Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.6. Murad der II nochmals das Zepter, und erneuerte seinen Entschluß, sein Leben zu Magnesiain der Absonderung von öffentlichen Geschäfften zuzubringen. 29. Allein, auch dießmal ließ man ihn hier nicht in Ruhe. Im Jahre 850wird wegen ei- hundert Drachmen). Den Daumen an der linken Hand stecken sie in ihren Gurt, stellen die Füße in einer geraden Linie hinter einan- der, und werfen den Wurfspieß in einen Hau- fen weicher Erde, so lange, als ihre Kräfte dauern: manchmal bringen sie es auf sieben hundert Würfe. Hierauf nehmen sie einen hölzernen Wurfspieß, der noch einmal so groß ist, als ein ordentlicher; und wenn sie diesen zwey tausendmal in die weiche Erde gewor- fen haben: so gebrauchen sie alsdann den ge- wöhnlichen Wurfspieß, der gegen den vorigen eisernen federleicht zu seyn scheinet. Durch diese beständige Uebung werden sie in dem [Spaltenumbruch] Werfen des Spießes sehr geschickt. 42 weil aber die Nacht hereinbricht] Es wird erzählet, diejenigen, die durch unbe- kannte Wege und im Finstern zu entrinnen ge- sucht, seyen unvermuthet an den Berg Tschen- gje (vor Alters Hömus genennet) gerathen, und daselbst von dem Landvolke Koppel- und Kluppeweise, wie es mit den wilden Thieren geschiehet, gefangen worden. Von den Für- sten und Feldherren aber sey kaum Hunnia- des selbst noch entkommen. Von diesem kann man die weitläuftigen Nachrichten der christlichen Schriftsteller nachsehen. "den 1 Oka machet 2 Pfund, 22 Loth, 3 Qv. 3 Pf. cölnisches Gewichts. Das Wort Oka wird sonst zier- licher Wukäjjet oder Wäkijet geschrieben. R 2
6. Murad der II nochmals das Zepter, und erneuerte ſeinen Entſchluß, ſein Leben zu Magneſiain der Abſonderung von oͤffentlichen Geſchaͤfften zuzubringen. 29. Allein, auch dießmal ließ man ihn hier nicht in Ruhe. Im Jahre 850wird wegen ei- hundert Drachmen). Den Daumen an der linken Hand ſtecken ſie in ihren Gurt, ſtellen die Fuͤße in einer geraden Linie hinter einan- der, und werfen den Wurfſpieß in einen Hau- fen weicher Erde, ſo lange, als ihre Kraͤfte dauern: manchmal bringen ſie es auf ſieben hundert Wuͤrfe. Hierauf nehmen ſie einen hoͤlzernen Wurfſpieß, der noch einmal ſo groß iſt, als ein ordentlicher; und wenn ſie dieſen zwey tauſendmal in die weiche Erde gewor- fen haben: ſo gebrauchen ſie alsdann den ge- woͤhnlichen Wurfſpieß, der gegen den vorigen eiſernen federleicht zu ſeyn ſcheinet. Durch dieſe beſtaͤndige Uebung werden ſie in dem [Spaltenumbruch] Werfen des Spießes ſehr geſchickt. 42 weil aber die Nacht hereinbricht] Es wird erzaͤhlet, diejenigen, die durch unbe- kannte Wege und im Finſtern zu entrinnen ge- ſucht, ſeyen unvermuthet an den Berg Tſchen- gje (vor Alters Hoͤmus genennet) gerathen, und daſelbſt von dem Landvolke Koppel- und Kluppeweiſe, wie es mit den wilden Thieren geſchiehet, gefangen worden. Von den Fuͤr- ſten und Feldherren aber ſey kaum Hunnia- des ſelbſt noch entkommen. Von dieſem kann man die weitlaͤuftigen Nachrichten der chriſtlichen Schriftſteller nachſehen. “den 1 Oka machet 2 Pfund, 22 Loth, 3 Qv. 3 Pf. coͤlniſches Gewichts. Das Wort Oka wird ſonſt zier- licher Wukaͤjjet oder Waͤkijet geſchrieben. R 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0213" n="131"/><fw place="top" type="header">6. Murad der <hi rendition="#aq">II</hi></fw><lb/> nochmals das Zepter, und erneuerte ſeinen Entſchluß, ſein Leben zu Magneſia<lb/> in der Abſonderung von oͤffentlichen Geſchaͤfften zuzubringen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>29.</head> <p>Allein, auch dießmal ließ man ihn hier nicht in Ruhe. Im Jahre 850<note place="right">wird wegen ei-<lb/> nes von den<lb/> Jeng-itſcheri er-<lb/> regten Aufruhrs<lb/> wieder zur Re-<lb/> gierung berufen:</note><lb/> erregten die Jeng-itſcheri, die vor dieſem durch ihre Dienſte ſo viele Siege uͤber<lb/> ihre Feinde zuwege gebracht hatten, itzo aber den Untergang ihrer Mitbuͤrger<lb/> befoͤrdern wollten, einer gewiſſen liederlichen Sache wegen einen großen Auf-<lb/> ruhr. Hierdurch erfolgte nun (wie es bey buͤrgerlichen Unruhen zu geſchehen<note place="right">H. 850.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> J. C. 1446.</note><lb/> pfleget), daß die Haͤuſer der Buͤrger ſowol, als der Fremden, gepluͤndert, und<lb/> alle Perſonen, die ihnen in den Weg kamen, ohne Unterſchied des Alters<lb/> oder Geſchlechts beraubet oder ermordet wurden: eben als wenn diejenigen, die<lb/> die Buͤrger vertheidigen ſollten, ſich zu ihrem Untergange zuſammen verſchworen<lb/> haͤtten. Man konnte hievon nicht wohl eine andere Urſache angeben, als die<lb/> Jugend oder allzugroße Gelindigkeit des Kaiſers, auf die ſich die Pluͤnderer ver-<lb/> ließen, und glaubten, ſie duͤrften thun, was ihnen beliebte. Um nun dieſem<lb/> Unfuge Einhalt zu thun, ſchickten die Großen eine Botſchaft an Murad, und<lb/> erſuchten denſelben in einem mitgegebenen Schreiben: “er moͤchte doch die<lb/> “Regierung noch einmal uͤbernehmen; ſein Sohn ſey noch jung und habe nicht<lb/> “Anſehen genug, dieſe Unruhe zu ſtillen. Sie hofften daher, er werde ſich<lb/> “den Zuſtand des osmaniſchen States zu Herzen gehen laſſen, und nicht ge-<lb/> “ſtatten, daß ein Reich, das er ſo wohl befeſtiget und erweitert habe, wie ein<lb/> “Schiff ohne Steuermann, zu Grunde ginge, oder daß das Vermoͤgen der<lb/> “Buͤrger, das mit ſo großer Muͤhe erworben worden, den raͤuberiſchen Haͤn-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">“den</fw><lb/><cb n="1"/><lb/><note xml:id="G213" prev="#G212" place="end">hundert Drachmen). Den Daumen an der<lb/> linken Hand ſtecken ſie in ihren Gurt, ſtellen<lb/> die Fuͤße in einer geraden Linie hinter einan-<lb/> der, und werfen den Wurfſpieß in einen Hau-<lb/> fen weicher Erde, ſo lange, als ihre Kraͤfte<lb/> dauern: manchmal bringen ſie es auf ſieben<lb/> hundert Wuͤrfe. Hierauf nehmen ſie einen<lb/> hoͤlzernen Wurfſpieß, der noch einmal ſo groß<lb/> iſt, als ein ordentlicher; und wenn ſie dieſen<lb/> zwey tauſendmal in die weiche Erde gewor-<lb/> fen haben: ſo gebrauchen ſie alsdann den ge-<lb/> woͤhnlichen Wurfſpieß, der gegen den vorigen<lb/> eiſernen federleicht zu ſeyn ſcheinet. Durch<lb/> dieſe beſtaͤndige Uebung werden ſie in dem<lb/><cb n="2"/><lb/> Werfen des Spießes ſehr geſchickt.</note><lb/><note place="end" n="42">weil aber die Nacht hereinbricht]<lb/> Es wird erzaͤhlet, diejenigen, die durch unbe-<lb/> kannte Wege und im Finſtern zu entrinnen ge-<lb/> ſucht, ſeyen unvermuthet an den Berg Tſchen-<lb/> gje (vor Alters Hoͤmus genennet) gerathen,<lb/> und daſelbſt von dem Landvolke Koppel- und<lb/> Kluppeweiſe, wie es mit den wilden Thieren<lb/> geſchiehet, gefangen worden. Von den Fuͤr-<lb/> ſten und Feldherren aber ſey kaum Hunnia-<lb/> des ſelbſt noch entkommen. Von dieſem<lb/> kann man die weitlaͤuftigen Nachrichten der<lb/> chriſtlichen Schriftſteller nachſehen.</note><lb/><note xml:id="seg2pn_3_2" prev="#seg2pn_3_1" place="foot" n="2*">1 Oka machet 2 Pfund, 22 Loth, 3 Qv. 3 Pf. coͤlniſches Gewichts. Das Wort Oka wird ſonſt zier-<lb/> licher Wukaͤjjet oder Waͤkijet geſchrieben.</note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">R 2</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0213]
6. Murad der II
nochmals das Zepter, und erneuerte ſeinen Entſchluß, ſein Leben zu Magneſia
in der Abſonderung von oͤffentlichen Geſchaͤfften zuzubringen.
29. Allein, auch dießmal ließ man ihn hier nicht in Ruhe. Im Jahre 850
erregten die Jeng-itſcheri, die vor dieſem durch ihre Dienſte ſo viele Siege uͤber
ihre Feinde zuwege gebracht hatten, itzo aber den Untergang ihrer Mitbuͤrger
befoͤrdern wollten, einer gewiſſen liederlichen Sache wegen einen großen Auf-
ruhr. Hierdurch erfolgte nun (wie es bey buͤrgerlichen Unruhen zu geſchehen
pfleget), daß die Haͤuſer der Buͤrger ſowol, als der Fremden, gepluͤndert, und
alle Perſonen, die ihnen in den Weg kamen, ohne Unterſchied des Alters
oder Geſchlechts beraubet oder ermordet wurden: eben als wenn diejenigen, die
die Buͤrger vertheidigen ſollten, ſich zu ihrem Untergange zuſammen verſchworen
haͤtten. Man konnte hievon nicht wohl eine andere Urſache angeben, als die
Jugend oder allzugroße Gelindigkeit des Kaiſers, auf die ſich die Pluͤnderer ver-
ließen, und glaubten, ſie duͤrften thun, was ihnen beliebte. Um nun dieſem
Unfuge Einhalt zu thun, ſchickten die Großen eine Botſchaft an Murad, und
erſuchten denſelben in einem mitgegebenen Schreiben: “er moͤchte doch die
“Regierung noch einmal uͤbernehmen; ſein Sohn ſey noch jung und habe nicht
“Anſehen genug, dieſe Unruhe zu ſtillen. Sie hofften daher, er werde ſich
“den Zuſtand des osmaniſchen States zu Herzen gehen laſſen, und nicht ge-
“ſtatten, daß ein Reich, das er ſo wohl befeſtiget und erweitert habe, wie ein
“Schiff ohne Steuermann, zu Grunde ginge, oder daß das Vermoͤgen der
“Buͤrger, das mit ſo großer Muͤhe erworben worden, den raͤuberiſchen Haͤn-
“den
hundert Drachmen). Den Daumen an der
linken Hand ſtecken ſie in ihren Gurt, ſtellen
die Fuͤße in einer geraden Linie hinter einan-
der, und werfen den Wurfſpieß in einen Hau-
fen weicher Erde, ſo lange, als ihre Kraͤfte
dauern: manchmal bringen ſie es auf ſieben
hundert Wuͤrfe. Hierauf nehmen ſie einen
hoͤlzernen Wurfſpieß, der noch einmal ſo groß
iſt, als ein ordentlicher; und wenn ſie dieſen
zwey tauſendmal in die weiche Erde gewor-
fen haben: ſo gebrauchen ſie alsdann den ge-
woͤhnlichen Wurfſpieß, der gegen den vorigen
eiſernen federleicht zu ſeyn ſcheinet. Durch
dieſe beſtaͤndige Uebung werden ſie in dem
Werfen des Spießes ſehr geſchickt.
⁴² weil aber die Nacht hereinbricht]
Es wird erzaͤhlet, diejenigen, die durch unbe-
kannte Wege und im Finſtern zu entrinnen ge-
ſucht, ſeyen unvermuthet an den Berg Tſchen-
gje (vor Alters Hoͤmus genennet) gerathen,
und daſelbſt von dem Landvolke Koppel- und
Kluppeweiſe, wie es mit den wilden Thieren
geſchiehet, gefangen worden. Von den Fuͤr-
ſten und Feldherren aber ſey kaum Hunnia-
des ſelbſt noch entkommen. Von dieſem
kann man die weitlaͤuftigen Nachrichten der
chriſtlichen Schriftſteller nachſehen.
2*
wird wegen ei-
nes von den
Jeng-itſcheri er-
regten Aufruhrs
wieder zur Re-
gierung berufen:
H. 850.
J. C. 1446.
2* 1 Oka machet 2 Pfund, 22 Loth, 3 Qv. 3 Pf. coͤlniſches Gewichts. Das Wort Oka wird ſonſt zier-
licher Wukaͤjjet oder Waͤkijet geſchrieben.
R 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |