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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.

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Hauptpersonen, gleich bemüht, ihnen zu gefallen,
und von ihnen zu lernen. Das Aufsuchen des
nicht zu erhaltenden philosophischen Steins hat
tausend nüzliche Entdekkungen veranlaßt, die aus-
serdem niemahls wären gemacht worden.)


(Was die Franzosen mit Recht edle Sitten
nennen, das läßt sich blos in den allerbesten Ge-
selschaften erlangen. Sie sind die unterscheiden-
den Kenzeichen volkommener Weltleute. Die von
niedriger Erziehung nehmen sie niemahls in einem
solchen Grade an, daß nicht ein oder der andre
Theil des ursprünglichen Pöbelhaften durchschim-
mern solte. Edle Sitten verbieten eben so sehr
übermüthige Verachtung, als niedrige Eifersucht.)

(Schlechterzogene Leute in guten Umständen,
schönen Kleidern und Kutschen, äussern übermü-
thige Verachtung gegen alle, die sich nicht eben so
schöne Kleider und Kutschen anschaffen können,
und nicht, wie sie sich ausdrükken, so viel Geld
in der Tasche haben. Auf der andern Seite nagt
sie der Neid. Sie können sich nicht enthalten,
ihn gegen diejenigen blikken zu lassen, von denen

sie
Theophron 2. Th. D

Hauptperſonen, gleich bemuͤht, ihnen zu gefallen,
und von ihnen zu lernen. Das Aufſuchen des
nicht zu erhaltenden philoſophiſchen Steins hat
tauſend nuͤzliche Entdekkungen veranlaßt, die auſ-
ſerdem niemahls waͤren gemacht worden.)


(Was die Franzoſen mit Recht edle Sitten
nennen, das laͤßt ſich blos in den allerbeſten Ge-
ſelſchaften erlangen. Sie ſind die unterſcheiden-
den Kenzeichen volkommener Weltleute. Die von
niedriger Erziehung nehmen ſie niemahls in einem
ſolchen Grade an, daß nicht ein oder der andre
Theil des urſpruͤnglichen Poͤbelhaften durchſchim-
mern ſolte. Edle Sitten verbieten eben ſo ſehr
uͤbermuͤthige Verachtung, als niedrige Eiferſucht.)

(Schlechterzogene Leute in guten Umſtaͤnden,
ſchoͤnen Kleidern und Kutſchen, aͤuſſern uͤbermuͤ-
thige Verachtung gegen alle, die ſich nicht eben ſo
ſchoͤne Kleider und Kutſchen anſchaffen koͤnnen,
und nicht, wie ſie ſich ausdruͤkken, ſo viel Geld
in der Taſche haben. Auf der andern Seite nagt
ſie der Neid. Sie koͤnnen ſich nicht enthalten,
ihn gegen diejenigen blikken zu laſſen, von denen

ſie
Theophron 2. Th. D
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[49/0055] Hauptperſonen, gleich bemuͤht, ihnen zu gefallen, und von ihnen zu lernen. Das Aufſuchen des nicht zu erhaltenden philoſophiſchen Steins hat tauſend nuͤzliche Entdekkungen veranlaßt, die auſ- ſerdem niemahls waͤren gemacht worden.) (Was die Franzoſen mit Recht edle Sitten nennen, das laͤßt ſich blos in den allerbeſten Ge- ſelſchaften erlangen. Sie ſind die unterſcheiden- den Kenzeichen volkommener Weltleute. Die von niedriger Erziehung nehmen ſie niemahls in einem ſolchen Grade an, daß nicht ein oder der andre Theil des urſpruͤnglichen Poͤbelhaften durchſchim- mern ſolte. Edle Sitten verbieten eben ſo ſehr uͤbermuͤthige Verachtung, als niedrige Eiferſucht.) (Schlechterzogene Leute in guten Umſtaͤnden, ſchoͤnen Kleidern und Kutſchen, aͤuſſern uͤbermuͤ- thige Verachtung gegen alle, die ſich nicht eben ſo ſchoͤne Kleider und Kutſchen anſchaffen koͤnnen, und nicht, wie ſie ſich ausdruͤkken, ſo viel Geld in der Taſche haben. Auf der andern Seite nagt ſie der Neid. Sie koͤnnen ſich nicht enthalten, ihn gegen diejenigen blikken zu laſſen, von denen ſie Theophron 2. Th. D

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/55>, abgerufen am 28.11.2024.