Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.Weil ihr in abgezogner Allgemeinheit Das Ewige nur wähnet, ist ein Gräuel Die herrlichste Gestalt euch der Geschichte. Die Wahrheit seht ihr nur wie einen Knäuel. Versucht's und schaut des Nazareners Reinheit Mit uns in seines Mittlerthumes Lichte Worin er treu und schlichte Fortlebt, fortstirbt und sühnt durch seine Söhne Bis daß er Alles einverleibt dem Einen, Deß Minnen und deß Meinen Das seine war und ist als höchstes Schöne. Vielleicht erfaßt ihr doch in engsten Schranken Zuletzt noch reinster Reinheit Reingedanken. Du aber, o mein Heiland, den im Leben Ein klares und prophetisches Bewußtsein Bei Wahl von Zeit und Ort allstets geleitet, Laß solch Verständniß auch in meiner Brust sein! Nur wer durch angemessen weises Streben Sich wirkungsvoll in seine Welt verbreitet Und nicht im Nebel streitet, Nur der ja ist zur rechten Zeit geboren, Nur der ist immer auch am rechten Orte Und wandelt durch die Pforte Des Daseins gleich erkürend wie erkoren. Die Ortnung die sein Lebenseintritt spiegelt Hat er durch freie Lebensthat besiegelt. Weil ihr in abgezogner Allgemeinheit Das Ewige nur wähnet, iſt ein Gräuel Die herrlichſte Geſtalt euch der Geſchichte. Die Wahrheit ſeht ihr nur wie einen Knäuel. Verſucht's und ſchaut des Nazareners Reinheit Mit uns in ſeines Mittlerthumes Lichte Worin er treu und ſchlichte Fortlebt, fortſtirbt und ſühnt durch ſeine Söhne Bis daß er Alles einverleibt dem Einen, Deß Minnen und deß Meinen Das ſeine war und iſt als höchſtes Schöne. Vielleicht erfaßt ihr doch in engſten Schranken Zuletzt noch reinſter Reinheit Reingedanken. Du aber, o mein Heiland, den im Leben Ein klares und prophetiſches Bewußtſein Bei Wahl von Zeit und Ort allſtets geleitet, Laß ſolch Verſtändniß auch in meiner Bruſt ſein! Nur wer durch angemeſſen weiſes Streben Sich wirkungsvoll in ſeine Welt verbreitet Und nicht im Nebel ſtreitet, Nur der ja iſt zur rechten Zeit geboren, Nur der iſt immer auch am rechten Orte Und wandelt durch die Pforte Des Daſeins gleich erkürend wie erkoren. Die Ortnung die ſein Lebenseintritt ſpiegelt Hat er durch freie Lebensthat beſiegelt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0075" n="61"/> <lg n="4"> <l>Weil ihr in abgezogner Allgemeinheit</l><lb/> <l>Das Ewige nur wähnet, iſt ein Gräuel</l><lb/> <l>Die herrlichſte Geſtalt euch der Geſchichte.</l><lb/> <l>Die Wahrheit ſeht ihr nur wie einen Knäuel.</l><lb/> <l>Verſucht's und ſchaut des Nazareners Reinheit</l><lb/> <l>Mit uns in ſeines Mittlerthumes Lichte</l><lb/> <l>Worin er treu und ſchlichte</l><lb/> <l>Fortlebt, fortſtirbt und ſühnt durch ſeine Söhne</l><lb/> <l>Bis daß er Alles einverleibt dem Einen,</l><lb/> <l>Deß Minnen und deß Meinen</l><lb/> <l>Das ſeine war und iſt als höchſtes Schöne.</l><lb/> <l>Vielleicht erfaßt ihr doch in engſten Schranken</l><lb/> <l>Zuletzt noch reinſter Reinheit Reingedanken.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Du aber, o mein Heiland, den im Leben</l><lb/> <l>Ein klares und prophetiſches Bewußtſein</l><lb/> <l>Bei Wahl von Zeit und Ort allſtets geleitet,</l><lb/> <l>Laß ſolch Verſtändniß auch in meiner Bruſt ſein!</l><lb/> <l>Nur wer durch angemeſſen weiſes Streben</l><lb/> <l>Sich wirkungsvoll in ſeine Welt verbreitet</l><lb/> <l>Und nicht im Nebel ſtreitet,</l><lb/> <l>Nur der ja iſt zur rechten Zeit geboren,</l><lb/> <l>Nur der iſt immer auch am rechten Orte</l><lb/> <l>Und wandelt durch die Pforte</l><lb/> <l>Des Daſeins gleich erkürend wie erkoren.</l><lb/> <l> <hi rendition="#g">Die Ortnung die ſein Lebenseintritt ſpiegelt</hi> </l><lb/> <l><hi rendition="#g">Hat er durch freie Lebensthat beſiegelt</hi>.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [61/0075]
Weil ihr in abgezogner Allgemeinheit
Das Ewige nur wähnet, iſt ein Gräuel
Die herrlichſte Geſtalt euch der Geſchichte.
Die Wahrheit ſeht ihr nur wie einen Knäuel.
Verſucht's und ſchaut des Nazareners Reinheit
Mit uns in ſeines Mittlerthumes Lichte
Worin er treu und ſchlichte
Fortlebt, fortſtirbt und ſühnt durch ſeine Söhne
Bis daß er Alles einverleibt dem Einen,
Deß Minnen und deß Meinen
Das ſeine war und iſt als höchſtes Schöne.
Vielleicht erfaßt ihr doch in engſten Schranken
Zuletzt noch reinſter Reinheit Reingedanken.
Du aber, o mein Heiland, den im Leben
Ein klares und prophetiſches Bewußtſein
Bei Wahl von Zeit und Ort allſtets geleitet,
Laß ſolch Verſtändniß auch in meiner Bruſt ſein!
Nur wer durch angemeſſen weiſes Streben
Sich wirkungsvoll in ſeine Welt verbreitet
Und nicht im Nebel ſtreitet,
Nur der ja iſt zur rechten Zeit geboren,
Nur der iſt immer auch am rechten Orte
Und wandelt durch die Pforte
Des Daſeins gleich erkürend wie erkoren.
Die Ortnung die ſein Lebenseintritt ſpiegelt
Hat er durch freie Lebensthat beſiegelt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |