art zu erkennen. Einige stellen sich fürchterlich an, tragen einen großen Hut mit einer gewaltigen Schleife, einen ungeheuren Degen, eine kurze Weste und schwarze Halsbinde. Ich würde in Versuchung gerathen, mir wider sie Wache zu meiner Vertheidigung geben zu lassen, wenn ich nicht überzeugt wäre, daß es sanftmüthige Esel in Löwenhäuten sind.)
(Andre gehen in braunen Kitteln, ledernen Ho- sen, führen große eichene Prügel in der Hand, haben keine Schleife am Hute, keinen Puder in den Haaren, und thun es den Stalknechten, Kutschern und Bauertölpeln in ihrem Aeußerli- chen so gut nach, daß ich nicht im geringsten zwei- fle, sie werden ihnen auch innerlich gleich sein.)
(Ein verständiger Man vermeidet alles Beson- dre in seiner Kleidung. Er ist sauber um seiner selbst willen; das übrige alles geschieht wegen andrer Leute. Er kleidet sich eben so gut und auf die nemliche Art, als andre verständige Leute sei- nes Standes an dem Orte, wo er ist. Kleidet er sich besser, um es ihnen zuvorzuthun, so ist er ein Gek; kleidet er sich schlechter, so ist er auf eine
unver-
art zu erkennen. Einige ſtellen ſich fuͤrchterlich an, tragen einen großen Hut mit einer gewaltigen Schleife, einen ungeheuren Degen, eine kurze Weſte und ſchwarze Halsbinde. Ich wuͤrde in Verſuchung gerathen, mir wider ſie Wache zu meiner Vertheidigung geben zu laſſen, wenn ich nicht uͤberzeugt waͤre, daß es ſanftmuͤthige Eſel in Loͤwenhaͤuten ſind.)
(Andre gehen in braunen Kitteln, ledernen Ho- ſen, fuͤhren große eichene Pruͤgel in der Hand, haben keine Schleife am Hute, keinen Puder in den Haaren, und thun es den Stalknechten, Kutſchern und Bauertoͤlpeln in ihrem Aeußerli- chen ſo gut nach, daß ich nicht im geringſten zwei- fle, ſie werden ihnen auch innerlich gleich ſein.)
(Ein verſtaͤndiger Man vermeidet alles Beſon- dre in ſeiner Kleidung. Er iſt ſauber um ſeiner ſelbſt willen; das uͤbrige alles geſchieht wegen andrer Leute. Er kleidet ſich eben ſo gut und auf die nemliche Art, als andre verſtaͤndige Leute ſei- nes Standes an dem Orte, wo er iſt. Kleidet er ſich beſſer, um es ihnen zuvorzuthun, ſo iſt er ein Gek; kleidet er ſich ſchlechter, ſo iſt er auf eine
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art zu erkennen. Einige ſtellen ſich fuͤrchterlich
an, tragen einen großen Hut mit einer gewaltigen
Schleife, einen ungeheuren Degen, eine kurze
Weſte und ſchwarze Halsbinde. Ich wuͤrde in
Verſuchung gerathen, mir wider ſie Wache zu
meiner Vertheidigung geben zu laſſen, wenn ich
nicht uͤberzeugt waͤre, daß es ſanftmuͤthige Eſel
in Loͤwenhaͤuten ſind.)
(Andre gehen in braunen Kitteln, ledernen Ho-
ſen, fuͤhren große eichene Pruͤgel in der Hand,
haben keine Schleife am Hute, keinen Puder
in den Haaren, und thun es den Stalknechten,
Kutſchern und Bauertoͤlpeln in ihrem Aeußerli-
chen ſo gut nach, daß ich nicht im geringſten zwei-
fle, ſie werden ihnen auch innerlich gleich ſein.)
(Ein verſtaͤndiger Man vermeidet alles Beſon-
dre in ſeiner Kleidung. Er iſt ſauber um ſeiner
ſelbſt willen; das uͤbrige alles geſchieht wegen
andrer Leute. Er kleidet ſich eben ſo gut und auf
die nemliche Art, als andre verſtaͤndige Leute ſei-
nes Standes an dem Orte, wo er iſt. Kleidet
er ſich beſſer, um es ihnen zuvorzuthun, ſo iſt er
ein Gek; kleidet er ſich ſchlechter, ſo iſt er auf eine
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/28>, abgerufen am 27.07.2024.
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