schaft einiger ziemlich wohlgekleideten Gauner, die mit den Titeln Marquis, Graf und Ritter beehrt werden. Das Frauenzimmer empfängt dich auf die höflichste, gefälligste Art. Wiewohl sie die Eingezogenheit liebt, und die große Welt scheut, bekent sie sich doch dem Herrn Marquis für ver- bunden, daß er ihr einen so unschäzbaren, unver- gleichlichen Bekanten, zugeführt hat, als dich. Ihre Besorgniß ist nur, wie sie dir die Zeit kürzen wil; denn in ihrem Hause gestattete sie niemahls, höher als um ein französisches Pfund zu spielen. Köntest du dir aber bis zum Abend- essen ein solches niedriges Spiel gefallen lassen, wohl gut!
Du sezest dich denn zu dem kleinen Spiele nieder. Deine gute Geselschaft sorgt dafür, dich funfzehn bis sechszehn französische Pfund gewinnen zu lassen, und nimt daher Gelegenheit, dein gutes Glük und dein geschiktes Spiel zu rühmen. Nunmehr erscheint das Abendessen; und ein Gutes ist es, weil man sich darauf ver- läßt, daß du dafür bezahlen solst. Die Mar- qutsin vertrit auf das artigste die Stelle der
Wirthin,
ſchaft einiger ziemlich wohlgekleideten Gauner, die mit den Titeln Marquis, Graf und Ritter beehrt werden. Das Frauenzimmer empfaͤngt dich auf die hoͤflichſte, gefaͤlligſte Art. Wiewohl ſie die Eingezogenheit liebt, und die große Welt ſcheut, bekent ſie ſich doch dem Herrn Marquis fuͤr ver- bunden, daß er ihr einen ſo unſchaͤzbaren, unver- gleichlichen Bekanten, zugefuͤhrt hat, als dich. Ihre Beſorgniß iſt nur, wie ſie dir die Zeit kuͤrzen wil; denn in ihrem Hauſe geſtattete ſie niemahls, hoͤher als um ein franzoͤſiſches Pfund zu ſpielen. Koͤnteſt du dir aber bis zum Abend- eſſen ein ſolches niedriges Spiel gefallen laſſen, wohl gut!
Du ſezeſt dich denn zu dem kleinen Spiele nieder. Deine gute Geſelſchaft ſorgt dafuͤr, dich funfzehn bis ſechszehn franzoͤſiſche Pfund gewinnen zu laſſen, und nimt daher Gelegenheit, dein gutes Gluͤk und dein geſchiktes Spiel zu ruͤhmen. Nunmehr erſcheint das Abendeſſen; und ein Gutes iſt es, weil man ſich darauf ver- laͤßt, daß du dafuͤr bezahlen ſolſt. Die Mar- qutſin vertrit auf das artigſte die Stelle der
Wirthin,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0178"n="172"/>ſchaft einiger ziemlich wohlgekleideten Gauner, die<lb/>
mit den Titeln Marquis, Graf und Ritter beehrt<lb/>
werden. Das Frauenzimmer empfaͤngt dich auf<lb/>
die hoͤflichſte, gefaͤlligſte Art. Wiewohl ſie die<lb/>
Eingezogenheit liebt, und die große Welt ſcheut,<lb/>
bekent ſie ſich doch dem Herrn Marquis fuͤr ver-<lb/>
bunden, daß er ihr einen ſo unſchaͤzbaren, unver-<lb/>
gleichlichen Bekanten, zugefuͤhrt hat, als dich.<lb/>
Ihre Beſorgniß iſt nur, wie ſie dir die Zeit<lb/>
kuͤrzen wil; denn in ihrem Hauſe geſtattete ſie<lb/>
niemahls, hoͤher als um ein franzoͤſiſches Pfund<lb/>
zu ſpielen. Koͤnteſt du dir aber bis zum Abend-<lb/>
eſſen ein ſolches niedriges Spiel gefallen laſſen,<lb/>
wohl gut!</p><lb/><p>Du ſezeſt dich denn zu dem kleinen Spiele<lb/>
nieder. Deine gute Geſelſchaft ſorgt dafuͤr,<lb/>
dich funfzehn bis ſechszehn franzoͤſiſche Pfund<lb/>
gewinnen zu laſſen, und nimt daher Gelegenheit,<lb/>
dein gutes Gluͤk und dein geſchiktes Spiel zu<lb/>
ruͤhmen. Nunmehr erſcheint das Abendeſſen;<lb/>
und ein Gutes iſt es, weil man ſich darauf ver-<lb/>
laͤßt, daß du dafuͤr bezahlen ſolſt. Die Mar-<lb/>
qutſin vertrit auf das artigſte die Stelle der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wirthin,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[172/0178]
ſchaft einiger ziemlich wohlgekleideten Gauner, die
mit den Titeln Marquis, Graf und Ritter beehrt
werden. Das Frauenzimmer empfaͤngt dich auf
die hoͤflichſte, gefaͤlligſte Art. Wiewohl ſie die
Eingezogenheit liebt, und die große Welt ſcheut,
bekent ſie ſich doch dem Herrn Marquis fuͤr ver-
bunden, daß er ihr einen ſo unſchaͤzbaren, unver-
gleichlichen Bekanten, zugefuͤhrt hat, als dich.
Ihre Beſorgniß iſt nur, wie ſie dir die Zeit
kuͤrzen wil; denn in ihrem Hauſe geſtattete ſie
niemahls, hoͤher als um ein franzoͤſiſches Pfund
zu ſpielen. Koͤnteſt du dir aber bis zum Abend-
eſſen ein ſolches niedriges Spiel gefallen laſſen,
wohl gut!
Du ſezeſt dich denn zu dem kleinen Spiele
nieder. Deine gute Geſelſchaft ſorgt dafuͤr,
dich funfzehn bis ſechszehn franzoͤſiſche Pfund
gewinnen zu laſſen, und nimt daher Gelegenheit,
dein gutes Gluͤk und dein geſchiktes Spiel zu
ruͤhmen. Nunmehr erſcheint das Abendeſſen;
und ein Gutes iſt es, weil man ſich darauf ver-
laͤßt, daß du dafuͤr bezahlen ſolſt. Die Mar-
qutſin vertrit auf das artigſte die Stelle der
Wirthin,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/178>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.