recht geflissentlich darauf anzulegen, der Unschuld tausend verführerische Falstrikke zu legen, um sie ins Verderben zu ziehen. Ein solcher tief eingeprägter Abscheu kan allein dich retten, wan deine Vernunft erliegen würde; dieser wird sich aber deiner jungen Sele zuver- läßig einprägen, wenn du jezt auf meine Ver- sicherung glaubst, was du künftig an tausend un- glüklichen jungen Schlachtopfern der Wollust mit Augen sehen wirst, daß die lasterhafte Vertrau- lichkeit mit solchen Schandflekken der Mensch- heit für die Gesundheit des Leibes und der Sele gleich zerstörend ist, indem das ganze Nerven- sistem dadurch geschwächt und zerrüttet, ein in seinen Wirkungen schrekliches, und über kurz oder lang in die schändlichsten und verderblichsten Seuchen ausbrechendes Gift dem ganzen Körper mitgetheilt, jede aufblühende Kraft des Jüng- lings in ihrer Wurzel angefressen, sein Verstand
und
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recht gefliſſentlich darauf anzulegen, der Unſchuld tauſend verfuͤhreriſche Falſtrikke zu legen, um ſie ins Verderben zu ziehen. Ein ſolcher tief eingepraͤgter Abſcheu kan allein dich retten, wan deine Vernunft erliegen wuͤrde; dieſer wird ſich aber deiner jungen Sele zuver- laͤßig einpraͤgen, wenn du jezt auf meine Ver- ſicherung glaubſt, was du kuͤnftig an tauſend un- gluͤklichen jungen Schlachtopfern der Wolluſt mit Augen ſehen wirſt, daß die laſterhafte Vertrau- lichkeit mit ſolchen Schandflekken der Menſch- heit fuͤr die Geſundheit des Leibes und der Sele gleich zerſtoͤrend iſt, indem das ganze Nerven- ſiſtem dadurch geſchwaͤcht und zerruͤttet, ein in ſeinen Wirkungen ſchrekliches, und uͤber kurz oder lang in die ſchaͤndlichſten und verderblichſten Seuchen ausbrechendes Gift dem ganzen Koͤrper mitgetheilt, jede aufbluͤhende Kraft des Juͤng- lings in ihrer Wurzel angefreſſen, ſein Verſtand
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recht gefliſſentlich darauf anzulegen, der
Unſchuld tauſend verfuͤhreriſche Falſtrikke
zu legen, um ſie ins Verderben zu ziehen.
Ein ſolcher tief eingepraͤgter Abſcheu kan allein
dich retten, wan deine Vernunft erliegen wuͤrde;
dieſer wird ſich aber deiner jungen Sele zuver-
laͤßig einpraͤgen, wenn du jezt auf meine Ver-
ſicherung glaubſt, was du kuͤnftig an tauſend un-
gluͤklichen jungen Schlachtopfern der Wolluſt mit
Augen ſehen wirſt, daß die laſterhafte Vertrau-
lichkeit mit ſolchen Schandflekken der Menſch-
heit fuͤr die Geſundheit des Leibes und der Sele
gleich zerſtoͤrend iſt, indem das ganze Nerven-
ſiſtem dadurch geſchwaͤcht und zerruͤttet, ein in
ſeinen Wirkungen ſchrekliches, und uͤber kurz oder
lang in die ſchaͤndlichſten und verderblichſten
Seuchen ausbrechendes Gift dem ganzen Koͤrper
mitgetheilt, jede aufbluͤhende Kraft des Juͤng-
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/289>, abgerufen am 25.11.2024.
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