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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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7. Muhämmed der II
brachten dem Sultan ihre Schlüssel, und wollten ihn lieber zu ihrem gnädigen
Oberherrn, als zu ihrem Bezwinger, machen. Im folgenden Jahre daraufH. 858.


J. C. 1453.

bauete der Kaiser mitten in Constantinopel den großen Palast, der noch heutiges
Tages den Namen Eskji Seraj 21 führet. Im Jahre 860 zog derselbe mitH. 860.


J. C. 1455.

einem großen Kriegsheere gegen den König von Ungarn 22 zu Felde, schlug ihn,
und streuete das Heer der Christen aus einander. In der Schlacht bekam der
König selbst eine Wunde, daran derselbe kurz hernach gestorben seyn soll.

12.

Nach diesem erhaltenen Siege, dadurch seine Feinde leichter imBelgrad wird
vergebens bela-
gert.

Zaume konnten gehalten werden, belagerte derselbe Belgrad, die wichtige Vor-
mauer von Ungarn. Er hatte aber dabey keinen bessern Fortgang, als sein
Vater. Denn die Belagerung verzögerte sich über Vermuthen, so daß er we-
gen des herannahenden Winters und Verlustes seiner Soldaten genöthiget war,
dieselbe aufzuheben. In demselben Jahre ließ er auch seine Söhne, Bajeßid und
Murad, beschneiden, und stellete bey dieser Gelegenheit prächtige Feste an.

13.

Im Jahre 861 brachte er den Rest von Morea vollends unter seineMorea wird völ-
lig bezwungen.

Gewalt. Im Frühjahre darauf griff er die Griechen an und zerstreuete die-
selben, die sich vorgenommen hatten, dasjenige, was sie verloren, wieder zu er-H. 861.



J. C. 1456.
obern, und die Stadt Altimil wieder in Vertheidigungsstand zu setzen. Daher
[Spaltenumbruch]
den Johann Kantakuzen erbauet hat, und
davon Nicephorus Gregoras im 2 Bande
nachzusehen ist.
21 Eskji Seraj] Auf deutsch, der alte
Palast. Ein weitläuftiges Gebäude, das
mit hohen Mauren umgeben und in verschie-
dene Flügel abgetheilet ist. Es ist der ge-
wöhnliche Sitz sowol der Beyschläferinnen
des verstorbenen Sultans, die der Nachfolger
(wenn er ein Sohn oder Bruder des Verstor-
benen ist) ohne Gottlosigkeit nicht mit Augen
sehen darf: als auch derer Sultaninnen, die
Kinder gehabt haben, nebst den Bedienten
und Kindern derselben: imgleichen der alten
Jungfern, die nichts Reizendes mehr an sich
haben, und von dem Sultan mehr aus Gna-
[Spaltenumbruch]
de, als wegen einiges eigenen Verdienstes
derselben, unterhalten werden. Die Mau-
ren sind ins Gevierte gebauet, und machen
im Umfange ungefähr eine italienische Meile*
aus. Von den vier Thoren werden zwey
beständig verschlossen gehalten: die übrigen
zwey sind Tag und Nacht durch fünf hundert
Baltadschi bewachet. Die Thüren am innern
Palaste werden von weißen Verschnittenen
gehütet, denen die schwarzen, als die vor-
nehmeren, die Befehle des Frauenzimmers
zufertigen, um dieselben auszurichten. Ihr
oberster Befehlhaber heißet Eskji Seraj Agasi,
oder der Statthalter des alten Palastes.
22 König von Ungarn] Dieses war
Wladislaw Posthumus, ein Sohn Alberts,

ließ
* eine Vierthelmeile von unsern deutschen.
U 2

7. Muhaͤmmed der II
brachten dem Sultan ihre Schluͤſſel, und wollten ihn lieber zu ihrem gnaͤdigen
Oberherrn, als zu ihrem Bezwinger, machen. Im folgenden Jahre daraufH. 858.


J. C. 1453.

bauete der Kaiſer mitten in Conſtantinopel den großen Palaſt, der noch heutiges
Tages den Namen Eskji Seraj 21 fuͤhret. Im Jahre 860 zog derſelbe mitH. 860.


J. C. 1455.

einem großen Kriegsheere gegen den Koͤnig von Ungarn 22 zu Felde, ſchlug ihn,
und ſtreuete das Heer der Chriſten aus einander. In der Schlacht bekam der
Koͤnig ſelbſt eine Wunde, daran derſelbe kurz hernach geſtorben ſeyn ſoll.

12.

Nach dieſem erhaltenen Siege, dadurch ſeine Feinde leichter imBelgrad wird
vergebens bela-
gert.

Zaume konnten gehalten werden, belagerte derſelbe Belgrad, die wichtige Vor-
mauer von Ungarn. Er hatte aber dabey keinen beſſern Fortgang, als ſein
Vater. Denn die Belagerung verzoͤgerte ſich uͤber Vermuthen, ſo daß er we-
gen des herannahenden Winters und Verluſtes ſeiner Soldaten genoͤthiget war,
dieſelbe aufzuheben. In demſelben Jahre ließ er auch ſeine Soͤhne, Bajeßid und
Murad, beſchneiden, und ſtellete bey dieſer Gelegenheit praͤchtige Feſte an.

13.

Im Jahre 861 brachte er den Reſt von Morea vollends unter ſeineMorea wird voͤl-
lig bezwungen.

Gewalt. Im Fruͤhjahre darauf griff er die Griechen an und zerſtreuete die-
ſelben, die ſich vorgenommen hatten, dasjenige, was ſie verloren, wieder zu er-H. 861.



J. C. 1456.
obern, und die Stadt Altimil wieder in Vertheidigungsſtand zu ſetzen. Daher
[Spaltenumbruch]
den Johann Kantakuzen erbauet hat, und
davon Nicephorus Gregoras im 2 Bande
nachzuſehen iſt.
21 Eskji Seraj] Auf deutſch, der alte
Palaſt. Ein weitlaͤuftiges Gebaͤude, das
mit hohen Mauren umgeben und in verſchie-
dene Fluͤgel abgetheilet iſt. Es iſt der ge-
woͤhnliche Sitz ſowol der Beyſchlaͤferinnen
des verſtorbenen Sultans, die der Nachfolger
(wenn er ein Sohn oder Bruder des Verſtor-
benen iſt) ohne Gottloſigkeit nicht mit Augen
ſehen darf: als auch derer Sultaninnen, die
Kinder gehabt haben, nebſt den Bedienten
und Kindern derſelben: imgleichen der alten
Jungfern, die nichts Reizendes mehr an ſich
haben, und von dem Sultan mehr aus Gna-
[Spaltenumbruch]
de, als wegen einiges eigenen Verdienſtes
derſelben, unterhalten werden. Die Mau-
ren ſind ins Gevierte gebauet, und machen
im Umfange ungefaͤhr eine italieniſche Meile*
aus. Von den vier Thoren werden zwey
beſtaͤndig verſchloſſen gehalten: die uͤbrigen
zwey ſind Tag und Nacht durch fuͤnf hundert
Baltadſchi bewachet. Die Thuͤren am innern
Palaſte werden von weißen Verſchnittenen
gehuͤtet, denen die ſchwarzen, als die vor-
nehmeren, die Befehle des Frauenzimmers
zufertigen, um dieſelben auszurichten. Ihr
oberſter Befehlhaber heißet Eskji Seraj Agaſi,
oder der Statthalter des alten Palaſtes.
22 Koͤnig von Ungarn] Dieſes war
Wladislaw Poſthumus, ein Sohn Alberts,

ließ
* eine Vierthelmeile von unſern deutſchen.
U 2
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[155/0239] 7. Muhaͤmmed der II brachten dem Sultan ihre Schluͤſſel, und wollten ihn lieber zu ihrem gnaͤdigen Oberherrn, als zu ihrem Bezwinger, machen. Im folgenden Jahre darauf bauete der Kaiſer mitten in Conſtantinopel den großen Palaſt, der noch heutiges Tages den Namen Eskji Seraj ²¹ fuͤhret. Im Jahre 860 zog derſelbe mit einem großen Kriegsheere gegen den Koͤnig von Ungarn ²² zu Felde, ſchlug ihn, und ſtreuete das Heer der Chriſten aus einander. In der Schlacht bekam der Koͤnig ſelbſt eine Wunde, daran derſelbe kurz hernach geſtorben ſeyn ſoll. H. 858. J. C. 1453. H. 860. J. C. 1455. 12. Nach dieſem erhaltenen Siege, dadurch ſeine Feinde leichter im Zaume konnten gehalten werden, belagerte derſelbe Belgrad, die wichtige Vor- mauer von Ungarn. Er hatte aber dabey keinen beſſern Fortgang, als ſein Vater. Denn die Belagerung verzoͤgerte ſich uͤber Vermuthen, ſo daß er we- gen des herannahenden Winters und Verluſtes ſeiner Soldaten genoͤthiget war, dieſelbe aufzuheben. In demſelben Jahre ließ er auch ſeine Soͤhne, Bajeßid und Murad, beſchneiden, und ſtellete bey dieſer Gelegenheit praͤchtige Feſte an. Belgrad wird vergebens bela- gert. 13. Im Jahre 861 brachte er den Reſt von Morea vollends unter ſeine Gewalt. Im Fruͤhjahre darauf griff er die Griechen an und zerſtreuete die- ſelben, die ſich vorgenommen hatten, dasjenige, was ſie verloren, wieder zu er- obern, und die Stadt Altimil wieder in Vertheidigungsſtand zu ſetzen. Daher ließ den Johann Kantakuzen erbauet hat, und davon Nicephorus Gregoras im 2 Bande nachzuſehen iſt. ²¹ Eskji Seraj] Auf deutſch, der alte Palaſt. Ein weitlaͤuftiges Gebaͤude, das mit hohen Mauren umgeben und in verſchie- dene Fluͤgel abgetheilet iſt. Es iſt der ge- woͤhnliche Sitz ſowol der Beyſchlaͤferinnen des verſtorbenen Sultans, die der Nachfolger (wenn er ein Sohn oder Bruder des Verſtor- benen iſt) ohne Gottloſigkeit nicht mit Augen ſehen darf: als auch derer Sultaninnen, die Kinder gehabt haben, nebſt den Bedienten und Kindern derſelben: imgleichen der alten Jungfern, die nichts Reizendes mehr an ſich haben, und von dem Sultan mehr aus Gna- de, als wegen einiges eigenen Verdienſtes derſelben, unterhalten werden. Die Mau- ren ſind ins Gevierte gebauet, und machen im Umfange ungefaͤhr eine italieniſche Meile * aus. Von den vier Thoren werden zwey beſtaͤndig verſchloſſen gehalten: die uͤbrigen zwey ſind Tag und Nacht durch fuͤnf hundert Baltadſchi bewachet. Die Thuͤren am innern Palaſte werden von weißen Verſchnittenen gehuͤtet, denen die ſchwarzen, als die vor- nehmeren, die Befehle des Frauenzimmers zufertigen, um dieſelben auszurichten. Ihr oberſter Befehlhaber heißet Eskji Seraj Agaſi, oder der Statthalter des alten Palaſtes. ²² Koͤnig von Ungarn] Dieſes war Wladislaw Poſthumus, ein Sohn Alberts, Kaiſers Morea wird voͤl- lig bezwungen. H. 861. J. C. 1456. * eine Vierthelmeile von unſern deutſchen. U 2

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/239>, abgerufen am 23.11.2024.