kan, schriftlich. Ueberdenke dabei mit aller Aufmerksamkeit und Uebersicht, deren du nur fähig bist, jeden möglichen Fal, wobei sich Mis- verständnisse und Irrungen ereignen könten, um ihnen vorzubauen. Die Menschen sind so geneigt, Verträge jeder Art hintennach zu ihrem Vortheile auszulegen, und entweder mehr zu fodern, als wir ihnen, oder weniger zu leisten, als sie uns versprochen haben, daß man die Behutsamkeit hierin nicht leicht zu weit treiben kan. Auch vergiß nicht, dir bei jeder Auszahlung die gehörigen Quitungen ausfertigen zu lassen. Diese verwahre sorgfältig, um am Ende eines jeden Jahrs ein besondres Bündel daraus zu machen, und sie als- dan -- nicht zu verbrennen, sondern in einem dazu bestimten Archive für immer aufzuheben. Diese Vorsicht hat mich mehr, als einmahl, vor beträchtlichem Schaden geschüzt.
Hast du die Wahl, dir einen Standort in der menschlichen Geselschaft auszusuchen: so wähle, rathe ich, den, auf dem du zu
einer
kan, ſchriftlich. Ueberdenke dabei mit aller Aufmerkſamkeit und Ueberſicht, deren du nur faͤhig biſt, jeden moͤglichen Fal, wobei ſich Mis- verſtaͤndniſſe und Irrungen ereignen koͤnten, um ihnen vorzubauen. Die Menſchen ſind ſo geneigt, Vertraͤge jeder Art hintennach zu ihrem Vortheile auszulegen, und entweder mehr zu fodern, als wir ihnen, oder weniger zu leiſten, als ſie uns verſprochen haben, daß man die Behutſamkeit hierin nicht leicht zu weit treiben kan. Auch vergiß nicht, dir bei jeder Auszahlung die gehoͤrigen Quitungen ausfertigen zu laſſen. Dieſe verwahre ſorgfaͤltig, um am Ende eines jeden Jahrs ein beſondres Buͤndel daraus zu machen, und ſie als- dan — nicht zu verbrennen, ſondern in einem dazu beſtimten Archive fuͤr immer aufzuheben. Dieſe Vorſicht hat mich mehr, als einmahl, vor betraͤchtlichem Schaden geſchuͤzt.
Haſt du die Wahl, dir einen Standort in der menſchlichen Geſelſchaft auszuſuchen: ſo waͤhle, rathe ich, den, auf dem du zu
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kan, ſchriftlich. Ueberdenke dabei mit aller
Aufmerkſamkeit und Ueberſicht, deren du nur
faͤhig biſt, jeden moͤglichen Fal, wobei ſich Mis-
verſtaͤndniſſe und Irrungen ereignen koͤnten, um
ihnen vorzubauen. Die Menſchen ſind ſo geneigt,
Vertraͤge jeder Art hintennach zu ihrem Vortheile
auszulegen, und entweder mehr zu fodern, als
wir ihnen, oder weniger zu leiſten, als ſie uns
verſprochen haben, daß man die Behutſamkeit
hierin nicht leicht zu weit treiben kan. Auch vergiß
nicht, dir bei jeder Auszahlung die gehoͤrigen
Quitungen ausfertigen zu laſſen. Dieſe verwahre
ſorgfaͤltig, um am Ende eines jeden Jahrs ein
beſondres Buͤndel daraus zu machen, und ſie als-
dan — nicht zu verbrennen, ſondern in einem
dazu beſtimten Archive fuͤr immer aufzuheben.
Dieſe Vorſicht hat mich mehr, als einmahl, vor
betraͤchtlichem Schaden geſchuͤzt.
Haſt du die Wahl, dir einen Standort
in der menſchlichen Geſelſchaft auszuſuchen:
ſo waͤhle, rathe ich, den, auf dem du zu
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/281>, abgerufen am 11.06.2024.
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