Candidus, Karl: Der deutsche Christus. Fünfzehn Canzonen. Leipzig, 1844.Wir harren einer Ortnung ird'scher Dinge Die Gottes Reich verdient genannt zu werden. Nur geistig ist sein Reich und darum eben Soll Alles geistgeortnet sein auf Erden. In Adams Reich ist Arbeit Fluches Schlinge, In Gottes muß sie sich zum Spiel erheben. In Adams Reich erstreben Sich beste Kämpfer selten heil'gen Frieden, In Gottes ist er Allen, wie dem Kinde Aus Gnaden gar geschwinde Und sonder Mühe noch Verdienst beschieden. O komm du Spiegel sel'ger Gottesklarheit, Komm bald und sei des Kreuzes äuß're Wahrheit. Wie spannt dort anmutreich der Regenbogen
Sich ob der tiefen, duftig grünen Schneuse! Der Aufruhr der Natur hat ausgewütet Und freundlich schließt der Himmel seine Schleuse. So tret' ich denn heraus, euch Balsamwogen Des Waldes frisch zu trinken, denn behütet Hat seinen frohgemütet Dankbaren Knecht der Herr auch diesmal wieder. O Amselschlag, o volles, reiches Tönen! Und rings wie viel des Schönen! Erquickung strömt durch Herz und Haubt und Glieder. Mit mark'gen Knochen steht zugleich im Leben Wer wahrhaft sich dem Himmel hat ergeben. Wir harren einer Ortnung ird'ſcher Dinge Die Gottes Reich verdient genannt zu werden. Nur geiſtig iſt ſein Reich und darum eben Soll Alles geiſtgeortnet ſein auf Erden. In Adams Reich iſt Arbeit Fluches Schlinge, In Gottes muß ſie ſich zum Spiel erheben. In Adams Reich erſtreben Sich beſte Kämpfer ſelten heil'gen Frieden, In Gottes iſt er Allen, wie dem Kinde Aus Gnaden gar geſchwinde Und ſonder Mühe noch Verdienſt beſchieden. O komm du Spiegel ſel'ger Gottesklarheit, Komm bald und ſei des Kreuzes äuß're Wahrheit. Wie ſpannt dort anmutreich der Regenbogen
Sich ob der tiefen, duftig grünen Schneuſe! Der Aufruhr der Natur hat ausgewütet Und freundlich ſchließt der Himmel ſeine Schleuſe. So tret' ich denn heraus, euch Balſamwogen Des Waldes friſch zu trinken, denn behütet Hat ſeinen frohgemütet Dankbaren Knecht der Herr auch diesmal wieder. O Amſelſchlag, o volles, reiches Tönen! Und rings wie viel des Schönen! Erquickung ſtrömt durch Herz und Haubt und Glieder. Mit mark'gen Knochen ſteht zugleich im Leben Wer wahrhaft ſich dem Himmel hat ergeben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0100" n="86"/> <lg n="6"> <l>Wir harren einer Ortnung ird'ſcher Dinge</l><lb/> <l>Die Gottes Reich verdient genannt zu werden.</l><lb/> <l>Nur geiſtig iſt ſein Reich und darum eben</l><lb/> <l>Soll Alles geiſtgeortnet ſein auf Erden.</l><lb/> <l>In Adams Reich iſt Arbeit Fluches Schlinge,</l><lb/> <l>In Gottes muß ſie ſich zum Spiel erheben.</l><lb/> <l>In Adams Reich erſtreben</l><lb/> <l>Sich beſte Kämpfer ſelten heil'gen Frieden,</l><lb/> <l>In Gottes iſt er Allen, wie dem Kinde</l><lb/> <l>Aus Gnaden gar geſchwinde</l><lb/> <l>Und ſonder Mühe noch Verdienſt beſchieden.</l><lb/> <l>O komm du Spiegel ſel'ger Gottesklarheit,</l><lb/> <l>Komm bald und ſei des Kreuzes äuß're Wahrheit.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Wie ſpannt dort anmutreich der Regenbogen</l><lb/> <l>Sich ob der tiefen, duftig grünen Schneuſe!</l><lb/> <l>Der Aufruhr der Natur hat ausgewütet</l><lb/> <l>Und freundlich ſchließt der Himmel ſeine Schleuſe.</l><lb/> <l>So tret' ich denn heraus, euch Balſamwogen</l><lb/> <l>Des Waldes friſch zu trinken, denn behütet</l><lb/> <l>Hat ſeinen frohgemütet</l><lb/> <l>Dankbaren Knecht der Herr auch diesmal wieder.</l><lb/> <l>O Amſelſchlag, o volles, reiches Tönen!</l><lb/> <l>Und rings wie viel des Schönen!</l><lb/> <l>Erquickung ſtrömt durch Herz und Haubt und Glieder.</l><lb/> <l>Mit mark'gen Knochen ſteht zugleich im Leben</l><lb/> <l>Wer wahrhaft ſich dem Himmel hat ergeben.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0100]
Wir harren einer Ortnung ird'ſcher Dinge
Die Gottes Reich verdient genannt zu werden.
Nur geiſtig iſt ſein Reich und darum eben
Soll Alles geiſtgeortnet ſein auf Erden.
In Adams Reich iſt Arbeit Fluches Schlinge,
In Gottes muß ſie ſich zum Spiel erheben.
In Adams Reich erſtreben
Sich beſte Kämpfer ſelten heil'gen Frieden,
In Gottes iſt er Allen, wie dem Kinde
Aus Gnaden gar geſchwinde
Und ſonder Mühe noch Verdienſt beſchieden.
O komm du Spiegel ſel'ger Gottesklarheit,
Komm bald und ſei des Kreuzes äuß're Wahrheit.
Wie ſpannt dort anmutreich der Regenbogen
Sich ob der tiefen, duftig grünen Schneuſe!
Der Aufruhr der Natur hat ausgewütet
Und freundlich ſchließt der Himmel ſeine Schleuſe.
So tret' ich denn heraus, euch Balſamwogen
Des Waldes friſch zu trinken, denn behütet
Hat ſeinen frohgemütet
Dankbaren Knecht der Herr auch diesmal wieder.
O Amſelſchlag, o volles, reiches Tönen!
Und rings wie viel des Schönen!
Erquickung ſtrömt durch Herz und Haubt und Glieder.
Mit mark'gen Knochen ſteht zugleich im Leben
Wer wahrhaft ſich dem Himmel hat ergeben.
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