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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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10. Sülejman der I
geziertes Kuka 33, nebst einem Chiläti Fachire*, und einem Pferde, mit kaiser-
lichem Sattel und Zeuge: und befiehlet noch über dieses, daß vier Mann von
seiner Leibwache 34 demselben aufwarten sollen; welches noch heutiges Tages
[Spaltenumbruch]
"mit Stärke, Sieg, Standhaftigkeit, Ge-
"sundheit und Sicherheit möge gekrönet
"werden. Der Herr unser Gott wolle ihm
"fernerhin beystehen, ihn in allen Dingen
"leiten, und alle seine Feinde unter seine Füße
"treten!" Hierauf gehet der Patriarch,
mit seinen heiligen Kleidern angethan, in Be-
gleitung von vier oder mehrern Metropoliten
hinauf zu dem Altare. Der Fürst verfüget sich
durch den königlichen Eingang gleichfals zu
dem Altare, empfänget daselbst von dem Pa-
triarchen mit beyden Händen das Zeichen
des Kreuzes im Angesichte, und leget seinen
Kopf auf den heiligen Tisch. Der Patriarch
decket ihm sein Omopher* darüber, saget die
Gebeter über ihn, die ehedem bey Einweihung
der rechtglaubigen Kaiser geschahen, und sal-
bet ihn an der Stirne mit dem heiligen Oele.
Nachdem diese Feierlichkeiten zu Ende sind:
so begiebt sich der Fürst wieder auf seinen
Thron, und die Sänger singen inzwischen
dieses Polychronion2*. "Verleihe, o Herr
"Gott, unserm gottseligsten, durchlauchtig-
"sten und vortrefflichsten Herrn N. N.
"Herrn von ganz Moldowlachia, ein langes
"Leben! Erhalte ihn, o Herr, lange Jah-
"re!" Alsdann gehet der Patriarch gleich-
fals von dem Altare weg, tritt vor den Thron
desselben; und nachdem er Stille geboten:
so hält er an den Fürsten eine kurze Rede,
und beschließet dieselbe mit dem vorigen Poly-
[Spaltenumbruch]
chronion, das der Patriarch selbst hersaget.
Endlich, wann alles vorbey ist, gehen der
Patriarch und der Fürst, in Begleitung des
gesammten Volkes, mit einander zur Kirche
hinaus. In der Vorhalle küsset der Fürst
dem Patriarchen die rechte Hand; und nach-
dem er von demselben mit Hand und Worten
und mit dem Zeichen des Kreuzes den Segen
empfangen: so steiget er auf sein Pferd, keh-
ret mit eben demselben prächtigen Geleite,
als er angekommen war, nach Hause, und
lässet seine Begleiter mit Geschenken von sich.
Einige Tage hernach bringet Miri Aelem Aga
(des Kaisers Standarteträger) die große
Standarte, Sandschak genennet, unter Vor-
herziehung der kaiserlichen Musik, Tabilchane,
von dem Palaste dem Fürsten ins Haus, und
wird von dem Fürsten in dem Vorhofe em-
pfangen. Hier nimmt der Aga die Stan-
darte, küsset dieselbe, der Gewohnheit gemäß,
mit dem Munde und der Stirne, und über-
reichet sie dem Fürsten in die Hände. In-
dem der Fürst dieselbe annimmt: so küsset er
sie auf dieselbe Weise, und übergiebt sie dem
Standarteträger zu bewahren, dabey derselbe
folgende Worte saget. "Der hochgelobte
"und große Gott wolle dem großmächtig-
"sten, allergnädigsten und allergerechtesten
"Kaiser ein langes Leben verleihen, und sei-
"ner Tage viel werden lassen!" Hierauf
giebt der Fürst dem Miri Aelem Aga einen Rock,

beob-
* einem Ehrenkleide. Man sehe oben, 236 S. 32 Anm.
* [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] ist eine weiße seidene Binde der griechischen Erzbischöfe und Bischöfe, die um den Hals
herum gehet, und davon vorne und hinten breite Streifen bis weit über die Knie herunter hängen.
Es ist bey ihnen eben das, was bey den Lateinern der Bischofsmantel ist.
2* Gebet für
ein langes Leben.
2 N 3

10. Suͤlejman der I
geziertes Kuka 33, nebſt einem Chilaͤti Fachire*, und einem Pferde, mit kaiſer-
lichem Sattel und Zeuge: und befiehlet noch uͤber dieſes, daß vier Mann von
ſeiner Leibwache 34 demſelben aufwarten ſollen; welches noch heutiges Tages
[Spaltenumbruch]
“mit Staͤrke, Sieg, Standhaftigkeit, Ge-
“ſundheit und Sicherheit moͤge gekroͤnet
“werden. Der Herr unſer Gott wolle ihm
“fernerhin beyſtehen, ihn in allen Dingen
“leiten, und alle ſeine Feinde unter ſeine Fuͤße
“treten!„ Hierauf gehet der Patriarch,
mit ſeinen heiligen Kleidern angethan, in Be-
gleitung von vier oder mehrern Metropoliten
hinauf zu dem Altare. Der Fuͤrſt verfuͤget ſich
durch den koͤniglichen Eingang gleichfals zu
dem Altare, empfaͤnget daſelbſt von dem Pa-
triarchen mit beyden Haͤnden das Zeichen
des Kreuzes im Angeſichte, und leget ſeinen
Kopf auf den heiligen Tiſch. Der Patriarch
decket ihm ſein Omopher* daruͤber, ſaget die
Gebeter uͤber ihn, die ehedem bey Einweihung
der rechtglaubigen Kaiſer geſchahen, und ſal-
bet ihn an der Stirne mit dem heiligen Oele.
Nachdem dieſe Feierlichkeiten zu Ende ſind:
ſo begiebt ſich der Fuͤrſt wieder auf ſeinen
Thron, und die Saͤnger ſingen inzwiſchen
dieſes Polychronion2*. “Verleihe, o Herr
“Gott, unſerm gottſeligſten, durchlauchtig-
“ſten und vortrefflichſten Herrn N. N.
“Herrn von ganz Moldowlachia, ein langes
“Leben! Erhalte ihn, o Herr, lange Jah-
“re!„ Alsdann gehet der Patriarch gleich-
fals von dem Altare weg, tritt vor den Thron
deſſelben; und nachdem er Stille geboten:
ſo haͤlt er an den Fuͤrſten eine kurze Rede,
und beſchließet dieſelbe mit dem vorigen Poly-
[Spaltenumbruch]
chronion, das der Patriarch ſelbſt herſaget.
Endlich, wann alles vorbey iſt, gehen der
Patriarch und der Fuͤrſt, in Begleitung des
geſammten Volkes, mit einander zur Kirche
hinaus. In der Vorhalle kuͤſſet der Fuͤrſt
dem Patriarchen die rechte Hand; und nach-
dem er von demſelben mit Hand und Worten
und mit dem Zeichen des Kreuzes den Segen
empfangen: ſo ſteiget er auf ſein Pferd, keh-
ret mit eben demſelben praͤchtigen Geleite,
als er angekommen war, nach Hauſe, und
laͤſſet ſeine Begleiter mit Geſchenken von ſich.
Einige Tage hernach bringet Miri Aelem Aga
(des Kaiſers Standartetraͤger) die große
Standarte, Sandſchak genennet, unter Vor-
herziehung der kaiſerlichen Muſik, Tabilchane,
von dem Palaſte dem Fuͤrſten ins Haus, und
wird von dem Fuͤrſten in dem Vorhofe em-
pfangen. Hier nimmt der Aga die Stan-
darte, kuͤſſet dieſelbe, der Gewohnheit gemaͤß,
mit dem Munde und der Stirne, und uͤber-
reichet ſie dem Fuͤrſten in die Haͤnde. In-
dem der Fuͤrſt dieſelbe annimmt: ſo kuͤſſet er
ſie auf dieſelbe Weiſe, und uͤbergiebt ſie dem
Standartetraͤger zu bewahren, dabey derſelbe
folgende Worte ſaget. “Der hochgelobte
“und große Gott wolle dem großmaͤchtig-
“ſten, allergnaͤdigſten und allergerechteſten
“Kaiſer ein langes Leben verleihen, und ſei-
“ner Tage viel werden laſſen!„ Hierauf
giebt der Fuͤrſt dem Miri Aelem Aga einen Rock,

beob-
* einem Ehrenkleide. Man ſehe oben, 236 S. 32 Anm.
* [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] iſt eine weiße ſeidene Binde der griechiſchen Erzbiſchoͤfe und Biſchoͤfe, die um den Hals
herum gehet, und davon vorne und hinten breite Streifen bis weit uͤber die Knie herunter haͤngen.
Es iſt bey ihnen eben das, was bey den Lateinern der Biſchofsmantel iſt.
2* Gebet fuͤr
ein langes Leben.
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[285/0375] 10. Suͤlejman der I geziertes Kuka ³³ , nebſt einem Chilaͤti Fachire *, und einem Pferde, mit kaiſer- lichem Sattel und Zeuge: und befiehlet noch uͤber dieſes, daß vier Mann von ſeiner Leibwache ³⁴ demſelben aufwarten ſollen; welches noch heutiges Tages beob- “mit Staͤrke, Sieg, Standhaftigkeit, Ge- “ſundheit und Sicherheit moͤge gekroͤnet “werden. Der Herr unſer Gott wolle ihm “fernerhin beyſtehen, ihn in allen Dingen “leiten, und alle ſeine Feinde unter ſeine Fuͤße “treten!„ Hierauf gehet der Patriarch, mit ſeinen heiligen Kleidern angethan, in Be- gleitung von vier oder mehrern Metropoliten hinauf zu dem Altare. Der Fuͤrſt verfuͤget ſich durch den koͤniglichen Eingang gleichfals zu dem Altare, empfaͤnget daſelbſt von dem Pa- triarchen mit beyden Haͤnden das Zeichen des Kreuzes im Angeſichte, und leget ſeinen Kopf auf den heiligen Tiſch. Der Patriarch decket ihm ſein Omopher * daruͤber, ſaget die Gebeter uͤber ihn, die ehedem bey Einweihung der rechtglaubigen Kaiſer geſchahen, und ſal- bet ihn an der Stirne mit dem heiligen Oele. Nachdem dieſe Feierlichkeiten zu Ende ſind: ſo begiebt ſich der Fuͤrſt wieder auf ſeinen Thron, und die Saͤnger ſingen inzwiſchen dieſes Polychronion 2*. “Verleihe, o Herr “Gott, unſerm gottſeligſten, durchlauchtig- “ſten und vortrefflichſten Herrn N. N. “Herrn von ganz Moldowlachia, ein langes “Leben! Erhalte ihn, o Herr, lange Jah- “re!„ Alsdann gehet der Patriarch gleich- fals von dem Altare weg, tritt vor den Thron deſſelben; und nachdem er Stille geboten: ſo haͤlt er an den Fuͤrſten eine kurze Rede, und beſchließet dieſelbe mit dem vorigen Poly- chronion, das der Patriarch ſelbſt herſaget. Endlich, wann alles vorbey iſt, gehen der Patriarch und der Fuͤrſt, in Begleitung des geſammten Volkes, mit einander zur Kirche hinaus. In der Vorhalle kuͤſſet der Fuͤrſt dem Patriarchen die rechte Hand; und nach- dem er von demſelben mit Hand und Worten und mit dem Zeichen des Kreuzes den Segen empfangen: ſo ſteiget er auf ſein Pferd, keh- ret mit eben demſelben praͤchtigen Geleite, als er angekommen war, nach Hauſe, und laͤſſet ſeine Begleiter mit Geſchenken von ſich. Einige Tage hernach bringet Miri Aelem Aga (des Kaiſers Standartetraͤger) die große Standarte, Sandſchak genennet, unter Vor- herziehung der kaiſerlichen Muſik, Tabilchane, von dem Palaſte dem Fuͤrſten ins Haus, und wird von dem Fuͤrſten in dem Vorhofe em- pfangen. Hier nimmt der Aga die Stan- darte, kuͤſſet dieſelbe, der Gewohnheit gemaͤß, mit dem Munde und der Stirne, und uͤber- reichet ſie dem Fuͤrſten in die Haͤnde. In- dem der Fuͤrſt dieſelbe annimmt: ſo kuͤſſet er ſie auf dieſelbe Weiſe, und uͤbergiebt ſie dem Standartetraͤger zu bewahren, dabey derſelbe folgende Worte ſaget. “Der hochgelobte “und große Gott wolle dem großmaͤchtig- “ſten, allergnaͤdigſten und allergerechteſten “Kaiſer ein langes Leben verleihen, und ſei- “ner Tage viel werden laſſen!„ Hierauf giebt der Fuͤrſt dem Miri Aelem Aga einen Rock, und * einem Ehrenkleide. Man ſehe oben, 236 S. 32 Anm. * _ iſt eine weiße ſeidene Binde der griechiſchen Erzbiſchoͤfe und Biſchoͤfe, die um den Hals herum gehet, und davon vorne und hinten breite Streifen bis weit uͤber die Knie herunter haͤngen. Es iſt bey ihnen eben das, was bey den Lateinern der Biſchofsmantel iſt. 2* Gebet fuͤr ein langes Leben. 2 N 3

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/375>, abgerufen am 26.11.2024.