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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Dieweil mein Ehgemahl stets Jungfrau bey mir bleibt/
Werd ich der Heiligen Register einverleibt.
Conradus II. Salicus.
Ich sah vor meinem Glück Gewalt und List zerrinnen/
Mir konte weder Sclav noch Ungar abgewinnen.
Nachdem das Teutsche Volck zum Käyser mich ge-
macht/

Hab ich Burgundien ihm wieder zugebracht.
Henricus III.
Der Ungern Ubermuht/ der gar zu hoch gestiegen/
Muß doch der Majestät des Reiches unterliegen/
Die ich zu meiner Zeit noch unverletzt behielt;
Ob gleich der Päbste Trug auf ihren Fall gezielt.
Henricus IV.
Nunmehr verfällt das Reich in Auffruhr/ Mord und
Brand/

Und ob ich gleich mit Ruhm viel Gegen-Käyser dämpfe/
Und mehr als 60. mahl in Schlachten glücklich kämpfe/
Behält der Päbste Bann doch endlich Oberhand.
Darauf mir wiederfährt/ was kaum die Nachwelt
glaubt:

Daß mir mein eigner Sohn/ die Cron und Ehre raubt.
Uber das Bildniß des Luxenburgs.
Es soll dir Glück und Sieg seyn immer zugesellt/
Sprach Satan/ als ich ihm den krummen Rumpff ver-
schrieben/

Da Franckreich ist erschöpfft/ holt er mich aus der Welt/
So daß der schlaue Schelm mir nichts ist schuldig
blieben/

Ach hätte nicht die Noht mein Vaterland gedrückt/
Und ich nur diesen Punct in den Contract gerückt.
Uber
D
Dieweil mein Ehgemahl ſtets Jungfrau bey mir bleibt/
Werd ich der Heiligen Regiſter einverleibt.
Conradus II. Salicus.
Ich ſah vor meinem Gluͤck Gewalt und Liſt zerrinnen/
Mir konte weder Sclav noch Ungar abgewinnen.
Nachdem das Teutſche Volck zum Kaͤyſer mich ge-
macht/

Hab ich Burgundien ihm wieder zugebracht.
Henricus III.
Der Ungern Ubermuht/ der gar zu hoch geſtiegen/
Muß doch der Majeſtaͤt des Reiches unterliegen/
Die ich zu meiner Zeit noch unverletzt behielt;
Ob gleich der Paͤbſte Trug auf ihren Fall gezielt.
Henricus IV.
Nunmehr verfaͤllt das Reich in Auffruhr/ Mord und
Brand/

Und ob ich gleich mit Ruhm viel Gegen-Kaͤyſer daͤmpfe/
Und mehr als 60. mahl in Schlachten gluͤcklich kaͤmpfe/
Behaͤlt der Paͤbſte Bann doch endlich Oberhand.
Darauf mir wiederfaͤhrt/ was kaum die Nachwelt
glaubt:

Daß mir mein eigner Sohn/ die Cron und Ehre raubt.
Uber das Bildniß des Luxenburgs.
Es ſoll dir Gluͤck und Sieg ſeyn immer zugeſellt/
Sprach Satan/ als ich ihm den krummen Rumpff ver-
ſchrieben/

Da Franckreich iſt erſchoͤpfft/ holt er mich aus der Welt/
So daß der ſchlaue Schelm mir nichts iſt ſchuldig
blieben/

Ach haͤtte nicht die Noht mein Vaterland gedruͤckt/
Und ich nur dieſen Punct in den Contract geruͤckt.
Uber
D
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[49/0062] Dieweil mein Ehgemahl ſtets Jungfrau bey mir bleibt/ Werd ich der Heiligen Regiſter einverleibt. Conradus II. Salicus. Ich ſah vor meinem Gluͤck Gewalt und Liſt zerrinnen/ Mir konte weder Sclav noch Ungar abgewinnen. Nachdem das Teutſche Volck zum Kaͤyſer mich ge- macht/ Hab ich Burgundien ihm wieder zugebracht. Henricus III. Der Ungern Ubermuht/ der gar zu hoch geſtiegen/ Muß doch der Majeſtaͤt des Reiches unterliegen/ Die ich zu meiner Zeit noch unverletzt behielt; Ob gleich der Paͤbſte Trug auf ihren Fall gezielt. Henricus IV. Nunmehr verfaͤllt das Reich in Auffruhr/ Mord und Brand/ Und ob ich gleich mit Ruhm viel Gegen-Kaͤyſer daͤmpfe/ Und mehr als 60. mahl in Schlachten gluͤcklich kaͤmpfe/ Behaͤlt der Paͤbſte Bann doch endlich Oberhand. Darauf mir wiederfaͤhrt/ was kaum die Nachwelt glaubt: Daß mir mein eigner Sohn/ die Cron und Ehre raubt. Uber das Bildniß des Luxenburgs. Es ſoll dir Gluͤck und Sieg ſeyn immer zugeſellt/ Sprach Satan/ als ich ihm den krummen Rumpff ver- ſchrieben/ Da Franckreich iſt erſchoͤpfft/ holt er mich aus der Welt/ So daß der ſchlaue Schelm mir nichts iſt ſchuldig blieben/ Ach haͤtte nicht die Noht mein Vaterland gedruͤckt/ Und ich nur dieſen Punct in den Contract geruͤckt. Uber D

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/62>, abgerufen am 07.05.2024.