Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.mit der reichsten Mannigfaltigkeit von Gärten, Mein guter Sohn, sagt' er, indem er sich selbst, A 3
mit der reichſten Mannigfaltigkeit von Gaͤrten, Mein guter Sohn, ſagt’ er, indem er ſich ſelbſt, A 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="5"/> mit der reichſten Mannigfaltigkeit von Gaͤrten,<lb/> Waͤldern, Wieſen, Aekkern, Fluͤſſen und Dorf-<lb/> ſchaften, vor ihnen ausgebreitet lag. Sie ſchwie-<lb/> gen eine gute Weile, indem jeder von ihnen ſich<lb/> ſeinen eigenen Empfindungen uͤberließ. Endlich<lb/> faßte <hi rendition="#fr">Theophron</hi> die Hand ſeines Sohns, druͤkte<lb/> ſie mit Innigkeit, und fuͤhlte auf der ſeinigen<lb/><hi rendition="#fr">Kleons</hi> Lippen mit einem warmen kindlichen<lb/> Kuſſe beben.</p><lb/> <p>Mein guter Sohn, ſagt’ er, indem er ſich<lb/> die Augen wiſchte, die Zeit iſt nun da, daß wir<lb/> uns trennen muͤſſen. Du wirſt die gefahrvolle<lb/> Wanderſchaft des Lebens allein antreten, ohne<lb/> fernerhin deinen vaͤterlichen Freund zum Gefaͤhrten<lb/> und Fuͤhrer zu haben. Aber mein Geiſt ſol mit<lb/> Liebe, Rath, und guten Seegenswuͤnſchen beſtaͤn-<lb/> dig bei dir ſein, wohin der Weg, den die Vor-<lb/> ſehung dir nun anweiſen wird, auch immer fuͤhren<lb/> mag. Und wan ich ſelbſt nicht mehr hier bin;<lb/> wan unſer gemeinſchaftlicher Vater dieſen meinen<lb/> unſterblichen Geiſt nach andern Gegenden ſeines<lb/> unermeßlichen Weltals abrufen wird: dan,<lb/> mein Sohn, dan iſt Er, unſer guter Schoͤpfer<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ſelbſt,</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0035]
mit der reichſten Mannigfaltigkeit von Gaͤrten,
Waͤldern, Wieſen, Aekkern, Fluͤſſen und Dorf-
ſchaften, vor ihnen ausgebreitet lag. Sie ſchwie-
gen eine gute Weile, indem jeder von ihnen ſich
ſeinen eigenen Empfindungen uͤberließ. Endlich
faßte Theophron die Hand ſeines Sohns, druͤkte
ſie mit Innigkeit, und fuͤhlte auf der ſeinigen
Kleons Lippen mit einem warmen kindlichen
Kuſſe beben.
Mein guter Sohn, ſagt’ er, indem er ſich
die Augen wiſchte, die Zeit iſt nun da, daß wir
uns trennen muͤſſen. Du wirſt die gefahrvolle
Wanderſchaft des Lebens allein antreten, ohne
fernerhin deinen vaͤterlichen Freund zum Gefaͤhrten
und Fuͤhrer zu haben. Aber mein Geiſt ſol mit
Liebe, Rath, und guten Seegenswuͤnſchen beſtaͤn-
dig bei dir ſein, wohin der Weg, den die Vor-
ſehung dir nun anweiſen wird, auch immer fuͤhren
mag. Und wan ich ſelbſt nicht mehr hier bin;
wan unſer gemeinſchaftlicher Vater dieſen meinen
unſterblichen Geiſt nach andern Gegenden ſeines
unermeßlichen Weltals abrufen wird: dan,
mein Sohn, dan iſt Er, unſer guter Schoͤpfer
ſelbſt,
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