Fremden alle Tage begegnet. Merke dir, daß du alle diese höflichen Herrn, die auf den ersten Anblik solchen Geschmak an dir finden, sehr frostig aufnehmen mußt, und sorge dafür, daß du allezeit vorher versprochen seist, sie mögen dir vorschlagen, was sie nur wollen.
Du kanst aber auch zuweilen in sehr großen und guten Geselschaften an verschlagne Leute kommen, die großes Verlangen tragen, folglich auch sicher sind, dir dein Geld abzugewinnen, so bald sie dich nur zum Spielen bringen können. Seze es daher als eine unveränderliche Regel fest, niemahls mit Mansleuten zu spielen, sondern nur mit gesittetem Frauenzimmer, und zwar nie- drig, oder auch mit Manspersonen und Frauen- zimmern vermischt.
Zugleich aber, wenn man dich nöthigen wil, höher zu spielen, als du Lust hast, schlage es nicht altklug und spruchreich aus, durch Anfüh- rung der Thorheit, das auf das Spiel zu sezen, was doch jeder ungern verlieren würde, gegen das, dessen Gewinn er nicht nöthig hat; sondern weiche solchen Einladungen nur lustig und kurz-
weilend
Fremden alle Tage begegnet. Merke dir, daß du alle dieſe hoͤflichen Herrn, die auf den erſten Anblik ſolchen Geſchmak an dir finden, ſehr froſtig aufnehmen mußt, und ſorge dafuͤr, daß du allezeit vorher verſprochen ſeiſt, ſie moͤgen dir vorſchlagen, was ſie nur wollen.
Du kanſt aber auch zuweilen in ſehr großen und guten Geſelſchaften an verſchlagne Leute kommen, die großes Verlangen tragen, folglich auch ſicher ſind, dir dein Geld abzugewinnen, ſo bald ſie dich nur zum Spielen bringen koͤnnen. Seze es daher als eine unveraͤnderliche Regel feſt, niemahls mit Mansleuten zu ſpielen, ſondern nur mit geſittetem Frauenzimmer, und zwar nie- drig, oder auch mit Mansperſonen und Frauen- zimmern vermiſcht.
Zugleich aber, wenn man dich noͤthigen wil, hoͤher zu ſpielen, als du Luſt haſt, ſchlage es nicht altklug und ſpruchreich aus, durch Anfuͤh- rung der Thorheit, das auf das Spiel zu ſezen, was doch jeder ungern verlieren wuͤrde, gegen das, deſſen Gewinn er nicht noͤthig hat; ſondern weiche ſolchen Einladungen nur luſtig und kurz-
weilend
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0180"n="174"/>
Fremden alle Tage begegnet. Merke dir, daß<lb/>
du alle dieſe hoͤflichen Herrn, die auf den erſten<lb/>
Anblik ſolchen Geſchmak an dir finden, ſehr<lb/>
froſtig aufnehmen mußt, und ſorge dafuͤr, daß<lb/>
du allezeit vorher verſprochen ſeiſt, ſie moͤgen dir<lb/>
vorſchlagen, was ſie nur wollen.</p><lb/><p>Du kanſt aber auch zuweilen in ſehr großen<lb/>
und guten Geſelſchaften an verſchlagne Leute<lb/>
kommen, die großes Verlangen tragen, folglich<lb/>
auch ſicher ſind, dir dein Geld abzugewinnen,<lb/>ſo bald ſie dich nur zum Spielen bringen koͤnnen.<lb/>
Seze es daher als eine unveraͤnderliche Regel feſt,<lb/>
niemahls mit Mansleuten zu ſpielen, ſondern<lb/>
nur mit geſittetem Frauenzimmer, und zwar nie-<lb/>
drig, oder auch mit Mansperſonen und Frauen-<lb/>
zimmern vermiſcht.</p><lb/><p>Zugleich aber, wenn man dich noͤthigen wil,<lb/>
hoͤher zu ſpielen, als du Luſt haſt, ſchlage es<lb/>
nicht altklug und ſpruchreich aus, durch Anfuͤh-<lb/>
rung der Thorheit, das auf das Spiel zu ſezen,<lb/>
was doch jeder ungern verlieren wuͤrde, gegen<lb/>
das, deſſen Gewinn er nicht noͤthig hat; ſondern<lb/>
weiche ſolchen Einladungen nur luſtig und kurz-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">weilend</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[174/0180]
Fremden alle Tage begegnet. Merke dir, daß
du alle dieſe hoͤflichen Herrn, die auf den erſten
Anblik ſolchen Geſchmak an dir finden, ſehr
froſtig aufnehmen mußt, und ſorge dafuͤr, daß
du allezeit vorher verſprochen ſeiſt, ſie moͤgen dir
vorſchlagen, was ſie nur wollen.
Du kanſt aber auch zuweilen in ſehr großen
und guten Geſelſchaften an verſchlagne Leute
kommen, die großes Verlangen tragen, folglich
auch ſicher ſind, dir dein Geld abzugewinnen,
ſo bald ſie dich nur zum Spielen bringen koͤnnen.
Seze es daher als eine unveraͤnderliche Regel feſt,
niemahls mit Mansleuten zu ſpielen, ſondern
nur mit geſittetem Frauenzimmer, und zwar nie-
drig, oder auch mit Mansperſonen und Frauen-
zimmern vermiſcht.
Zugleich aber, wenn man dich noͤthigen wil,
hoͤher zu ſpielen, als du Luſt haſt, ſchlage es
nicht altklug und ſpruchreich aus, durch Anfuͤh-
rung der Thorheit, das auf das Spiel zu ſezen,
was doch jeder ungern verlieren wuͤrde, gegen
das, deſſen Gewinn er nicht noͤthig hat; ſondern
weiche ſolchen Einladungen nur luſtig und kurz-
weilend
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/180>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.