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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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9. Selim der I
12.

Nachdem die Bedingungen des Vergleichs auf beyden Seiten be-endlich aber läs-
set er ihre Bitte
statt finden, und
machet Mehem-
med Begj zu ih-
rem Könige.

stätiget waren: so machte Selim Mehemmed Begj, Bijiklüs Sohn, zum Begj-
lerbegj von Dijarbekjir mit einer unumschränkten Gewalt, und gab demselben
das ganze Königreich Malikjane 20 ein, bestimmte ihm auch aus dem kaiserlichen
Schatze einen jährlichen Gehalt von vierzig Jükj 21; unter der einzigen Bedin-
gung, daß er getreu seyn sollte. Hierauf begab sich Mehemmed Begj auf das eil-
fertigste nach Dijarbekjir, und verknüpfte die Stadt und das Königreich, mit
Einwilligung aller Stände und Ordnungen, an das osmanische Reich.

13.

Weil aber der Kaiser sich leicht vorstellen konnte, daß KarachansKarachan wird
geschlagen und
umgebracht.

Hitze durch Mehemmeds Gegenwart allein nicht würde gedämpfet werden: so
schickte er demselben im Jahre 922 ein gutes Theil Völker zum Beystande.H. 922.



J. C. 1516.
Damit auch Mehemmed desto mehr aufgemuntert werden möchte, sich tapfer zu
erweisen: so ließ er ihm einen Verweisbrief zufertigen, darinnen ihm seine
Saumseligkeit mit folgenden Worten vorgerücket wurde. "Als ich dich zum
"Fürsten von Dijarbekjir machte: so erwartete ich weit größere Dinge von
"dir, als du bisher gezeiget hast. Warum sitzest du müßig? Warum blei-
"bet Karachans Hochmuth so lange ungestrafet? Warum legest du deine
"innere Tapferkeit nicht durch solche Thaten an den Tag, die deinem edlen
"Gemüthe anständig sind? als welches mir zur Freude, deinen Feinden zum
[Spaltenumbruch]
Vergünstigung, daß nach des Vaters Tode
der Tribut an keinen Fremden sollte verkauft
werden, daferne der Sohn willens wäre,
drey Viertheile desjenigen Geldes zu geben,
das ein Fremder bieten würde. Durch die-
ses Mittel bekam die Schatzkammer einen
jährlichen Zuwachs von mehr als 1200
Beuteln*.
[Spaltenumbruch]
21 Jükj] Es ist dieses eine gewisse
Summe Geldes, die in den Rechnungen der
öffentlichen Schatzkammer gebräuchlich ist,
und insgemein hundert tausend Asper2* be-
träget.

"Verdrusse,
* Dieses sind 600,000 Löwenthaler, oder 553,846 Reichsthaler.
2* [Vier Mänkir und eben
so viel Gjedükj machen einen Asper. Drey Asper machen einen Pare: fünf einen Beschlik: zehen einen
Onlik: vier und zwanzig einen Solota (oder Gulden): zwey hundert und sechszig einen ungarischen
Scherif (Ducaten). Ein Beutel ist fünf hundert Reichsthaler (soll heißen, Löwenthaler), die der Hof
ieden zu achtzig Asper einnimmt, und wieder für hundert und zwanzig ausgiebt.] Solchergestalt ist
1 Mänkir, sächsische Pfenninge: 1 Asper, 2 Pfenn. 1 Pare, 6 Pf. 1 Beschliki, 11 Pf.
1 Onliki, 1 Gr. 10 Pf. 1 Solota, 4 Gr. [5] Pf. 1 ungarischer Scherif (Ducate), 2 Reichsthaler,
Pf. 1 Jükj, 769 Reichsthaler, 5 Groschen, 6 Pf. Die türkische Kammer nimmt den Löwen-
thaler ein für 14 Gr. 9 Pf. und giebt ihn wieder aus für 22 Gr. 1 Pf. Nämlich, ein Löwen-
thaler, Esedi oder Arslani, gilt 10 Asper oder 1 Groschen, 10 Pf. weniger, als ein Reichsthaler:
oder, 13 Löwenthaler machen 12 Reichsthaler. Meninskis Wörterbuch, 211 Col.
2 F 3
9. Selim der I
12.

Nachdem die Bedingungen des Vergleichs auf beyden Seiten be-endlich aber laͤſ-
ſet er ihre Bitte
ſtatt finden, und
machet Mehem-
med Begj zu ih-
rem Koͤnige.

ſtaͤtiget waren: ſo machte Selim Mehemmed Begj, Bijikluͤs Sohn, zum Begj-
lerbegj von Dijarbekjir mit einer unumſchraͤnkten Gewalt, und gab demſelben
das ganze Koͤnigreich Malikjane 20 ein, beſtimmte ihm auch aus dem kaiſerlichen
Schatze einen jaͤhrlichen Gehalt von vierzig Juͤkj 21; unter der einzigen Bedin-
gung, daß er getreu ſeyn ſollte. Hierauf begab ſich Mehemmed Begj auf das eil-
fertigſte nach Dijarbekjir, und verknuͤpfte die Stadt und das Koͤnigreich, mit
Einwilligung aller Staͤnde und Ordnungen, an das osmaniſche Reich.

13.

Weil aber der Kaiſer ſich leicht vorſtellen konnte, daß KarachansKarachan wird
geſchlagen und
umgebracht.

Hitze durch Mehemmeds Gegenwart allein nicht wuͤrde gedaͤmpfet werden: ſo
ſchickte er demſelben im Jahre 922 ein gutes Theil Voͤlker zum Beyſtande.H. 922.



J. C. 1516.
Damit auch Mehemmed deſto mehr aufgemuntert werden moͤchte, ſich tapfer zu
erweiſen: ſo ließ er ihm einen Verweisbrief zufertigen, darinnen ihm ſeine
Saumſeligkeit mit folgenden Worten vorgeruͤcket wurde. “Als ich dich zum
“Fuͤrſten von Dijarbekjir machte: ſo erwartete ich weit groͤßere Dinge von
“dir, als du bisher gezeiget haſt. Warum ſitzeſt du muͤßig? Warum blei-
“bet Karachans Hochmuth ſo lange ungeſtrafet? Warum legeſt du deine
“innere Tapferkeit nicht durch ſolche Thaten an den Tag, die deinem edlen
“Gemuͤthe anſtaͤndig ſind? als welches mir zur Freude, deinen Feinden zum
[Spaltenumbruch]
Verguͤnſtigung, daß nach des Vaters Tode
der Tribut an keinen Fremden ſollte verkauft
werden, daferne der Sohn willens waͤre,
drey Viertheile desjenigen Geldes zu geben,
das ein Fremder bieten wuͤrde. Durch die-
ſes Mittel bekam die Schatzkammer einen
jaͤhrlichen Zuwachs von mehr als 1200
Beuteln*.
[Spaltenumbruch]
21 Juͤkj] Es iſt dieſes eine gewiſſe
Summe Geldes, die in den Rechnungen der
oͤffentlichen Schatzkammer gebraͤuchlich iſt,
und insgemein hundert tauſend Aſper2* be-
traͤget.

“Verdruſſe,
* Dieſes ſind 600,000 Loͤwenthaler, oder 553,846 Reichsthaler.
2* [Vier Maͤnkir und eben
ſo viel Gjeduͤkj machen einen Aſper. Drey Aſper machen einen Pare: fuͤnf einen Beſchlik: zehen einen
Onlik: vier und zwanzig einen Solota (oder Gulden): zwey hundert und ſechszig einen ungariſchen
Scherif (Ducaten). Ein Beutel iſt fuͤnf hundert Reichsthaler (ſoll heißen, Loͤwenthaler), die der Hof
ieden zu achtzig Aſper einnimmt, und wieder fuͤr hundert und zwanzig ausgiebt.] Solchergeſtalt iſt
1 Maͤnkir, ſaͤchſiſche Pfenninge: 1 Aſper, 2 Pfenn. 1 Pare, 6 Pf. 1 Beſchliki, 11 Pf.
1 Onliki, 1 Gr. 10 Pf. 1 Solota, 4 Gr. [5] Pf. 1 ungariſcher Scherif (Ducate), 2 Reichsthaler,
Pf. 1 Juͤkj, 769 Reichsthaler, 5 Groſchen, 6 Pf. Die tuͤrkiſche Kammer nimmt den Loͤwen-
thaler ein fuͤr 14 Gr. 9 Pf. und giebt ihn wieder aus fuͤr 22 Gr. 1 Pf. Naͤmlich, ein Loͤwen-
thaler, Eſedi oder Arslani, gilt 10 Aſper oder 1 Groſchen, 10 Pf. weniger, als ein Reichsthaler:
oder, 13 Loͤwenthaler machen 12 Reichsthaler. Meninſkis Woͤrterbuch, 211 Col.
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[229/0317] 9. Selim der I 12. Nachdem die Bedingungen des Vergleichs auf beyden Seiten be- ſtaͤtiget waren: ſo machte Selim Mehemmed Begj, Bijikluͤs Sohn, zum Begj- lerbegj von Dijarbekjir mit einer unumſchraͤnkten Gewalt, und gab demſelben das ganze Koͤnigreich Malikjane ²⁰ ein, beſtimmte ihm auch aus dem kaiſerlichen Schatze einen jaͤhrlichen Gehalt von vierzig Juͤkj ²¹ ; unter der einzigen Bedin- gung, daß er getreu ſeyn ſollte. Hierauf begab ſich Mehemmed Begj auf das eil- fertigſte nach Dijarbekjir, und verknuͤpfte die Stadt und das Koͤnigreich, mit Einwilligung aller Staͤnde und Ordnungen, an das osmaniſche Reich. endlich aber laͤſ- ſet er ihre Bitte ſtatt finden, und machet Mehem- med Begj zu ih- rem Koͤnige. 13. Weil aber der Kaiſer ſich leicht vorſtellen konnte, daß Karachans Hitze durch Mehemmeds Gegenwart allein nicht wuͤrde gedaͤmpfet werden: ſo ſchickte er demſelben im Jahre 922 ein gutes Theil Voͤlker zum Beyſtande. Damit auch Mehemmed deſto mehr aufgemuntert werden moͤchte, ſich tapfer zu erweiſen: ſo ließ er ihm einen Verweisbrief zufertigen, darinnen ihm ſeine Saumſeligkeit mit folgenden Worten vorgeruͤcket wurde. “Als ich dich zum “Fuͤrſten von Dijarbekjir machte: ſo erwartete ich weit groͤßere Dinge von “dir, als du bisher gezeiget haſt. Warum ſitzeſt du muͤßig? Warum blei- “bet Karachans Hochmuth ſo lange ungeſtrafet? Warum legeſt du deine “innere Tapferkeit nicht durch ſolche Thaten an den Tag, die deinem edlen “Gemuͤthe anſtaͤndig ſind? als welches mir zur Freude, deinen Feinden zum “Verdruſſe, Verguͤnſtigung, daß nach des Vaters Tode der Tribut an keinen Fremden ſollte verkauft werden, daferne der Sohn willens waͤre, drey Viertheile desjenigen Geldes zu geben, das ein Fremder bieten wuͤrde. Durch die- ſes Mittel bekam die Schatzkammer einen jaͤhrlichen Zuwachs von mehr als 1200 Beuteln *. ²¹ Juͤkj] Es iſt dieſes eine gewiſſe Summe Geldes, die in den Rechnungen der oͤffentlichen Schatzkammer gebraͤuchlich iſt, und insgemein hundert tauſend Aſper 2* be- traͤget. Karachan wird geſchlagen und umgebracht. H. 922. J. C. 1516. * Dieſes ſind 600,000 Loͤwenthaler, oder 553,846[FORMEL] Reichsthaler. 2* [Vier Maͤnkir und eben ſo viel Gjeduͤkj machen einen Aſper. Drey Aſper machen einen Pare: fuͤnf einen Beſchlik: zehen einen Onlik: vier und zwanzig einen Solota (oder Gulden): zwey hundert und ſechszig einen ungariſchen Scherif (Ducaten). Ein Beutel iſt fuͤnf hundert Reichsthaler (ſoll heißen, Loͤwenthaler), die der Hof ieden zu achtzig Aſper einnimmt, und wieder fuͤr hundert und zwanzig ausgiebt.] Solchergeſtalt iſt 1 Maͤnkir, [FORMEL] ſaͤchſiſche Pfenninge: 1 Aſper, 2[FORMEL] Pfenn. 1 Pare, 6[FORMEL] Pf. 1 Beſchliki, 11[FORMEL] Pf. 1 Onliki, 1 Gr. 10[FORMEL] Pf. 1 Solota, 4 Gr. 5[FORMEL] Pf. 1 ungariſcher Scherif (Ducate), 2 Reichsthaler, [FORMEL] Pf. 1 Juͤkj, 769 Reichsthaler, 5 Groſchen, 6[FORMEL] Pf. Die tuͤrkiſche Kammer nimmt den Loͤwen- thaler ein fuͤr 14 Gr. 9[FORMEL] Pf. und giebt ihn wieder aus fuͤr 22 Gr. 1[FORMEL] Pf. Naͤmlich, ein Loͤwen- thaler, Eſedi oder Arslani, gilt 10 Aſper oder 1 Groſchen, 10[FORMEL] Pf. weniger, als ein Reichsthaler: oder, 13 Loͤwenthaler machen 12 Reichsthaler. Meninſkis Woͤrterbuch, 211 Col. 2 F 3

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/317>, abgerufen am 22.11.2024.