[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.Sie würden minder Zanck und Gäste nach sich ziehen. Geschichts daß sich dein Herr mit einer Fahrt ergetzt/ Und dich zum Zeitvertreib an seiner Seite setzt; So sey wohl aufgereumt/ und scheine nicht verlegen In Schlossen und in Wind/ und in den schlimsten Wegen; Schilt nicht als hätte dir ein Dieb mit frecher Hand Den Kasten aufgemacht/ das Reise-Geld entwandt; Dis ist der alte Streich verschmitzter Buhlerinnen/ Die weinen oft um nichts um etwas zu gewinnen. Hier ist bald ein Rubin/ ein Armband dort geraubt/ Wo aber läuffts hinaus? daß ihnen keiner glaubt Wenn sonder allen Schertz die wahre Thränen fliessen. Du kennest jenen Schalck/ der mit gesunden Füssen Zuweilen niederfiel/ als wär er krumm und lahm/ Und jeden spöttlich hielt/ der ihn zu retten kahm; Was aber war sein Lohn? er brach eins seine Knochen/ Und kam in rechtem Ernst/ als Krüppel hergekrochen. Aus der zehnten Satyre des Juvenalis WJe mancher/ den das Glück mit Ehr und Machtvom 56. biß 77. Verß. gekrönt/ Wird endlich von dem Neid zertreten und verhönt? Wie mancher/ den die Kunst in blanckes Ertz gegossen/ Als führ er im Triumph mit seinen muntern Rossen Nach Romuls hohen Burg/ verfällt im Augenblick/ Wenn man das stoltze Bild mit ausgedehntem Strick Von seinen Pfeilern hohlt. Schau wie Gespann und Wagen/ Das gleichwohl nichts gethan/ in stücken wird geschla- gen Betrachte wie Sejan im Ofen schmeltzen muß/ Und wie/ (o Unbestand) durch einen neuen Guß Des Käysers liebster Freund/ den alle Welt geehret/ Sich in ein schlecht Geschirr/ und Nacht-Gefäß verkeh- ret! Doch F
Sie wuͤrden minder Zanck und Gaͤſte nach ſich ziehen. Geſchichts daß ſich dein Herr mit einer Fahrt ergetzt/ Und dich zum Zeitvertreib an ſeiner Seite ſetzt; So ſey wohl aufgereumt/ und ſcheine nicht verlegen In Schloſſen und in Wind/ und in den ſchlimſten Wegen; Schilt nicht als haͤtte dir ein Dieb mit frecher Hand Den Kaſten aufgemacht/ das Reiſe-Geld entwandt; Dis iſt der alte Streich verſchmitzter Buhlerinnen/ Die weinen oft um nichts um etwas zu gewinnen. Hier iſt bald ein Rubin/ ein Armband dort geraubt/ Wo aber laͤuffts hinaus? daß ihnen keiner glaubt Wenn ſonder allen Schertz die wahre Thraͤnen flieſſen. Du kenneſt jenen Schalck/ der mit geſunden Fuͤſſen Zuweilen niederfiel/ als waͤr er krumm und lahm/ Und jeden ſpoͤttlich hielt/ der ihn zu retten kahm; Was aber war ſein Lohn? er brach eins ſeine Knochen/ Und kam in rechtem Ernſt/ als Kruͤppel hergekrochen. Aus der zehnten Satyre des Juvenalis WJe mancher/ den das Gluͤck mit Ehr und Machtvom 56. biß 77. Verß. gekroͤnt/ Wird endlich von dem Neid zertreten und verhoͤnt? Wie mancher/ den die Kunſt in blanckes Ertz gegoſſen/ Als fuͤhr er im Triumph mit ſeinen muntern Roſſen Nach Romuls hohen Burg/ verfaͤllt im Augenblick/ Wenn man das ſtoltze Bild mit ausgedehntem Strick Von ſeinen Pfeilern hohlt. Schau wie Geſpann und Wagen/ Das gleichwohl nichts gethan/ in ſtuͤcken wird geſchla- gen Betrachte wie Sejan im Ofen ſchmeltzen muß/ Und wie/ (o Unbeſtand) durch einen neuen Guß Des Kaͤyſers liebſter Freund/ den alle Welt geehret/ Sich in ein ſchlecht Geſchirr/ und Nacht-Gefaͤß verkeh- ret! Doch F
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Sie wuͤrden minder Zanck und Gaͤſte nach ſich ziehen.
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Und dich zum Zeitvertreib an ſeiner Seite ſetzt;
So ſey wohl aufgereumt/ und ſcheine nicht verlegen
In Schloſſen und in Wind/ und in den ſchlimſten Wegen;
Schilt nicht als haͤtte dir ein Dieb mit frecher Hand
Den Kaſten aufgemacht/ das Reiſe-Geld entwandt;
Dis iſt der alte Streich verſchmitzter Buhlerinnen/
Die weinen oft um nichts um etwas zu gewinnen.
Hier iſt bald ein Rubin/ ein Armband dort geraubt/
Wo aber laͤuffts hinaus? daß ihnen keiner glaubt
Wenn ſonder allen Schertz die wahre Thraͤnen flieſſen.
Du kenneſt jenen Schalck/ der mit geſunden Fuͤſſen
Zuweilen niederfiel/ als waͤr er krumm und lahm/
Und jeden ſpoͤttlich hielt/ der ihn zu retten kahm;
Was aber war ſein Lohn? er brach eins ſeine Knochen/
Und kam in rechtem Ernſt/ als Kruͤppel hergekrochen.
Aus der zehnten Satyre des Juvenalis
vom 56. biß 77. Verß.
WJe mancher/ den das Gluͤck mit Ehr und Macht
gekroͤnt/
Wird endlich von dem Neid zertreten und verhoͤnt?
Wie mancher/ den die Kunſt in blanckes Ertz gegoſſen/
Als fuͤhr er im Triumph mit ſeinen muntern Roſſen
Nach Romuls hohen Burg/ verfaͤllt im Augenblick/
Wenn man das ſtoltze Bild mit ausgedehntem Strick
Von ſeinen Pfeilern hohlt. Schau wie Geſpann und
Wagen/
Das gleichwohl nichts gethan/ in ſtuͤcken wird geſchla-
gen
Betrachte wie Sejan im Ofen ſchmeltzen muß/
Und wie/ (o Unbeſtand) durch einen neuen Guß
Des Kaͤyſers liebſter Freund/ den alle Welt geehret/
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ret!
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