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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.

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und andre geschrieben haben, um den Ungrund,
die Ungereimtheit der Lehren vom unerlöschlichen
Erbrechte und vom unbedingten leidenden Gehor-
same darzuthun. Die einfältige, stolze Einbildung,
die man sich hier in den Kopf gesezt hat, ein Eng-
länder könte drei Franzosen aus dem Felde schlagen,
muntert gleichwohl einen Engländer auf, und hat
ihn zuweilen in den Stand gesezt, ihrer zween
wirklich zu schlagen.

Ein Franzose wagt munter sein Leben für
die Ehre des Königs. Woltest du den Ge-
genstand verrükken, den man ihn gelehrt hat vor
Augen zu haben, und ihm sagen, es gölte das
Beste des Vaterlandes
, so würd' er vermuth-
lich davon laufen.

Dergleichen grobe, an gewisse Oerter gebund-
ne, Vorurtheile haben über den großen Haufen
der Menschen die Oberhand, betrügen aber nicht
ausgebildete, unterrichtete und nachdenkende Se-
len. Hingegen gibt es eben so falsche, wenn gleich
nicht so offenbar ungereimte, Vorurtheile, die
Leute von höherem, ausgebildetem Verstande blos
darum hegen, weil sie sich nicht die nöthige Mühe

zum
K 4

und andre geſchrieben haben, um den Ungrund,
die Ungereimtheit der Lehren vom unerloͤſchlichen
Erbrechte und vom unbedingten leidenden Gehor-
ſame darzuthun. Die einfaͤltige, ſtolze Einbildung,
die man ſich hier in den Kopf geſezt hat, ein Eng-
laͤnder koͤnte drei Franzoſen aus dem Felde ſchlagen,
muntert gleichwohl einen Englaͤnder auf, und hat
ihn zuweilen in den Stand geſezt, ihrer zween
wirklich zu ſchlagen.

Ein Franzoſe wagt munter ſein Leben fuͤr
die Ehre des Koͤnigs. Wolteſt du den Ge-
genſtand verruͤkken, den man ihn gelehrt hat vor
Augen zu haben, und ihm ſagen, es goͤlte das
Beſte des Vaterlandes
, ſo wuͤrd’ er vermuth-
lich davon laufen.

Dergleichen grobe, an gewiſſe Oerter gebund-
ne, Vorurtheile haben uͤber den großen Haufen
der Menſchen die Oberhand, betruͤgen aber nicht
ausgebildete, unterrichtete und nachdenkende Se-
len. Hingegen gibt es eben ſo falſche, wenn gleich
nicht ſo offenbar ungereimte, Vorurtheile, die
Leute von hoͤherem, ausgebildetem Verſtande blos
darum hegen, weil ſie ſich nicht die noͤthige Muͤhe

zum
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[151/0157] und andre geſchrieben haben, um den Ungrund, die Ungereimtheit der Lehren vom unerloͤſchlichen Erbrechte und vom unbedingten leidenden Gehor- ſame darzuthun. Die einfaͤltige, ſtolze Einbildung, die man ſich hier in den Kopf geſezt hat, ein Eng- laͤnder koͤnte drei Franzoſen aus dem Felde ſchlagen, muntert gleichwohl einen Englaͤnder auf, und hat ihn zuweilen in den Stand geſezt, ihrer zween wirklich zu ſchlagen. Ein Franzoſe wagt munter ſein Leben fuͤr die Ehre des Koͤnigs. Wolteſt du den Ge- genſtand verruͤkken, den man ihn gelehrt hat vor Augen zu haben, und ihm ſagen, es goͤlte das Beſte des Vaterlandes, ſo wuͤrd’ er vermuth- lich davon laufen. Dergleichen grobe, an gewiſſe Oerter gebund- ne, Vorurtheile haben uͤber den großen Haufen der Menſchen die Oberhand, betruͤgen aber nicht ausgebildete, unterrichtete und nachdenkende Se- len. Hingegen gibt es eben ſo falſche, wenn gleich nicht ſo offenbar ungereimte, Vorurtheile, die Leute von hoͤherem, ausgebildetem Verſtande blos darum hegen, weil ſie ſich nicht die noͤthige Muͤhe zum K 4

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/157>, abgerufen am 12.12.2024.