Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.Aus Freiheit dient die Gottheit. Alles Wandeln Ist der Verlauf des ew'gen Opfers Gottes, Des Opfers seiner selbst zum Heil der Welten. Gebilde selbst des Zornes und des Spottes Bezeugen seiner Liebe treues Handeln. Sein Andres nur mag als sein Selbst ihm gelten. Aus seinen ew'gen Zelten Kommt er als Stral in meinem Blick zu sterben, Als Hauch in meiner Brust, als Wein und Aehre, Als Muttersorgezähre, Als Held und Märtrer, die um Liebe werben, Und daß er sich nur ja ganz treu bezeuge, Als Mittler Jesus, dem die Welt sich beuge. So wie er Seligkeit im Dienen findet,
Will er daß mich auch Demut nur beglücke. Hat Wolgefallen Gott an meiner Kleinheit, Daß er mich seinethalben niederdrücke? Aus Freiheit liebt er und aus Liebe bindet Er dienend sich an mich als Allgemeinheit, Zurück zu seiner Reinheit Mich durch Erkenntniß meines Nichts zu führen, Zurück durch Liebe mich zu seiner Freiheit. O wundersel'ge Zweiheit Die sich als Einigung aus Eins mag spüren! Aus Gnaden bin ich ledig jedes Zwistes, O nicht aus mir, nein, Gottes Gabe ist es. Aus Freiheit dient die Gottheit. Alles Wandeln Iſt der Verlauf des ew'gen Opfers Gottes, Des Opfers ſeiner ſelbſt zum Heil der Welten. Gebilde ſelbſt des Zornes und des Spottes Bezeugen ſeiner Liebe treues Handeln. Sein Andres nur mag als ſein Selbſt ihm gelten. Aus ſeinen ew'gen Zelten Kommt er als Stral in meinem Blick zu ſterben, Als Hauch in meiner Bruſt, als Wein und Aehre, Als Mutterſorgezähre, Als Held und Märtrer, die um Liebe werben, Und daß er ſich nur ja ganz treu bezeuge, Als Mittler Jeſus, dem die Welt ſich beuge. So wie er Seligkeit im Dienen findet,
Will er daß mich auch Demut nur beglücke. Hat Wolgefallen Gott an meiner Kleinheit, Daß er mich ſeinethalben niederdrücke? Aus Freiheit liebt er und aus Liebe bindet Er dienend ſich an mich als Allgemeinheit, Zurück zu ſeiner Reinheit Mich durch Erkenntniß meines Nichts zu führen, Zurück durch Liebe mich zu ſeiner Freiheit. O wunderſel'ge Zweiheit Die ſich als Einigung aus Eins mag ſpüren! Aus Gnaden bin ich ledig jedes Zwiſtes, O nicht aus mir, nein, Gottes Gabe iſt es. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0031" n="17"/> <lg n="10"> <l>Aus Freiheit dient die Gottheit. Alles Wandeln</l><lb/> <l>Iſt der Verlauf des ew'gen Opfers Gottes,</l><lb/> <l>Des Opfers ſeiner ſelbſt zum Heil der Welten.</l><lb/> <l>Gebilde ſelbſt des Zornes und des Spottes</l><lb/> <l>Bezeugen ſeiner Liebe treues Handeln.</l><lb/> <l>Sein Andres nur mag als ſein Selbſt ihm gelten.</l><lb/> <l>Aus ſeinen ew'gen Zelten</l><lb/> <l>Kommt er als Stral in meinem Blick zu ſterben,</l><lb/> <l>Als Hauch in meiner Bruſt, als Wein und Aehre,</l><lb/> <l>Als Mutterſorgezähre,</l><lb/> <l>Als Held und Märtrer, die um Liebe werben,</l><lb/> <l>Und daß er ſich nur ja ganz treu bezeuge,</l><lb/> <l>Als Mittler Jeſus, dem die Welt ſich beuge.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>So wie er Seligkeit im Dienen findet,</l><lb/> <l>Will er daß mich auch Demut nur beglücke.</l><lb/> <l>Hat Wolgefallen Gott an meiner Kleinheit,</l><lb/> <l>Daß er mich ſeinethalben niederdrücke?</l><lb/> <l>Aus Freiheit liebt er und aus Liebe bindet</l><lb/> <l>Er dienend ſich an mich als Allgemeinheit,</l><lb/> <l>Zurück zu ſeiner Reinheit</l><lb/> <l>Mich durch Erkenntniß meines Nichts zu führen,</l><lb/> <l>Zurück durch Liebe mich zu ſeiner Freiheit.</l><lb/> <l>O wunderſel'ge Zweiheit</l><lb/> <l>Die ſich als Einigung aus Eins mag ſpüren!</l><lb/> <l>Aus Gnaden bin ich ledig jedes Zwiſtes,</l><lb/> <l>O nicht aus mir, nein, Gottes Gabe iſt es.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0031]
Aus Freiheit dient die Gottheit. Alles Wandeln
Iſt der Verlauf des ew'gen Opfers Gottes,
Des Opfers ſeiner ſelbſt zum Heil der Welten.
Gebilde ſelbſt des Zornes und des Spottes
Bezeugen ſeiner Liebe treues Handeln.
Sein Andres nur mag als ſein Selbſt ihm gelten.
Aus ſeinen ew'gen Zelten
Kommt er als Stral in meinem Blick zu ſterben,
Als Hauch in meiner Bruſt, als Wein und Aehre,
Als Mutterſorgezähre,
Als Held und Märtrer, die um Liebe werben,
Und daß er ſich nur ja ganz treu bezeuge,
Als Mittler Jeſus, dem die Welt ſich beuge.
So wie er Seligkeit im Dienen findet,
Will er daß mich auch Demut nur beglücke.
Hat Wolgefallen Gott an meiner Kleinheit,
Daß er mich ſeinethalben niederdrücke?
Aus Freiheit liebt er und aus Liebe bindet
Er dienend ſich an mich als Allgemeinheit,
Zurück zu ſeiner Reinheit
Mich durch Erkenntniß meines Nichts zu führen,
Zurück durch Liebe mich zu ſeiner Freiheit.
O wunderſel'ge Zweiheit
Die ſich als Einigung aus Eins mag ſpüren!
Aus Gnaden bin ich ledig jedes Zwiſtes,
O nicht aus mir, nein, Gottes Gabe iſt es.
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