschaft] Dieses war in
den vorigen Zeiten das höchste Ehrenamt bey
den Türken. Seit dem aber Sülejmans
neue Verordnungen in dem bürgerlichen und
Kriegswesen sind eingeführet worden: so ist
es die unterste Gattung von Statthalter-
schaften. Denn diejenigen, die dazu einge-
setzet werden, führen keinen Tug oder Roß-
schweif; sondern bloß eine Standarte, welche
Sandschak heißet.
64 Indien] Dieses ist so viel, als die
Grenzen des glückseligen Arabiens; denn
[Spaltenumbruch]
ich habe nirgends gelesen, daß ein türkisches
Kriegesheer iemals nach Indien gekommen
wäre.
65 Jemen] Ein großes Königreich,
von einem weitläuftigen Umfange, zwischen
dem persischen Meerbusen und dem rothen
Meere, das sowol die alten als neuern Erd-
beschreiber zu einem Theile von Arabien ge-
macht, und dasselbe insgemein Arabia [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]-
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] oder das glückselige Arabien genennet
haben. Allein, kein türkischer noch arabischer
Geschichtschreiber hat iemals die Einwohner
von Jemen unter die Araber gerechnet: da-
her muthmaße ich, die Meinung der europäi-
schen Erdbeschreiber, ungeachtet sie die Bestä-
tigung so langer Zeiten vor sich hat, beruhe
auf keinen festen Gründen. Zu desto besse-
rem Verstande dieser Sache ist zu merken, daß
die Araber alle Einwohner von Asien und
Afrika in drey Hauptstämme eintheilen, die
da sind, die Tatarn, die Perser, und die
Ssenkjen*. Unter dem Namen der Tatarn
begreifen sie alle die Völker zwischen dem mit-
ternächtlichen Weltmeere und dem Gebirge
Kaukasus: nämlich die Tatarn, Kalmaken,
Siberier, Tschinesen, u. s. w. Durch die

säubert
* Zengen

Osmaniſche Geſchichte
er alle die kleinern Staͤdte abbrennen, und belagerte die Hauptſtadt mit aller Macht.
Endlich nach vielen Scharmuͤtzeln und beyderſeitigen Niederlagen wurde die Stadt
durch den herannahenden Winter entſetzet, und der Sultan genoͤthiget, weil die See
itzo ungeſtuͤm wurde, abzuziehen und nach Conſtantinopel zuruͤck zu ſegeln.

Mehemmed
Begj ſchlaͤget dieChriſten.
34.

Im Jahre 944 drang ein Kriegesheer von zwanzig tauſend Mann
verſchiedener Voͤlker, unter Anfuͤhrung eines mit Namen Kohpan 61, durch
H. 944.



J. C. 1537.Serem 62 in die osmaniſchen Grenzen ein, mit dem Vorhaben, Semendria zu be-
lagern. Ehe ſie aber noch dahin gelangten: ſo kam ihnen der Befehlhaber der
Stadt, Mehemmed Begj, entgegen, griff dieſelben ploͤtzlich an, und zerſtreuete
das ganze Heer. Nachdem er ſolchergeſtalt ſeinen Bezirk von den Feinden ge-
[Spaltenumbruch]
61 Kohpan] Wer dieſes geweſen ſey,
das laͤſſet ſich ſchwerlich errathen. Daß die
Deutſchen von den Tuͤrken Spanier genennet
worden: dazu hat, meines Erachtens, Kai-
ſer Carl der V die Veranlaſſung gegeben, weil
er zugleich Koͤnig in Spanien geweſen iſt.
62 Serem] Dieſen Namen geben die
Tuͤrken einem großen flachen Lande, das jen-
ſeits des Sawafluſſes, zwiſchen Belgrad und
Peterwaradin, gelegen iſt, und deſſen Ein-
wohner insgemein bey ihnen Serin Ogli
genennet werden.
63 Sandſchakſchaft] Dieſes war in
den vorigen Zeiten das hoͤchſte Ehrenamt bey
den Tuͤrken. Seit dem aber Suͤlejmans
neue Verordnungen in dem buͤrgerlichen und
Kriegsweſen ſind eingefuͤhret worden: ſo iſt
es die unterſte Gattung von Statthalter-
ſchaften. Denn diejenigen, die dazu einge-
ſetzet werden, fuͤhren keinen Tug oder Roß-
ſchweif; ſondern bloß eine Standarte, welche
Sandſchak heißet.
64 Indien] Dieſes iſt ſo viel, als die
Grenzen des gluͤckſeligen Arabiens; denn
[Spaltenumbruch]
ich habe nirgends geleſen, daß ein tuͤrkiſches
Kriegesheer iemals nach Indien gekommen
waͤre.
65 Jemen] Ein großes Koͤnigreich,
von einem weitlaͤuftigen Umfange, zwiſchen
dem perſiſchen Meerbuſen und dem rothen
Meere, das ſowol die alten als neuern Erd-
beſchreiber zu einem Theile von Arabien ge-
macht, und daſſelbe insgemein Arabia [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]-
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] oder das gluͤckſelige Arabien genennet
haben. Allein, kein tuͤrkiſcher noch arabiſcher
Geſchichtſchreiber hat iemals die Einwohner
von Jemen unter die Araber gerechnet: da-
her muthmaße ich, die Meinung der europaͤi-
ſchen Erdbeſchreiber, ungeachtet ſie die Beſtaͤ-
tigung ſo langer Zeiten vor ſich hat, beruhe
auf keinen feſten Gruͤnden. Zu deſto beſſe-
rem Verſtande dieſer Sache iſt zu merken, daß
die Araber alle Einwohner von Aſien und
Afrika in drey Hauptſtaͤmme eintheilen, die
da ſind, die Tatarn, die Perſer, und die
Sſenkjen*. Unter dem Namen der Tatarn
begreifen ſie alle die Voͤlker zwiſchen dem mit-
ternaͤchtlichen Weltmeere und dem Gebirge
Kaukaſus: naͤmlich die Tatarn, Kalmaken,
Siberier, Tſchineſen, u. ſ. w. Durch die

ſaͤubert
* Zengen
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[302/0392] Osmaniſche Geſchichte er alle die kleinern Staͤdte abbrennen, und belagerte die Hauptſtadt mit aller Macht. Endlich nach vielen Scharmuͤtzeln und beyderſeitigen Niederlagen wurde die Stadt durch den herannahenden Winter entſetzet, und der Sultan genoͤthiget, weil die See itzo ungeſtuͤm wurde, abzuziehen und nach Conſtantinopel zuruͤck zu ſegeln. 34. Im Jahre 944 drang ein Kriegesheer von zwanzig tauſend Mann verſchiedener Voͤlker, unter Anfuͤhrung eines mit Namen Kohpan ⁶¹ , durch Serem ⁶² in die osmaniſchen Grenzen ein, mit dem Vorhaben, Semendria zu be- lagern. Ehe ſie aber noch dahin gelangten: ſo kam ihnen der Befehlhaber der Stadt, Mehemmed Begj, entgegen, griff dieſelben ploͤtzlich an, und zerſtreuete das ganze Heer. Nachdem er ſolchergeſtalt ſeinen Bezirk von den Feinden ge- ſaͤubert ⁶¹ Kohpan] Wer dieſes geweſen ſey, das laͤſſet ſich ſchwerlich errathen. Daß die Deutſchen von den Tuͤrken Spanier genennet worden: dazu hat, meines Erachtens, Kai- ſer Carl der V die Veranlaſſung gegeben, weil er zugleich Koͤnig in Spanien geweſen iſt. ⁶² Serem] Dieſen Namen geben die Tuͤrken einem großen flachen Lande, das jen- ſeits des Sawafluſſes, zwiſchen Belgrad und Peterwaradin, gelegen iſt, und deſſen Ein- wohner insgemein bey ihnen Serin Ogli genennet werden. ⁶³ Sandſchakſchaft] Dieſes war in den vorigen Zeiten das hoͤchſte Ehrenamt bey den Tuͤrken. Seit dem aber Suͤlejmans neue Verordnungen in dem buͤrgerlichen und Kriegsweſen ſind eingefuͤhret worden: ſo iſt es die unterſte Gattung von Statthalter- ſchaften. Denn diejenigen, die dazu einge- ſetzet werden, fuͤhren keinen Tug oder Roß- ſchweif; ſondern bloß eine Standarte, welche Sandſchak heißet. ⁶⁴ Indien] Dieſes iſt ſo viel, als die Grenzen des gluͤckſeligen Arabiens; denn ich habe nirgends geleſen, daß ein tuͤrkiſches Kriegesheer iemals nach Indien gekommen waͤre. ⁶⁵ Jemen] Ein großes Koͤnigreich, von einem weitlaͤuftigen Umfange, zwiſchen dem perſiſchen Meerbuſen und dem rothen Meere, das ſowol die alten als neuern Erd- beſchreiber zu einem Theile von Arabien ge- macht, und daſſelbe insgemein Arabia _ - _ oder das gluͤckſelige Arabien genennet haben. Allein, kein tuͤrkiſcher noch arabiſcher Geſchichtſchreiber hat iemals die Einwohner von Jemen unter die Araber gerechnet: da- her muthmaße ich, die Meinung der europaͤi- ſchen Erdbeſchreiber, ungeachtet ſie die Beſtaͤ- tigung ſo langer Zeiten vor ſich hat, beruhe auf keinen feſten Gruͤnden. Zu deſto beſſe- rem Verſtande dieſer Sache iſt zu merken, daß die Araber alle Einwohner von Aſien und Afrika in drey Hauptſtaͤmme eintheilen, die da ſind, die Tatarn, die Perſer, und die Sſenkjen *. Unter dem Namen der Tatarn begreifen ſie alle die Voͤlker zwiſchen dem mit- ternaͤchtlichen Weltmeere und dem Gebirge Kaukaſus: naͤmlich die Tatarn, Kalmaken, Siberier, Tſchineſen, u. ſ. w. Durch die Perſer H. 944. J. C. 1537. * Zengen

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/392>, abgerufen am 23.11.2024.