Menschen, um die Einbildungskraft junger Selen zu beflekken, und ihnen ihr kostbar- stes, durch nichts zu ersezendes Kleinod, die Unschuld, zu rauben. Bewafne dich dagegen mit einem tiefen herzlichen Abscheu, da- mit deine Augen nie dabei verweilen, damit deine Sele nie dadurch besudelt werden möge!
7. Endlich, mein Sohn, laß dir nicht blos deine eigene, sondern auch die Un- schuld anderer Menschen, beständig heilig sein. Bedenke, was es auf sich habe, eine Quelle zu trüben, die, einmahl verunreiniget, in ihrem Ablauf immer unrein bleiben, und un- rein sich ins Meer der Ewigkeit ergießen wird! Wehe dem Ungeheuer, welches recht geflissentlich es darauf anzulegen, aber wehe auch dem Leicht- sinnigen, welcher durch verführerische Worte, Blikke, Gebehrden und Handlungen nur etwas
dazu
Menſchen, um die Einbildungskraft junger Selen zu beflekken, und ihnen ihr koſtbar- ſtes, durch nichts zu erſezendes Kleinod, die Unſchuld, zu rauben. Bewafne dich dagegen mit einem tiefen herzlichen Abſcheu, da- mit deine Augen nie dabei verweilen, damit deine Sele nie dadurch beſudelt werden moͤge!
7. Endlich, mein Sohn, laß dir nicht blos deine eigene, ſondern auch die Un- ſchuld anderer Menſchen, beſtaͤndig heilig ſein. Bedenke, was es auf ſich habe, eine Quelle zu truͤben, die, einmahl verunreiniget, in ihrem Ablauf immer unrein bleiben, und un- rein ſich ins Meer der Ewigkeit ergießen wird! Wehe dem Ungeheuer, welches recht gefliſſentlich es darauf anzulegen, aber wehe auch dem Leicht- ſinnigen, welcher durch verfuͤhreriſche Worte, Blikke, Gebehrden und Handlungen nur etwas
dazu
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Menſchen, um die Einbildungskraft junger
Selen zu beflekken, und ihnen ihr koſtbar-
ſtes, durch nichts zu erſezendes Kleinod,
die Unſchuld, zu rauben. Bewafne dich
dagegen mit einem tiefen herzlichen Abſcheu, da-
mit deine Augen nie dabei verweilen, damit deine
Sele nie dadurch beſudelt werden moͤge!
7. Endlich, mein Sohn, laß dir nicht
blos deine eigene, ſondern auch die Un-
ſchuld anderer Menſchen, beſtaͤndig heilig
ſein. Bedenke, was es auf ſich habe, eine
Quelle zu truͤben, die, einmahl verunreiniget,
in ihrem Ablauf immer unrein bleiben, und un-
rein ſich ins Meer der Ewigkeit ergießen wird!
Wehe dem Ungeheuer, welches recht gefliſſentlich
es darauf anzulegen, aber wehe auch dem Leicht-
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/298>, abgerufen am 25.11.2024.
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