Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
O nimm hinweg, den Schatten weg, den kalten,
Der schon die junge Stirn bestreicht, mein Heiland!
Laß deine Taufe meines Kindes Wiege
Umströmen wie ein unnahbares Eiland
Wo deine Heiligen Gemeinschaft halten
Als Himmelsvolk das da die Welt besiege.
In Jüngerarmen liege
Und wachse es als Glied der Neugesellschaft,
Wo sich das Heil vererbt wie dort das Kranken
Und wo der Gottgedanken
Aus Allem leuchtet wie er Alles hell schafft.
Da wird es heiliger Gemeingeist lehren
Und Wassertauf' in Feuertaufe kehren.
Wol weiß ich, ach! daß nicht am gleichen Ort lebt,
Daß dünn zerstreut das Häuflein deiner Söhne,
Doch so nur zeigt es allwärts das Verderben
Und zeigt es allwärts deine Himmelsschöne
Und jeder Christ, in dem dein Geist und Wort lebt,
Muß die Genossen, die er wünscht, erst werben.
Sollt' ich drum frühe sterben,
Wirst in Gestalt erleuchtet frommer Männer
Du meinem Kinde da und dort erscheinen
Und dir den Jüngling einen
Als einsichtsvoll lebendigen Bekenner.
Mein Kind, wenn Gott das Leben ihm verleihet,
Der unsichtbaren Kirche sei's geweihet.
O nimm hinweg, den Schatten weg, den kalten,
Der ſchon die junge Stirn beſtreicht, mein Heiland!
Laß deine Taufe meines Kindes Wiege
Umſtrömen wie ein unnahbares Eiland
Wo deine Heiligen Gemeinſchaft halten
Als Himmelsvolk das da die Welt beſiege.
In Jüngerarmen liege
Und wachſe es als Glied der Neugeſellſchaft,
Wo ſich das Heil vererbt wie dort das Kranken
Und wo der Gottgedanken
Aus Allem leuchtet wie er Alles hell ſchafft.
Da wird es heiliger Gemeingeiſt lehren
Und Waſſertauf' in Feuertaufe kehren.
Wol weiß ich, ach! daß nicht am gleichen Ort lebt,
Daß dünn zerſtreut das Häuflein deiner Söhne,
Doch ſo nur zeigt es allwärts das Verderben
Und zeigt es allwärts deine Himmelsſchöne
Und jeder Chriſt, in dem dein Geiſt und Wort lebt,
Muß die Genoſſen, die er wünſcht, erſt werben.
Sollt' ich drum frühe ſterben,
Wirſt in Geſtalt erleuchtet frommer Männer
Du meinem Kinde da und dort erſcheinen
Und dir den Jüngling einen
Als einſichtsvoll lebendigen Bekenner.
Mein Kind, wenn Gott das Leben ihm verleihet,
Der unſichtbaren Kirche ſei's geweihet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0086" n="72"/>
            <lg n="6">
              <l>O nimm hinweg, den Schatten weg, den kalten,</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;chon die junge Stirn be&#x017F;treicht, mein Heiland!</l><lb/>
              <l>Laß deine Taufe meines Kindes Wiege</l><lb/>
              <l>Um&#x017F;trömen wie ein unnahbares Eiland</l><lb/>
              <l>Wo deine Heiligen Gemein&#x017F;chaft halten</l><lb/>
              <l>Als Himmelsvolk das da die Welt be&#x017F;iege.</l><lb/>
              <l>In Jüngerarmen liege</l><lb/>
              <l>Und wach&#x017F;e es als Glied der Neuge&#x017F;ell&#x017F;chaft,</l><lb/>
              <l>Wo &#x017F;ich das Heil vererbt wie dort das Kranken</l><lb/>
              <l>Und wo der Gottgedanken</l><lb/>
              <l>Aus Allem leuchtet wie er Alles hell &#x017F;chafft.</l><lb/>
              <l>Da wird es heiliger Gemeingei&#x017F;t lehren</l><lb/>
              <l>Und Wa&#x017F;&#x017F;ertauf' in Feuertaufe kehren.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="7">
              <l>Wol weiß ich, ach! daß nicht am gleichen Ort lebt,</l><lb/>
              <l>Daß dünn zer&#x017F;treut das Häuflein deiner Söhne,</l><lb/>
              <l>Doch &#x017F;o nur zeigt es allwärts das Verderben</l><lb/>
              <l>Und zeigt es allwärts deine Himmels&#x017F;chöne</l><lb/>
              <l>Und jeder Chri&#x017F;t, in dem dein Gei&#x017F;t und Wort lebt,</l><lb/>
              <l>Muß die Geno&#x017F;&#x017F;en, die er wün&#x017F;cht, er&#x017F;t werben.</l><lb/>
              <l>Sollt' ich drum frühe &#x017F;terben,</l><lb/>
              <l>Wir&#x017F;t in Ge&#x017F;talt erleuchtet frommer Männer</l><lb/>
              <l>Du meinem Kinde da und dort er&#x017F;cheinen</l><lb/>
              <l>Und dir den Jüngling einen</l><lb/>
              <l>Als ein&#x017F;ichtsvoll lebendigen Bekenner.</l><lb/>
              <l>Mein Kind, wenn Gott das Leben ihm verleihet,</l><lb/>
              <l>Der un&#x017F;ichtbaren Kirche &#x017F;ei's geweihet.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0086] O nimm hinweg, den Schatten weg, den kalten, Der ſchon die junge Stirn beſtreicht, mein Heiland! Laß deine Taufe meines Kindes Wiege Umſtrömen wie ein unnahbares Eiland Wo deine Heiligen Gemeinſchaft halten Als Himmelsvolk das da die Welt beſiege. In Jüngerarmen liege Und wachſe es als Glied der Neugeſellſchaft, Wo ſich das Heil vererbt wie dort das Kranken Und wo der Gottgedanken Aus Allem leuchtet wie er Alles hell ſchafft. Da wird es heiliger Gemeingeiſt lehren Und Waſſertauf' in Feuertaufe kehren. Wol weiß ich, ach! daß nicht am gleichen Ort lebt, Daß dünn zerſtreut das Häuflein deiner Söhne, Doch ſo nur zeigt es allwärts das Verderben Und zeigt es allwärts deine Himmelsſchöne Und jeder Chriſt, in dem dein Geiſt und Wort lebt, Muß die Genoſſen, die er wünſcht, erſt werben. Sollt' ich drum frühe ſterben, Wirſt in Geſtalt erleuchtet frommer Männer Du meinem Kinde da und dort erſcheinen Und dir den Jüngling einen Als einſichtsvoll lebendigen Bekenner. Mein Kind, wenn Gott das Leben ihm verleihet, Der unſichtbaren Kirche ſei's geweihet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/86
Zitationshilfe: Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/86>, abgerufen am 22.11.2024.