Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Osmanische Geschichte
mit sich fort. Des andern Morgens wurde dießfals bey dem Diwan des Kai-
sers Klage erhoben: und nach genauer Nachforschung zeigte es sich, daß die That
durch einige Albanier verübet worden war. Weil man aber die Namen der
Thäter nicht ausfündig machen konnte, und aus den Umständen der Sache abzu-
nehmen war, daß ihrer viele daran Schuld hatten: so befahl der Sultan, daß
die Albanier, sie möchten gleich Einwohner zu Constantinopel seyn, oder sich
der Handlung wegen nur daselbst aufhalten, allesamt bis auf einen Mann auf-
gesuchet, und dieses einzigen Mordes wegen 22 umgebracht werden sollten.

[Spaltenumbruch]
ket man an ihren Schatten, daß sie beweget
werden. Die große Vorhalle vor dem Thore
zieren zwo sehr hohe und dicke porphyrene
Säulen, in denen beyden ein weißer Strich,
von dem obersten Gesimse bis an den Fuß,
zu sehen ist, als wenn er mit dem Pinsel ge-
macht wäre. Wie dieses gekommen seyn
mag, das lässet sich kaum gedenken: man
müßte dann setzen, daß beyde Säulen aus
einem Stücke Porphyr gehauen wären, so daß
die weiße Linie, die in der Mitte verborgen
gewesen, itzo an beyden von außen zu sehen
sey. Es sind noch mehrere Säulen an die-
ser Vorhalle, die parweise einander gegenüber
stehen, und der Farbe nach mit ihren Gesel-
len übereinkommen. Man hat sie von Troas
hieher gebracht, dessen Reste auch noch an-
dern türkischen Gebäuden eine Menge derglei-
chen Stücke geliefert haben. Der Dschami,
von dem ich itzo rede, ist ein Viereck, von sie-
benzig Ellen die Seite: denn in diese Figur
haben sich die Türken in ihren Gebäuden
vor andern verliebt. Die Vorhallen aber sind
durchgehends länglicht viereckig. Als das
Werk fertig war, und der Baumeister von dem
Sultan gefragt wurde; an welchem Gebäude
er den größten Fleiß und die größte Kunst
bewiesen habe: so soll derselbe geantwortet
haben; an dem zu Adrianopel habe er mehr
Kostbarkeit angebracht, aber an dem zu Con-
stantinopel mehr Kunst bewiesen.
[Spaltenumbruch]
22 einzigen Mordes wegen] Es schei-
net, daß der Sultan hiebey mehr als tiran-
nisch gehandelt habe: es war aber doch nicht
wider die Gesetze. Denn es ist bey den Tür-
ken geboten, daß, wenn tausend und ein Mann
einen einzigen Menschen im Zusammenlaufe
umgebracht haben, und nicht bekennen wollen,
welcher ihm den ersten Streich gegeben: alle
tausend und einer sterben sollen. Ich sahe
zu meiner Zeit hievon ein Beyspiel. Es ge-
schiehet zu Constantinopel unter dem Kaim-
mäkam Mustäfa Pascha (der bey Gran von
den Polen gefangen wurde, und nach sieben
Jahren durch Fürbitte meines Vaters die
Freyheit wieder erlangete), daß ein Land-
mann griechisches Volkes auf dem Wege
von Kjutschükj Tschekjmedsche, einer Stadt
an der Straße nach Adrianopel, ungefähr
zwo Stunden von Constantinopel gelegen,
eilf Jeng-itscheri begegnet, die ihn anfangs
ausschelten, daß er nicht geschwinde genug
vom Pferde gestiegen, und ihn hierauf mit
Messern zu Tode stechen. Von ungefähr kom-
men andere Türken dieses Weges dazu gerit-
ten (denn die Jeng-itscheri waren zu Fuße,
und wollten zu Weine gehen). Als diese
sehen, was hier vorgehet: so ermahnen sie
dieselben auf höfliche Weise, keine solche ab-
scheuliche und unerlaubte That an einem Un-
terthanen des Kaisers zu begehen. Die Jeng-
itscheri aber geben ihnen lose Worte: und als
14. Zu

Osmaniſche Geſchichte
mit ſich fort. Des andern Morgens wurde dießfals bey dem Diwan des Kai-
ſers Klage erhoben: und nach genauer Nachforſchung zeigte es ſich, daß die That
durch einige Albanier veruͤbet worden war. Weil man aber die Namen der
Thaͤter nicht ausfuͤndig machen konnte, und aus den Umſtaͤnden der Sache abzu-
nehmen war, daß ihrer viele daran Schuld hatten: ſo befahl der Sultan, daß
die Albanier, ſie moͤchten gleich Einwohner zu Conſtantinopel ſeyn, oder ſich
der Handlung wegen nur daſelbſt aufhalten, alleſamt bis auf einen Mann auf-
geſuchet, und dieſes einzigen Mordes wegen 22 umgebracht werden ſollten.

[Spaltenumbruch]
ket man an ihren Schatten, daß ſie beweget
werden. Die große Vorhalle vor dem Thore
zieren zwo ſehr hohe und dicke porphyrene
Saͤulen, in denen beyden ein weißer Strich,
von dem oberſten Geſimſe bis an den Fuß,
zu ſehen iſt, als wenn er mit dem Pinſel ge-
macht waͤre. Wie dieſes gekommen ſeyn
mag, das laͤſſet ſich kaum gedenken: man
muͤßte dann ſetzen, daß beyde Saͤulen aus
einem Stuͤcke Porphyr gehauen waͤren, ſo daß
die weiße Linie, die in der Mitte verborgen
geweſen, itzo an beyden von außen zu ſehen
ſey. Es ſind noch mehrere Saͤulen an die-
ſer Vorhalle, die parweiſe einander gegenuͤber
ſtehen, und der Farbe nach mit ihren Geſel-
len uͤbereinkommen. Man hat ſie von Troas
hieher gebracht, deſſen Reſte auch noch an-
dern tuͤrkiſchen Gebaͤuden eine Menge derglei-
chen Stuͤcke geliefert haben. Der Dſchami,
von dem ich itzo rede, iſt ein Viereck, von ſie-
benzig Ellen die Seite: denn in dieſe Figur
haben ſich die Tuͤrken in ihren Gebaͤuden
vor andern verliebt. Die Vorhallen aber ſind
durchgehends laͤnglicht viereckig. Als das
Werk fertig war, und der Baumeiſter von dem
Sultan gefragt wurde; an welchem Gebaͤude
er den groͤßten Fleiß und die groͤßte Kunſt
bewieſen habe: ſo ſoll derſelbe geantwortet
haben; an dem zu Adrianopel habe er mehr
Koſtbarkeit angebracht, aber an dem zu Con-
ſtantinopel mehr Kunſt bewieſen.
[Spaltenumbruch]
22 einzigen Mordes wegen] Es ſchei-
net, daß der Sultan hiebey mehr als tiran-
niſch gehandelt habe: es war aber doch nicht
wider die Geſetze. Denn es iſt bey den Tuͤr-
ken geboten, daß, wenn tauſend und ein Mann
einen einzigen Menſchen im Zuſammenlaufe
umgebracht haben, und nicht bekennen wollen,
welcher ihm den erſten Streich gegeben: alle
tauſend und einer ſterben ſollen. Ich ſahe
zu meiner Zeit hievon ein Beyſpiel. Es ge-
ſchiehet zu Conſtantinopel unter dem Kaim-
maͤkam Muſtaͤfa Paſcha (der bey Gran von
den Polen gefangen wurde, und nach ſieben
Jahren durch Fuͤrbitte meines Vaters die
Freyheit wieder erlangete), daß ein Land-
mann griechiſches Volkes auf dem Wege
von Kjutſchuͤkj Tſchekjmedſche, einer Stadt
an der Straße nach Adrianopel, ungefaͤhr
zwo Stunden von Conſtantinopel gelegen,
eilf Jeng-itſcheri begegnet, die ihn anfangs
ausſchelten, daß er nicht geſchwinde genug
vom Pferde geſtiegen, und ihn hierauf mit
Meſſern zu Tode ſtechen. Von ungefaͤhr kom-
men andere Tuͤrken dieſes Weges dazu gerit-
ten (denn die Jeng-itſcheri waren zu Fuße,
und wollten zu Weine gehen). Als dieſe
ſehen, was hier vorgehet: ſo ermahnen ſie
dieſelben auf hoͤfliche Weiſe, keine ſolche ab-
ſcheuliche und unerlaubte That an einem Un-
terthanen des Kaiſers zu begehen. Die Jeng-
itſcheri aber geben ihnen loſe Worte: und als
14. Zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0364" n="274"/><fw place="top" type="header">Osmani&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</fw><lb/>
mit &#x017F;ich fort. Des andern Morgens wurde dießfals bey dem Diwan des Kai-<lb/>
&#x017F;ers Klage erhoben: und nach genauer Nachfor&#x017F;chung zeigte es &#x017F;ich, daß die That<lb/>
durch einige Albanier veru&#x0364;bet worden war. Weil man aber die Namen der<lb/>
Tha&#x0364;ter nicht ausfu&#x0364;ndig machen konnte, und aus den Um&#x017F;ta&#x0364;nden der Sache abzu-<lb/>
nehmen war, daß ihrer viele daran Schuld hatten: &#x017F;o befahl der Sultan, daß<lb/>
die Albanier, &#x017F;ie mo&#x0364;chten gleich Einwohner zu Con&#x017F;tantinopel &#x017F;eyn, oder &#x017F;ich<lb/>
der Handlung wegen nur da&#x017F;elb&#x017F;t aufhalten, alle&#x017F;amt bis auf einen Mann auf-<lb/>
ge&#x017F;uchet, und die&#x017F;es einzigen Mordes wegen <note place="end" n="22"/> umgebracht werden &#x017F;ollten.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">14. Zu</fw><lb/>
            <cb n="1"/><lb/>
            <note xml:id="T364" prev="#T363" place="end">ket man an ihren Schatten, daß &#x017F;ie beweget<lb/>
werden. Die große Vorhalle vor dem Thore<lb/>
zieren zwo &#x017F;ehr hohe und dicke porphyrene<lb/>
Sa&#x0364;ulen, in denen beyden ein weißer Strich,<lb/>
von dem ober&#x017F;ten Ge&#x017F;im&#x017F;e bis an den Fuß,<lb/>
zu &#x017F;ehen i&#x017F;t, als wenn er mit dem Pin&#x017F;el ge-<lb/>
macht wa&#x0364;re. Wie die&#x017F;es gekommen &#x017F;eyn<lb/>
mag, das la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich kaum gedenken: man<lb/>
mu&#x0364;ßte dann &#x017F;etzen, daß beyde Sa&#x0364;ulen aus<lb/>
einem Stu&#x0364;cke Porphyr gehauen wa&#x0364;ren, &#x017F;o daß<lb/>
die weiße Linie, die in der Mitte verborgen<lb/>
gewe&#x017F;en, itzo an beyden von außen zu &#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;ey. Es &#x017F;ind noch mehrere Sa&#x0364;ulen an die-<lb/>
&#x017F;er Vorhalle, die parwei&#x017F;e einander gegenu&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;tehen, und der Farbe nach mit ihren Ge&#x017F;el-<lb/>
len u&#x0364;bereinkommen. Man hat &#x017F;ie von Troas<lb/>
hieher gebracht, de&#x017F;&#x017F;en Re&#x017F;te auch noch an-<lb/>
dern tu&#x0364;rki&#x017F;chen Geba&#x0364;uden eine Menge derglei-<lb/>
chen Stu&#x0364;cke geliefert haben. Der D&#x017F;chami,<lb/>
von dem ich itzo rede, i&#x017F;t ein Viereck, von &#x017F;ie-<lb/>
benzig Ellen die Seite: denn in die&#x017F;e Figur<lb/>
haben &#x017F;ich die Tu&#x0364;rken in ihren Geba&#x0364;uden<lb/>
vor andern verliebt. Die Vorhallen aber &#x017F;ind<lb/>
durchgehends la&#x0364;nglicht viereckig. Als das<lb/>
Werk fertig war, und der Baumei&#x017F;ter von dem<lb/>
Sultan gefragt wurde; an welchem Geba&#x0364;ude<lb/>
er den gro&#x0364;ßten Fleiß und die gro&#x0364;ßte Kun&#x017F;t<lb/>
bewie&#x017F;en habe: &#x017F;o &#x017F;oll der&#x017F;elbe geantwortet<lb/>
haben; an dem zu Adrianopel habe er mehr<lb/>
Ko&#x017F;tbarkeit angebracht, aber an dem zu Con-<lb/>
&#x017F;tantinopel mehr Kun&#x017F;t bewie&#x017F;en.</note><lb/>
            <cb n="2"/><lb/>
            <note xml:id="U364" next="#U365" place="end" n="22">einzigen Mordes wegen] Es &#x017F;chei-<lb/>
net, daß der Sultan hiebey mehr als tiran-<lb/>
ni&#x017F;ch gehandelt habe: es war aber doch nicht<lb/>
wider die Ge&#x017F;etze. Denn es i&#x017F;t bey den Tu&#x0364;r-<lb/>
ken geboten, daß, wenn tau&#x017F;end und ein Mann<lb/>
einen einzigen Men&#x017F;chen im Zu&#x017F;ammenlaufe<lb/>
umgebracht haben, und nicht bekennen wollen,<lb/>
welcher ihm den er&#x017F;ten Streich gegeben: alle<lb/>
tau&#x017F;end und einer &#x017F;terben &#x017F;ollen. Ich &#x017F;ahe<lb/>
zu meiner Zeit hievon ein Bey&#x017F;piel. Es ge-<lb/>
&#x017F;chiehet zu Con&#x017F;tantinopel unter dem Kaim-<lb/>
ma&#x0364;kam Mu&#x017F;ta&#x0364;fa Pa&#x017F;cha (der bey Gran von<lb/>
den Polen gefangen wurde, und nach &#x017F;ieben<lb/>
Jahren durch Fu&#x0364;rbitte meines Vaters die<lb/>
Freyheit wieder erlangete), daß ein Land-<lb/>
mann griechi&#x017F;ches Volkes auf dem Wege<lb/>
von Kjut&#x017F;chu&#x0364;kj T&#x017F;chekjmed&#x017F;che, einer Stadt<lb/>
an der Straße nach Adrianopel, ungefa&#x0364;hr<lb/>
zwo Stunden von Con&#x017F;tantinopel gelegen,<lb/>
eilf Jeng-it&#x017F;cheri begegnet, die ihn anfangs<lb/>
aus&#x017F;chelten, daß er nicht ge&#x017F;chwinde genug<lb/>
vom Pferde ge&#x017F;tiegen, und ihn hierauf mit<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;ern zu Tode &#x017F;techen. Von ungefa&#x0364;hr kom-<lb/>
men andere Tu&#x0364;rken die&#x017F;es Weges dazu gerit-<lb/>
ten (denn die Jeng-it&#x017F;cheri waren zu Fuße,<lb/>
und wollten zu Weine gehen). Als die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ehen, was hier vorgehet: &#x017F;o ermahnen &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;elben auf ho&#x0364;fliche Wei&#x017F;e, keine &#x017F;olche ab-<lb/>
&#x017F;cheuliche und unerlaubte That an einem Un-<lb/>
terthanen des Kai&#x017F;ers zu begehen. Die Jeng-<lb/>
it&#x017F;cheri aber geben ihnen lo&#x017F;e Worte: und als<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jene</fw></note>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0364] Osmaniſche Geſchichte mit ſich fort. Des andern Morgens wurde dießfals bey dem Diwan des Kai- ſers Klage erhoben: und nach genauer Nachforſchung zeigte es ſich, daß die That durch einige Albanier veruͤbet worden war. Weil man aber die Namen der Thaͤter nicht ausfuͤndig machen konnte, und aus den Umſtaͤnden der Sache abzu- nehmen war, daß ihrer viele daran Schuld hatten: ſo befahl der Sultan, daß die Albanier, ſie moͤchten gleich Einwohner zu Conſtantinopel ſeyn, oder ſich der Handlung wegen nur daſelbſt aufhalten, alleſamt bis auf einen Mann auf- geſuchet, und dieſes einzigen Mordes wegen ²² umgebracht werden ſollten. 14. Zu ket man an ihren Schatten, daß ſie beweget werden. Die große Vorhalle vor dem Thore zieren zwo ſehr hohe und dicke porphyrene Saͤulen, in denen beyden ein weißer Strich, von dem oberſten Geſimſe bis an den Fuß, zu ſehen iſt, als wenn er mit dem Pinſel ge- macht waͤre. Wie dieſes gekommen ſeyn mag, das laͤſſet ſich kaum gedenken: man muͤßte dann ſetzen, daß beyde Saͤulen aus einem Stuͤcke Porphyr gehauen waͤren, ſo daß die weiße Linie, die in der Mitte verborgen geweſen, itzo an beyden von außen zu ſehen ſey. Es ſind noch mehrere Saͤulen an die- ſer Vorhalle, die parweiſe einander gegenuͤber ſtehen, und der Farbe nach mit ihren Geſel- len uͤbereinkommen. Man hat ſie von Troas hieher gebracht, deſſen Reſte auch noch an- dern tuͤrkiſchen Gebaͤuden eine Menge derglei- chen Stuͤcke geliefert haben. Der Dſchami, von dem ich itzo rede, iſt ein Viereck, von ſie- benzig Ellen die Seite: denn in dieſe Figur haben ſich die Tuͤrken in ihren Gebaͤuden vor andern verliebt. Die Vorhallen aber ſind durchgehends laͤnglicht viereckig. Als das Werk fertig war, und der Baumeiſter von dem Sultan gefragt wurde; an welchem Gebaͤude er den groͤßten Fleiß und die groͤßte Kunſt bewieſen habe: ſo ſoll derſelbe geantwortet haben; an dem zu Adrianopel habe er mehr Koſtbarkeit angebracht, aber an dem zu Con- ſtantinopel mehr Kunſt bewieſen. ²² einzigen Mordes wegen] Es ſchei- net, daß der Sultan hiebey mehr als tiran- niſch gehandelt habe: es war aber doch nicht wider die Geſetze. Denn es iſt bey den Tuͤr- ken geboten, daß, wenn tauſend und ein Mann einen einzigen Menſchen im Zuſammenlaufe umgebracht haben, und nicht bekennen wollen, welcher ihm den erſten Streich gegeben: alle tauſend und einer ſterben ſollen. Ich ſahe zu meiner Zeit hievon ein Beyſpiel. Es ge- ſchiehet zu Conſtantinopel unter dem Kaim- maͤkam Muſtaͤfa Paſcha (der bey Gran von den Polen gefangen wurde, und nach ſieben Jahren durch Fuͤrbitte meines Vaters die Freyheit wieder erlangete), daß ein Land- mann griechiſches Volkes auf dem Wege von Kjutſchuͤkj Tſchekjmedſche, einer Stadt an der Straße nach Adrianopel, ungefaͤhr zwo Stunden von Conſtantinopel gelegen, eilf Jeng-itſcheri begegnet, die ihn anfangs ausſchelten, daß er nicht geſchwinde genug vom Pferde geſtiegen, und ihn hierauf mit Meſſern zu Tode ſtechen. Von ungefaͤhr kom- men andere Tuͤrken dieſes Weges dazu gerit- ten (denn die Jeng-itſcheri waren zu Fuße, und wollten zu Weine gehen). Als dieſe ſehen, was hier vorgehet: ſo ermahnen ſie dieſelben auf hoͤfliche Weiſe, keine ſolche ab- ſcheuliche und unerlaubte That an einem Un- terthanen des Kaiſers zu begehen. Die Jeng- itſcheri aber geben ihnen loſe Worte: und als jene

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/364
Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/364>, abgerufen am 20.05.2024.