Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
Faßt und begreift die tragische Bedeutung
Der Handlung wie wir pflegen sie zu halten.
Da steht uns Christus mit den Wundenmalen
Und um ihn her die blutenden Gestalten
All derer die des Menschenheils Erbeutung
Mit ihm und durch ihn heldengroß bezalen.
In heil'gen Opferschalen,
Als frommen Marterthumes Darstellnisse,
Sind da des Weinstocks und der Aehre Gaben,
Damit wir Zeugen haben
Wie edle Liebe groß zu sterben wisse.
Tiefernst fühlt Jeder die Gemeinverpflichtung
Wie vor sich geht die heilige Verrichtung.
So muß den Tod des Herrn sein Volk verkünden
Und allgemeine Todesweihe fodern
Bis daß er kommt, bis daß er siegreich kehret
Aus weltenalterlangem Kampfeslodern.
Dann wird der ganzen Menschheit sich entzünden
Sein Leben wie sie seinen Tod geehret.
Dem Friedefürsten wehret
Alsdann kein Feind mehr und im Erdengaden
Verbreiten seines Geistes Anortnungen
Bei Völkern aller Zungen
Erkenntniß als Kanäle höchster Gnaden.
Dein Leib ward nicht umsonst dahin gegeben,
Mein Heiland! dieses Glaubens laß mich leben.

Faßt und begreift die tragiſche Bedeutung
Der Handlung wie wir pflegen ſie zu halten.
Da ſteht uns Chriſtus mit den Wundenmalen
Und um ihn her die blutenden Geſtalten
All derer die des Menſchenheils Erbeutung
Mit ihm und durch ihn heldengroß bezalen.
In heil'gen Opferſchalen,
Als frommen Marterthumes Darſtellniſſe,
Sind da des Weinſtocks und der Aehre Gaben,
Damit wir Zeugen haben
Wie edle Liebe groß zu ſterben wiſſe.
Tiefernſt fühlt Jeder die Gemeinverpflichtung
Wie vor ſich geht die heilige Verrichtung.
So muß den Tod des Herrn ſein Volk verkünden
Und allgemeine Todesweihe fodern
Bis daß er kommt, bis daß er ſiegreich kehret
Aus weltenalterlangem Kampfeslodern.
Dann wird der ganzen Menſchheit ſich entzünden
Sein Leben wie ſie ſeinen Tod geehret.
Dem Friedefürſten wehret
Alsdann kein Feind mehr und im Erdengaden
Verbreiten ſeines Geiſtes Anortnungen
Bei Völkern aller Zungen
Erkenntniß als Kanäle höchſter Gnaden.
Dein Leib ward nicht umſonſt dahin gegeben,
Mein Heiland! dieſes Glaubens laß mich leben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0082" n="68"/>
            <lg n="12">
              <l>Faßt und begreift die tragi&#x017F;che Bedeutung</l><lb/>
              <l>Der Handlung wie wir pflegen &#x017F;ie zu halten.</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;teht uns Chri&#x017F;tus mit den Wundenmalen</l><lb/>
              <l>Und um ihn her die blutenden Ge&#x017F;talten</l><lb/>
              <l>All derer die des Men&#x017F;chenheils Erbeutung</l><lb/>
              <l>Mit ihm und durch ihn heldengroß bezalen.</l><lb/>
              <l>In heil'gen Opfer&#x017F;chalen,</l><lb/>
              <l>Als frommen Marterthumes Dar&#x017F;tellni&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Sind da des Wein&#x017F;tocks und der Aehre Gaben,</l><lb/>
              <l>Damit wir Zeugen haben</l><lb/>
              <l>Wie edle Liebe groß zu &#x017F;terben wi&#x017F;&#x017F;e.</l><lb/>
              <l>Tiefern&#x017F;t fühlt Jeder die <hi rendition="#g">Gemeinverpflichtung</hi></l><lb/>
              <l>Wie vor &#x017F;ich geht die heilige Verrichtung.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="13">
              <l>So muß den Tod des Herrn &#x017F;ein Volk verkünden</l><lb/>
              <l>Und allgemeine Todesweihe fodern</l><lb/>
              <l>Bis daß er kommt, bis daß er &#x017F;iegreich kehret</l><lb/>
              <l>Aus weltenalterlangem Kampfeslodern.</l><lb/>
              <l>Dann wird der ganzen Men&#x017F;chheit &#x017F;ich entzünden</l><lb/>
              <l>Sein Leben wie &#x017F;ie &#x017F;einen Tod geehret.</l><lb/>
              <l>Dem Friedefür&#x017F;ten wehret</l><lb/>
              <l>Alsdann kein Feind mehr und im Erdengaden</l><lb/>
              <l>Verbreiten &#x017F;eines Gei&#x017F;tes Anortnungen</l><lb/>
              <l>Bei Völkern aller Zungen</l><lb/>
              <l>Erkenntniß als Kanäle höch&#x017F;ter Gnaden.</l><lb/>
              <l>Dein Leib ward nicht um&#x017F;on&#x017F;t dahin gegeben,</l><lb/>
              <l>Mein Heiland! die&#x017F;es Glaubens laß mich leben.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0082] Faßt und begreift die tragiſche Bedeutung Der Handlung wie wir pflegen ſie zu halten. Da ſteht uns Chriſtus mit den Wundenmalen Und um ihn her die blutenden Geſtalten All derer die des Menſchenheils Erbeutung Mit ihm und durch ihn heldengroß bezalen. In heil'gen Opferſchalen, Als frommen Marterthumes Darſtellniſſe, Sind da des Weinſtocks und der Aehre Gaben, Damit wir Zeugen haben Wie edle Liebe groß zu ſterben wiſſe. Tiefernſt fühlt Jeder die Gemeinverpflichtung Wie vor ſich geht die heilige Verrichtung. So muß den Tod des Herrn ſein Volk verkünden Und allgemeine Todesweihe fodern Bis daß er kommt, bis daß er ſiegreich kehret Aus weltenalterlangem Kampfeslodern. Dann wird der ganzen Menſchheit ſich entzünden Sein Leben wie ſie ſeinen Tod geehret. Dem Friedefürſten wehret Alsdann kein Feind mehr und im Erdengaden Verbreiten ſeines Geiſtes Anortnungen Bei Völkern aller Zungen Erkenntniß als Kanäle höchſter Gnaden. Dein Leib ward nicht umſonſt dahin gegeben, Mein Heiland! dieſes Glaubens laß mich leben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/82
Zitationshilfe: Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/candidus_christus_1854/82>, abgerufen am 01.05.2024.