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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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Hier hielt Theophron unvorsezlicher Weise
einige Minuten ein, und seine von Freude glän-
zenden Augen waren auf den Abendstern geheftet,
welcher so eben anfieng, am westlichen Himmel
hervor zu funkeln. Das stärkere Heben der ju-
gendlichen Brust und ein tieferer Athemzug be-
zeugten, daß Kleons Geist dem Geiste seines Va-
ters nachgeflogen war. Der gute Alte fuhr dar-
auf fort:

Das ist also der erste unmittelbare Vortheil,
den wir durch eine jede inbrünstige Erhebung un-
sers Herzens zu Gott erlangen, daß unsere Selen-
kräfte dadurch gestärkt und zu allen edlen und
großen Wirkungen unweit fähiger werden. Alle
Arbeiten des Geistes müssen alsdan weit besser
von statten gehen. Und wer den genauen Zu-
sammenhang der Kräfte unserer Sele und unsers
Leibes kent; wer da weiß, daß zu eben der Zeit,
und in eben dem Maaße, wie jene erhöht wer-
den, auch diese lebhafter zu wirken beginnen, dem
wird es nicht befremdend klingen, wenn ich hin-
zufüge, daß die jedesmalige Anrufung Gottes uns
auch sogar zu solchen Arbeiten tüchtiger macht,

welche

Hier hielt Theophron unvorſezlicher Weiſe
einige Minuten ein, und ſeine von Freude glaͤn-
zenden Augen waren auf den Abendſtern geheftet,
welcher ſo eben anfieng, am weſtlichen Himmel
hervor zu funkeln. Das ſtaͤrkere Heben der ju-
gendlichen Bruſt und ein tieferer Athemzug be-
zeugten, daß Kleons Geiſt dem Geiſte ſeines Va-
ters nachgeflogen war. Der gute Alte fuhr dar-
auf fort:

Das iſt alſo der erſte unmittelbare Vortheil,
den wir durch eine jede inbruͤnſtige Erhebung un-
ſers Herzens zu Gott erlangen, daß unſere Selen-
kraͤfte dadurch geſtaͤrkt und zu allen edlen und
großen Wirkungen unweit faͤhiger werden. Alle
Arbeiten des Geiſtes muͤſſen alsdan weit beſſer
von ſtatten gehen. Und wer den genauen Zu-
ſammenhang der Kraͤfte unſerer Sele und unſers
Leibes kent; wer da weiß, daß zu eben der Zeit,
und in eben dem Maaße, wie jene erhoͤht wer-
den, auch dieſe lebhafter zu wirken beginnen, dem
wird es nicht befremdend klingen, wenn ich hin-
zufuͤge, daß die jedesmalige Anrufung Gottes uns
auch ſogar zu ſolchen Arbeiten tuͤchtiger macht,

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[43/0073] Hier hielt Theophron unvorſezlicher Weiſe einige Minuten ein, und ſeine von Freude glaͤn- zenden Augen waren auf den Abendſtern geheftet, welcher ſo eben anfieng, am weſtlichen Himmel hervor zu funkeln. Das ſtaͤrkere Heben der ju- gendlichen Bruſt und ein tieferer Athemzug be- zeugten, daß Kleons Geiſt dem Geiſte ſeines Va- ters nachgeflogen war. Der gute Alte fuhr dar- auf fort: Das iſt alſo der erſte unmittelbare Vortheil, den wir durch eine jede inbruͤnſtige Erhebung un- ſers Herzens zu Gott erlangen, daß unſere Selen- kraͤfte dadurch geſtaͤrkt und zu allen edlen und großen Wirkungen unweit faͤhiger werden. Alle Arbeiten des Geiſtes muͤſſen alsdan weit beſſer von ſtatten gehen. Und wer den genauen Zu- ſammenhang der Kraͤfte unſerer Sele und unſers Leibes kent; wer da weiß, daß zu eben der Zeit, und in eben dem Maaße, wie jene erhoͤht wer- den, auch dieſe lebhafter zu wirken beginnen, dem wird es nicht befremdend klingen, wenn ich hin- zufuͤge, daß die jedesmalige Anrufung Gottes uns auch ſogar zu ſolchen Arbeiten tuͤchtiger macht, welche

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/73>, abgerufen am 28.11.2024.